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Kennung: 5087

München, 14. April 1912 (Sonntag), Erschlossenes Korrespondenzstück

Autor*in

  • Goldschmied, Leonor

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

[Hinweis in Erich Mühsams Tagebuch vom 16.4.1912 in München (Tb Mühsam):]


Gesternam 15.4.1912, an dem Wedekind notierte: „RK mit [...] Mühsam“ [Tb]. abend [...] war merkwürdigerweise Herr Leonor GoldschmiedDer Schriftsteller Leonor Goldschmied, der inzwischen im Münchner Vorort Solln wohnte (Böcklinstraße 3) [vgl. Adreßbuch für München 1912, Teil I, S. 188], hatte vor Jahren gegen Erich Mühsam einen Beleidigungsprozess geführt und verloren, der am Rande auch Max Halbe [vgl. Max Halbe an Wedekind, 27.10.1906] und Wedekind [vgl. Wedekind an Max Halbe, 29.10.1908] tangiert hatte. Gegenstand der Unterhaltung. Die Polizei hat ihm die öffentliche Vorlesung seiner ‚Entweihung der Erde. Tragödie der Gewalt‘ verboten. Es soll unerhörter Mist sein. Goldschmied selbst ist – darüber sind alle Meinungen einig – ein unerträglicher, aufdringlicher, widerlicher Kerl, dem es darauf ankommt, überall für sich persönliche Ehren einzuheimsen und der mit seinem aufdringlichen Anliegen alle Leute belästigt. Der hat sich nun an eine Reihe von Leuten, darunter an Wedekind, gewandt und sie aufgefordert, einen Protest gegen das PolizeiverbotDer Protest gegen das Verbot einer öffentlichen Lesung von Leonor Goldschmieds Stück „Die Entweihung der Erde. Eine Tragödie der Gewalt in fünf Akten“ (1909) erschien am 19.4.1912 in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ (im Vorabendblatt einen Tag vordatiert) – unterschrieben von Michael Georg Conrad, Karl Ettlinger, Leonor Goldschmied, Korfiz Holm, Joseph August Lux, Georg Stollberg, Ludwig Thoma und Frank Wedekind [vgl. Ein neuer Protest gegen die Münchner Zensur. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 200, 20.4.1912, Vorabendblatt, S. 3]. Erich Mühsam notierte am 21.4.1912: „Zuerst wieder der Fall Leonor Goldschmied. Ich stellte Wedekind zur Rede, weil er [...] einen ganz unglaublichen, offenbar von der Wanze selbst verfaßten Aufruf unterschrieben hat. Ich behauptete, und außer Wedekind stimmte mir der ganze Tisch zu, Wedekind habe einen Protest gegen das Vorlesungsverbot unterschreiben dürfen, niemals aber eine Kundgebung für den Dichter Goldschmied.“ [Tb Mühsam] Der Protest fand durchaus Beachtung: „Das Verbot der öffentlichen Vorlesung der Tragödie ‚Die Entweihung der Erde‘ von Leonor Goldschmied zeitigte einen Protest münchener Schriftsteller gegen die dortige Zensur. [...] Unterzeichnet ist der Protest von [...] Frank Wedekind.“ [Das literarische Echo, Jg. 14, Heft 16, 15.5.1912, Sp. 1168] zu unterschreiben.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 0 Blatt, davon 0 Seiten beschrieben

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 14.4.1912 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum des nicht überlieferten Schreibens, einen Tag für den Postweg gerechnet. Wedekind dürfte das Schreiben in der Runde am 15.4.1912 – „RK mit [...] Mühsam“ [Tb] – erwähnt haben (wie Erich Mühsams Tagebucheintrag dazu bestätigt), nicht aber am 14.4.1912, an dem er Erich Mühsam ebenfalls getroffen hat [vgl. Tb]; insofern dürfte ihm das Schreiben da noch nicht vorgelegen haben.

  • Schreibort

    München
    14. April 1912 (Sonntag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Leonor Goldschmied an Frank Wedekind, 14.4.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.10.2024 10:42
Kennung: 5087

München, 14. April 1912 (Sonntag), Erschlossenes Korrespondenzstück

Autor*in

  • Goldschmied, Leonor

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

[Hinweis in Erich Mühsams Tagebuch vom 16.4.1912 in München (Tb Mühsam):]


Gesternam 15.4.1912, an dem Wedekind notierte: „RK mit [...] Mühsam“ [Tb]. abend [...] war merkwürdigerweise Herr Leonor GoldschmiedDer Schriftsteller Leonor Goldschmied, der inzwischen im Münchner Vorort Solln wohnte (Böcklinstraße 3) [vgl. Adreßbuch für München 1912, Teil I, S. 188], hatte vor Jahren gegen Erich Mühsam einen Beleidigungsprozess geführt und verloren, der am Rande auch Max Halbe [vgl. Max Halbe an Wedekind, 27.10.1906] und Wedekind [vgl. Wedekind an Max Halbe, 29.10.1908] tangiert hatte. Gegenstand der Unterhaltung. Die Polizei hat ihm die öffentliche Vorlesung seiner ‚Entweihung der Erde. Tragödie der Gewalt‘ verboten. Es soll unerhörter Mist sein. Goldschmied selbst ist – darüber sind alle Meinungen einig – ein unerträglicher, aufdringlicher, widerlicher Kerl, dem es darauf ankommt, überall für sich persönliche Ehren einzuheimsen und der mit seinem aufdringlichen Anliegen alle Leute belästigt. Der hat sich nun an eine Reihe von Leuten, darunter an Wedekind, gewandt und sie aufgefordert, einen Protest gegen das PolizeiverbotDer Protest gegen das Verbot einer öffentlichen Lesung von Leonor Goldschmieds Stück „Die Entweihung der Erde. Eine Tragödie der Gewalt in fünf Akten“ (1909) erschien am 19.4.1912 in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ (im Vorabendblatt einen Tag vordatiert) – unterschrieben von Michael Georg Conrad, Karl Ettlinger, Leonor Goldschmied, Korfiz Holm, Joseph August Lux, Georg Stollberg, Ludwig Thoma und Frank Wedekind [vgl. Ein neuer Protest gegen die Münchner Zensur. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 200, 20.4.1912, Vorabendblatt, S. 3]. Erich Mühsam notierte am 21.4.1912: „Zuerst wieder der Fall Leonor Goldschmied. Ich stellte Wedekind zur Rede, weil er [...] einen ganz unglaublichen, offenbar von der Wanze selbst verfaßten Aufruf unterschrieben hat. Ich behauptete, und außer Wedekind stimmte mir der ganze Tisch zu, Wedekind habe einen Protest gegen das Vorlesungsverbot unterschreiben dürfen, niemals aber eine Kundgebung für den Dichter Goldschmied.“ [Tb Mühsam] Der Protest fand durchaus Beachtung: „Das Verbot der öffentlichen Vorlesung der Tragödie ‚Die Entweihung der Erde‘ von Leonor Goldschmied zeitigte einen Protest münchener Schriftsteller gegen die dortige Zensur. [...] Unterzeichnet ist der Protest von [...] Frank Wedekind.“ [Das literarische Echo, Jg. 14, Heft 16, 15.5.1912, Sp. 1168] zu unterschreiben.

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Der 14.4.1912 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum des nicht überlieferten Schreibens, einen Tag für den Postweg gerechnet. Wedekind dürfte das Schreiben in der Runde am 15.4.1912 – „RK mit [...] Mühsam“ [Tb] – erwähnt haben (wie Erich Mühsams Tagebucheintrag dazu bestätigt), nicht aber am 14.4.1912, an dem er Erich Mühsam ebenfalls getroffen hat [vgl. Tb]; insofern dürfte ihm das Schreiben da noch nicht vorgelegen haben.

  • Schreibort

    München
    14. April 1912 (Sonntag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

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