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Kennung: 495

München, 3. November 1910 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Lieber, Gabriele von

Inhalt

Euer HochwohlgeborenGabriele von Lieber, Schriftstellerin in Grünwald bei München (Zeillerstraße 64) [vgl. Adreßbuch für München und Umgebung 1911, Teil I, S. 346], Mitherausgeberin und Verlegerin (siehe unten) sowie Chefredakteurin für den belletristischen Teil der Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1911, Teil II, Sp. 992].

wollen meinen allerergebensten Dank für das schöne Geschenk entgegennehmen, das Sie mir durch die Übersendung des ersten BandesHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Gabriele von Lieber an Wedekind, 2.11.1910. Wedekind hat ein Exemplar des ersten Halbjahrgangs der literarisch und kulturpolitisch ausgerichteten Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ (April bis Oktober 1910) erhalten; der 482 Seiten umfassende Band war hochwertig ausgestattet, wie die Ankündigung verrät: „In den nächsten Tagen erscheint der erste Halbjahrs-Band der ‚Frauen-Zukunft‘ [...]. In elegantem Pergamentband“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 221, 23.9.1910, S. 10946]. der „FrauenzukunftDie von Gabriele von Lieber, Meta Hammerschlag und Hanns Dorn herausgegebene Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ erschien im Frauenverlag, der seine Geschäftsstelle in Grünwald bei München hatte [vgl. Adreßbuch für München und Umgebung 1911, Teil III, S. 148]. Inhaberin war Gabriele von Lieber: „Unter der Firma ‚Frauenverlag München und Leipzig‘ ist in München von Gabriele v. Lieber ein Buchverlag begründet worden, der sich ausschließlich der Frauenfrage, der Frauenbewegung und der Frauenbelletristik widmen wird. Der Verlag soll das gesamte Gebiet der Frauenfrage im weitesten Sinne umfassen. Soweit es sich um nicht wissenschaftliche Veröffentlichungen handelt, sollen die verschiedene Organisationen der Frauenbewegung ohne jeden Unterschied der Ziele und Richtungen zu Worte kommen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 62, Nr. 557, 28.11.1909, S. 3] Der Eintrag des Verlags in das Münchner Handelsregister erfolgte am 22.2.1910 noch unter dem Namen, der dann zum Titel der Monatsschrift wurde: „Frauen-Zukunft G.m.b.H. in Grünwald. [...] Der Gesellschaftsvertrag ist am 19. Februar 1910 abgeschlossen. Gegenstand des Unternehmens ist die Erwerbung und die Herausgabe einer Zeitschrift unter dem Titel ‚Frauen-Zukunft‘. Stammkapital: 80000 M. Die Gesellschafterin Frau Gabriele Dorn, geb. von Lieber, Verlegerin in Grünwald, legt zum Annahmewerte von 20000 M die von ihr gegründete Zeitschrift ‚Frauen-Zukunft‘ nebst allen auf die Zeitschrift bezüglichen Rechten und Pflichten aus Verträgen, besonders das Recht auf Führung des Titels ‚Frauen- Zukunft‘ sowie die Rechte aus den Verträgen mit den Mitarbeitern und das dazu gehörige Inventar einschließlich des Propagandamaterials auf das Stammkapital ein. Geschäftsführerin: Gabriele Dorn, geb. von Lieber, Verlegerin in Grünwald. München, den 22. Februar 1910. (gez.) K. Amtsgericht München.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 47, 28.2.1910, S. 2583] Im ersten Heft heißt es programmatisch: „Die Frauen-Zukunft ist keine Zeitschrift der Frauenbewegung. Sie sieht und urteilt nicht vom Standpunkt der Frau allein, sondern auch vom Standpunkt des Mannes. Sie will ein Sammelpunkt sein für wissenschaftliche Arbeit und ein Kampfplatz für alle, die Neues und Eigenes über die Frau zu sagen haben. So wird sie letzten Endes mithelfen die Bewegung, die durch die Frauen der Gegenwart geht, auszurichten auf dauernde Werte. Die Herausgeber.“ [Frauen-Zukunft, Jg. 1, Heft 1, April 1910, S. 1]“ machen. Ich habe seit Beginn meiner Schriftstellerei kaum | ein Buch veröffentlichSchreibversehen, statt: veröffentlicht., in dem ich die f/F/rauenfrage völlig aus dem Auge gelassen hätte, da ich seit Jahren die Überzeugung hege, daß die Frauenbewegung die wirkungsvollste und aussichtsreichste Seite der ganzen sozialen Bewegung ist.

Empfangen Euer Hochwohlgeboren auch meinen besten Dank für Ihre liebenswürdige Aufforderung zur Mitarbei|terschaftWedekind ist in dem nicht überlieferten Schreiben (siehe oben) zur Mitarbeit an der „Frauen-Zukunft“ eingeladen worden, hat aber keinen Beitrag in der Monatsschrift veröffentlicht (anders als zum Beispiel seine Freunde Arthur Holitscher oder Eduard von Keyserling). an Ihrem Werk, der nur mein Mangel an starker Produktivität ein Hindernis sein könnte. Sollte ich etwas Geeignetes haben, dann werde ich Ihren/r/ freundlichen Einladung mit Vergnügen Folge leisten und es mir zur Ehre anrechnen, an Ihrem Werk mitarbeiten zu können.

Wollen Sie, hochgeehrte gnädige Frau, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegen nehmen.

Ihr ergebenster
Frank Wedekind


München 3.11.10.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    3. November 1910 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Grünwald
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Kantonsbibliothek Vadiana

Notkerstrasse 22
9000 St. Gallen
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Sammlung Robert Alther
Signatur des Dokuments:
VadSlg NL 202 : 81:50q
Kommentar:
Autografensammlung des St. Galler Apothekers Robert Mario Alther (1885-1964). 2003 an die Vadianische Sammlung der Kantonsbibliothek Vadiana übergeben.
Standort:
Kantonsbibliothek Vadiana (St. Gallen)

Danksagung

Wir danken der Kantonsbibliothek Vadiana für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Gabriele von Lieber, 3.11.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

05.09.2024 15:35
Kennung: 495

München, 3. November 1910 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Lieber, Gabriele von
 
 

Inhalt

Euer HochwohlgeborenGabriele von Lieber, Schriftstellerin in Grünwald bei München (Zeillerstraße 64) [vgl. Adreßbuch für München und Umgebung 1911, Teil I, S. 346], Mitherausgeberin und Verlegerin (siehe unten) sowie Chefredakteurin für den belletristischen Teil der Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1911, Teil II, Sp. 992].

wollen meinen allerergebensten Dank für das schöne Geschenk entgegennehmen, das Sie mir durch die Übersendung des ersten BandesHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Gabriele von Lieber an Wedekind, 2.11.1910. Wedekind hat ein Exemplar des ersten Halbjahrgangs der literarisch und kulturpolitisch ausgerichteten Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ (April bis Oktober 1910) erhalten; der 482 Seiten umfassende Band war hochwertig ausgestattet, wie die Ankündigung verrät: „In den nächsten Tagen erscheint der erste Halbjahrs-Band der ‚Frauen-Zukunft‘ [...]. In elegantem Pergamentband“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 221, 23.9.1910, S. 10946]. der „FrauenzukunftDie von Gabriele von Lieber, Meta Hammerschlag und Hanns Dorn herausgegebene Monatsschrift „Frauen-Zukunft“ erschien im Frauenverlag, der seine Geschäftsstelle in Grünwald bei München hatte [vgl. Adreßbuch für München und Umgebung 1911, Teil III, S. 148]. Inhaberin war Gabriele von Lieber: „Unter der Firma ‚Frauenverlag München und Leipzig‘ ist in München von Gabriele v. Lieber ein Buchverlag begründet worden, der sich ausschließlich der Frauenfrage, der Frauenbewegung und der Frauenbelletristik widmen wird. Der Verlag soll das gesamte Gebiet der Frauenfrage im weitesten Sinne umfassen. Soweit es sich um nicht wissenschaftliche Veröffentlichungen handelt, sollen die verschiedene Organisationen der Frauenbewegung ohne jeden Unterschied der Ziele und Richtungen zu Worte kommen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 62, Nr. 557, 28.11.1909, S. 3] Der Eintrag des Verlags in das Münchner Handelsregister erfolgte am 22.2.1910 noch unter dem Namen, der dann zum Titel der Monatsschrift wurde: „Frauen-Zukunft G.m.b.H. in Grünwald. [...] Der Gesellschaftsvertrag ist am 19. Februar 1910 abgeschlossen. Gegenstand des Unternehmens ist die Erwerbung und die Herausgabe einer Zeitschrift unter dem Titel ‚Frauen-Zukunft‘. Stammkapital: 80000 M. Die Gesellschafterin Frau Gabriele Dorn, geb. von Lieber, Verlegerin in Grünwald, legt zum Annahmewerte von 20000 M die von ihr gegründete Zeitschrift ‚Frauen-Zukunft‘ nebst allen auf die Zeitschrift bezüglichen Rechten und Pflichten aus Verträgen, besonders das Recht auf Führung des Titels ‚Frauen- Zukunft‘ sowie die Rechte aus den Verträgen mit den Mitarbeitern und das dazu gehörige Inventar einschließlich des Propagandamaterials auf das Stammkapital ein. Geschäftsführerin: Gabriele Dorn, geb. von Lieber, Verlegerin in Grünwald. München, den 22. Februar 1910. (gez.) K. Amtsgericht München.“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 77, Nr. 47, 28.2.1910, S. 2583] Im ersten Heft heißt es programmatisch: „Die Frauen-Zukunft ist keine Zeitschrift der Frauenbewegung. Sie sieht und urteilt nicht vom Standpunkt der Frau allein, sondern auch vom Standpunkt des Mannes. Sie will ein Sammelpunkt sein für wissenschaftliche Arbeit und ein Kampfplatz für alle, die Neues und Eigenes über die Frau zu sagen haben. So wird sie letzten Endes mithelfen die Bewegung, die durch die Frauen der Gegenwart geht, auszurichten auf dauernde Werte. Die Herausgeber.“ [Frauen-Zukunft, Jg. 1, Heft 1, April 1910, S. 1]“ machen. Ich habe seit Beginn meiner Schriftstellerei kaum | ein Buch veröffentlichSchreibversehen, statt: veröffentlicht., in dem ich die f/F/rauenfrage völlig aus dem Auge gelassen hätte, da ich seit Jahren die Überzeugung hege, daß die Frauenbewegung die wirkungsvollste und aussichtsreichste Seite der ganzen sozialen Bewegung ist.

Empfangen Euer Hochwohlgeboren auch meinen besten Dank für Ihre liebenswürdige Aufforderung zur Mitarbei|terschaftWedekind ist in dem nicht überlieferten Schreiben (siehe oben) zur Mitarbeit an der „Frauen-Zukunft“ eingeladen worden, hat aber keinen Beitrag in der Monatsschrift veröffentlicht (anders als zum Beispiel seine Freunde Arthur Holitscher oder Eduard von Keyserling). an Ihrem Werk, der nur mein Mangel an starker Produktivität ein Hindernis sein könnte. Sollte ich etwas Geeignetes haben, dann werde ich Ihren/r/ freundlichen Einladung mit Vergnügen Folge leisten und es mir zur Ehre anrechnen, an Ihrem Werk mitarbeiten zu können.

Wollen Sie, hochgeehrte gnädige Frau, den Ausdruck meiner größten Hochschätzung entgegen nehmen.

Ihr ergebenster
Frank Wedekind


München 3.11.10.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    3. November 1910 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Grünwald
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Kantonsbibliothek Vadiana

Notkerstrasse 22
9000 St. Gallen
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Sammlung Robert Alther
Signatur des Dokuments:
VadSlg NL 202 : 81:50q
Kommentar:
Autografensammlung des St. Galler Apothekers Robert Mario Alther (1885-1964). 2003 an die Vadianische Sammlung der Kantonsbibliothek Vadiana übergeben.
Standort:
Kantonsbibliothek Vadiana (St. Gallen)

Danksagung

Wir danken der Kantonsbibliothek Vadiana für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Gabriele von Lieber, 3.11.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

05.09.2024 15:35