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Kennung: 4943

Dresden, 22. November 1897 (Montag), Briefkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Emilie

Inhalt

DRESDEN, ELISENSTR. 3boffenbar Frank Wedekinds Adresse, wobei für das Haus Elisenstraße 3b in der Dresdner Johannstadt lediglich der Eigentümer (der Fabrikbesitzer Ernst Christian Teichert) verzeichnet ist [vgl. Adreßbuch für Dresden 1898, Teil II, S. 97]; seine Schwester Erika Wedekind, Hofopernsängerin in Dresden, war wie ihre Mutter Emilie Wedekind in der Struvestraße 34 (3. Stock) gemeldet [vgl. Adreßbuch für Dresden 1898, Teil I, S. 618]..


Liebe Mama, verzeih, daß ich Dir auf Deine ungemein liebe Einladungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 21.11.1897. hier auf dieser Carte antworte. Ich würde gerne einen Brief schreiben und werde es auch thun. Dies ist nur auf Abschlag. Also, so schön ich mir den Aufenthalt in Lenzburg ausmale, ich kann mich jetzt, mitten in der Saison nicht gut vom Schauplatz entfernen. Ich gefährde dadurch meinen Sommeraufenthalt, | für den ich jetzt im Winter arbeiten muß. Mieze ist auf einen Tag nach Kassel gefahren zu einem ConcertErika Wedekinds Gastauftritt in Kassel ist nicht ermittelt; sie war bereits in den zurückliegenden Tagen viel auf Gastspielreisen – so gastierte sie am 8. und 9.11.1897 am Großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe [vgl. Karlsruher Zeitung, Nr. 490, 7.11.1897, Beilage, S. (2)], am 10.11.1897 in Hannover [vgl. Hannoverscher Courier, Jg. 44, Nr. 21020, 10.11.1897, Morgen-Ausgabe, 2. Blatt, S. 5] und vom 16. bis 21.11.1897 in Stuttgart [vgl. Neues Tagblatt, Jg. 54, Nr. 267, 15.11.1897, S. 8; Schwäbischer Merkur, Nr. 271, 19.11.1897. Mittagsblatt, S. 2177; Filder-Bote, Jg. 26, Nr. 265, 22.11.1897, S. 1108].. Mit meiner Lunge steht es unberufen gut obschon hier ganz mörderliche Winde wehen. In einigen Tagen werde ich in Theaterangelegenheiten nach Leipzig gehenFrank Wedekinds fuhr zu einer Lesung auf dem I. Gesellschafts-Abend der Literarischen Gesellschaft in Leipzig [vgl. Leipziger Volkszeitung, Jg. 4, Nr. 237, 25.11.1897, S. (4)], die für 20 Uhr angekündigt war: „In der Litterarischen Gesellschaft, deren erster Gesellschafts-Abend [...] heute Freitag pünktlich 8 Uhr im oberen Saale des Hotel de Pologne stattfindet, wird nach dem Vortrage von Georg Fuchs ‚über den neuen Stil in der angewandten Kunst‘ Frank Wedekind eigene Dichtungen lesen. Als echter Vertreter des zu wirklicher Kunsthöhe erhobenen Variété-Stiles wirkt er am packendsten da, wo die Tragik sich mit der Lächerlichkeit verbindet und die tiefsten menschlichen Räthsel wie Vexir-Fragen erscheinen. Man darf Frank Wedekind als eine der complicirtesten und radikalsten Erscheinungen unserer jüngsten Literatur-Epoche bezeichnen. – Zum Besuche des Gesellschafts-Abends ist der Beitritt als Mitglied der Litterarischen Gesellschaft erforderlich.“ [Leipziger Tageblatt, Jg. 91, Nr. 603, 26.11.1897, Morgen-Ausgabe, S. 8691] Angekündigt war auch das Leseprogramm: „Im zweiten Theile des Abends wird der Dichter Frank Wedekind Scenen der Kinder-Tragödie ‚Frühlings-Erwachen‘, sowie Einiges aus seiner grotesk-komischen Lyrik recitiren.“ [Leipziger Tageblatt, Jg. 91, Nr. 599, 24.11.1897, Morgen-Ausgabe, S. 8636] und dann zurück nach MünchenWedekind fuhr nicht zurück nach München, sondern blieb für längere Zeit in Leipzig, wo Carl Heine, Schatzmeister und artistischer Direktor der Literarischen Gesellschaft [vgl. Leipziger Adreß-Buch für 1898, Teil II, S. 220], ihn „als Sekretär, Schauspieler und Regisseur für sein neu zu gründendes Ibsen-Theater“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 185] engagierte.. Mit meinenSchreibversehen, statt: meinem. aufrichtigsten Dank für Deine Liebe sende ich Dir 1000 Grüße an Dich und Mati.

Dein Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11,5 x 9 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 22.11.1897 ist als Ankerdatum gesetzt – das früheste mögliche Schreibdatum dem Inhalt der Briefkarte zufolge: Erika Wedekinds Gastspielreisen (siehe Erläuterungen) in Verbindung mit der Ankündigung, Frank Wedekind werde in „einigen Tagen [...] nach Leipzig gehen“, die sich auf seine Lesung am 26.11.1897 bei der Literarischen Gesellschaft in Leipzig bezieht, wobei eine detaillierte „Verständigung gelegentlich des Vortragsabends“ [Wedekind an Kurt Martens, 15.11.1897] bereits stattgefunden hatte.

  • Schreibort

    Dresden
    22. November 1897 (Montag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Dresden
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel mit den Eltern 1868‒1915. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2021
Seitenangabe:
299
Briefnummer:
144
Kommentar:
Im Erstdruck ist die Briefkarte auf den Zeitraum zwischen dem 4. und 26.11.1897 datiert.
Status:
Ermittelt (sicher)

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 191
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 22.11.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

29.11.2023 15:03
Kennung: 4943

Dresden, 22. November 1897 (Montag), Briefkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Emilie
 
 

Inhalt

DRESDEN, ELISENSTR. 3boffenbar Frank Wedekinds Adresse, wobei für das Haus Elisenstraße 3b in der Dresdner Johannstadt lediglich der Eigentümer (der Fabrikbesitzer Ernst Christian Teichert) verzeichnet ist [vgl. Adreßbuch für Dresden 1898, Teil II, S. 97]; seine Schwester Erika Wedekind, Hofopernsängerin in Dresden, war wie ihre Mutter Emilie Wedekind in der Struvestraße 34 (3. Stock) gemeldet [vgl. Adreßbuch für Dresden 1898, Teil I, S. 618]..


Liebe Mama, verzeih, daß ich Dir auf Deine ungemein liebe Einladungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emilie Wedekind an Frank Wedekind, 21.11.1897. hier auf dieser Carte antworte. Ich würde gerne einen Brief schreiben und werde es auch thun. Dies ist nur auf Abschlag. Also, so schön ich mir den Aufenthalt in Lenzburg ausmale, ich kann mich jetzt, mitten in der Saison nicht gut vom Schauplatz entfernen. Ich gefährde dadurch meinen Sommeraufenthalt, | für den ich jetzt im Winter arbeiten muß. Mieze ist auf einen Tag nach Kassel gefahren zu einem ConcertErika Wedekinds Gastauftritt in Kassel ist nicht ermittelt; sie war bereits in den zurückliegenden Tagen viel auf Gastspielreisen – so gastierte sie am 8. und 9.11.1897 am Großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe [vgl. Karlsruher Zeitung, Nr. 490, 7.11.1897, Beilage, S. (2)], am 10.11.1897 in Hannover [vgl. Hannoverscher Courier, Jg. 44, Nr. 21020, 10.11.1897, Morgen-Ausgabe, 2. Blatt, S. 5] und vom 16. bis 21.11.1897 in Stuttgart [vgl. Neues Tagblatt, Jg. 54, Nr. 267, 15.11.1897, S. 8; Schwäbischer Merkur, Nr. 271, 19.11.1897. Mittagsblatt, S. 2177; Filder-Bote, Jg. 26, Nr. 265, 22.11.1897, S. 1108].. Mit meiner Lunge steht es unberufen gut obschon hier ganz mörderliche Winde wehen. In einigen Tagen werde ich in Theaterangelegenheiten nach Leipzig gehenFrank Wedekinds fuhr zu einer Lesung auf dem I. Gesellschafts-Abend der Literarischen Gesellschaft in Leipzig [vgl. Leipziger Volkszeitung, Jg. 4, Nr. 237, 25.11.1897, S. (4)], die für 20 Uhr angekündigt war: „In der Litterarischen Gesellschaft, deren erster Gesellschafts-Abend [...] heute Freitag pünktlich 8 Uhr im oberen Saale des Hotel de Pologne stattfindet, wird nach dem Vortrage von Georg Fuchs ‚über den neuen Stil in der angewandten Kunst‘ Frank Wedekind eigene Dichtungen lesen. Als echter Vertreter des zu wirklicher Kunsthöhe erhobenen Variété-Stiles wirkt er am packendsten da, wo die Tragik sich mit der Lächerlichkeit verbindet und die tiefsten menschlichen Räthsel wie Vexir-Fragen erscheinen. Man darf Frank Wedekind als eine der complicirtesten und radikalsten Erscheinungen unserer jüngsten Literatur-Epoche bezeichnen. – Zum Besuche des Gesellschafts-Abends ist der Beitritt als Mitglied der Litterarischen Gesellschaft erforderlich.“ [Leipziger Tageblatt, Jg. 91, Nr. 603, 26.11.1897, Morgen-Ausgabe, S. 8691] Angekündigt war auch das Leseprogramm: „Im zweiten Theile des Abends wird der Dichter Frank Wedekind Scenen der Kinder-Tragödie ‚Frühlings-Erwachen‘, sowie Einiges aus seiner grotesk-komischen Lyrik recitiren.“ [Leipziger Tageblatt, Jg. 91, Nr. 599, 24.11.1897, Morgen-Ausgabe, S. 8636] und dann zurück nach MünchenWedekind fuhr nicht zurück nach München, sondern blieb für längere Zeit in Leipzig, wo Carl Heine, Schatzmeister und artistischer Direktor der Literarischen Gesellschaft [vgl. Leipziger Adreß-Buch für 1898, Teil II, S. 220], ihn „als Sekretär, Schauspieler und Regisseur für sein neu zu gründendes Ibsen-Theater“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 185] engagierte.. Mit meinenSchreibversehen, statt: meinem. aufrichtigsten Dank für Deine Liebe sende ich Dir 1000 Grüße an Dich und Mati.

Dein Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11,5 x 9 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 22.11.1897 ist als Ankerdatum gesetzt – das früheste mögliche Schreibdatum dem Inhalt der Briefkarte zufolge: Erika Wedekinds Gastspielreisen (siehe Erläuterungen) in Verbindung mit der Ankündigung, Frank Wedekind werde in „einigen Tagen [...] nach Leipzig gehen“, die sich auf seine Lesung am 26.11.1897 bei der Literarischen Gesellschaft in Leipzig bezieht, wobei eine detaillierte „Verständigung gelegentlich des Vortragsabends“ [Wedekind an Kurt Martens, 15.11.1897] bereits stattgefunden hatte.

  • Schreibort

    Dresden
    22. November 1897 (Montag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Dresden
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel mit den Eltern 1868‒1915. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2021
Seitenangabe:
299
Briefnummer:
144
Kommentar:
Im Erstdruck ist die Briefkarte auf den Zeitraum zwischen dem 4. und 26.11.1897 datiert.
Status:
Ermittelt (sicher)

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 191
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 22.11.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

29.11.2023 15:03