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Kennung: 4902

München, 20. Oktober 1908 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Faktor, Emil

Inhalt

Sehr verehrter Herr DoctorDr. jur. Emil Faktor schrieb seit 1899 bis zu seiner Übersiedlung von Prag nach Berlin im Spätsommer 1908, wo er zunächst im Hotel Habsburger Hof und dann in Charlottenburg in der Bleitreustraße 1 wohnte [vgl. Täubert 1994, S. 30], vor allem als Theaterkritiker für die deutschsprachige Prager Tageszeitung „Bohemia“ (siehe unten).!

Sie thun mir maßlos viel Ehre an und bringen mir großes WohlwollenEmil Faktor, der Max Reinhardts Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ mit Wedekind in der Rolle des vermummten Herrn bereits Ende 1906 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin gesehen hat [vgl. Täubert 1994, S. 22f.], hat die Kindertragödie bei Wedekinds Gastspiel am Deutschen Volkstheater in Prag (siehe unten) ausgesprochen wohlwollend rezensiert. Er kam eingangs auf die Zensur zu sprechen – „Das Säbelrasseln der unberufenen Richter wurde somit die wirksamste Fürsprache für das Daseinsrecht der Wedekindschen Tragödie“ – und bekannte gegen Ende, „daß mir die von Seltsamkeiten umschauerte Skizzenreihe diesmal einen tieferen Eindruck hinterlassen hat, als beim ersten Anhören. […] Von besonderem Interesse ist die Mitwirkung des Dichters Wedekind, der in der Maske des vermummten Herrn auftritt. Er spielt sich selber und man darf ihm gern glauben, daß er bei dieser Aufgabe nicht fehlgreift, sowenig er dabei auch – spielt.“ [Emil Faktor: „Frühlings Erwachen“. Eine Kindertragödie von Frank Wedekind (Gastspiel des Reinhardt-Ensembles.). In: Bohemia, Jg. 80, Nr. 177, 29.6.1907, S. 2-4)] entgegen. Ich denke noch mit Vergnügen unseres Abends in PragWedekind war dem Tagebuch zufolge vom 28.6.1907 („Fahrt nach Prag“) bis 1.7.1907 („Rückfahrt nach Berlin“) in Prag, wo er an drei Abenden im Rahmen des Ensemblegastspiels des Berliner Deutschen Theaters als vermummter Herr in „Frühlings Erwachen“ am Prager Deutschen Volkstheater auftrat; eine Begegnung mit Emil Faktor ist zwar nicht notiert, es dürfte sich bei dem Abend aber, da Emil Faktor für die „Bohemia“ schrieb (siehe oben), um den 28.6.1907 gehandelt haben, als Wedekind nach der Vorstellung mit Felix Adler, Musikkritiker der „Bohemia“, und dem „Bohemia“-Redakteur Richard Rosenheim – „Abends mit Felix Adler und Herrn Rosenheim“ [Tb] – in einem Weinlokal saß. und bedaure nur daß ich damals durch den AufenthaltWedekind wohnte seinerzeit noch in Berlin. in Berlin so entsetzlich enerviertentnervt. war.

Auf Wiedersehn vielleicht in München und beste Grüße
Ihr
Frank Wedekind.


Prinzregentenstraße 50 München.

10/20/.10.8.


[Kuvert:]


Herrn Dr. Emil Faktor
p.a. Tit. Feuilleton-RedactionKarl Friedrich Nowak war seinerzeit als verantwortlich für die Redaktion des „Leipziger Tageblatt“ ausgewiesen (in den einzelnen Ausgaben jeweils als K. F. Nowak). Emil Faktor hatte 1907 noch in Prag mit dem „ihm kollegial verbundenen Karl Friedrich Nowak“ über den möglicherweise für ihn in Frage kommenden „Posten der Feuilleton-Redaktion“ [Täubert 1994, S. 23] korrespondiert. des
Leipziger Tageblattes
Leipzig. |


Bitte um gefällige Zusendung.

FrWedekind

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 12,5 x 19,5 cm. Kuvert. 10,5 x 8,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben. Kuvert im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Das Kuvert ist mit einer aufgeklebten Briefmarke von 10 Pfennig frankiert. Bei der Adresse ist der Empfangsort von fremder Hand mit Tinte gestrichen und durch „Berlin-Charlottenburg Bleibtreustr. 1“ ersetzt. Die Rückseite des Kuverts enthält diverse Bleistiftnotizen von fremder Hand (nicht entziffert).

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel München: „7 – 8 Nm.“ (= 19 bis 20 Uhr). Uhrzeit im Zwischenstempel Leipzig (ohne Ort): „6 – 7 V.“ (= 6 bis 7 Uhr). Dem Postzustellvermerk auf dem Kuvert zufolge wurde der Brief von Leipzig nach Charlottenburg weitergeleitet.

Informationen zum Standort

Privatbesitz

Danksagung

Wir danken für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Emil Faktor, 20.10.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.11.2023 14:54
Kennung: 4902

München, 20. Oktober 1908 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Faktor, Emil
 
 

Inhalt

Sehr verehrter Herr DoctorDr. jur. Emil Faktor schrieb seit 1899 bis zu seiner Übersiedlung von Prag nach Berlin im Spätsommer 1908, wo er zunächst im Hotel Habsburger Hof und dann in Charlottenburg in der Bleitreustraße 1 wohnte [vgl. Täubert 1994, S. 30], vor allem als Theaterkritiker für die deutschsprachige Prager Tageszeitung „Bohemia“ (siehe unten).!

Sie thun mir maßlos viel Ehre an und bringen mir großes WohlwollenEmil Faktor, der Max Reinhardts Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ mit Wedekind in der Rolle des vermummten Herrn bereits Ende 1906 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin gesehen hat [vgl. Täubert 1994, S. 22f.], hat die Kindertragödie bei Wedekinds Gastspiel am Deutschen Volkstheater in Prag (siehe unten) ausgesprochen wohlwollend rezensiert. Er kam eingangs auf die Zensur zu sprechen – „Das Säbelrasseln der unberufenen Richter wurde somit die wirksamste Fürsprache für das Daseinsrecht der Wedekindschen Tragödie“ – und bekannte gegen Ende, „daß mir die von Seltsamkeiten umschauerte Skizzenreihe diesmal einen tieferen Eindruck hinterlassen hat, als beim ersten Anhören. […] Von besonderem Interesse ist die Mitwirkung des Dichters Wedekind, der in der Maske des vermummten Herrn auftritt. Er spielt sich selber und man darf ihm gern glauben, daß er bei dieser Aufgabe nicht fehlgreift, sowenig er dabei auch – spielt.“ [Emil Faktor: „Frühlings Erwachen“. Eine Kindertragödie von Frank Wedekind (Gastspiel des Reinhardt-Ensembles.). In: Bohemia, Jg. 80, Nr. 177, 29.6.1907, S. 2-4)] entgegen. Ich denke noch mit Vergnügen unseres Abends in PragWedekind war dem Tagebuch zufolge vom 28.6.1907 („Fahrt nach Prag“) bis 1.7.1907 („Rückfahrt nach Berlin“) in Prag, wo er an drei Abenden im Rahmen des Ensemblegastspiels des Berliner Deutschen Theaters als vermummter Herr in „Frühlings Erwachen“ am Prager Deutschen Volkstheater auftrat; eine Begegnung mit Emil Faktor ist zwar nicht notiert, es dürfte sich bei dem Abend aber, da Emil Faktor für die „Bohemia“ schrieb (siehe oben), um den 28.6.1907 gehandelt haben, als Wedekind nach der Vorstellung mit Felix Adler, Musikkritiker der „Bohemia“, und dem „Bohemia“-Redakteur Richard Rosenheim – „Abends mit Felix Adler und Herrn Rosenheim“ [Tb] – in einem Weinlokal saß. und bedaure nur daß ich damals durch den AufenthaltWedekind wohnte seinerzeit noch in Berlin. in Berlin so entsetzlich enerviertentnervt. war.

Auf Wiedersehn vielleicht in München und beste Grüße
Ihr
Frank Wedekind.


Prinzregentenstraße 50 München.

10/20/.10.8.


[Kuvert:]


Herrn Dr. Emil Faktor
p.a. Tit. Feuilleton-RedactionKarl Friedrich Nowak war seinerzeit als verantwortlich für die Redaktion des „Leipziger Tageblatt“ ausgewiesen (in den einzelnen Ausgaben jeweils als K. F. Nowak). Emil Faktor hatte 1907 noch in Prag mit dem „ihm kollegial verbundenen Karl Friedrich Nowak“ über den möglicherweise für ihn in Frage kommenden „Posten der Feuilleton-Redaktion“ [Täubert 1994, S. 23] korrespondiert. des
Leipziger Tageblattes
Leipzig. |


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FrWedekind

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Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 12,5 x 19,5 cm. Kuvert. 10,5 x 8,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben. Kuvert im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Das Kuvert ist mit einer aufgeklebten Briefmarke von 10 Pfennig frankiert. Bei der Adresse ist der Empfangsort von fremder Hand mit Tinte gestrichen und durch „Berlin-Charlottenburg Bleibtreustr. 1“ ersetzt. Die Rückseite des Kuverts enthält diverse Bleistiftnotizen von fremder Hand (nicht entziffert).

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel München: „7 – 8 Nm.“ (= 19 bis 20 Uhr). Uhrzeit im Zwischenstempel Leipzig (ohne Ort): „6 – 7 V.“ (= 6 bis 7 Uhr). Dem Postzustellvermerk auf dem Kuvert zufolge wurde der Brief von Leipzig nach Charlottenburg weitergeleitet.

Informationen zum Standort

Privatbesitz

Danksagung

Wir danken für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Emil Faktor, 20.10.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.11.2023 14:54