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Kennung: 4809

München, 4. April 1902 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Theaterdirektoren, (Gruppe)
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr DirectorWedekind schrieb nicht an einen bestimmten Theaterdirektor, sondern einen Rundbrief an mehrere Direktoren, den er Ludwig Thoma, der „zusammen mit Reinhold Geheeb, Korfiz Holm und Georg Mischeck eine Kollektivprokura“ [Pöllinger 1993, S. 742] des Albert Langen Verlags besaß, übergeben haben dürfte. In der internen Verlagskorrespondenz ist von „Wedekinds Rundschreiben [...] an die Theaterdirektoren“ [Albert Langen an Ludwig Thoma, 23.4.1902; Pöllinger 1993, S. 333] die Rede; befürchtet wurde, dass „Wedekind [...] bei allen [...] Bühnen die Beschwerde herumreicht“ [Ludwig Thoma an Albert Langen, 22.4.1902; Pöllinger 1993, S. 333]; man hoffte, „daß das Rundschreiben an die Theaterdir. unterbleibt – dasselbe ist noch an niemanden geschickt“ [Ludwig Thoma an Albert Langen, 2.5.1902; Pöllinger 1993, S. 334f.]. Dass Wedekind das „Rundschreiben drucken“ ließ, „um es an die wichtigsten deutschen Bühnen zu versenden“ [Pöllinger 1993, S. 742], ist nur durch Artur Kutscher bezeugt (ein gedruckter Brief ist nicht überliefert), der irrtümlich annahm, es sei versandt worden: Wedekind „sandte [...] im April 02 an die wichtigsten deutschen Theater eine gedruckte Kundgebung, in welcher er protestierte gegen die verständnislose und nachlässige Geschäftsführung und erklärte, er halte sich geschäftlich nicht mehr für gebunden und werde jeden mit A. Langens Bühnenvertrieb über eines seiner Stücke abgeschlossenen Vertrag gerichtlich beanstanden.“ [Kutscher 2, S. 112] Der von Wedekind und Ludwig Thoma am 2.5.1902 unterschriebene Vertrag belegt, dass der Rundbrief nicht versandt wurde: „Herr Wedekind erklärt, seine Beschwerden gegen den Bühnenvertrieb Albert Langen gegenüber keinem der Bühnenleiter aussprechen zu wollen, und nimmt insbesondere Abstand von der Versendung eines bereits verfaßten Cirkulars.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3]

Darf ich Sie höflichst ersuchen mit Herrn„mit Herrn Arthur von Langen, Berlin, Königgrätzerstraße 19“ durch die vorangestellte Ziffer „I“ an diese Stelle vorgezogen. Arthur von LangenAlbert Langen hatte den mit ihm nicht verwandten Arthur Langen (der Adelstitel, den er teils benutzte, teils nicht benutze, war ihm aberkannt worden) in Berlin für „den Bühnenvertrieb“ seines Verlags „im März 1901“ als „Theateragent [...] übernommen“ [Abret 2005, S. 29]., Berlin, Königgrätzerstraße 19Adresse des Bühnenverlags Albert Langen in Berlin (Königgrätzerstraße 19): „Albert Langen Verlag u. Vertrieb dramatischer Werke“ [Berliner Adreßbuch 1902, Teil I, S. 951], während der eigentliche Albert Langen Verlag für Literatur und Kunst seinen Sitz weiterhin in München (Kaulbachstraße 91) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1902, Teil I, S. 353] hatte. Arthur Langen war als Beamter in Berlin, der nur inoffiziell für den Bühnenvertrieb des Albert Langen Verlags tätig war, als Arthur von Langen unter einer anderen Adresse verzeichnet (Zwinglistraße 14) [vgl. Berliner Adreßbuch 1902, Teil I, S. 951]. über keine„über keine meiner dramatischen Arbeiten“ durch die vorangestellte Ziffer „II“ an diese Stelle umgestellt. meiner dramatischen Arbeiten mehrvorangestellt die Ziffer „III“, um den Anschluss an die mit „II“ gekennzeichnete Passage deutlich zu machen. irgend welchen Vertrag abschließen zu wollen

Ich bin mit Herrn Arthur von Langen keinerlei geschäftliche Verbindlichkeiten eingegangen und mußte gegen jedes mit ihm persönlich getroffenes Abkommen gerichtlich protestieren.; und Als Vertreter der Firma Albert Langen Verlag in München kommt Herr Arthur v. Langen in Berlin für mich deshalb für mich nicht in Betracht weil Reklamationen wegen über verständnisloser und nachlässiger Geschäftsführung, die Ihnen und mir auf die Dauer zum größten Nachtheil gereicht bei dem Chef dieser/der/ Firma, Herrn Albert Langen, Paris Rue de la Pompe 187 vollkommen nicht nur erfolg|los, ja sogar sondern vollkommen unbeantwortetAlbert Langen hat Wedekinds letzte Briefe offenbar nicht beantwortet; die Korrespondenz des Autors in seinen Verlagsangelegenheiten lief über die Verlagsmitarbeiter in München. Der in Berlin für den Bühnenvertrieb zuständige Mitarbeiter Arthur Langen hat Wedekinds Briefe nur unzureichend beantwortet, wie Ludwig Thoma am 22.4.1902 an Albert Langen berichtete: „Wedekind wies mir folgendes nach: Er hat im Dezember 2mal bei Arthur Langen um Mitteilung der kontraktlichen Aufführungstermine für Hannover und Stuttg. nachgesucht. Am 7.I.1902 schrieb Arthur, er sei mit Arbeit am Jahresschluß überhäuft; er werde ihm die Termine mitteilen. [...] Bis jetzt hat Arthur Langen Wedekind keine Mitteilung über die Termine gemacht.“ [Pöllinger 1993, S. 332] bleiben. Gegenüber Herr Albert Langen in Paris (Albert Langen Bühnenvertrieb) dem Decernenten der Firma mit dem ich Vertrag über den VertriebDer Albert Langen Verlag hatte Artur Kutscher zufolge vom Berliner Bühnenverlag A. Entsch (Inhaber: Theodor Entsch) vier Stücke Wedekinds in den Bühnenvertrieb übernommen: „Von dem Bühnenvertrieb Entsch, der gar nichts für Wedekind getan hatte, übernahm Langen die Junge Welt, Liebestrank, Erdgeist und erwarb außerdem den Kammersänger.“ [Kutscher 2, S. 112] Es existierte allerdings ein auf den 1.9.1898 datierter Vertrag, nach dem der Bühnenvertrieb von „Der Liebestrank“ bei Theodor Entsch verblieben ist [vgl. Georg Zurhellen, Albert Langen Verlag an Wedekind, 19.10.1899]; überliefert ist außerdem ein am 18.11.1898 von Wedekind und Albert Langen in Zürich unterzeichneter Vertrag, der in „§ 3“ den Bühnenvertrieb von Wedekinds entstehendem Stück „Ein Gastspiel“ (später: „Marquis von Keith“) vereinbart: „Herr Langen nimmt die beiden dramatischen Werke Wedekinds ‚Ein Gastspiel‘ und ‚Der Liebestrank‘ unter den üblichen Bedingungen [...] in Vertrag und ‚Ein Gastspiel‘ auf in seinen Bühnenvertrieb.“ [Mü, Nachlass Pamela Wedekind, PW B 89] Es ging jedoch in erster Linie um Wedekinds neues Stück „So ist das Leben“, wie aus Ludwig Thomas Brief an Albert Langen vom 2.5.1902 hervorgeht: „Ich gebe den Bühnenvertrieb für ‚so ist das L.‘ frei, mit der schriftlich stipulierten Bedingung, daß hieraus keinerlei Consequenzen für die Zukunft erwachsen, und daß das Rundschreiben an die Theaterdir. unterbleibt“ [Pöllinger 1993, S. 334f.] – das war dann in dem Vertrag, den Wedekind und Ludwig Thoma am 2.5.1902 unterzeichneten, entsprechend festgehalten: „Herr Albert Langen überläßt Herrn Wedekind den Bühnenvertrieb des Stückes ‚So ist das Leben‘ [...]. Den Bühnenverlag dieses Stückes behält Herr Albert Langen. Hieraus ergeben sich keinerlei Consequenzen für die Rechte der Firma Albert Langen auf die weiteren schriftstellerischen Arbeiten des Herrn Frank Wedekind. [...] Herr Wedekind erklärt, seine Beschwerden gegen den Bühnenvertrieb Albert Langen gegenüber keinem der Bühnenleiter aussprechen zu wollen“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3]. meiner Stücke abgeschlossen habe halte ich mich deshalb nicht mehr geschäftlichWedekind hat dem Albert Langen Verlag in einem Brief an den Verleger gekündigt [vgl. Wedekind an Albert Langen, 3.4.1902], was nicht wirksam wurde. Korfiz Holm berichtete Albert Langen am 10.4.1902: „Wedekind scheint seinen famosen Beziehungsabbrechungsbrief schon zu bedauern und hat Mischeck in seiner Privatwohnung aufgesucht und ihm Vorschläge gemacht, wie er mir bei einer zufälligen Begegnung wiederholt hat. Er sagte, er hätte weder gegen Ihren Verlag noch gegen Ihren Bühnenvertrieb das Geringste, nur daß Herr Arthur Langen den letzteren leitet, mache es ihm so schwer, sein Stück in Ihrem Bühnenvertrieb zu wissen.“ [Abret/Keel 1989, S. 293] für gebunden weil er Herr Albert Langen den vollen Geschäftsbetrieb einer mir völlig unbekannten undzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wieder hergestellt. fremden meine Überzeugung nach völlig unfähigen PersönlichkeitArthur Langen hat auch bei Mitarbeitern des Albert Langen Verlags Vorbehalte ausgelöst. Korfiz Holm hielt ihn für einen „Windhund“ [an Albert Langen, 6.7.1901; Abret/Keel 1989, S. 247], Ludwig Thoma hielt ihn für „faul“ und war überzeugt, dass er Wedekind betreffend „gelogen hat“ [an Albert Langen, 22.4.1902; Pöllinger 1993, S. 332]. übergeben hat und weil er Herr Albert Langen selber, trotzdem er in | Anbetracht der Thatsache daß er in Deutschland steckbrieflich verfolgtAlbert Langen war als Verleger und Herausgeber des „Simplicissimus“ der Majestätsbeleidigungsaffäre wegen im Herbst 1898 aus Deutschland geflohen und lebte seitdem im Exil, zunächst in Zürich, dann in Rom, seit Frühjahr 1899 in Paris (Rue de la Pompe 187), von wo aus er seinen Verlag in München führte; er wurde gegen Zahlung einer Summe von 20.000 Mark am 21.4.1903 an die Gerichtskasse in Leipzig begnadigt und kehrte nach München zurück [vgl. Abret/Keel 1987, S. 80-102]. wird, Ursache hätte die den Interessen der ihm vertragsmäßig verbundenen Autoren um so mehr Sorgfalt zu widmen sich um die erwähnte Geschäftsangelegenheit gar nicht kümmert. Dementsprechend mache ich Sie darauf aufmerksam Ich muß Sie daher darauf aufmerksam machen daß ich jeden mit Albert Langen, Berlin Königgrätzerstraße 19 abgeschlossenen Vertrag gerichtlich beanstanden wer über eines meiner Bühnenwerke gerichtlich beanstanden werde.

Mit der Bitte den Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochschätzung | entgegen nehmen zu wollen
zeichnezuerst gestrichen, durch Unterpunktung wieder hergestellt. ergebenst
FrW.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10,5 x 17 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf ist im Notizbuch [Nb 9, Blatt 2v-4r] überliefert. Auf Seite 1 [Blatt 2v] sind im ersten Satz drei Umstellungen mit römischen Ziffern („II“, „I“, „III“) gekennzeichnet.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 4.4.1902 ist als Ankerdatum gesetzt. Wedekind dürfte das Rundschreiben an Theaterdirektoren dem Briefinhalt zufolge (er halte sich mit dem Albert Langen Verlag „nicht mehr geschäftlich für gebunden“) bald nach seinem Kündigungsbrief [vgl. Wedekind an Albert Langen und Albert Langen Verlag, 3.4.1902] verfasst haben, einige Tage vor dem 10.4.1902, denn der Kündigungsbrief tat ihm dann leid, wie Korfiz Holm am 10.4.1902 an Albert Langen schrieb: „Wedekind scheint seinen famosen Beziehungsabbrechungsbrief schon zu bedauern und hat Mischeck in seiner Privatwohnung aufgesucht und ihm Vorschläge gemacht, wie er mir bei einer zufälligen Begegnung wiederholt hat.“ [Abret/Keel 1989, S. 293] Wedekind hat den Rundbrief an Theaterdirektoren wohl einem der Verlagsmitarbeiter übergeben, wahrscheinlich Ludwig Thoma, der mit ihm am 21.4.1902 über diesen Brief gesprochen hat, wie Ludwig Thoma am 22.4.1902 an Albert Langen berichtete: „In Sachen Wedekind habe ich noch gestern mit Wedekind gesprochen.“ [Pöllinger 1993, S. 332] Albert Langen lag der Brief am 23.4.1902 vor, wie er Ludwig Thoma schrieb: „Ich telegraphierte Ihnen soeben: / Überlasse Thoma auf Wedekinds Rundschreiben an die Theater für mich zu reagieren. / Ich erhalte in diesem Augenblick Wedekinds Schriftstück an die Theaterdirektoren [...]. Ich nehme an, daß Wedekind mit seinem Cirkular eine Pressfehde gegen mich eröffnet.“ [Pöllinger 1993, S. 332] Dazu kam es nicht.

Der an Theaterdirektoren gerichtete Rundbrief wurde nicht versandt. Im Vertrag vom 2.5.1902 zwischen „Albert Langen, vertreten durch Dr. Ludwig Thoma“, und Wedekind war vereinbart: „Herr Wedekind erklärt, seine Beschwerden gegen den Bühnenvertrieb Albert Langen gegenüber keinem der Bühnenleiter aussprechen zu wollen, und nimmt insbesondere Abstand von der Versendung eines bereits verfaßten Cirkulars.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3]

  • Schreibort

    München
    4. April 1902 (Freitag)
    Unbekannt

  • Absendeort


  • Empfangsort


Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/9
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an (Gruppe) Theaterdirektoren, 4.4.1902. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

06.11.2023 12:21
Kennung: 4809

München, 4. April 1902 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Theaterdirektoren, (Gruppe)
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr DirectorWedekind schrieb nicht an einen bestimmten Theaterdirektor, sondern einen Rundbrief an mehrere Direktoren, den er Ludwig Thoma, der „zusammen mit Reinhold Geheeb, Korfiz Holm und Georg Mischeck eine Kollektivprokura“ [Pöllinger 1993, S. 742] des Albert Langen Verlags besaß, übergeben haben dürfte. In der internen Verlagskorrespondenz ist von „Wedekinds Rundschreiben [...] an die Theaterdirektoren“ [Albert Langen an Ludwig Thoma, 23.4.1902; Pöllinger 1993, S. 333] die Rede; befürchtet wurde, dass „Wedekind [...] bei allen [...] Bühnen die Beschwerde herumreicht“ [Ludwig Thoma an Albert Langen, 22.4.1902; Pöllinger 1993, S. 333]; man hoffte, „daß das Rundschreiben an die Theaterdir. unterbleibt – dasselbe ist noch an niemanden geschickt“ [Ludwig Thoma an Albert Langen, 2.5.1902; Pöllinger 1993, S. 334f.]. Dass Wedekind das „Rundschreiben drucken“ ließ, „um es an die wichtigsten deutschen Bühnen zu versenden“ [Pöllinger 1993, S. 742], ist nur durch Artur Kutscher bezeugt (ein gedruckter Brief ist nicht überliefert), der irrtümlich annahm, es sei versandt worden: Wedekind „sandte [...] im April 02 an die wichtigsten deutschen Theater eine gedruckte Kundgebung, in welcher er protestierte gegen die verständnislose und nachlässige Geschäftsführung und erklärte, er halte sich geschäftlich nicht mehr für gebunden und werde jeden mit A. Langens Bühnenvertrieb über eines seiner Stücke abgeschlossenen Vertrag gerichtlich beanstanden.“ [Kutscher 2, S. 112] Der von Wedekind und Ludwig Thoma am 2.5.1902 unterschriebene Vertrag belegt, dass der Rundbrief nicht versandt wurde: „Herr Wedekind erklärt, seine Beschwerden gegen den Bühnenvertrieb Albert Langen gegenüber keinem der Bühnenleiter aussprechen zu wollen, und nimmt insbesondere Abstand von der Versendung eines bereits verfaßten Cirkulars.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3]

Darf ich Sie höflichst ersuchen mit Herrn„mit Herrn Arthur von Langen, Berlin, Königgrätzerstraße 19“ durch die vorangestellte Ziffer „I“ an diese Stelle vorgezogen. Arthur von LangenAlbert Langen hatte den mit ihm nicht verwandten Arthur Langen (der Adelstitel, den er teils benutzte, teils nicht benutze, war ihm aberkannt worden) in Berlin für „den Bühnenvertrieb“ seines Verlags „im März 1901“ als „Theateragent [...] übernommen“ [Abret 2005, S. 29]., Berlin, Königgrätzerstraße 19Adresse des Bühnenverlags Albert Langen in Berlin (Königgrätzerstraße 19): „Albert Langen Verlag u. Vertrieb dramatischer Werke“ [Berliner Adreßbuch 1902, Teil I, S. 951], während der eigentliche Albert Langen Verlag für Literatur und Kunst seinen Sitz weiterhin in München (Kaulbachstraße 91) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1902, Teil I, S. 353] hatte. Arthur Langen war als Beamter in Berlin, der nur inoffiziell für den Bühnenvertrieb des Albert Langen Verlags tätig war, als Arthur von Langen unter einer anderen Adresse verzeichnet (Zwinglistraße 14) [vgl. Berliner Adreßbuch 1902, Teil I, S. 951]. über keine„über keine meiner dramatischen Arbeiten“ durch die vorangestellte Ziffer „II“ an diese Stelle umgestellt. meiner dramatischen Arbeiten mehrvorangestellt die Ziffer „III“, um den Anschluss an die mit „II“ gekennzeichnete Passage deutlich zu machen. irgend welchen Vertrag abschließen zu wollen

Ich bin mit Herrn Arthur von Langen keinerlei geschäftliche Verbindlichkeiten eingegangen und mußte gegen jedes mit ihm persönlich getroffenes Abkommen gerichtlich protestieren.; und Als Vertreter der Firma Albert Langen Verlag in München kommt Herr Arthur v. Langen in Berlin für mich deshalb für mich nicht in Betracht weil Reklamationen wegen über verständnisloser und nachlässiger Geschäftsführung, die Ihnen und mir auf die Dauer zum größten Nachtheil gereicht bei dem Chef dieser/der/ Firma, Herrn Albert Langen, Paris Rue de la Pompe 187 vollkommen nicht nur erfolg|los, ja sogar sondern vollkommen unbeantwortetAlbert Langen hat Wedekinds letzte Briefe offenbar nicht beantwortet; die Korrespondenz des Autors in seinen Verlagsangelegenheiten lief über die Verlagsmitarbeiter in München. Der in Berlin für den Bühnenvertrieb zuständige Mitarbeiter Arthur Langen hat Wedekinds Briefe nur unzureichend beantwortet, wie Ludwig Thoma am 22.4.1902 an Albert Langen berichtete: „Wedekind wies mir folgendes nach: Er hat im Dezember 2mal bei Arthur Langen um Mitteilung der kontraktlichen Aufführungstermine für Hannover und Stuttg. nachgesucht. Am 7.I.1902 schrieb Arthur, er sei mit Arbeit am Jahresschluß überhäuft; er werde ihm die Termine mitteilen. [...] Bis jetzt hat Arthur Langen Wedekind keine Mitteilung über die Termine gemacht.“ [Pöllinger 1993, S. 332] bleiben. Gegenüber Herr Albert Langen in Paris (Albert Langen Bühnenvertrieb) dem Decernenten der Firma mit dem ich Vertrag über den VertriebDer Albert Langen Verlag hatte Artur Kutscher zufolge vom Berliner Bühnenverlag A. Entsch (Inhaber: Theodor Entsch) vier Stücke Wedekinds in den Bühnenvertrieb übernommen: „Von dem Bühnenvertrieb Entsch, der gar nichts für Wedekind getan hatte, übernahm Langen die Junge Welt, Liebestrank, Erdgeist und erwarb außerdem den Kammersänger.“ [Kutscher 2, S. 112] Es existierte allerdings ein auf den 1.9.1898 datierter Vertrag, nach dem der Bühnenvertrieb von „Der Liebestrank“ bei Theodor Entsch verblieben ist [vgl. Georg Zurhellen, Albert Langen Verlag an Wedekind, 19.10.1899]; überliefert ist außerdem ein am 18.11.1898 von Wedekind und Albert Langen in Zürich unterzeichneter Vertrag, der in „§ 3“ den Bühnenvertrieb von Wedekinds entstehendem Stück „Ein Gastspiel“ (später: „Marquis von Keith“) vereinbart: „Herr Langen nimmt die beiden dramatischen Werke Wedekinds ‚Ein Gastspiel‘ und ‚Der Liebestrank‘ unter den üblichen Bedingungen [...] in Vertrag und ‚Ein Gastspiel‘ auf in seinen Bühnenvertrieb.“ [Mü, Nachlass Pamela Wedekind, PW B 89] Es ging jedoch in erster Linie um Wedekinds neues Stück „So ist das Leben“, wie aus Ludwig Thomas Brief an Albert Langen vom 2.5.1902 hervorgeht: „Ich gebe den Bühnenvertrieb für ‚so ist das L.‘ frei, mit der schriftlich stipulierten Bedingung, daß hieraus keinerlei Consequenzen für die Zukunft erwachsen, und daß das Rundschreiben an die Theaterdir. unterbleibt“ [Pöllinger 1993, S. 334f.] – das war dann in dem Vertrag, den Wedekind und Ludwig Thoma am 2.5.1902 unterzeichneten, entsprechend festgehalten: „Herr Albert Langen überläßt Herrn Wedekind den Bühnenvertrieb des Stückes ‚So ist das Leben‘ [...]. Den Bühnenverlag dieses Stückes behält Herr Albert Langen. Hieraus ergeben sich keinerlei Consequenzen für die Rechte der Firma Albert Langen auf die weiteren schriftstellerischen Arbeiten des Herrn Frank Wedekind. [...] Herr Wedekind erklärt, seine Beschwerden gegen den Bühnenvertrieb Albert Langen gegenüber keinem der Bühnenleiter aussprechen zu wollen“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3]. meiner Stücke abgeschlossen habe halte ich mich deshalb nicht mehr geschäftlichWedekind hat dem Albert Langen Verlag in einem Brief an den Verleger gekündigt [vgl. Wedekind an Albert Langen, 3.4.1902], was nicht wirksam wurde. Korfiz Holm berichtete Albert Langen am 10.4.1902: „Wedekind scheint seinen famosen Beziehungsabbrechungsbrief schon zu bedauern und hat Mischeck in seiner Privatwohnung aufgesucht und ihm Vorschläge gemacht, wie er mir bei einer zufälligen Begegnung wiederholt hat. Er sagte, er hätte weder gegen Ihren Verlag noch gegen Ihren Bühnenvertrieb das Geringste, nur daß Herr Arthur Langen den letzteren leitet, mache es ihm so schwer, sein Stück in Ihrem Bühnenvertrieb zu wissen.“ [Abret/Keel 1989, S. 293] für gebunden weil er Herr Albert Langen den vollen Geschäftsbetrieb einer mir völlig unbekannten undzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wieder hergestellt. fremden meine Überzeugung nach völlig unfähigen PersönlichkeitArthur Langen hat auch bei Mitarbeitern des Albert Langen Verlags Vorbehalte ausgelöst. Korfiz Holm hielt ihn für einen „Windhund“ [an Albert Langen, 6.7.1901; Abret/Keel 1989, S. 247], Ludwig Thoma hielt ihn für „faul“ und war überzeugt, dass er Wedekind betreffend „gelogen hat“ [an Albert Langen, 22.4.1902; Pöllinger 1993, S. 332]. übergeben hat und weil er Herr Albert Langen selber, trotzdem er in | Anbetracht der Thatsache daß er in Deutschland steckbrieflich verfolgtAlbert Langen war als Verleger und Herausgeber des „Simplicissimus“ der Majestätsbeleidigungsaffäre wegen im Herbst 1898 aus Deutschland geflohen und lebte seitdem im Exil, zunächst in Zürich, dann in Rom, seit Frühjahr 1899 in Paris (Rue de la Pompe 187), von wo aus er seinen Verlag in München führte; er wurde gegen Zahlung einer Summe von 20.000 Mark am 21.4.1903 an die Gerichtskasse in Leipzig begnadigt und kehrte nach München zurück [vgl. Abret/Keel 1987, S. 80-102]. wird, Ursache hätte die den Interessen der ihm vertragsmäßig verbundenen Autoren um so mehr Sorgfalt zu widmen sich um die erwähnte Geschäftsangelegenheit gar nicht kümmert. Dementsprechend mache ich Sie darauf aufmerksam Ich muß Sie daher darauf aufmerksam machen daß ich jeden mit Albert Langen, Berlin Königgrätzerstraße 19 abgeschlossenen Vertrag gerichtlich beanstanden wer über eines meiner Bühnenwerke gerichtlich beanstanden werde.

Mit der Bitte den Ausdruck meiner vorzüglichsten Hochschätzung | entgegen nehmen zu wollen
zeichnezuerst gestrichen, durch Unterpunktung wieder hergestellt. ergebenst
FrW.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10,5 x 17 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf ist im Notizbuch [Nb 9, Blatt 2v-4r] überliefert. Auf Seite 1 [Blatt 2v] sind im ersten Satz drei Umstellungen mit römischen Ziffern („II“, „I“, „III“) gekennzeichnet.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 4.4.1902 ist als Ankerdatum gesetzt. Wedekind dürfte das Rundschreiben an Theaterdirektoren dem Briefinhalt zufolge (er halte sich mit dem Albert Langen Verlag „nicht mehr geschäftlich für gebunden“) bald nach seinem Kündigungsbrief [vgl. Wedekind an Albert Langen und Albert Langen Verlag, 3.4.1902] verfasst haben, einige Tage vor dem 10.4.1902, denn der Kündigungsbrief tat ihm dann leid, wie Korfiz Holm am 10.4.1902 an Albert Langen schrieb: „Wedekind scheint seinen famosen Beziehungsabbrechungsbrief schon zu bedauern und hat Mischeck in seiner Privatwohnung aufgesucht und ihm Vorschläge gemacht, wie er mir bei einer zufälligen Begegnung wiederholt hat.“ [Abret/Keel 1989, S. 293] Wedekind hat den Rundbrief an Theaterdirektoren wohl einem der Verlagsmitarbeiter übergeben, wahrscheinlich Ludwig Thoma, der mit ihm am 21.4.1902 über diesen Brief gesprochen hat, wie Ludwig Thoma am 22.4.1902 an Albert Langen berichtete: „In Sachen Wedekind habe ich noch gestern mit Wedekind gesprochen.“ [Pöllinger 1993, S. 332] Albert Langen lag der Brief am 23.4.1902 vor, wie er Ludwig Thoma schrieb: „Ich telegraphierte Ihnen soeben: / Überlasse Thoma auf Wedekinds Rundschreiben an die Theater für mich zu reagieren. / Ich erhalte in diesem Augenblick Wedekinds Schriftstück an die Theaterdirektoren [...]. Ich nehme an, daß Wedekind mit seinem Cirkular eine Pressfehde gegen mich eröffnet.“ [Pöllinger 1993, S. 332] Dazu kam es nicht.

Der an Theaterdirektoren gerichtete Rundbrief wurde nicht versandt. Im Vertrag vom 2.5.1902 zwischen „Albert Langen, vertreten durch Dr. Ludwig Thoma“, und Wedekind war vereinbart: „Herr Wedekind erklärt, seine Beschwerden gegen den Bühnenvertrieb Albert Langen gegenüber keinem der Bühnenleiter aussprechen zu wollen, und nimmt insbesondere Abstand von der Versendung eines bereits verfaßten Cirkulars.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3]

  • Schreibort

    München
    4. April 1902 (Freitag)
    Unbekannt

  • Absendeort


  • Empfangsort


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Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

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Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/9
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

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Frank Wedekind an (Gruppe) Theaterdirektoren, 4.4.1902. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

06.11.2023 12:21