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Kennung: 4808

Berlin, 20. Januar 1906 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Orloff, Ida

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Ich danke Dir herzlich für Deine liebenSchreibversehen, statt: liebe. Kartenicht überliefert (eine Postkarte, eine Bildpostkarte oder eine dem erwähnten Bücherpaket beigelegte Visitenkarte); erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Ida Orloff, 19.1.1906. und die Büchernicht ermittelt., daßSchreibversehen, statt: das. war sehr lieb von Dir!. Ich hörte daß Du gesternam 19.1.1906, an dem Wedekind notierte: „Uraufführung von ‚Und Pippa tanzt.‘“ [Tb] Gerhart Hauptmanns Drama „Und Pippa tanzt! Ein Glashüttenmärchen“ (1906) wurde am 19.1.1906 im Berliner Lessingtheater unter der Regie von Otto Brahm mit Ida Orloff in der Titelrolle uraufgeführt; Beginn der Vorstellung: 19.30 Uhr [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 35, Nr. 33, 19.1.1906, Morgen-Ausgabe, 1. Beiblatt, S. (4)]. Wedekind hat am 18.1.1906 bereits die Generalprobe besucht: „Generalprobe von ‚Und Pippa tanzt‘ im Lessingtheater. Ich sitze neben Lili Deutsch. Rickelt und seine Frau. Else Schiff. Ich hole Iduschka von der Bühne und fahre sie mit ihrer Schwester nach Hause.“ [Tb] Gerhart Hauptmann notierte dazu: „19 Januar [...]. Tag der Premiere v[on] ‚Pippa‘ Gestern war Generalprobe. Wedekind war sehr mitgenommen. Sagte, ich habe mich übergipfelt. [...] W[edekind] stürzte auf die Bühne und in dem erstrebten und überlebten Jargon duzte er Pippa. Es riss mich. Wie kann ein so widerlicher Ton ausgelöst werden, vor dem äusseren Adel einer solchen Erscheinung. der alte Hurer mit dem gemachten Genieton und das Kind mit dem natürlichen. Aber sie flog hin, wenn er rief, und er wartete, wie ein Hund, auf sie vor der Thür.“ [Tb Hauptmann, 19.1.1906] mit Deiner SchwesterWedekind hat mit keiner seiner beiden Schwestern die Uraufführung von „Und Pippa tanzt!“ (siehe oben) besucht. Erika Wedekind, Hofopernsängerin in Dresden, gab am 19.1.1906 ein Konzert in Dresden: „Der Dresdner Tonkünstler-Verein hält morgen Freitag im Gewerbehause seinen zweiten Aufführungs-Abend ab unter Mitwirkung von Frau Erika Wedekind“ [Dresdner Nachrichten, Nr. 16, 18.1.1906, S. (4)], das gut besprochen wurde [vgl. Tonkünstler-Verein. In: Dresdner Nachrichten, Nr. 19, 21.1.1906, Abend-Ausgabe, S. (1)]. Emilie (Mati) Wedekind war seinerzeit als Lehrerin in Lenzburg im laufenden Schuljahr unabkömmlich, wie aus ihren Briefen an ihren Bruder Armin Wedekind aus Lenzburg hervorgeht; sie schrieb ihm am 17.12.1905, sie sei nun „wieder in die Schule eingespannt“ [AfM Zürich, PN 169.5: 137] und am 25.3.1906: „nun bin ich mit meiner Schule zu Ende und fühle das deutliche Bedürfnis nach einer gründlichen Luft und Umgebungsveränderung.“ [AfM Zürich, PN 169.5: 138] Schließlich erklärte sie am 7.4.1906: „Daß ich diesen Winter nie schrieb und nicht nach Zürich kam, darfst Du mir so sehr übel nicht nehmen. Ich war von der Schule so in Anspruch genommen und müde, daß ich mich überhaupt um gar nichts anderes kümmern mochte.“ [AfM Zürich, PN 169.5: 139] im Theater warst deshalb hast Du Dich wol nicht sehen laßen! Wir waren dann noch mit Heine zusammenmit Albert Heine, Hofschauspieler in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 261], der in der Wiener Inszenierung von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (Premiere: 29.5.1905) die Regie geführt und die Rolle des Schigolch gespielt hatte, während Ida Orloff die Rolle der Kadéga di Santa Croce spielte, wie der Theaterzettel ausweist [vgl. Die Fackel, Jg. 7, Nr. 182, 9.6.1905, S. 15]. Ida Orloff war seinerzeit noch Schauspielschülerin an der von Albert Heine geleiteten Schauspielschule am Burgtheater gewesen und „seine begabteste Schülerin“ [Wedekind 1969, S. 40], die er als Regisseur für die Rolle in Wedekinds Tragödie engagierte. – ich möchte Dich gerne sehen um mit Dir mal ordentlich sprechen zu können, hast Du | morgender 21.1.1906; ob ein Treffen zustande kam, ist unklar (da nicht belegt). Nachmittag Zeit zu kommen, ich hab den ganzen Tag nichts zu tun, Montagder 22.1.1906, an dem keine Vorstellung angesetzt war; die nächsten Vorstellungen nach der Uraufführung von „Und Pippa tanzt!“ (siehe oben) fanden am 20. und 21.1.1906, am 23.1.1906, 25.1.1906, 27. und 28.1.1906 sowie am 30.1.1906 statt (weitere Vorstellungen folgten). und die anderen Tage muß ich wie das immer so ist kaum laufen. Ich muß Dir auch – noch was von EngagementOtto Brahm, Direktor des Berliner Lessingtheaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 273], der Ida Orloff in Wien entdeckt hatte, als sie in Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (Premiere: 29.5.1905) spielte, hatte sie an das Lessingtheater engagiert [vgl. Leppmann 1989, S. 239], dessen Ensemblemitglied sie nun war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 274]. sagen. Also schreibe mir, d. h. schreibe nicht ab sondern komme

Herzlichst
Idinka


Samstagder 20.1.1906.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 14 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 20.1.1906 ist als Ankerdatum gesetzt – das wahrscheinliche Schreibdatum, dem Briefinhalt und seinen Kontexten zufolge.

  • Schreibort

    Berlin
    20. Januar 1906 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 189
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Ida Orloff an Frank Wedekind, 20.1.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.09.2023 18:57
Kennung: 4808

Berlin, 20. Januar 1906 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Orloff, Ida

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Ich danke Dir herzlich für Deine liebenSchreibversehen, statt: liebe. Kartenicht überliefert (eine Postkarte, eine Bildpostkarte oder eine dem erwähnten Bücherpaket beigelegte Visitenkarte); erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Ida Orloff, 19.1.1906. und die Büchernicht ermittelt., daßSchreibversehen, statt: das. war sehr lieb von Dir!. Ich hörte daß Du gesternam 19.1.1906, an dem Wedekind notierte: „Uraufführung von ‚Und Pippa tanzt.‘“ [Tb] Gerhart Hauptmanns Drama „Und Pippa tanzt! Ein Glashüttenmärchen“ (1906) wurde am 19.1.1906 im Berliner Lessingtheater unter der Regie von Otto Brahm mit Ida Orloff in der Titelrolle uraufgeführt; Beginn der Vorstellung: 19.30 Uhr [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 35, Nr. 33, 19.1.1906, Morgen-Ausgabe, 1. Beiblatt, S. (4)]. Wedekind hat am 18.1.1906 bereits die Generalprobe besucht: „Generalprobe von ‚Und Pippa tanzt‘ im Lessingtheater. Ich sitze neben Lili Deutsch. Rickelt und seine Frau. Else Schiff. Ich hole Iduschka von der Bühne und fahre sie mit ihrer Schwester nach Hause.“ [Tb] Gerhart Hauptmann notierte dazu: „19 Januar [...]. Tag der Premiere v[on] ‚Pippa‘ Gestern war Generalprobe. Wedekind war sehr mitgenommen. Sagte, ich habe mich übergipfelt. [...] W[edekind] stürzte auf die Bühne und in dem erstrebten und überlebten Jargon duzte er Pippa. Es riss mich. Wie kann ein so widerlicher Ton ausgelöst werden, vor dem äusseren Adel einer solchen Erscheinung. der alte Hurer mit dem gemachten Genieton und das Kind mit dem natürlichen. Aber sie flog hin, wenn er rief, und er wartete, wie ein Hund, auf sie vor der Thür.“ [Tb Hauptmann, 19.1.1906] mit Deiner SchwesterWedekind hat mit keiner seiner beiden Schwestern die Uraufführung von „Und Pippa tanzt!“ (siehe oben) besucht. Erika Wedekind, Hofopernsängerin in Dresden, gab am 19.1.1906 ein Konzert in Dresden: „Der Dresdner Tonkünstler-Verein hält morgen Freitag im Gewerbehause seinen zweiten Aufführungs-Abend ab unter Mitwirkung von Frau Erika Wedekind“ [Dresdner Nachrichten, Nr. 16, 18.1.1906, S. (4)], das gut besprochen wurde [vgl. Tonkünstler-Verein. In: Dresdner Nachrichten, Nr. 19, 21.1.1906, Abend-Ausgabe, S. (1)]. Emilie (Mati) Wedekind war seinerzeit als Lehrerin in Lenzburg im laufenden Schuljahr unabkömmlich, wie aus ihren Briefen an ihren Bruder Armin Wedekind aus Lenzburg hervorgeht; sie schrieb ihm am 17.12.1905, sie sei nun „wieder in die Schule eingespannt“ [AfM Zürich, PN 169.5: 137] und am 25.3.1906: „nun bin ich mit meiner Schule zu Ende und fühle das deutliche Bedürfnis nach einer gründlichen Luft und Umgebungsveränderung.“ [AfM Zürich, PN 169.5: 138] Schließlich erklärte sie am 7.4.1906: „Daß ich diesen Winter nie schrieb und nicht nach Zürich kam, darfst Du mir so sehr übel nicht nehmen. Ich war von der Schule so in Anspruch genommen und müde, daß ich mich überhaupt um gar nichts anderes kümmern mochte.“ [AfM Zürich, PN 169.5: 139] im Theater warst deshalb hast Du Dich wol nicht sehen laßen! Wir waren dann noch mit Heine zusammenmit Albert Heine, Hofschauspieler in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 261], der in der Wiener Inszenierung von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (Premiere: 29.5.1905) die Regie geführt und die Rolle des Schigolch gespielt hatte, während Ida Orloff die Rolle der Kadéga di Santa Croce spielte, wie der Theaterzettel ausweist [vgl. Die Fackel, Jg. 7, Nr. 182, 9.6.1905, S. 15]. Ida Orloff war seinerzeit noch Schauspielschülerin an der von Albert Heine geleiteten Schauspielschule am Burgtheater gewesen und „seine begabteste Schülerin“ [Wedekind 1969, S. 40], die er als Regisseur für die Rolle in Wedekinds Tragödie engagierte. – ich möchte Dich gerne sehen um mit Dir mal ordentlich sprechen zu können, hast Du | morgender 21.1.1906; ob ein Treffen zustande kam, ist unklar (da nicht belegt). Nachmittag Zeit zu kommen, ich hab den ganzen Tag nichts zu tun, Montagder 22.1.1906, an dem keine Vorstellung angesetzt war; die nächsten Vorstellungen nach der Uraufführung von „Und Pippa tanzt!“ (siehe oben) fanden am 20. und 21.1.1906, am 23.1.1906, 25.1.1906, 27. und 28.1.1906 sowie am 30.1.1906 statt (weitere Vorstellungen folgten). und die anderen Tage muß ich wie das immer so ist kaum laufen. Ich muß Dir auch – noch was von EngagementOtto Brahm, Direktor des Berliner Lessingtheaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 273], der Ida Orloff in Wien entdeckt hatte, als sie in Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (Premiere: 29.5.1905) spielte, hatte sie an das Lessingtheater engagiert [vgl. Leppmann 1989, S. 239], dessen Ensemblemitglied sie nun war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 274]. sagen. Also schreibe mir, d. h. schreibe nicht ab sondern komme

Herzlichst
Idinka


Samstagder 20.1.1906.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 14 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 20.1.1906 ist als Ankerdatum gesetzt – das wahrscheinliche Schreibdatum, dem Briefinhalt und seinen Kontexten zufolge.

  • Schreibort

    Berlin
    20. Januar 1906 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 189
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Ida Orloff an Frank Wedekind, 20.1.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.09.2023 18:57