München, 27.II.1916.
Lieber Herr Doctor!
Empfangen Sie herzlichen Dank für Ihre freundliche
Aufforderungnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Joachim Friedenthal an Wedekind, 25.2.1916. Es handelte sich um eine Einladung zu der Besprechung abends am 26.2.1916 (siehe unten).. Glauben Sie bitte, daß ich es sehr zu schätzen weiß, daß Sie
meiner Anwesenheit bei Ihrer BesprechungFritz Strich merkte an: „Vorbesprechung über die zu gründende ‚Gesellschaft für Weltpolitik‘.“ [GB 2, S. 373] Es ging bei der Besprechung, zu der Wedekind nicht erschien, obwohl er für den 26.2.1916 „Gründung des Bundes für Weltpolitik“ [Tb] notiert hatte, um die Gründungsvorbereitung für die Studiengesellschaft für Weltpolitik e.V. (Vorsitzender: Universitätsprofessor Dr. jur. Reinhard von Frank) [vgl. Adreßbuch für München 1918, Teil III, S. 192], die am 22.7.1916 in München gegründet wurde, wie die Presse berichtete: „Samstag abends fand im Korpshaus Makaria die Gründerversammlung der ‚Studiengesellschaft für Weltpolitik‘ statt. Unter den Anwesenden befanden sich Minister a.D. v. Frauendorfer, Geheimrat v. Völcker, Geh. Hofrat Prof. Dr. Crusius, die Professoren von Blume (Tübingen), R. Frank, Jaffé, Wolters, Privatdozent Dr. Wirth, Justizrat Dr. Buhmann, Reichstagsabgeordneter Dr. Pfeiffer, Chefredakteur Michalski, Frhr. v. Tautphoeus, Arbeitersekretär Timm. [...] In keiner Weise wolle der Verein auf ein politisches Programm sich festlegen, sein einziges Ziel solle sein, im Interesse des Vaterlandes zu arbeiten. Es wurden dann die Satzungen, die ein vorbereitender Ausschuß entworfen, durchgesprochen und angenommen. Der Zweck der Gesellschaft ist in § 1 folgendermaßen gekennzeichnet: ‚Die Verein ist eine Studiengesellschaft; er bezweckt die Erforschung der Beziehungen Deutschlands zum Auslande nach der politischen, wirtschaftlichen und allgemein kulturellen Seite und die Verbreitung der Ergebnisse dieser Forschungen.‘“ [v. H.: Gründung einer „Studiengesellschaft für Weltpolitik.“ In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 373, 24.7.1916, Abend-Ausgabe, S. 3] solchen Werth beilegen. Die
Aufforderung Michalskisnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Heinrich Michalski an Wedekind, 25.2.1916. Es handelte sich ebenfalls um eine Einladung zu der Besprechung abends am 26.2.1916 (siehe oben). Heinrich Michalski, Schriftsteller in München (von der Tannstraße 25) [vgl. Adreßbuch für München 1916, Teil I, S. 456], vormals Chefredakteur der illustrierten Wochenschrift „Zeit im Bild“, inzwischen inoffiziell tätig als Chefredakteur der „Europäischen Staats- und Wirtschaftszeitung“ [vgl. Ein literarischer Prozeß in München. In: Prager Tagblatt, Jg. 51, Nr. 247, 5.9.1916, Abend-Ausgabe, S. 6], Anfang 1916 gegründet von Edgar Jaffé (Staatswissenschaftler und Dozent an der Handelshochschule in München) und Heinrich von Frauendorfer (ehemaliger Verkehrsminister des Königreichs Bayern), die beide wie Heinrich Michalski Gründungsmitglieder der Studiengesellschaft für Weltpolitik waren (siehe oben). werde ich ja wol auch in erster Linie Ihnen zu
verdanken haben, da ich bei den übrigen Herren schwerlich politisch einen besonderen
Ruf genießen werde. Es war mir aber schlechterdings nicht mehr möglich, gestern
AbendWedekind, der für den 26.2.1916 zwar „Gründung des Bundes für Weltpolitik“ [Tb] vorgemerkt hat, an der Besprechung (siehe oben) aber nicht teilnahm, stand an diesem Abend im Rahmen seines Gastspiels an den Münchner Kammerspielen (vom 12.2.1916 bis 11.3.1916 mit „Marquis von Keith“, „Hidalla“ und „Erdgeist“) in der „Erdgeist“-Premiere um 19.30 Uhr (Ende 22.15 Uhr) als Dr. Schön auf der Bühne [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 103, 26.2.1916, General-Anzeiger, S. 2] und besuchte nach der Premierenvorstellung gemeinsam mit dem befreundeten Ehepaar Ludwig und Erna Pariser und deren Tochter Agnes Pariser das Hoftheater-Restaurant [vgl. Tb]. zu kommen. Die Vorstellung an sich hätte mich nicht daran gehindert. Aber
zwei VormittagsprobenWedekind notierte am 26.2.1916: „Probe Erdgeist“ [Tb]. mit allen Hindernissen, die einem in den Weg gelegt
werden können, das hatte meine Kräfte aufgerieben. Seien Sie also nochmals
herzlichst bedankt. Ich bin aufs höchste gespannt, von Ihnen zu hören, was sich
gestern begeben und gestaltet hat. Morgen, Montag Nachmittag, komme ich
jedenfalls um 5½ Uhr ins Caféum 17.30 Uhr in das Café Luitpold (Briennerstraße 11), wie Wedekind am 28.2.1916 notierte: „C L. mit Martens und Friedenthal“ [Tb], und später dann wiederum mit Joachim Friedenthal in das Hoftheater-Restaurant (Residenzstraße 12): „HTR mit Langheinrich und Friedenthal“ [Tb].. Sollten
Sie nicht kommen können, dann lassen Sie es mich vielleicht durchs TelephonWedekind verfügte seit dem 26.7.1912 in München über einen Telefonanschluss: „Das Telephon wird eingerichtet.“ [Tb]
wissen. Heute fragte ich schon bei Ihnen an, Sie waren aber eben fortgegangen.
Mit besten Grüßen Ihr ergebener
Frank Wedekind.