Vergleichsansicht

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Kennung: 4648

Solothurn, 28. März 1890 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Donald (Doda)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Solothurn 28. März 1890


Lieber Bebi!

Zu meinem großen Bedauern muß ich dir melden, daß ich elender Händeleien mit dem Rectorate wegen darauf gefaßt sein muß religirt zu werdender Schule verwiesen zu werden. und würde der Fall auch nicht eintreten, so werde ich von dem ManneRektor der Kantonsschule Solothurn war seit 1883 der Altphilologe Johann Kaufmann-Hartenstein. so behandelt werde, daß ich nur noch auf eine Gelegenheit warte, die mich anderswie zu | schäftigenSchreibversehen beim Seitenwechsel, statt: beschäftigen., um meinen Abschied zu nehmen. Das letztere werde ich jedenfals/l/s nicht tun, bevor ich nicht weiß wohin. Solltest du deshalb irgendwie einmal einen guten Gedanken haben, so teile ihn mir mit. An Willie habe ich schon geschriebenWilliam Wedekind war im September 1889 nach Südafrika ausgewandert. Der Brief von Donald Wedekind an ihn ist nicht überliefert.. Wenn sich gar nichts anderes bietet, so werde ich es doch noch vorziehen, in der Sandwüste zu schwitzen, als mir von einem ganz characterlosen | Menschen Gemeinheiten sagen zu lassen und mich mißhandeln zu lassen. Da ich alle anderen Lehrer für mich habe, habe ich es gewagt ihm, dem Rector, den ErziehungsdirectorDer Erziehungsdirektor des Kantons Solothurn war gemeinsam mit dem Erziehungsrat für die Schulaufsicht zuständig; das Amt hatte seit 1886 der Jurist Oskar Munzinger inne. auf den Hals zu ladenschicken, was ihn so fürchterlich erbost hat, daß er jetzt unausstehlich ist und mich mit all seiner Macht verfolgt. Ich habe gewußt, daß es so kommen würde und böte man mir jetzt 200 frs, so würde ich sie dankbar annehmen und nach Amerika wiederDonald Wedekind war von Februar bis November 1889 in den USA gewesen. | an die Eisenbahn gehen. Solls/t/est du je einmal einen Plan für mich haben, so schreibe mir ihn gelegentlich. Es wäre ein Wunder, wenn die Sache nicht diesen Ausgang genommen hätte. Würde man mich für 2 Jahre mit einer monatl. Rente von 100 frs gewähren lassen, so wäre ich dann ohne irgend welches Schwierigkeit so weit um in Amerika gut bestehen zu können. Mit den besten Grüßen dein treuer Bruder Donald.


Ich wäre glücklich, könt/ntest du mich erlösen.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 21,5 x 26 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Donald Wedekind hat zuerst die beiden Außenseiten des Doppelblattes beschrieben, dann die Innenseiten.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Solothurn
    28. März 1890 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Solothurn
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 304
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Donald (Doda) Wedekind an Frank Wedekind, 28.3.1890. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

19.01.2024 12:37
Kennung: 4648

Solothurn, 28. März 1890 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Donald (Doda)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Solothurn 28. März 1890


Lieber Bebi!

Zu meinem großen Bedauern muß ich dir melden, daß ich elender Händeleien mit dem Rectorate wegen darauf gefaßt sein muß religirt zu werdender Schule verwiesen zu werden. und würde der Fall auch nicht eintreten, so werde ich von dem ManneRektor der Kantonsschule Solothurn war seit 1883 der Altphilologe Johann Kaufmann-Hartenstein. so behandelt werde, daß ich nur noch auf eine Gelegenheit warte, die mich anderswie zu | schäftigenSchreibversehen beim Seitenwechsel, statt: beschäftigen., um meinen Abschied zu nehmen. Das letztere werde ich jedenfals/l/s nicht tun, bevor ich nicht weiß wohin. Solltest du deshalb irgendwie einmal einen guten Gedanken haben, so teile ihn mir mit. An Willie habe ich schon geschriebenWilliam Wedekind war im September 1889 nach Südafrika ausgewandert. Der Brief von Donald Wedekind an ihn ist nicht überliefert.. Wenn sich gar nichts anderes bietet, so werde ich es doch noch vorziehen, in der Sandwüste zu schwitzen, als mir von einem ganz characterlosen | Menschen Gemeinheiten sagen zu lassen und mich mißhandeln zu lassen. Da ich alle anderen Lehrer für mich habe, habe ich es gewagt ihm, dem Rector, den ErziehungsdirectorDer Erziehungsdirektor des Kantons Solothurn war gemeinsam mit dem Erziehungsrat für die Schulaufsicht zuständig; das Amt hatte seit 1886 der Jurist Oskar Munzinger inne. auf den Hals zu ladenschicken, was ihn so fürchterlich erbost hat, daß er jetzt unausstehlich ist und mich mit all seiner Macht verfolgt. Ich habe gewußt, daß es so kommen würde und böte man mir jetzt 200 frs, so würde ich sie dankbar annehmen und nach Amerika wiederDonald Wedekind war von Februar bis November 1889 in den USA gewesen. | an die Eisenbahn gehen. Solls/t/est du je einmal einen Plan für mich haben, so schreibe mir ihn gelegentlich. Es wäre ein Wunder, wenn die Sache nicht diesen Ausgang genommen hätte. Würde man mich für 2 Jahre mit einer monatl. Rente von 100 frs gewähren lassen, so wäre ich dann ohne irgend welches Schwierigkeit so weit um in Amerika gut bestehen zu können. Mit den besten Grüßen dein treuer Bruder Donald.


Ich wäre glücklich, könt/ntest du mich erlösen.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 21,5 x 26 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Donald Wedekind hat zuerst die beiden Außenseiten des Doppelblattes beschrieben, dann die Innenseiten.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Solothurn
    28. März 1890 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Solothurn
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 304
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Donald (Doda) Wedekind an Frank Wedekind, 28.3.1890. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

19.01.2024 12:37