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Kennung: 4606

Charlottenburg, 18. Oktober 1905 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Arnold, Gertrud

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Verehrter Herr Wedekind

ich kann nicht schlafen, – und will versuchen mir Ruhe zu schaffenGertrud Arnold, die seit der Premiere von „Hidalla“ am 26.9.1905 im Kleinen Theater (Direktion: Victor Barnowsky) in Berlin erfolgreich die weiblichen Hauptrolle der Fanny Kettler (ihr Partner in der männlichen Hauptrolle Karl Hetmann war Wedekind, der mit ihr „eine intime Beziehung“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 229] eingegangen war) spielte, hatte am 17.10.1905 um 17 Uhr [vgl. Gertrud Arnold an Wedekind, 17.10.1905], vor Beginn der „Hidalla“-Vorstellung um 20 Uhr, bei der sie mit Wedekind wieder gemeinsam auf der Bühne stand, ein aufreibendes Gespräch mit Wedekind und Victor Barnowsky geführt, bei dem sie akzeptieren musste, dass sie die Rolle der Fanny Kettler an Tilly Newes (mit der Wedekind dann eine Liebesbeziehung einging) abzugeben habe – Wedekind hat dieses Gespräch am 17.19.1905 unter dem Stichwort „Skandal“ [Tb] notiert., vielleicht geht es durch diesen Brief! – – Ich bitte Sie, ob wahr ist, was man mir gesagt, ob es nicht wahr ist – haben Sie soviel „Menschlichkeitsgefühl“ mit der Quälerei aufzuhören, die Sie seit einiger Zeit an mir verüben. – Wedekind weiß an | einem Tag nicht mehr was er am vorigen gewollt, – das sagte man mir gestern auch – das will ich auch noch für den Fall gelten lassen, der meinen armen Nerven in den letzten Tagen so mitgespielt; mir aber heute Beweise wirklicher Zärtlichkeit geben, um mich morgen mit Augen zu beobachten, die sich an der Qual weiden, die man der Person zufügt, die man gestern gelieb|kost – das kann ich nicht aushalten. – Sie nehmen vielleicht wirklich an, daß ich 100 oder noch mehr Liebhaber gehabt; – mir ist momentan verflucht ernst zu Mut, u. ich sage Ihnen Sie sind in einem großen Irrtum; ich bin das, was Sie gar nicht reizt, ein absolut anständiges Weib, das jämmerlich viel schweres hat durchmachen müssen, u. das seit fast 4 Wochenseit der Berliner Premiere von „Hidalla“ am Kleinen Theater am 26.9.1905 mit Wedekind in der Rolle des Karl Hetmann und Gertrud Arnold in der Rolle der Fanny Kettler, die seitdem fast jeden Abend zusammen auf der Bühne standen. sich nicht retten kann, u. Ihnen dadurch wahrscheinlich eine Quelle des Amu|sements gewesen! Lassen Sie es nun genug sein, ich bin vielen solchen Wandlungen, wie sie sich vom gestrigen zum heutigen TagBeruflich (als Schauspielerin musste sie eine erfolgreich gespielte Rolle aufgeben, die Tilly Newes übernahm) wie privat (ihre „Beziehung“ zu Wedekind endete durch die „neue Konkurrentin“ [Vinçon 2014, S. 181] Tilly Newes) war es für Gertrud Arnold vom 17. auf den 18.10.1905 zu einschneidenden Veränderungen gekommen, die am 17.10.1905 durch ein Gespräch definitiv geworden sind (siehe oben). vollzogen – nicht gewachsen – ich leide, u. das können Sie nicht wollen, denn ich habe Ihnen ja nichts getan, sondern fühle u. denke seit Wochen für Sie in Angst u. Freude, als ginge Alles mich selbst an! Sie haben mir so oft weh getan, u. konnten es durch zwei liebe Worte wieder gut machen, ich bin so ehrlich Ihnen | einzugestehen, daß ich glücklich war, wenn ich Gutes mit aus unseren Vorstellungen mit nach Hause nehmen konnte; ich habe Alles hundertfach genossen u gefühlt, und vergaß das Häßliche so schnell. – Heute ist mir zu viel geschehen, Sie hatten nach gestern kein Recht mich heute als Frau X oder Q. zu behandeln. Ich weiß nun, daß ich Ihnen gestern vielleicht ein bissl leid getan aus diesen u. jenen | Gründen, – also gut – ich muß mich damit abfinden und 8 AbendeGertrud Arnold spielte die Rolle der Fanny Kettler noch in acht „Hidalla“-Vorstellungen, vom 19. bis 21.10.1905, vom 23. bis 26.10.1905 und zuletzt am 30.10.1905: „Letztes Auftreten von Gertrud Arnold.“ [Tb] werde ich es ja ertragen; aber bitte spielen Sie nicht weiter mit mir, nehmen Sie mich nur einen Moment ernst; es dürfte sich mal an Ihnen rächen, ich bin ja wirklich kein „Mädel“! – trotz Ihrer Arbeit, die | Sie abhielt unsere Verabredung einzuhalten, da Sie bis 7 Uhrbis 19 Uhr; um 20 Uhr begann wie üblich auch am 18.10.1905 die „Hidalla“-Vorstellung am Kleinen Theater. zu arbeiten hatten, sprachen Sie Frl. N.Tilly Newes traf am 18.10.1905 „im Laufe des Tages“ [Tilly Wedekind (hier noch: Newes) an Frank Wedekind, 16.10.1905] in Berlin ein: „Ankunft von Tilly Newes“ [Tb]; sie dürfte abends im Kleinen Theater gewesen sein. lernten Sie Herrn MoissiAlexander Moissi, Schauspieler zunächst am Kleinen und Neuen Theater in Berlin (Direktion: Max Reinhardt) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 292], dann am Deutschen Theater (Direktion: Max Reinhardt) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 259], wo er in den Kammerspielen am 20.11.1906 in der Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ die Rolle des Moritz Stiefel spielte (kurzfristig mit ihm besetzt); im Zusammenhang der Probe vom 17.11.1906 erwähnt Wedekind ihn erstmals namentlich [vgl. Tb]. (oder wie der Kerl sich schreibt) kennen – Alles – während des nachsehens der Correcturbogendie Durchsicht der Korrekturbogen für die 2. Auflage von „Hidalla“ [vgl. KSA 6, S. 387].!?! – Ihre Rosen von gesternWedekind sandte Gertrud Arnold als Darstellerin der Fanny Kettler am Abend des 17.10.1905 nach der „Hidalla“-Vorstellung Rosen. u. die lieben Worte sind vor mirnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Gertrud Arnold, 17.10.1905. Es dürfte sich um ein Billett gehandelt haben, das Wedekind den Rosen beilegte, die Gertrud Arnold nach der „Hidalla“-Vorstellung am 17.10.1905 in Empfang nahm., u. ich möchte mir die Seele ausheulen! |

Seien Sie so gut diesen Brief zerrissen morgen in meine Garderobe am 19.10.1905 in Gertrud Arnolds Garderobe im Kleinen Theater, wo sie abends ebenso wie Wedekind in „Hidalla“ auftrat.zu schicken, oder nach HauseGertrud Arnold wohnte in Charlottenburg (Wielandstraße 11) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 278].! Ich bin von 2 – halb 5von 14 Uhr bis 16.30 Uhr am 19.10.1905. allein! Ich fürchte Papierkorb und Papierschnitzel, – wozu Andere auch noch kaput machen!

Einen Abend werde ich Sie doch noch bitten mit uns zu sein – vielleicht Sonnabendden 21.10.1905 (Samstag), an dem Wedekind nach der „Hidalla“-Vorstellung mit seinem Freund Hans Richard Weinhöppel den Rest des Abends verbrachte [vgl. Tb]. – ich bringe dann aber meine Freundinnicht sicher identifiziert; möglicherweise die Schauspielerin Grete Gallus [vgl. Gertrud Arnold an Wedekind, 4.11.1905]. mit! Ertragen wird auch das! Fanny. |


[um 180 Grad gedreht am Kopf der Seiten 5 und 8:]

Ich sende den Brief per Boten! Vielleicht sprechen wir uns | aus! M. geht halb 2 fortDer Schriftsteller und Theaterkritiker Max Schönau (Wielandstraße 11) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 2022] wohnte im selben Haus wie Gertrud Arnold, das er am 19.10.1905 um 13.30 Uhr verließ und Wedekind so nicht von ihm hätte gesehen werden können. Wedekind war mit ihm bekannt und notierte im Tagebuch Treffen mit ihm am 2.10.1905 („Mit Schönau und Gertrud Arnold und Else von Ruttersheim und Albert Heine die Nacht durchgekneipt“), 8.10.1905 („Abends mit Schönau Barnowsky Arnold Donald“), 9.10.1905 („Abends bei Schönau mit Albert Heine, Kurt Stieler und Frau“), 19.10.1905 („mit Schönau und Skowronek bei Stallmann“), 22.10.1905 („Um 3 Uhr treffe ich Schönau und Frau bei Stallmann“), 2.11.1905 („Bei Stallmann treffe ich Schönau, Schadt und Else v. Ruttersheim“) und zuletzt am 2.2.1906 („Mit Schönau und Kronheim bei Stallmann“).!

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 8 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Nachsatz ist um 180 Grad gedreht oben auf die Seiten 5 bis 8 geschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 18.10.1905 ist als Ankerdatum gesetzt – das wahrscheinliche Schreibdatum, abgeleitet vom Briefinhalt in Verbindung mit dem Tagebuch. Schreibort war Gertrud Arnolds Wohnort Charlottenburg (Wielandstraße 11) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 278].

  • Schreibort

    Charlottenburg
    18. Oktober 1905 (Mittwoch)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Charlottenburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 123
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Gertrud Arnold an Frank Wedekind, 18.10.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

19.09.2024 09:56
Kennung: 4606

Charlottenburg, 18. Oktober 1905 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Arnold, Gertrud

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Verehrter Herr Wedekind

ich kann nicht schlafen, – und will versuchen mir Ruhe zu schaffenGertrud Arnold, die seit der Premiere von „Hidalla“ am 26.9.1905 im Kleinen Theater (Direktion: Victor Barnowsky) in Berlin erfolgreich die weiblichen Hauptrolle der Fanny Kettler (ihr Partner in der männlichen Hauptrolle Karl Hetmann war Wedekind, der mit ihr „eine intime Beziehung“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 229] eingegangen war) spielte, hatte am 17.10.1905 um 17 Uhr [vgl. Gertrud Arnold an Wedekind, 17.10.1905], vor Beginn der „Hidalla“-Vorstellung um 20 Uhr, bei der sie mit Wedekind wieder gemeinsam auf der Bühne stand, ein aufreibendes Gespräch mit Wedekind und Victor Barnowsky geführt, bei dem sie akzeptieren musste, dass sie die Rolle der Fanny Kettler an Tilly Newes (mit der Wedekind dann eine Liebesbeziehung einging) abzugeben habe – Wedekind hat dieses Gespräch am 17.19.1905 unter dem Stichwort „Skandal“ [Tb] notiert., vielleicht geht es durch diesen Brief! – – Ich bitte Sie, ob wahr ist, was man mir gesagt, ob es nicht wahr ist – haben Sie soviel „Menschlichkeitsgefühl“ mit der Quälerei aufzuhören, die Sie seit einiger Zeit an mir verüben. – Wedekind weiß an | einem Tag nicht mehr was er am vorigen gewollt, – das sagte man mir gestern auch – das will ich auch noch für den Fall gelten lassen, der meinen armen Nerven in den letzten Tagen so mitgespielt; mir aber heute Beweise wirklicher Zärtlichkeit geben, um mich morgen mit Augen zu beobachten, die sich an der Qual weiden, die man der Person zufügt, die man gestern gelieb|kost – das kann ich nicht aushalten. – Sie nehmen vielleicht wirklich an, daß ich 100 oder noch mehr Liebhaber gehabt; – mir ist momentan verflucht ernst zu Mut, u. ich sage Ihnen Sie sind in einem großen Irrtum; ich bin das, was Sie gar nicht reizt, ein absolut anständiges Weib, das jämmerlich viel schweres hat durchmachen müssen, u. das seit fast 4 Wochenseit der Berliner Premiere von „Hidalla“ am Kleinen Theater am 26.9.1905 mit Wedekind in der Rolle des Karl Hetmann und Gertrud Arnold in der Rolle der Fanny Kettler, die seitdem fast jeden Abend zusammen auf der Bühne standen. sich nicht retten kann, u. Ihnen dadurch wahrscheinlich eine Quelle des Amu|sements gewesen! Lassen Sie es nun genug sein, ich bin vielen solchen Wandlungen, wie sie sich vom gestrigen zum heutigen TagBeruflich (als Schauspielerin musste sie eine erfolgreich gespielte Rolle aufgeben, die Tilly Newes übernahm) wie privat (ihre „Beziehung“ zu Wedekind endete durch die „neue Konkurrentin“ [Vinçon 2014, S. 181] Tilly Newes) war es für Gertrud Arnold vom 17. auf den 18.10.1905 zu einschneidenden Veränderungen gekommen, die am 17.10.1905 durch ein Gespräch definitiv geworden sind (siehe oben). vollzogen – nicht gewachsen – ich leide, u. das können Sie nicht wollen, denn ich habe Ihnen ja nichts getan, sondern fühle u. denke seit Wochen für Sie in Angst u. Freude, als ginge Alles mich selbst an! Sie haben mir so oft weh getan, u. konnten es durch zwei liebe Worte wieder gut machen, ich bin so ehrlich Ihnen | einzugestehen, daß ich glücklich war, wenn ich Gutes mit aus unseren Vorstellungen mit nach Hause nehmen konnte; ich habe Alles hundertfach genossen u gefühlt, und vergaß das Häßliche so schnell. – Heute ist mir zu viel geschehen, Sie hatten nach gestern kein Recht mich heute als Frau X oder Q. zu behandeln. Ich weiß nun, daß ich Ihnen gestern vielleicht ein bissl leid getan aus diesen u. jenen | Gründen, – also gut – ich muß mich damit abfinden und 8 AbendeGertrud Arnold spielte die Rolle der Fanny Kettler noch in acht „Hidalla“-Vorstellungen, vom 19. bis 21.10.1905, vom 23. bis 26.10.1905 und zuletzt am 30.10.1905: „Letztes Auftreten von Gertrud Arnold.“ [Tb] werde ich es ja ertragen; aber bitte spielen Sie nicht weiter mit mir, nehmen Sie mich nur einen Moment ernst; es dürfte sich mal an Ihnen rächen, ich bin ja wirklich kein „Mädel“! – trotz Ihrer Arbeit, die | Sie abhielt unsere Verabredung einzuhalten, da Sie bis 7 Uhrbis 19 Uhr; um 20 Uhr begann wie üblich auch am 18.10.1905 die „Hidalla“-Vorstellung am Kleinen Theater. zu arbeiten hatten, sprachen Sie Frl. N.Tilly Newes traf am 18.10.1905 „im Laufe des Tages“ [Tilly Wedekind (hier noch: Newes) an Frank Wedekind, 16.10.1905] in Berlin ein: „Ankunft von Tilly Newes“ [Tb]; sie dürfte abends im Kleinen Theater gewesen sein. lernten Sie Herrn MoissiAlexander Moissi, Schauspieler zunächst am Kleinen und Neuen Theater in Berlin (Direktion: Max Reinhardt) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 292], dann am Deutschen Theater (Direktion: Max Reinhardt) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 259], wo er in den Kammerspielen am 20.11.1906 in der Uraufführung von „Frühlings Erwachen“ die Rolle des Moritz Stiefel spielte (kurzfristig mit ihm besetzt); im Zusammenhang der Probe vom 17.11.1906 erwähnt Wedekind ihn erstmals namentlich [vgl. Tb]. (oder wie der Kerl sich schreibt) kennen – Alles – während des nachsehens der Correcturbogendie Durchsicht der Korrekturbogen für die 2. Auflage von „Hidalla“ [vgl. KSA 6, S. 387].!?! – Ihre Rosen von gesternWedekind sandte Gertrud Arnold als Darstellerin der Fanny Kettler am Abend des 17.10.1905 nach der „Hidalla“-Vorstellung Rosen. u. die lieben Worte sind vor mirnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Gertrud Arnold, 17.10.1905. Es dürfte sich um ein Billett gehandelt haben, das Wedekind den Rosen beilegte, die Gertrud Arnold nach der „Hidalla“-Vorstellung am 17.10.1905 in Empfang nahm., u. ich möchte mir die Seele ausheulen! |

Seien Sie so gut diesen Brief zerrissen morgen in meine Garderobe am 19.10.1905 in Gertrud Arnolds Garderobe im Kleinen Theater, wo sie abends ebenso wie Wedekind in „Hidalla“ auftrat.zu schicken, oder nach HauseGertrud Arnold wohnte in Charlottenburg (Wielandstraße 11) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 278].! Ich bin von 2 – halb 5von 14 Uhr bis 16.30 Uhr am 19.10.1905. allein! Ich fürchte Papierkorb und Papierschnitzel, – wozu Andere auch noch kaput machen!

Einen Abend werde ich Sie doch noch bitten mit uns zu sein – vielleicht Sonnabendden 21.10.1905 (Samstag), an dem Wedekind nach der „Hidalla“-Vorstellung mit seinem Freund Hans Richard Weinhöppel den Rest des Abends verbrachte [vgl. Tb]. – ich bringe dann aber meine Freundinnicht sicher identifiziert; möglicherweise die Schauspielerin Grete Gallus [vgl. Gertrud Arnold an Wedekind, 4.11.1905]. mit! Ertragen wird auch das! Fanny. |


[um 180 Grad gedreht am Kopf der Seiten 5 und 8:]

Ich sende den Brief per Boten! Vielleicht sprechen wir uns | aus! M. geht halb 2 fortDer Schriftsteller und Theaterkritiker Max Schönau (Wielandstraße 11) [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 2022] wohnte im selben Haus wie Gertrud Arnold, das er am 19.10.1905 um 13.30 Uhr verließ und Wedekind so nicht von ihm hätte gesehen werden können. Wedekind war mit ihm bekannt und notierte im Tagebuch Treffen mit ihm am 2.10.1905 („Mit Schönau und Gertrud Arnold und Else von Ruttersheim und Albert Heine die Nacht durchgekneipt“), 8.10.1905 („Abends mit Schönau Barnowsky Arnold Donald“), 9.10.1905 („Abends bei Schönau mit Albert Heine, Kurt Stieler und Frau“), 19.10.1905 („mit Schönau und Skowronek bei Stallmann“), 22.10.1905 („Um 3 Uhr treffe ich Schönau und Frau bei Stallmann“), 2.11.1905 („Bei Stallmann treffe ich Schönau, Schadt und Else v. Ruttersheim“) und zuletzt am 2.2.1906 („Mit Schönau und Kronheim bei Stallmann“).!

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 8 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Nachsatz ist um 180 Grad gedreht oben auf die Seiten 5 bis 8 geschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 18.10.1905 ist als Ankerdatum gesetzt – das wahrscheinliche Schreibdatum, abgeleitet vom Briefinhalt in Verbindung mit dem Tagebuch. Schreibort war Gertrud Arnolds Wohnort Charlottenburg (Wielandstraße 11) [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 278].

  • Schreibort

    Charlottenburg
    18. Oktober 1905 (Mittwoch)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Charlottenburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 123
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Gertrud Arnold an Frank Wedekind, 18.10.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

19.09.2024 09:56