Sehr verehrter Herr Bauerder Schriftsteller und Journalist Julius Bauer in Wien (IX, Porzellangasse 13), „Chef-Redakteur d. ‚Illustrierten Wiener Extrablatt‘“ [Lehmanns Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger für Wien 1912, Teil VII, S. 51], der 1912 den „Lessing-Almanach“ des Concordia-Balls herausgab (siehe unten).!
Darf ich mir die Ehre nehmen, Ihnen inliegende
Zeilendas Manuskript (nicht überliefert) von Wedekinds dem Münchner Polizeipräsidenten Julius von der Heydte gewidmetes Gedicht „Herr von der Heydte“ [KSA 1/I, S. 592-393], das im Erstdruck im „Lessing-Almanach. Concordia-Ball. 12. Februar 1912“ (1912 im Verlag der Brüder Rosenbaum in Wien) erschien [vgl. KSA 1/II, S. 1659] – im dritten Teil (siehe unten); es entstand am 30.12.1911, wie Wedekind notierte: „Von der Heydte-Gedicht“ [Tb]. für die DamenspendeDie Presse berichtete über den Zweck des Ball-Almanachs (siehe oben): „Ein sinniges und zugleich pietätvolles Angebinde überreicht die ‚Concordia‘ den Besucherinnen ihres Balles als Damenspende. Regent des Festes ist [...] Gotthold Ephraim Lessing dem die ‚Concordia‘ ein Denkmal im Herzen Wiens bereitet Das elegante Büchlein, das unter dem Titel ‚Lessing-Almanach‘ am Abende des Balles, am 12. Februar, erscheint will gleichsam ein literarischer und poetischer Vorbote des für die Geschichte des Vereines und dieser Stadt gleich bedeutsamen Ereignisses sein. Die Enveloppe – goldene Arabesken auf weißem Grunde – ist mit einer Reproduktion nach dem bekannten von Graff gemalten Bildnis Lessings geschmückt. Der Almanach, 83 Seiten stark, in japanischem Buchstoff gebunden, bietet eine Fülle von Meinungen, Aussprachen und literarischen Bemerkungen in gebundener und ungebundener Rede. Schriftsteller und Dichter, darunter Namen von allererstem Range und von unbestrittenem Ansehen in der deutschen Kulturwelt, haben Beiträge gestiftet, die Julius Bauer gesammelt und herausgegeben hat [...]. Der dritte Teil führt den von Lessing in der ‚Vossischen Zeitung‘ gebrauchten Titel: ‚Das Neueste aus dem Reiche des Witzes‘. Hier vereinigen sich hervorragende Dichter, Humoristen und Satiriker zu Ehren des Meisters der deutschen Satire. [...] Die geschmackvolle und elegante Ausstattung des Almanachs hat die graphische Kunstanstalt Brüder Rosenbaum besorgt.“ [Ein „Lessing-Almanach“ als Damenspende der „Concordia“. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt, Jg. 41, Nr. 40, 11.2.1912, S. 7] Ein Auswahl an Beiträgen des dritten Teils wurde im „Illustrirten Wiener Extrablatt“ nachgedruckt, darunter Wedekinds Gedicht „Herr von der Heydte“ [vgl. Die Damenspende des „Concordia“-Balles. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt, Jg. 41, Nr. 42, 13.2.1912, S. 6-8, hier S. 8]. des Concordiaballesder nächste Ball des 1859 in Wien gegründeten Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia (ein Verein mit 1848er Traditionen, der den ersten seiner Bälle 1863 in den Sofien-Sälen veranstaltete hatte); er fand am 12.2.1912 statt, wie angekündigt war: „Die Arbeiten für den ‚Concordia‘-Ball, der am 12. Februar in den Sofiensälen abgehalten wird, nehmen einen flotten Fortgang. Das diesjährige Fest wird im Zeichen Lessings stehen.“ [„Concordia“-Ball. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt, Jg. 41, Nr. 19, 21.1.1912, S. 7] zu übersenden. Eine kleine Bitte
werden Sie mir dabei aber erlauben, nämlich die, daß ohne mein Wissen an den
Zeilen nichts geändert oder gestrichen wird. Damit wünsche ich der „Concordia“ |
ein schönes Gelingen Ihres Festes und bitte Sie noch aus den letzten Stunden
von 1911 die schönsten Glückwünsche zum Neujahr 1912 entgegenzunehmen von Ihrem
hochachtungsvoll ergebenen
Frank Wedekind.
München 31.12.11.