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Kennung: 4490

Schaffhausen, 27. Januar 1882 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Plümacher, Hermann

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Schaffhausen 27. Jan 1882


Lieber guter Franklin!

Sei mir ja nicht böse, daß ich kein Lebenszeichen von mir gebe, aber du weißt ja wie es oft geht.

Da zuSchreibversehen, statt: Dazu. haben wir ziemlich viel AufgabenHermann Plümacher besuchte die II. Klasse des Gymnasiums der Kantonsschule Schaffhausen [vgl. Hermann Plümacher an Wedekind, 23.4.1881]..

Um auf deinen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Hermann Plümacher, 25.12.1881. zurückzukommen, möchte ich dich ersuchen, mir den ersten Theil näher zu erklären, da ich nicht alles verstehen kann. Was du da von Neugier sprichst, ist mir unerklärlich. Bitte dich also es m mir das Räthsel aufzulösen. Bitte sprich also frisch von der Leber weg & ich nehme gerne Belehrung an von Dir. | Was du über Schiller und Göthe schreibst finde ich wahr. DenSchreibversehen, statt: Denn. GöetheSchreibversehen, statt Göthe (Goethe). hat auch Schund geschrieben, auf jeden fallsSchreibversehen, statt: auf jeden Fall. hat sich Goethe mehr auf sein Können gestützt, als Schiller. Ich meine in Beziehung auf das äußere. Schiller hat seine Sachen mehr gefeilt als Göthe es je gethan.

Also bin ich natürlich von dir wieder einmal bekehrt worden, was eigentlich natürlich ist. Du kannst das zuwege bringen. Ich schicke hiermit deinen Schillerein nicht näher bestimmter Band Schillerscher Schriften, den Wedekind vermutlich schon im Herbst 1881 mit Goethes Faust an den Freund geschickt hatte [vgl. Hermann Plümacher an Wedekind, 15.12.1881]. dankend zurück. Den Faust nehme ich, gerne, wie du es mir angeboten hast als Geschenk an, u danke dir viel mal dafür. Bei der K/k/lassischen | WaldpurgisnachtSchreibversehen, statt: Walpurgisnacht; die klassische Walpurgisnacht stammt aus „Faust II“ [(II,3), V. 7005-8487]., geht es mir wie dem Schüler wo er sagt

Es wird mir bei allen dem so dumm,In Anlehnung an „Faust I“ (Schüler, Studierzimmer): „Mir wird von alle dem so dumm, / Als ging’ mir ein Mühlrad im Kopf herum.“ [Goethes Werke (WA), Bd. 14, S. 91 = V. 1946f.]
Als gieng mir ein Mühlrad im Kopfe herum,[“]

Diese Stelle läßt sich am besten in der Stimmung vortragen, in der wir von Stein heimkamenwohl von einem Besuch in Stein am Rhein; Olga Plümacher, Wedekinds ‚philosophische Tante‘, war erst im Herbst 1881 mit ihren Kindern Hermann und Dagmar von Stein am Rhein nach Schaffhausen umgezogen.. Die GeigeOlga Plümacher nannte das Instrument eine „Indianergeige“ [Olga Plümacher an Wedekind, 31.1.1882], ihr Sohn in einem anderen Brief eine „Gitarre“ [Hermann Plümacher an Wedekind, 9.2.1882]., habe ich erhalten und werde sie dir, auf deinen Wunsch hin schicken.

Sie ist nicht eine von denen,Schreibversehen, statt: von denen, die. 10,000 Mark kosten. Aber du kannst schon etwas damit machen.

Mit E.nicht ermittelt. ist es s jetzt sehr stumm. Wie ich höre soll der Schwarz | aufs hiesige Gymnasium kommen„Auf Ostern 1882“ war die „Stelle eines Professors der deutschen Sprache und Literatur am Gymnasium (Kantonsschule) in Schaffhausen“ [Der Bund, Jg. 32, Nr. 347, 17.12.1881, S. (8)] ausgeschrieben, mit 20 Unterrichtsstunden die Woche zu 3200 Franken bzw. bei zusätzlichen 2 Wochenstunden Philosophieunterricht zu 3400 Franken Besoldung. Als Bewerbungsschluss war in der Stellenanzeige der 15. Januar 1882 genannt., das wäre ja schrecklich, wenSchreibversehen, statt: wenn. wir den bekämen, denSchreibversehen, statt: denn. den sehe ich lieber von ferne an.

Ich habe hier sagen hören, mit „Willy“ stehe es nicht gutFrank Wedekinds 2 Jahre jüngerer Bruder William, der zusammen mit Freunden mit einem Flobert-Stutzer „auf das Abtrittfenster im 1. Stock des Gasthauses ‚Krone‘ geschossen“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 18] hatte, wurde daraufhin von der Bezirksschule Lenzburg verwiesen und von der Gemeindeverwaltung zu drei Tagen Haft verurteilt. Vater Friedrich Wilhelm Wedekind wurde scharf verwarnt, da er seine Aufsichtspflicht hinsichtlich des Gewehrs schwer verletzt hatte [vgl. ebd.]., bitte erkläre es mir, aber sei nicht böse mit mir wegen der Frage.

Bitte verzeih das geschriebselSchreibversehen, statt: Geschreibsel. bald, mit der Geige kommt ein langer Brief.

Viele Grüße an alle deine lieben Geschwister, an Willy u DodaDie Spitznamen von William Lincoln und Donald Wedekind. besonders, ferner deiner lieben Mamma und dem Herrr/n/ Dr.Frank Wedekinds Vater, der promovierte Arzt Friedrich Wilhelm Wedekind.

Dann noch meinen Dank an FriedaDie älteste Schwester Frank Wedekinds, Erika [Mieze], hatte von den Eltern drei Vornamen (Frieda, Marianne, Erika) erhalten und wurde in ihrer Jugend Frieda genannt., u ich verbleibe dein älterSchreibversehen, statt: alter.

Freund H Pl

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 10 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Schaffhausen
    27. Januar 1882 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Schaffhausen
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus I. Frank Wedekind. Texte, Interviews, Studien

Titel des Aufsatzes:
Frank Wedekind und Hermann Plümacher. Unveröffentlichte Briefe.
Autor:
Manfred Luchsinger
Herausgeber:
Elke Austermühl, Alfred Kessler, Hartmut Vinçon. Editions- und Forschungsstelle Frank Wedekind
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag der Georg Büchner Buchhandlung
Seitenangabe:
427
Briefnummer:
3
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
Wedekind-Archiv B, Mappe 6, Autographen
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Hermann Plümacher an Frank Wedekind, 27.1.1882. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

29.10.2024 12:00
Kennung: 4490

Schaffhausen, 27. Januar 1882 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Plümacher, Hermann

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Schaffhausen 27. Jan 1882


Lieber guter Franklin!

Sei mir ja nicht böse, daß ich kein Lebenszeichen von mir gebe, aber du weißt ja wie es oft geht.

Da zuSchreibversehen, statt: Dazu. haben wir ziemlich viel AufgabenHermann Plümacher besuchte die II. Klasse des Gymnasiums der Kantonsschule Schaffhausen [vgl. Hermann Plümacher an Wedekind, 23.4.1881]..

Um auf deinen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Hermann Plümacher, 25.12.1881. zurückzukommen, möchte ich dich ersuchen, mir den ersten Theil näher zu erklären, da ich nicht alles verstehen kann. Was du da von Neugier sprichst, ist mir unerklärlich. Bitte dich also es m mir das Räthsel aufzulösen. Bitte sprich also frisch von der Leber weg & ich nehme gerne Belehrung an von Dir. | Was du über Schiller und Göthe schreibst finde ich wahr. DenSchreibversehen, statt: Denn. GöetheSchreibversehen, statt Göthe (Goethe). hat auch Schund geschrieben, auf jeden fallsSchreibversehen, statt: auf jeden Fall. hat sich Goethe mehr auf sein Können gestützt, als Schiller. Ich meine in Beziehung auf das äußere. Schiller hat seine Sachen mehr gefeilt als Göthe es je gethan.

Also bin ich natürlich von dir wieder einmal bekehrt worden, was eigentlich natürlich ist. Du kannst das zuwege bringen. Ich schicke hiermit deinen Schillerein nicht näher bestimmter Band Schillerscher Schriften, den Wedekind vermutlich schon im Herbst 1881 mit Goethes Faust an den Freund geschickt hatte [vgl. Hermann Plümacher an Wedekind, 15.12.1881]. dankend zurück. Den Faust nehme ich, gerne, wie du es mir angeboten hast als Geschenk an, u danke dir viel mal dafür. Bei der K/k/lassischen | WaldpurgisnachtSchreibversehen, statt: Walpurgisnacht; die klassische Walpurgisnacht stammt aus „Faust II“ [(II,3), V. 7005-8487]., geht es mir wie dem Schüler wo er sagt

Es wird mir bei allen dem so dumm,In Anlehnung an „Faust I“ (Schüler, Studierzimmer): „Mir wird von alle dem so dumm, / Als ging’ mir ein Mühlrad im Kopf herum.“ [Goethes Werke (WA), Bd. 14, S. 91 = V. 1946f.]
Als gieng mir ein Mühlrad im Kopfe herum,[“]

Diese Stelle läßt sich am besten in der Stimmung vortragen, in der wir von Stein heimkamenwohl von einem Besuch in Stein am Rhein; Olga Plümacher, Wedekinds ‚philosophische Tante‘, war erst im Herbst 1881 mit ihren Kindern Hermann und Dagmar von Stein am Rhein nach Schaffhausen umgezogen.. Die GeigeOlga Plümacher nannte das Instrument eine „Indianergeige“ [Olga Plümacher an Wedekind, 31.1.1882], ihr Sohn in einem anderen Brief eine „Gitarre“ [Hermann Plümacher an Wedekind, 9.2.1882]., habe ich erhalten und werde sie dir, auf deinen Wunsch hin schicken.

Sie ist nicht eine von denen,Schreibversehen, statt: von denen, die. 10,000 Mark kosten. Aber du kannst schon etwas damit machen.

Mit E.nicht ermittelt. ist es s jetzt sehr stumm. Wie ich höre soll der Schwarz | aufs hiesige Gymnasium kommen„Auf Ostern 1882“ war die „Stelle eines Professors der deutschen Sprache und Literatur am Gymnasium (Kantonsschule) in Schaffhausen“ [Der Bund, Jg. 32, Nr. 347, 17.12.1881, S. (8)] ausgeschrieben, mit 20 Unterrichtsstunden die Woche zu 3200 Franken bzw. bei zusätzlichen 2 Wochenstunden Philosophieunterricht zu 3400 Franken Besoldung. Als Bewerbungsschluss war in der Stellenanzeige der 15. Januar 1882 genannt., das wäre ja schrecklich, wenSchreibversehen, statt: wenn. wir den bekämen, denSchreibversehen, statt: denn. den sehe ich lieber von ferne an.

Ich habe hier sagen hören, mit „Willy“ stehe es nicht gutFrank Wedekinds 2 Jahre jüngerer Bruder William, der zusammen mit Freunden mit einem Flobert-Stutzer „auf das Abtrittfenster im 1. Stock des Gasthauses ‚Krone‘ geschossen“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 18] hatte, wurde daraufhin von der Bezirksschule Lenzburg verwiesen und von der Gemeindeverwaltung zu drei Tagen Haft verurteilt. Vater Friedrich Wilhelm Wedekind wurde scharf verwarnt, da er seine Aufsichtspflicht hinsichtlich des Gewehrs schwer verletzt hatte [vgl. ebd.]., bitte erkläre es mir, aber sei nicht böse mit mir wegen der Frage.

Bitte verzeih das geschriebselSchreibversehen, statt: Geschreibsel. bald, mit der Geige kommt ein langer Brief.

Viele Grüße an alle deine lieben Geschwister, an Willy u DodaDie Spitznamen von William Lincoln und Donald Wedekind. besonders, ferner deiner lieben Mamma und dem Herrr/n/ Dr.Frank Wedekinds Vater, der promovierte Arzt Friedrich Wilhelm Wedekind.

Dann noch meinen Dank an FriedaDie älteste Schwester Frank Wedekinds, Erika [Mieze], hatte von den Eltern drei Vornamen (Frieda, Marianne, Erika) erhalten und wurde in ihrer Jugend Frieda genannt., u ich verbleibe dein älterSchreibversehen, statt: alter.

Freund H Pl

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 10 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Schaffhausen
    27. Januar 1882 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Schaffhausen
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus I. Frank Wedekind. Texte, Interviews, Studien

Titel des Aufsatzes:
Frank Wedekind und Hermann Plümacher. Unveröffentlichte Briefe.
Autor:
Manfred Luchsinger
Herausgeber:
Elke Austermühl, Alfred Kessler, Hartmut Vinçon. Editions- und Forschungsstelle Frank Wedekind
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag der Georg Büchner Buchhandlung
Seitenangabe:
427
Briefnummer:
3
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
Wedekind-Archiv B, Mappe 6, Autographen
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Hermann Plümacher an Frank Wedekind, 27.1.1882. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

29.10.2024 12:00