München, 21.VII.1910.
Lieber Armin!
Anfang August denken Tilly und ich nach Lenzburg zu gehenWedekind reiste mit seiner Familie am 6.8.1910 nach Lenzburg: „Abfahrt zur Bahn. […] Ankunft in Lenzburg.“ [Tb] Auf der Rückreise nach München am 2.9.1910 traf er sich in Zürich mit der Frau und dem Sohn seines Bruders: „Abreise von Lenzburg. In Zürich begrüßen uns Emma und Armin junior am Bahnhof.“ [Tb].
Ich bringe Dir das Tagebuchvon Friedrich Wilhelm Wedekind [vgl. Frank Wedekind an Armin Wedekind, 21.1.1910]. mit, über das wir im Winter korrespondirten. Ich
frage mich nun, ob sich bei der Gelegenheit nicht eine Zusammenkunft unserer
alten FreundeLeopold Frölich (Psychiater in Königsfelden), Adolf Vögtlin (Lehrer und Schriftsteller in Zürich), Arnold Hirzel (Rektor der Bezirksschule in Aarau), Walter Laué (Beigeordneter Bürgermeister und Dezernent für Kulturangelegenheiten in Köln), Oskar Schibler (Oberrichter in Aarau), Hermann Huber (Politiker, Mitglied des Großen Rats in Aargau) und Ernst Zschokke (Lehrer für Deutsch und Geschichte an der Kantonsschule Aarau) waren Mitschüler von Frank und Armin Wedekind an der Kantonsschule Aarau gewesen; Hans Kaeslin (Lehrer für Deutsch an der Kantonsschule Aarau) war ein Bekannter Wedekinds aus seiner Aarauer Zeit, den er am 9. und 12.4.1905 in München getroffen hatte [vgl. Tb]; Heinrich Welti (Literatur- und Musikkritiker), ebenfalls ehemaliger Schüler der Kantonsschule, hatte Armin und Frank Wedekind während ihrer gemeinsamen Studienzeit in München ins dortige Kulturleben eingeführt; Gustav Henckell, der Bruder Karl Henkells und Konservenfabrikant in Lenzburg, stand mit Wedekind dem Tagebuch zufolge nach wie vor in freundschaftlichem Kontakt – so auch während seines Aufenthalts in Lenzburg am 14.8.1910 („Mit Gustav Henckel und Frau“), am 26.8.1910 („Gustav Henckell und Frau kommen nach dem Nachtessen“) und am 31.8.1910 („Abendessen bei Henckels mit Arnold Hirzel und Frau“, der Schwester von Karl und Gustav Henckell). Ein Treffen in größerer Runde kam nicht zustande. arrangiren ließe. Ich jedenfalls würde mich sehr freuen, sie
wiederzusehen. Ich dachte an:
Leopold Frölich,
Adolf Vögtlin,
Heinrich Welti (der vielleicht schon in AarburgHeinrich Welti, der lange in Berlin gelebt hatte, zog 1910 zurück nach Aarburg, wo er aufgewachsen war.),
Arnold Hirzel,
Walther Laue (der voraussichtlich in AarauWalter Laué, der nur das Schuljahr 1880/81 als Klassenkamerad Wedekinds an der Kantonsschule Aarau verbrachte, lebte in seiner Heimatstadt Köln. Von ihm wird berichtet, dass er „[s]ozusagen jeden Amtsurlaub [...] zu einem Aufenthalt in der Schweiz, meist in Aarau,“ nutzte, wo sich „um ihn ein Kreis alter und neuer Freunde“ versammelt habe [M. Schmidt: Walther Laue. 1863–1938. In: Mitteilungen der aargauischen Naturforschenden Gesellschaft, Bd. 21, 1943, S. LXX]. ist),
Oskar Schibler,
Ernst Zschokke,
Hermann Hechervermutlich Übertragungsfehler für: Hermann Huber.,
Hans KöslinÜbertragungsfehler für: Käslin.
und Gustav Henkell.
Aarau wäre
wol für die meisten der gelegenste Treffpunkt, wobei natürlich nicht ausgeschlossen
wäre, daß wir uns auch außerdem in Zürich treffen. Selbstverständlich wären
auch die Damen willkommen.
Ich theile Dir diese Idee mit in der Voraussetzung, daß Du
vielleicht den einen oder andern gelegentlich triffst und dabei erfahren
könntest, ob er Lust dazu hätte.
Auf jeden Fall freue ich mich sehr darauf, Dich wieder zu
sehen. An Dich, Deine liebe Frau und Deine Kinder die herzlichsten Grüße von
Tilly und mir.
Auf baldiges frohes Wiedersehen! Dein
Frank.