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Kennung: 4389

Zürich, 9. Oktober 1893 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Armin (Hami)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Lieber Franklin!

Soeben erhalte ich den Zeddelin der Schweiz verbreitete Schreibweise für ‚Zettel‘. Ein Zettel lag dem Brief nicht bei, wie aus der Antwort Wedekinds hervorgeht., den ich bei lege. Ich habe, da ich kein Exemplar hier habe, geantwortet, Du werdest Herrn Mayer u Zellerder 1780 gegründete Verlag Meyer und Zeller in Zürich, der seit 1879 von dem Verlagsbuchhändler Heinrich Reimmann (Rathausquai 20) [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für 1894, Teil I, S. 317] unter Beibehaltung des Namens geführt wurde und der ihn am 1.5.1894 verkaufte; das Branchenblatt meldete für „Heinrich Reimmann in Zürich“ die „käufliche Abtretung seiner unter der Firma Heinrich Reimmann, vormals Meyer und Zeller’s Verlag betriebenen Verlagsbuchhandlung“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 126, 4.6.1894, S. (3395)]. Möglicherweise hatte Wedekind bei seinem Besuch im Sommer in Zürich Kontakt mit dem Verleger aufgenommen. „Wedekind war mit dem Verkauf seines ‚Frühlings Erwachen‘ durch den Zürcher Verlag Jean Groß unzufrieden und wartete auf Zahlungen aus den ihm zustehenden Erträgen und reiste deshalb nach Zürich. Da keine gütliche Einigung erzielt werden konnte, suchte er Groß das Verlagsrecht an dem Buch zu entziehen“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S.165]. Erschienen ist die zweite Auflage von „Frühlings Erwachen“ 1894 bei Caesar Schmidt in Zürich [vgl. KSA 2, S. 772]. selber umgehend ein „Frühlingserwachen“ schicken u ihnen auch die verlangten Titel der anderen Sachen angeben. Der Bursche, der geschickt wurde, wollte das Buch baar bezahlen.

Wir haben, d. h. Emma, der Bub u ich, uns einen kleinen Aufenthalt am Thuner|see bei Fürsprech(schweiz.) Anwalt. MützenbergAugust Mützenberg, Rechtsanwalt und Hotelier in Spiez am Thunersee, Bruder von Armin Wedekinds Freund und Kollegen Ernst Mützenberg, mit dem er gemeinsam das Schlosshotel Schonegg betrieb [vgl. Schweizerisches Handelsamtsblatt, Jg. 11, Nr. 77, 27.3.1893, S. (1)]. erlaubt u daselbst angenehme Tage erlebt.

Diesen Winter soll nun noch gehörig englisch studirt werden und es ist nicht unwahrscheinlich, daß ich Dich im künftigen Januar in London aufsuchen werde, wenn ich wenigstens dazu komme, mein a/A/merikaner ProjectArmin Wedekind erwog nach den USA-Reisen seiner Brüder William (1886 bis 1888) und Donald Wedekind (1889) ebenfalls einen längeren Aufenthalt in Amerika, eventuell sogar eine Auswanderung, was aber nicht zustande kam [vgl. Donald Wedekind an Frank Wedekind, 6.3.1894]. auszuführen.

Soviel in Eile. Da ich nicht weiß, ob Du Dich noch in Paris aufhälst, bin ich in einiger Unruhe, ob Dich der Brief findet. Auch ohne daß/s/ wird es mich sehr freuen, etwas von Dir | und Deinen Plänen für die nächste Zukunft zu hören.

Mit herzlichem Gruß
Dein
Armin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 13,5 x 21,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 9.10.1893 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum dem Antwortbrief zufolge (einen Tag für den Postweg von Zürich nach Paris gerechnet).

Als Schreibort wird Armin Wedekinds Wohnort angenommen.

  • Schreibort

    Zürich
    9. Oktober 1893 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Zürich
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Paris
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 303
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Armin (Hami) Wedekind an Frank Wedekind, 9.10.1893. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

04.11.2024 10:50
Kennung: 4389

Zürich, 9. Oktober 1893 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Armin (Hami)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Lieber Franklin!

Soeben erhalte ich den Zeddelin der Schweiz verbreitete Schreibweise für ‚Zettel‘. Ein Zettel lag dem Brief nicht bei, wie aus der Antwort Wedekinds hervorgeht., den ich bei lege. Ich habe, da ich kein Exemplar hier habe, geantwortet, Du werdest Herrn Mayer u Zellerder 1780 gegründete Verlag Meyer und Zeller in Zürich, der seit 1879 von dem Verlagsbuchhändler Heinrich Reimmann (Rathausquai 20) [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich für 1894, Teil I, S. 317] unter Beibehaltung des Namens geführt wurde und der ihn am 1.5.1894 verkaufte; das Branchenblatt meldete für „Heinrich Reimmann in Zürich“ die „käufliche Abtretung seiner unter der Firma Heinrich Reimmann, vormals Meyer und Zeller’s Verlag betriebenen Verlagsbuchhandlung“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 126, 4.6.1894, S. (3395)]. Möglicherweise hatte Wedekind bei seinem Besuch im Sommer in Zürich Kontakt mit dem Verleger aufgenommen. „Wedekind war mit dem Verkauf seines ‚Frühlings Erwachen‘ durch den Zürcher Verlag Jean Groß unzufrieden und wartete auf Zahlungen aus den ihm zustehenden Erträgen und reiste deshalb nach Zürich. Da keine gütliche Einigung erzielt werden konnte, suchte er Groß das Verlagsrecht an dem Buch zu entziehen“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S.165]. Erschienen ist die zweite Auflage von „Frühlings Erwachen“ 1894 bei Caesar Schmidt in Zürich [vgl. KSA 2, S. 772]. selber umgehend ein „Frühlingserwachen“ schicken u ihnen auch die verlangten Titel der anderen Sachen angeben. Der Bursche, der geschickt wurde, wollte das Buch baar bezahlen.

Wir haben, d. h. Emma, der Bub u ich, uns einen kleinen Aufenthalt am Thuner|see bei Fürsprech(schweiz.) Anwalt. MützenbergAugust Mützenberg, Rechtsanwalt und Hotelier in Spiez am Thunersee, Bruder von Armin Wedekinds Freund und Kollegen Ernst Mützenberg, mit dem er gemeinsam das Schlosshotel Schonegg betrieb [vgl. Schweizerisches Handelsamtsblatt, Jg. 11, Nr. 77, 27.3.1893, S. (1)]. erlaubt u daselbst angenehme Tage erlebt.

Diesen Winter soll nun noch gehörig englisch studirt werden und es ist nicht unwahrscheinlich, daß ich Dich im künftigen Januar in London aufsuchen werde, wenn ich wenigstens dazu komme, mein a/A/merikaner ProjectArmin Wedekind erwog nach den USA-Reisen seiner Brüder William (1886 bis 1888) und Donald Wedekind (1889) ebenfalls einen längeren Aufenthalt in Amerika, eventuell sogar eine Auswanderung, was aber nicht zustande kam [vgl. Donald Wedekind an Frank Wedekind, 6.3.1894]. auszuführen.

Soviel in Eile. Da ich nicht weiß, ob Du Dich noch in Paris aufhälst, bin ich in einiger Unruhe, ob Dich der Brief findet. Auch ohne daß/s/ wird es mich sehr freuen, etwas von Dir | und Deinen Plänen für die nächste Zukunft zu hören.

Mit herzlichem Gruß
Dein
Armin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 13,5 x 21,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 9.10.1893 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum dem Antwortbrief zufolge (einen Tag für den Postweg von Zürich nach Paris gerechnet).

Als Schreibort wird Armin Wedekinds Wohnort angenommen.

  • Schreibort

    Zürich
    9. Oktober 1893 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Zürich
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Paris
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 303
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Armin (Hami) Wedekind an Frank Wedekind, 9.10.1893. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

04.11.2024 10:50