Vergleichsansicht

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Kennung: 4334

Leipzig, 3. Februar 1885 (Dienstag), Briefkarte

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Nadeln, Faden, Fingerhut
Sind das beste Heiratsgut


Lieber Franklin!

Vor vielleicht einem Monat habe ich mir die Mühe genommen Dich von meiner Adresse in Kenntniss zu setzen, um es Dir zu ermöglichen meinen obligator. Neujahrswunschvgl. Oskar Schibler an Wedekind, 5.1.1885. zu erwiedernschweizerdeutsche Schreibweise.. Aber keine Antwort kam. Kannst Du Dich vielleicht nicht losreissen von Münchens Brüsten, um wenige Zeilen als Zeichen Deines Lebendigseins hierherzusenden, oder ist Dir mein erstes scriptum gar nicht zu Gesicht gekommen oder als | 3te mögliche Annahme, hast Du es bewusst negirt. Ich hoffe denn doch, dass Du mir irgendwelche Antwort gibst & Dich in nicht so beredtes Schweigen einhüllst, das anzulegen mir in diesem Moment unmöglich ist.

Was gedenkst Du beim baldigen Semesterschlussvermutlich um den 20.2.1885. An der Ludwig-Maximilian-Universität München dürfte die vorlesungsfreie Zeit zwischen Winter- und Sommersemester – wie im Folgejahr [vgl. Alexis Garonne an Wedekind, 15.4.1886] – etwa 7 Wochen gedauert haben. Das Sommersemester begann am 15.4.1885 [vgl. Verzeichnis der Vorlesungen an der Königlichen Ludwig-Maximilians-Universität zu München im Sommer-Semester 1885, S. (2)]. – An der Universität in Leipzig endete das Wintersemester am 14.3.1885 [vgl. Verzeichniss der im Winter-Halbjahre 1884/85 auf der Universität Leipzig zu haltenden Vorlesungen. Leipzig (1884, Titelblatt)], das Sommersemester begann am 20.4.1885 [vgl. Verzeichniss der im Sommer-Halbjahre 1885 auf der Universität Leipzig zu haltenden Vorlesungen. Leipzig (1885, Titelblatt)]. zu thunWedekind blieb offenbar während der Semesterferien in München.! Eine kleine Fusswanderung oder an den Rhein oder willst Du Dich tiefern Quellenstudien hingeben. Ich gehe nach Hausezu den Eltern nach Aarau., ob in MilitärdienstOskar Schibler war Leutnant der Feldartillerie; die Rekrutenschule hatte er im Spätsommer 1882 durchlaufen und nach seiner Matura (August 1883) die Offiziersbildungsschule in Aarau erfolgreich mit der Ernennung zum Leutnant absolviert [vgl. Neue Zürcher Zeitung, Jg. 63, Nr. 353, 19.12.1883, Ausgabe 2, S. (3)]. Neben den Wiederholungskursen (20 Tage alle 4 Jahre) waren weitere Sonderkurse für Unteroffiziers- und Offiziersanwärter zu durchlaufen [vgl. Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 14. Aufl., Bd, 14, 1903, S. 740], auf die Oskar Schibler hier anspielt [vgl. Brockhaus‘ Konversations-Lexikon, 14. Aufl., Bd, 14, 1903, S. 740]. Im Januar 1888 wurde er zum Oberleutnant [vgl. Der Bund, Bd. 39, Nr. 27, 28.1.1888, S. (4)], 8 Jahre später zum Hauptmann der Feldartillerie ernannt [vgl. Der Bund, Bd. 47, Nr. 25, 26.1.1896, S. (1)]. oder nicht ist noch ungewiss. Doch ich finde je eher man etwas absolvirt, desto angenehmer ist es. Ich schlage Dir einen Briefwechsel vor, welchem es an Erlebnissen & Beobachtungsstoff nicht fehlen wird. Lebe wohl & grüss mir Deinen BruderArmin Wedekind, der in München Medizin studierte und mit Frank Wedekind in der Türkenstraße 30 im 1. Stock wohnte [vgl. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1884/85. München 1885, S. 78]..

Dein Oscar


[Auf Seite 1 am oberen Rand um 180 Grad gedreht:]

Leipzig. 3 II 85.

O.S jur stud. Obstmarkt 2 III. Leipzig.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 13,5 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf der Vorderseite der Briefkarte befindet sich die Schwarz-Weiß-Abbildung einer Frau in Tracht, die von einem in Rot gedruckten Heiratsspruch (hier wiedergegeben) im Oval umrahmt ist.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Leipzig
    3. Februar 1885 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Leipzig
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 3.2.1885. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 14:09
Kennung: 4334

Leipzig, 3. Februar 1885 (Dienstag), Briefkarte

Autor*in

  • Schibler, Oskar

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Nadeln, Faden, Fingerhut
Sind das beste Heiratsgut


Lieber Franklin!

Vor vielleicht einem Monat habe ich mir die Mühe genommen Dich von meiner Adresse in Kenntniss zu setzen, um es Dir zu ermöglichen meinen obligator. Neujahrswunschvgl. Oskar Schibler an Wedekind, 5.1.1885. zu erwiedernschweizerdeutsche Schreibweise.. Aber keine Antwort kam. Kannst Du Dich vielleicht nicht losreissen von Münchens Brüsten, um wenige Zeilen als Zeichen Deines Lebendigseins hierherzusenden, oder ist Dir mein erstes scriptum gar nicht zu Gesicht gekommen oder als | 3te mögliche Annahme, hast Du es bewusst negirt. Ich hoffe denn doch, dass Du mir irgendwelche Antwort gibst & Dich in nicht so beredtes Schweigen einhüllst, das anzulegen mir in diesem Moment unmöglich ist.

Was gedenkst Du beim baldigen Semesterschlussvermutlich um den 20.2.1885. An der Ludwig-Maximilian-Universität München dürfte die vorlesungsfreie Zeit zwischen Winter- und Sommersemester – wie im Folgejahr [vgl. Alexis Garonne an Wedekind, 15.4.1886] – etwa 7 Wochen gedauert haben. Das Sommersemester begann am 15.4.1885 [vgl. Verzeichnis der Vorlesungen an der Königlichen Ludwig-Maximilians-Universität zu München im Sommer-Semester 1885, S. (2)]. – An der Universität in Leipzig endete das Wintersemester am 14.3.1885 [vgl. Verzeichniss der im Winter-Halbjahre 1884/85 auf der Universität Leipzig zu haltenden Vorlesungen. Leipzig (1884, Titelblatt)], das Sommersemester begann am 20.4.1885 [vgl. Verzeichniss der im Sommer-Halbjahre 1885 auf der Universität Leipzig zu haltenden Vorlesungen. Leipzig (1885, Titelblatt)]. zu thunWedekind blieb offenbar während der Semesterferien in München.! Eine kleine Fusswanderung oder an den Rhein oder willst Du Dich tiefern Quellenstudien hingeben. Ich gehe nach Hausezu den Eltern nach Aarau., ob in MilitärdienstOskar Schibler war Leutnant der Feldartillerie; die Rekrutenschule hatte er im Spätsommer 1882 durchlaufen und nach seiner Matura (August 1883) die Offiziersbildungsschule in Aarau erfolgreich mit der Ernennung zum Leutnant absolviert [vgl. Neue Zürcher Zeitung, Jg. 63, Nr. 353, 19.12.1883, Ausgabe 2, S. (3)]. Neben den Wiederholungskursen (20 Tage alle 4 Jahre) waren weitere Sonderkurse für Unteroffiziers- und Offiziersanwärter zu durchlaufen [vgl. Brockhaus’ Konversations-Lexikon, 14. Aufl., Bd, 14, 1903, S. 740], auf die Oskar Schibler hier anspielt [vgl. Brockhaus‘ Konversations-Lexikon, 14. Aufl., Bd, 14, 1903, S. 740]. Im Januar 1888 wurde er zum Oberleutnant [vgl. Der Bund, Bd. 39, Nr. 27, 28.1.1888, S. (4)], 8 Jahre später zum Hauptmann der Feldartillerie ernannt [vgl. Der Bund, Bd. 47, Nr. 25, 26.1.1896, S. (1)]. oder nicht ist noch ungewiss. Doch ich finde je eher man etwas absolvirt, desto angenehmer ist es. Ich schlage Dir einen Briefwechsel vor, welchem es an Erlebnissen & Beobachtungsstoff nicht fehlen wird. Lebe wohl & grüss mir Deinen BruderArmin Wedekind, der in München Medizin studierte und mit Frank Wedekind in der Türkenstraße 30 im 1. Stock wohnte [vgl. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1884/85. München 1885, S. 78]..

Dein Oscar


[Auf Seite 1 am oberen Rand um 180 Grad gedreht:]

Leipzig. 3 II 85.

O.S jur stud. Obstmarkt 2 III. Leipzig.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 13,5 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf der Vorderseite der Briefkarte befindet sich die Schwarz-Weiß-Abbildung einer Frau in Tracht, die von einem in Rot gedruckten Heiratsspruch (hier wiedergegeben) im Oval umrahmt ist.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Leipzig
    3. Februar 1885 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Leipzig
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Oskar Schibler an Frank Wedekind, 3.2.1885. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

19.11.2024 14:09