Erstdruck
Briefe Frank Wedekinds
Titel des Aufsatzes:
Briefe Frank Wedekinds
Verlag:
Wien: Verlag "Die Fackel"
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Briefe Frank Wedekinds. In: Die Fackel, Jg. 21, Nr. 521-530, Januar 1920, S. 114-115. Im Erstdruck ist der Brief mit drei Fußnoten versehen. Zu „Einladung“ ist angemerkt: „Er nahm für den Aufenthalt zur zweiten Aufführung der ‚Büchse der Pandora‘ wieder bei mir Wohnung. Der volle Ertrag der Veranstaltungen, die unter unsäglichen Schwierigkeiten einen vielbedeutenden, fast von der gesamten Presse damals und späterhin totgeschwiegenen Erfolg ergaben, ist ihm, der sich bis dahin in den ungünstigsten materiellen Verhältnissen befunden hatte, zugewendet worden, was er freilich vorher nicht wußte. Von dem Triumph der Dichtung und seines Auftretens als ‚Jack‘ abgesehen, hatte die Aufführung nebst der Bekanntschaft mit seiner späteren Gattin auch sein Engagement bei Reinhardt in Berlin und die Annahme seiner Werke durch das ‚Deutsche Theater‘ zur Folge. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß die Presse der Beziehung, die zwischen Wedekinds Aufstieg und dem Eintreten der Fackel unablügbar bestanden hat, nicht nur durch Verschweigen Rechnung trug, sondern daß sogar eine Zeitung, freilich eine der niedrigsten Wiens, aus einem Interview, in dem Wedekind über die Entwicklung seiner dramatischen Laufbahn Auskunft gab, die Tatsache der Wiener Erstaufführung der ‚Büchse der Pandora‘ herausfälschte, auf die Gefahr hin, den Dichter im Lichte schnöder Undankbarkeit zu zeigen. Eine ähnliche Taktik haben die Schufte bewährt, als sie nach dem Tode Peter Altenbergs erzählten oder erzählen ließen, wie er zum Druck seiner ersten Arbeiten kam. Daß die Neue Freie Presse um des Grabredners willen sein Begräbnis totschwieg und in ihren Annalen Peter Altenberg unbeerdigt geblieben wäre, wenn die Meldung, daß die Stadt Wien dem Dichter ein Ehrengrab gewährt hat, nicht die Situation gerettet hätte, ist ein kulturhistorischer Witz für sich. Und solches Schandpack, dessen Papier man zur Verfügung haben müßte, um es täglich seitenweis zu beschimpfen, wagt es, sich darüber aufzuhalten, wenn Ehrenmännern die Galle überläuft.“ Zu „Einakter“ ist angemerkt: „‚Totentanz‘.“ Nach „Polizei“ ist angemerkt: „Gemeint ist wohl, daß auch die zweite Aufführung der Büchse der ‚Pandora‘ am 15. Juni ‒ die erste hatte am 29. Mai stattgefunden ‒ durchgesetzt wurde. Jene war noch in letzter Stunde in Frage gestellt, da morgens eine Absage der großartigen Darstellerin der Geschwitz eingelangt war. Albert Heines und meiner Anstrengung gelang es schließlich, Adele Sandrock, die unter allerlei Einflüssen die Mitwirkung, und zwar aus Sittlichkeitsgründen, verweigern wollte, zum Auftreten zu bestimmen, das zugleich ihr Abschied von einem dem großen Theater fremd gewordenen Wien war.“ – Neuedition: Nottscheid 2008, S. 35 (Nr. 23).