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Kennung: 4207

Riesbach, 1. Februar 1890 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Armin (Hami)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Riesbach, den 1.II.90.


Lieber Bruder!

Anbei 200 frsDer Brief war das Begleitschreiben zu einer Geldsendung. Armin Wedekind verwaltete das Geldvermögen der Familie nach dem Tod des Vaters, so dass sich Frank Wedekind zur Auszahlung von Teilen seines Erbes an ihn wenden musste. Im Tagebuch vermerkte Wedekind den Betrag von 200 Francs für den 4.2.1890 [vgl. Tb, Übersicht, S. 116]., Alles, was mir im Moment zur Verfügung steht. Deinen AuftragZusammenhang nicht ermittelt. an Donald werde ich mir erlauben, nicht auszurichten, da ich es nicht nothwendig für ihn finde, sich im Gegenwärtigen Moment zu bespiegeln. Ich vermuthe Du werdest das verstehen, wenn ich Dir mittheile, daß er, nachdem er auf hiesigem Gymnasiumdie Kantonsschule Zürich. Emilie Wedekind hatte Frank Wedekind geschrieben, dass Donald in Zürich abgewiesen worden sei, „weil er von zwei Schweizer Gymnasien fortgelaufen war“ [Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 8.2.1890]. nicht ankommen konnte u auch die FremdenmaturitätZulassungsprüfung an der Universität Zürich für Nichtschweizer und Schweizer ohne schweizerische Matura. vor Ablauf seiner normalen Gymnasialzeit für ihn nicht offen steht, nun gestern mit Mama nach Aarauzum erneuten Besuch der dortigen Kantonsschule, die Donald Wedekind 1888 nach der 1. Klasse verlassen hatte. ist, wo er sich eben so gut es geht in die Verhältnisse finden muß. Mamas Entschluß geht dahin, ihm, falls er nicht in Aarau bliebe bis zur Maturität, zu keinem weiteren Studium Unterstützung zu gewähren, sondern ihn | nach ihrer WahlEmilie Wedekind schwebte für ihren Sohn eine Ausbildung zum Buchdrucker vor [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 1.2.1890]. ein Handwerk lernen zu lassen.

Sein Antheil am Vermögen, wird, weil er eine fürchterliche AngstArmin Wedekind billigte diesen Wunsch Donalds nicht, wie die Abschrift eines Briefes „Hammi an Doda“ vom 7.2.1890 in Frank Wedekinds Tagebuch belegt: „Leider muß ich wieder hören, daß Rohheit und feige Ängstlichkeit noch immer die Triebfedern deines Benehmens sind. Deine eigene Erbärmlichkeit ist aber so groß, daß man sich ein Gewissen daraus machen müßte, an Charakter oder Vertrauen bei dir zu appeliren und so ist es sowohl Mamas als mein Entschluß, dir wenigstens aus der Angst über dein Vermögen, das dir ja gewiß noch einige Jahre Nichtsthun fristen kann, wenn es dir einmal zufällt, hinwegzuhelfen. Dein Antheil am Vermögen basirend auf dem Status vom 31. Dec. 1889 wird abgesondert verwaltet und zur Bewirthschaftung des Schlosses nicht weiter beansprucht werden. Dein Antheil an diesen Kosten wird dir aufgeschrieben und nach einem einstigen Verkauf der Liegenschaften in Lenzburg von deinem Antheil an denselben abgezogen werden. Ich hoffe mit dieser Zusicherung deinen rohen Gefühlsausbrüchen und erbärmlichen Anschuldigungen gegen Mama den Boden entzogen zu haben.“ gezeigt hat, derselbe möchte durch die Kosten für das Schloß aufgezehrt werden, vom übrigen abgesondert verwaltet werden u sein Antheil an den Kosten für’s Schloß später von seinem Theil am ErlösEmilie Wedekind wollte nach dem Tod ihres Mannes das Lenzburger Schloss verkaufen, was sich allerdings bis zum Frühjahr 1893 hinzog, bis das Schloss für 120.000 Franken an den amerikanischen Unternehmersohn August E. Jessup verkauft wurde [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 157]. für dasselbe abgezogen werden.

In der angenehmen Hoffnung der Brief werde Dich bei guter Gesundheit antreffen verbleibe ich Dein treuer Bruder
Armin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Rautiertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 21,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Riesbach
    1. Februar 1890 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Riesbach
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 303
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Armin (Hami) Wedekind an Frank Wedekind, 1.2.1890. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

04.11.2024 10:04
Kennung: 4207

Riesbach, 1. Februar 1890 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Armin (Hami)

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Riesbach, den 1.II.90.


Lieber Bruder!

Anbei 200 frsDer Brief war das Begleitschreiben zu einer Geldsendung. Armin Wedekind verwaltete das Geldvermögen der Familie nach dem Tod des Vaters, so dass sich Frank Wedekind zur Auszahlung von Teilen seines Erbes an ihn wenden musste. Im Tagebuch vermerkte Wedekind den Betrag von 200 Francs für den 4.2.1890 [vgl. Tb, Übersicht, S. 116]., Alles, was mir im Moment zur Verfügung steht. Deinen AuftragZusammenhang nicht ermittelt. an Donald werde ich mir erlauben, nicht auszurichten, da ich es nicht nothwendig für ihn finde, sich im Gegenwärtigen Moment zu bespiegeln. Ich vermuthe Du werdest das verstehen, wenn ich Dir mittheile, daß er, nachdem er auf hiesigem Gymnasiumdie Kantonsschule Zürich. Emilie Wedekind hatte Frank Wedekind geschrieben, dass Donald in Zürich abgewiesen worden sei, „weil er von zwei Schweizer Gymnasien fortgelaufen war“ [Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 8.2.1890]. nicht ankommen konnte u auch die FremdenmaturitätZulassungsprüfung an der Universität Zürich für Nichtschweizer und Schweizer ohne schweizerische Matura. vor Ablauf seiner normalen Gymnasialzeit für ihn nicht offen steht, nun gestern mit Mama nach Aarauzum erneuten Besuch der dortigen Kantonsschule, die Donald Wedekind 1888 nach der 1. Klasse verlassen hatte. ist, wo er sich eben so gut es geht in die Verhältnisse finden muß. Mamas Entschluß geht dahin, ihm, falls er nicht in Aarau bliebe bis zur Maturität, zu keinem weiteren Studium Unterstützung zu gewähren, sondern ihn | nach ihrer WahlEmilie Wedekind schwebte für ihren Sohn eine Ausbildung zum Buchdrucker vor [vgl. Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 1.2.1890]. ein Handwerk lernen zu lassen.

Sein Antheil am Vermögen, wird, weil er eine fürchterliche AngstArmin Wedekind billigte diesen Wunsch Donalds nicht, wie die Abschrift eines Briefes „Hammi an Doda“ vom 7.2.1890 in Frank Wedekinds Tagebuch belegt: „Leider muß ich wieder hören, daß Rohheit und feige Ängstlichkeit noch immer die Triebfedern deines Benehmens sind. Deine eigene Erbärmlichkeit ist aber so groß, daß man sich ein Gewissen daraus machen müßte, an Charakter oder Vertrauen bei dir zu appeliren und so ist es sowohl Mamas als mein Entschluß, dir wenigstens aus der Angst über dein Vermögen, das dir ja gewiß noch einige Jahre Nichtsthun fristen kann, wenn es dir einmal zufällt, hinwegzuhelfen. Dein Antheil am Vermögen basirend auf dem Status vom 31. Dec. 1889 wird abgesondert verwaltet und zur Bewirthschaftung des Schlosses nicht weiter beansprucht werden. Dein Antheil an diesen Kosten wird dir aufgeschrieben und nach einem einstigen Verkauf der Liegenschaften in Lenzburg von deinem Antheil an denselben abgezogen werden. Ich hoffe mit dieser Zusicherung deinen rohen Gefühlsausbrüchen und erbärmlichen Anschuldigungen gegen Mama den Boden entzogen zu haben.“ gezeigt hat, derselbe möchte durch die Kosten für das Schloß aufgezehrt werden, vom übrigen abgesondert verwaltet werden u sein Antheil an den Kosten für’s Schloß später von seinem Theil am ErlösEmilie Wedekind wollte nach dem Tod ihres Mannes das Lenzburger Schloss verkaufen, was sich allerdings bis zum Frühjahr 1893 hinzog, bis das Schloss für 120.000 Franken an den amerikanischen Unternehmersohn August E. Jessup verkauft wurde [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 157]. für dasselbe abgezogen werden.

In der angenehmen Hoffnung der Brief werde Dich bei guter Gesundheit antreffen verbleibe ich Dein treuer Bruder
Armin.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Rautiertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 21,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Riesbach
    1. Februar 1890 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Riesbach
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 303
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Armin (Hami) Wedekind an Frank Wedekind, 1.2.1890. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

04.11.2024 10:04