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Kennung: 4111

München, 28. März 1917 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

München, 28.III.17


Geliebter Frank,

gestern schickte ich 2 Päckchen ZwibackSchreibversehen, statt: Zwieback. als Muster ohne Wertpostalische Kategorie; mit dem Betrag von Briefporto frankierte Warensendungen, etwa bei Warenproben [vgl. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd. 16. Leipzig 1908, Beilage zu Artikel „Porto“ S. 170: „Portotarif und Postgebühren im Deutschen Reich“]. eingeschrieben an Dich ab. Hoffentlich bekommst Du sie bald. Es war alles was ich auftreiben konnte. Die einen sind DiäbetikerSchreibversehen, statt: Diabetiker (= Menschen mit einer Stoffwechselerkrankung). ZwibäckeSchreibversehen, statt: Zwiebäcke. aber auch gut, Du hast schon mal welche gegessen. Man muss nehmen was es giebtSchreibversehen, statt: gibt.. Brot kann ich leider vorläufig nicht schicken, wir sind selbst so knapp daran. Hoffentlich kannst Du alle Deine MarkenLebensmittelmarken. verwerten; sonst bitte schick’ sie zurück solang sie noch gelten. Die letzten waren leider verfallen. P.S. (P.S. Alle 4 Wochen wechseln die Fleischmarken.) Bei der nächsten KartenverteilungVerteilung von Lebensmittelmarken. schicke ich Dir die Deinen gleich ein, ungefähr Ende der Woche. Nächste Woche schicke ich vielleicht etwas Butter | u. ZwibäckeSchreibversehen, statt: Zwiebäcke. nach DresdenWedekind reiste nach seinem Gastspiel in Berlin nicht nach Dresden., bis es hinkommt, wirst Du ja dort sein. Bleibst Du über Ostern? Wenn nur das Wetter besser wäre.

Gestern war ich mit den Kindern, weil AnnaAnna Wölfel, das „Haus- und Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 334] bügelte. Ich habe ihnen übrigens das Haar kurz schneiden lassen, sie sehen sehr nett aus. Bin neugierig wie sie Dir gefallen. Ich halte es so für besser.

Gestern abends waren wir im TheaterPamela Wedekind sah am 27.3.1917 abends im Königlichen Hoftheater (Max-Joseph-Platz 2) „Klein Idas Blumen. Ballett in einem Aufzug nach dem Märchen von H. C. Andersen“ (1916) von Paul von Klenau, ihre Mutter Tilly Wedekind (im Publikum neben ihr Lida von Wedell und Luise Kyser) sah gleichzeitig nebenan im Königlichen Residenztheater (Max-Joseph-Platz 1) „Kaiser Karls Geisel. Ein Legendenspiel“ (1908) von Gerhart Hauptmann mit Helene Ritscher in der weiblichen Hauptrolle [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 70, Nr. 155, 27.3.1917, General-Anzeiger, S. 2]; deren Darstellung war in der Presse gelobt worden: „Fräulein Ritscher entfernte sich mit Gersuind wesentlich von ihrer früheren Manier, die ihr anvertraute Weiblichkeit einer bestimmten Stilisierung zu unterziehen. Und so erfreute ihre Gersuind durch schlichte, mädchenhafte Züge und ließ doch wiederum den Abgrund unschuldsvoller Sündigkeit erkennen.“ [E. (Richard Elchinger): Kaiser Karls Geisel. Legendenspiel von Gerhart Hauptmann. Erste Aufführung im Residenztheater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 70, Nr. 145, 21.3.1917, Abend-Ausgabe, S. 2], Pamela in „Klein Idt/a/’s Blumen“ auf einen Platz von Frl. OrnelliAnna Hörnlein (Agnesstraße 56), „genannt Ornelli“, „Hofballett-Solotänzerin“ [Adreßbuch für München 1917, Teil I, S. 289], Primaballerina im Ballett des Münchner Hoftheaters [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 517]., ich hatte für „Kaiser Karl’s Geisel“ eingereicht. Pamela hat es sehr gefallen. Hauptmann war recht interessant, die Ritscher ausgezeichnet. Zufällig waren auch die Baronin Wedell mit Fr. Kyser drin u. saßen neben mir.

Wie gefiel Dir das Carl Hauptmann StückWedekind besuchte am 26.3.1917 im Deutschen Theater zu Berlin die Uraufführung von Carl Hauptmanns Stück „Tobias Buntschuh. Eine burleske Tragödie in fünf Akten“ (1916).?

Sei innigst umarmt Lieber von Deiner Tilly


Viele BusserlnKüsse. v. d. Kindern.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 16,5 x 19 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Ränder des Blattes sind perforiert; es handelt sich um ein nicht gefaltetes Kartenbriefformular (blanko), das als Briefpapier genutzt wurde.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    28. März 1917 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
454-455
Briefnummer:
692
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 28.3.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.02.2023 21:21
Kennung: 4111

München, 28. März 1917 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

München, 28.III.17


Geliebter Frank,

gestern schickte ich 2 Päckchen ZwibackSchreibversehen, statt: Zwieback. als Muster ohne Wertpostalische Kategorie; mit dem Betrag von Briefporto frankierte Warensendungen, etwa bei Warenproben [vgl. Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd. 16. Leipzig 1908, Beilage zu Artikel „Porto“ S. 170: „Portotarif und Postgebühren im Deutschen Reich“]. eingeschrieben an Dich ab. Hoffentlich bekommst Du sie bald. Es war alles was ich auftreiben konnte. Die einen sind DiäbetikerSchreibversehen, statt: Diabetiker (= Menschen mit einer Stoffwechselerkrankung). ZwibäckeSchreibversehen, statt: Zwiebäcke. aber auch gut, Du hast schon mal welche gegessen. Man muss nehmen was es giebtSchreibversehen, statt: gibt.. Brot kann ich leider vorläufig nicht schicken, wir sind selbst so knapp daran. Hoffentlich kannst Du alle Deine MarkenLebensmittelmarken. verwerten; sonst bitte schick’ sie zurück solang sie noch gelten. Die letzten waren leider verfallen. P.S. (P.S. Alle 4 Wochen wechseln die Fleischmarken.) Bei der nächsten KartenverteilungVerteilung von Lebensmittelmarken. schicke ich Dir die Deinen gleich ein, ungefähr Ende der Woche. Nächste Woche schicke ich vielleicht etwas Butter | u. ZwibäckeSchreibversehen, statt: Zwiebäcke. nach DresdenWedekind reiste nach seinem Gastspiel in Berlin nicht nach Dresden., bis es hinkommt, wirst Du ja dort sein. Bleibst Du über Ostern? Wenn nur das Wetter besser wäre.

Gestern war ich mit den Kindern, weil AnnaAnna Wölfel, das „Haus- und Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 334] bügelte. Ich habe ihnen übrigens das Haar kurz schneiden lassen, sie sehen sehr nett aus. Bin neugierig wie sie Dir gefallen. Ich halte es so für besser.

Gestern abends waren wir im TheaterPamela Wedekind sah am 27.3.1917 abends im Königlichen Hoftheater (Max-Joseph-Platz 2) „Klein Idas Blumen. Ballett in einem Aufzug nach dem Märchen von H. C. Andersen“ (1916) von Paul von Klenau, ihre Mutter Tilly Wedekind (im Publikum neben ihr Lida von Wedell und Luise Kyser) sah gleichzeitig nebenan im Königlichen Residenztheater (Max-Joseph-Platz 1) „Kaiser Karls Geisel. Ein Legendenspiel“ (1908) von Gerhart Hauptmann mit Helene Ritscher in der weiblichen Hauptrolle [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 70, Nr. 155, 27.3.1917, General-Anzeiger, S. 2]; deren Darstellung war in der Presse gelobt worden: „Fräulein Ritscher entfernte sich mit Gersuind wesentlich von ihrer früheren Manier, die ihr anvertraute Weiblichkeit einer bestimmten Stilisierung zu unterziehen. Und so erfreute ihre Gersuind durch schlichte, mädchenhafte Züge und ließ doch wiederum den Abgrund unschuldsvoller Sündigkeit erkennen.“ [E. (Richard Elchinger): Kaiser Karls Geisel. Legendenspiel von Gerhart Hauptmann. Erste Aufführung im Residenztheater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 70, Nr. 145, 21.3.1917, Abend-Ausgabe, S. 2], Pamela in „Klein Idt/a/’s Blumen“ auf einen Platz von Frl. OrnelliAnna Hörnlein (Agnesstraße 56), „genannt Ornelli“, „Hofballett-Solotänzerin“ [Adreßbuch für München 1917, Teil I, S. 289], Primaballerina im Ballett des Münchner Hoftheaters [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 517]., ich hatte für „Kaiser Karl’s Geisel“ eingereicht. Pamela hat es sehr gefallen. Hauptmann war recht interessant, die Ritscher ausgezeichnet. Zufällig waren auch die Baronin Wedell mit Fr. Kyser drin u. saßen neben mir.

Wie gefiel Dir das Carl Hauptmann StückWedekind besuchte am 26.3.1917 im Deutschen Theater zu Berlin die Uraufführung von Carl Hauptmanns Stück „Tobias Buntschuh. Eine burleske Tragödie in fünf Akten“ (1916).?

Sei innigst umarmt Lieber von Deiner Tilly


Viele BusserlnKüsse. v. d. Kindern.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 16,5 x 19 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Ränder des Blattes sind perforiert; es handelt sich um ein nicht gefaltetes Kartenbriefformular (blanko), das als Briefpapier genutzt wurde.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    28. März 1917 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
454-455
Briefnummer:
692
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 28.3.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.02.2023 21:21