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Liebster, geliebter  Frank,
soviel denke ich an Dich! Wie es Dir geht, wie es mit der
Verpflegung ist, wie  der 
Wenn ich nur schon endlich Nachricht hätte. Von 
Unserm  Vater geht es Gottlob auch besser.  Heute sagte der Arzt die  Entzündungen „Eduard Newes überstand die Lungenentzündung.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 334] seien vorbei. Er meint,
bis übermorgen könne man beurteilen, ob es gut weitergeht u. das Herz aushält.
Dann wird er es | wohl überstehen.
Ich werde also bis übermorgen abwarten u. dann abreisen. Sehr
gern würde ich über  Prag fahren um 
Diese Trennung wird hoffentlich für uns beide gut sein.
Natürlich hätte ich gern vorher Nachricht gehabt, wie es in  Berlin ist u. wie Du
Dich fühlst. So lieb die Grazer Stadt ist, so geht einem dies zwecklose
Herumsitzen u. | überhaupt die „Familie“ bischen auf die Nerven. Es geht den
andern auch so.
Sobald man also sagen kann, dass Vater ausser unmittelbarer Gefahr
ist, wollen wir abreisen. Über Prag hätte ich übrigens Schnellzug Verbindung.
Ich bin den ganzen Tag nicht allein kann deshalb auch nicht vernünftig
schreiben. Und furchtbar abgespannt von dem allen.
Aber man lernt sein Daheim schätzen wenn man soviel Anderes sieht,
das ist auch ein Vorteil des Verreisens. Hoffentlich geht es Dir auch so. | 
Ich werde versuchen im Caffee Berliner Zeitungen zu
bekommen, um über Dein Gastspiel zu lesen.
Hoffentlich fühlst Du Dich wohl Liebster, u. denkst nur mit halb
so herzlichen Gedanken an mich wie ich an Dich.
Sei umarmt u. geküsst Du mein einziger, geliebter Frank
Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben
                                            Graz
10. März  1917 (Samstag)
                    
 Sicher
           
                                        
                                            Graz
Datum unbekannt
                    
       
                                        
                                            
Datum unbekannt
                    
                                    
                                        
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Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 10.3.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (04.11.2025).
Ariane Martin