Vergleichsansicht

Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.

Kennung: 4045

Berlin, 29. September 1916 (Freitag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

29.9.16

Freitag Abend! Innigst geliebte Tilly! Die KartenLebensmittelmarken [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 28.9.1916 (Brief)]. habe ich sofort der AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125]. per Eilbrief geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zu der Sendung der Lebensmittelmarken nach München; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Anna Wölfel, 29.9.1916.. Eben komme ich von einer langen KonferenzWedekind notierte am 29.9.1916 nachmittags ein Gespräch mit Karl Gustav Vollmoeller (im Haus Cumberland am Kurfürstendamm 193/194): „Unterredung mit Vollmöller im Cumberland“ [Tb]; es ging um ein Zeitungsprojekt mit ihm, Vollmoeller, Wilhelm Herzog und Heinrich Mann sowie Maximilian Harden, der mit ihm am 28.9.1916 bereits darüber gesprochen hatte: „Harden telephoniert mich an, ich fahre hinaus, esse bei ihm allein, fahre um 4 Uhr zurück. Es soll eine Zeitung gegründet werden unter Harden mit Vollmöller Herzog Heinrich Mann und mir.“ [Tb] Das Projekt wurde nicht realisiert [vgl. Martin 1996, S. 183f.]. mit Vollmöller, in der die Besprechung mit Harden fortgesetzt wurde. Jetzt gehe ich zur GeneralprobeWedekind besuchte am 29.9.1916 die „Generalprobe von Jonatans Töchter“ [Tb], in den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt) unter der Regie von Carl Heine inszeniert in der autorisierten deutschen Übersetzung „Jonathans Töchter“ (Berlin 1916, übersetzt von Henriette Maas) der 1906 von Langdon Elwyn Mitchell geschriebenen Gesellschaftskomödie „The New York Idea“ (Boston 1908, uraufgeführt am 19.11.1906 in New York), die am 30.9.1916 um 20 Uhr Premiere hatte [vgl. Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 459, 30.9.1916, Morgen-Ausgabe, S. 8]. Die Presse hat zu „der Erstaufführung des amerikanischen Lustspiels ‚Jonathans Töchter‘“ in den Kammerspielen angekündigt: „Regie führt Dr. Karl Heine.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 493, 26.9.1916, Morgen-Ausgabe, S. (3)] Sie meldete ferner: „Der Amerikaner Mitchell, der Autor des Lustspiels ‚Jonathans Tochter‘, das in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zur Erstaufführung gelangt, hat auf sämtliche ihm zustehende Tantièmen aus den Berliner Aufführungen seines Stückes zugunsten deutscher Kriegslazarette verzichtet. Mitchell lebte vor dem Kriege mehrere Jahre in München. Während des Krieges gab er in Amerika seiner Deutschfreundlichkeit in Wort und Schrift wiederholt Ausdruck.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 499, 29.9.1916, Morgen-Ausgabe, S. (3)] von „Jonatans Töchter“ ins Deutsche Theater. Gestern Abend war ich im Klub, nachher habe ich an Eulenspiegel gelerntWedekind notierte am 29.9.1916: „Im Thiergarten Till Eulenspiegel gelernt.“ [Tb] Er lernte die Rolle des Georg Sterner in „Till Eulenspiegel“ (1916) für eine mögliche Inszenierung an den Vereinigten Stadttheatern in Köln [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.9.1916]; er spielte sie bei der Uraufführung am 1.12.1916 in den Münchner Kammerspielen.. Hoffentlich geht es Dir und den Kindern gut. Für mich ist der Vertrag mit Meinhardt BernauerWedekind war im Begriff, einen Vertrag mit Carl Meinhard und Rudolf Bernauer, den Direktoren des Theaters in der Königgrätzer Straße in Berlin [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 281], über die „Erdgeist“-Inszenierung im Theater in der Königgrätzer Straße (Premiere: 4.11.1916) zu schließen. äußerst | wichtig, da Reinhardt ganz von Hauptmann besessenStücke Gerhart Hauptmanns wurden an den Reinhardt-Bühnen nach Kriegsbeginn häufig gespielt – „College Crampton“ (Premiere: 29.9.1915), „Der Biberpelz“ (Premiere: 12.1.1916 und 16.5.1916), „Fuhrmann Henschel“ (Premiere: 21.2.1916 und 3.9.1916), „Schluck und Jau“ (Premiere: 4.9.1916), „Rose Bernd“ (Premiere: 9.9.1916 und 26.9.1916), „Die Ratten“ (Premiere: 23.12.1916) [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 324]. ist. Ich kann deshalb noch nicht mit Bestimmtheit sagen wann ich zurück komme. Ich freue mich aber sehr auf unser Wiedersehn. Innigste Grüße und Küsse Dir und den Kindern
Dein Frank.


Postkarte


Frau Tilly Wedekind
p.a. H Uhrmacher Günther
Herrsching am Ammersee (Bayern)

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 7 ½ Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Poststempel Berlin: „8 – 9 N“ (= 20 bis 21 Uhr).

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
341-342
Briefnummer:
464
Kommentar:
Der Mitteilungstext der Postkarte ist im Erstdruck unvollständig wiedergegeben. – Neuedition: Vinçon 2018, Bd. 1, S. 424 (Nr. 645).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.9.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

08.02.2023 18:41
Kennung: 4045

Berlin, 29. September 1916 (Freitag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly
 
 

Inhalt

29.9.16

Freitag Abend! Innigst geliebte Tilly! Die KartenLebensmittelmarken [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 28.9.1916 (Brief)]. habe ich sofort der AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125]. per Eilbrief geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zu der Sendung der Lebensmittelmarken nach München; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Anna Wölfel, 29.9.1916.. Eben komme ich von einer langen KonferenzWedekind notierte am 29.9.1916 nachmittags ein Gespräch mit Karl Gustav Vollmoeller (im Haus Cumberland am Kurfürstendamm 193/194): „Unterredung mit Vollmöller im Cumberland“ [Tb]; es ging um ein Zeitungsprojekt mit ihm, Vollmoeller, Wilhelm Herzog und Heinrich Mann sowie Maximilian Harden, der mit ihm am 28.9.1916 bereits darüber gesprochen hatte: „Harden telephoniert mich an, ich fahre hinaus, esse bei ihm allein, fahre um 4 Uhr zurück. Es soll eine Zeitung gegründet werden unter Harden mit Vollmöller Herzog Heinrich Mann und mir.“ [Tb] Das Projekt wurde nicht realisiert [vgl. Martin 1996, S. 183f.]. mit Vollmöller, in der die Besprechung mit Harden fortgesetzt wurde. Jetzt gehe ich zur GeneralprobeWedekind besuchte am 29.9.1916 die „Generalprobe von Jonatans Töchter“ [Tb], in den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Direktion: Max Reinhardt) unter der Regie von Carl Heine inszeniert in der autorisierten deutschen Übersetzung „Jonathans Töchter“ (Berlin 1916, übersetzt von Henriette Maas) der 1906 von Langdon Elwyn Mitchell geschriebenen Gesellschaftskomödie „The New York Idea“ (Boston 1908, uraufgeführt am 19.11.1906 in New York), die am 30.9.1916 um 20 Uhr Premiere hatte [vgl. Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 459, 30.9.1916, Morgen-Ausgabe, S. 8]. Die Presse hat zu „der Erstaufführung des amerikanischen Lustspiels ‚Jonathans Töchter‘“ in den Kammerspielen angekündigt: „Regie führt Dr. Karl Heine.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 493, 26.9.1916, Morgen-Ausgabe, S. (3)] Sie meldete ferner: „Der Amerikaner Mitchell, der Autor des Lustspiels ‚Jonathans Tochter‘, das in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zur Erstaufführung gelangt, hat auf sämtliche ihm zustehende Tantièmen aus den Berliner Aufführungen seines Stückes zugunsten deutscher Kriegslazarette verzichtet. Mitchell lebte vor dem Kriege mehrere Jahre in München. Während des Krieges gab er in Amerika seiner Deutschfreundlichkeit in Wort und Schrift wiederholt Ausdruck.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 499, 29.9.1916, Morgen-Ausgabe, S. (3)] von „Jonatans Töchter“ ins Deutsche Theater. Gestern Abend war ich im Klub, nachher habe ich an Eulenspiegel gelerntWedekind notierte am 29.9.1916: „Im Thiergarten Till Eulenspiegel gelernt.“ [Tb] Er lernte die Rolle des Georg Sterner in „Till Eulenspiegel“ (1916) für eine mögliche Inszenierung an den Vereinigten Stadttheatern in Köln [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.9.1916]; er spielte sie bei der Uraufführung am 1.12.1916 in den Münchner Kammerspielen.. Hoffentlich geht es Dir und den Kindern gut. Für mich ist der Vertrag mit Meinhardt BernauerWedekind war im Begriff, einen Vertrag mit Carl Meinhard und Rudolf Bernauer, den Direktoren des Theaters in der Königgrätzer Straße in Berlin [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 281], über die „Erdgeist“-Inszenierung im Theater in der Königgrätzer Straße (Premiere: 4.11.1916) zu schließen. äußerst | wichtig, da Reinhardt ganz von Hauptmann besessenStücke Gerhart Hauptmanns wurden an den Reinhardt-Bühnen nach Kriegsbeginn häufig gespielt – „College Crampton“ (Premiere: 29.9.1915), „Der Biberpelz“ (Premiere: 12.1.1916 und 16.5.1916), „Fuhrmann Henschel“ (Premiere: 21.2.1916 und 3.9.1916), „Schluck und Jau“ (Premiere: 4.9.1916), „Rose Bernd“ (Premiere: 9.9.1916 und 26.9.1916), „Die Ratten“ (Premiere: 23.12.1916) [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 324]. ist. Ich kann deshalb noch nicht mit Bestimmtheit sagen wann ich zurück komme. Ich freue mich aber sehr auf unser Wiedersehn. Innigste Grüße und Küsse Dir und den Kindern
Dein Frank.


Postkarte


Frau Tilly Wedekind
p.a. H Uhrmacher Günther
Herrsching am Ammersee (Bayern)

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 7 ½ Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Poststempel Berlin: „8 – 9 N“ (= 20 bis 21 Uhr).

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
341-342
Briefnummer:
464
Kommentar:
Der Mitteilungstext der Postkarte ist im Erstdruck unvollständig wiedergegeben. – Neuedition: Vinçon 2018, Bd. 1, S. 424 (Nr. 645).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.9.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

08.02.2023 18:41