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Kennung: 3964

Berlin, 2. Juni 1916 (Freitag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

Innigst geliebte Tilly! Herzlichsten Dank für Deine liebe Kartevgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 31.5.1916.. Das Zimmer 312Wedekind logierte im Elite Hotel in Zimmer 311 [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 1.6.1916]; seine Frau traf am 6.6.1916 (Dienstag) in Berlin ein: „Ich hole Tilly vom Bahnhof ab. Abendessen im Hotel.“ [Tb] habe ich für Dienstag Abend für Dich bestellt. HeuteWedekind notierte am 2.6.1916: „Probe von Keith.“ [Tb] Mit „Der Marquis von Keith“ wurde der Berliner Wedekind-Zyklus vom 9.6.1916 bis 6.7.1916 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters eröffnet (Premiere: 9.6.1916), gespielt wurden außerdem „Erdgeist“ (Premiere: 13.6.1916) und „Simson“ (Premiere: 21.6.1916). war die erste Probe von Keith. Ernst Scholzin Wedekinds Schauspiel „Der Marquis von Keith“ der Gegenspieler der Titelfigur Marquis von Keith, die Wedekind 1916 in der Berliner Inszenierung selbst spielte. fehlt noch soll morgen kommen. GesternWedekind notierte am 1.6.1916: „Mittagessen im Klub mit Dr. Ratenau Fahre mit ihm zu seiner Schwester im Grunewald“ [Tb] Wedekind aß mit Walther Rathenau in der Deutschen Gesellschaft 1914 (Wilhelmstraße 67), den sogenannten Klub, und fuhr mit ihm anschließend zu dessen Schwager, dem Bankier Fritz Andreae, der mit seiner Frau Edith Andreae (geb. Rathenau) in einer Villa im Grunewald wohnte (Cronberger Straße 7-9) [vgl. Berliner Adreßbuch 1916, Teil I, S. 36]. bei Tisch im Klub traf ich Rathenau und fuhr mit ihm zu seinem Schwager Andrä im Grunewald. Seine Frau läßt Dich bestens grüßen. Alle freuen sich sehr auf Dein Kommen. Heute Nachmittag hatte ich geschäftliche BesprechungWedekind notierte am 2.6.1916: „Unterredung Drei Masken Verlag“ [Tb]. mit dem Dreimasken | Verlag. Eben war ich im Deutschen TheaterWedekind besuchte am 2.6.1916 im Deutschen Theater um 20 Uhr die Premiere des Schwanks „Familie Schimek“ (1902) von Gustav Kadelburg: „8: zum ersten Male: Die Familie Schimek. ‚Johannes Nepomuk Zawadil‘: Max Pallenberg“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 280, 2.6.1916, Morgen-Ausgabe, S. (4)]. Regie führte Emil Jannings, die Hauptrolle des Buchalters Zawadil spielte Max Pallenberg, den die Presse lobte: „Für die Darstellung der Bosheit, Unverfrorenheit, Zähigkeit, Schlagfertigkeit, Gerissenheit und die zahlreichen anderen Züge des vielwendigen Zawadil reichte ihm meist ein listiges Augenzwinkern, eine herabhängende Unterlippe, ein Nasenrümpfen, ein Ruck in den Schultern aus. Der bei der Verkörperung der Hauptrolle eines Schwankes so naheliegenden Gefahr in Ton und Gebärde in Uebertreibungen zu verfallen, wich er mit Sicherheit aus; alles erschien wie selbstverständlich; kurz: Pallenberg war wie ein lebendig gewordener Zawadil; zuweilen wirkte er gar nicht mehr schwankmäßig, sondern schien fast ins Tragikomische hinausgerückt. Immer aber blieben die Lacher auf seiner Seite.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 282, 3.6.1916, Morgen-Ausgabe, S. (2)], „Familie Schimeckmit PallenbergWedekind hat den auf komische Rollen spezialisierten Max Pallenberg (siehe oben) seinerzeit bei der Premiere von Jacques Offenbachs Operette „Die schöne Helena“ im Münchner Künstlertheater unter der Regie von Max Reinhardt – er notierte am 30.6.1911 „Reinhardts Schöne Helena“ [Tb] – in der Rolle des König Menelaus gesehen, in der er sich selbst dann auf dem ihm zu Ehren veranstalteten Bankett am 24.6.1914 im Bayerischen Hof in München sah und verhöhnt glaubte: „50 Geburtstagsbankett Ich bin der König Menelaus der Gute“ [Tb]., unserem KonkurrentenDas Deutsche Theater gehörte wie die Kammerspiele des Deutschen Theaters und die Volksbühne (Theater am Bülowplatz) zu den Bühnen Max Reinhardts, die Maximilian Sladek für die Sommerspielzeit gepachtet hat – insofern war der Schwank, mit dem die Sommerspielzeit im Deutschen Theater eröffnet wurde, eine Konkurrenz zum anstehenden Wedekind-Zyklus in den Kammerspielen, der am 9.6.1916 begann. Die Presse meinte zu der Eröffnung: „Sommerspielzeit im Deutschen Theater, das bedeutet: Auch in diesem Hause herrschen nun für einige Zeit nur Frohsinn und Heiterkeit. Und von ebenso leichter wie harmloser Gattung. ‚Die Familie Schimek‘, der bekannte Schwank von Gustav Kadelburg, der gestern abend zum ersten Male im Deutschen Theater aufgeführt wurde“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 282, 3.6.1916, Morgen-Ausgabe, S. (2)].. Grüße und küsse die Kinder von mir und sei innigst geküßt von
Deinem
Frank


2.VI 16.


Postkarte


I.H.
Frau
Tilly Wedekind
München
Prinzregentenstraße 50

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse teilweise in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Poststempel Berlin: „6 – 7 V“ (= 6 bis 7 Uhr).

  • Schreibort

    Berlin
    2. Juni 1916 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    3. Juni 1916 (Samstag)

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
338
Briefnummer:
457
Kommentar:
Neuedition: Vinçon 2018, Bd. 1, S. 395 (Nr. 599).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 2.6.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

26.01.2023 22:41
Kennung: 3964

Berlin, 2. Juni 1916 (Freitag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly
 
 

Inhalt

Innigst geliebte Tilly! Herzlichsten Dank für Deine liebe Kartevgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 31.5.1916.. Das Zimmer 312Wedekind logierte im Elite Hotel in Zimmer 311 [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 1.6.1916]; seine Frau traf am 6.6.1916 (Dienstag) in Berlin ein: „Ich hole Tilly vom Bahnhof ab. Abendessen im Hotel.“ [Tb] habe ich für Dienstag Abend für Dich bestellt. HeuteWedekind notierte am 2.6.1916: „Probe von Keith.“ [Tb] Mit „Der Marquis von Keith“ wurde der Berliner Wedekind-Zyklus vom 9.6.1916 bis 6.7.1916 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters eröffnet (Premiere: 9.6.1916), gespielt wurden außerdem „Erdgeist“ (Premiere: 13.6.1916) und „Simson“ (Premiere: 21.6.1916). war die erste Probe von Keith. Ernst Scholzin Wedekinds Schauspiel „Der Marquis von Keith“ der Gegenspieler der Titelfigur Marquis von Keith, die Wedekind 1916 in der Berliner Inszenierung selbst spielte. fehlt noch soll morgen kommen. GesternWedekind notierte am 1.6.1916: „Mittagessen im Klub mit Dr. Ratenau Fahre mit ihm zu seiner Schwester im Grunewald“ [Tb] Wedekind aß mit Walther Rathenau in der Deutschen Gesellschaft 1914 (Wilhelmstraße 67), den sogenannten Klub, und fuhr mit ihm anschließend zu dessen Schwager, dem Bankier Fritz Andreae, der mit seiner Frau Edith Andreae (geb. Rathenau) in einer Villa im Grunewald wohnte (Cronberger Straße 7-9) [vgl. Berliner Adreßbuch 1916, Teil I, S. 36]. bei Tisch im Klub traf ich Rathenau und fuhr mit ihm zu seinem Schwager Andrä im Grunewald. Seine Frau läßt Dich bestens grüßen. Alle freuen sich sehr auf Dein Kommen. Heute Nachmittag hatte ich geschäftliche BesprechungWedekind notierte am 2.6.1916: „Unterredung Drei Masken Verlag“ [Tb]. mit dem Dreimasken | Verlag. Eben war ich im Deutschen TheaterWedekind besuchte am 2.6.1916 im Deutschen Theater um 20 Uhr die Premiere des Schwanks „Familie Schimek“ (1902) von Gustav Kadelburg: „8: zum ersten Male: Die Familie Schimek. ‚Johannes Nepomuk Zawadil‘: Max Pallenberg“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 280, 2.6.1916, Morgen-Ausgabe, S. (4)]. Regie führte Emil Jannings, die Hauptrolle des Buchalters Zawadil spielte Max Pallenberg, den die Presse lobte: „Für die Darstellung der Bosheit, Unverfrorenheit, Zähigkeit, Schlagfertigkeit, Gerissenheit und die zahlreichen anderen Züge des vielwendigen Zawadil reichte ihm meist ein listiges Augenzwinkern, eine herabhängende Unterlippe, ein Nasenrümpfen, ein Ruck in den Schultern aus. Der bei der Verkörperung der Hauptrolle eines Schwankes so naheliegenden Gefahr in Ton und Gebärde in Uebertreibungen zu verfallen, wich er mit Sicherheit aus; alles erschien wie selbstverständlich; kurz: Pallenberg war wie ein lebendig gewordener Zawadil; zuweilen wirkte er gar nicht mehr schwankmäßig, sondern schien fast ins Tragikomische hinausgerückt. Immer aber blieben die Lacher auf seiner Seite.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 282, 3.6.1916, Morgen-Ausgabe, S. (2)], „Familie Schimeckmit PallenbergWedekind hat den auf komische Rollen spezialisierten Max Pallenberg (siehe oben) seinerzeit bei der Premiere von Jacques Offenbachs Operette „Die schöne Helena“ im Münchner Künstlertheater unter der Regie von Max Reinhardt – er notierte am 30.6.1911 „Reinhardts Schöne Helena“ [Tb] – in der Rolle des König Menelaus gesehen, in der er sich selbst dann auf dem ihm zu Ehren veranstalteten Bankett am 24.6.1914 im Bayerischen Hof in München sah und verhöhnt glaubte: „50 Geburtstagsbankett Ich bin der König Menelaus der Gute“ [Tb]., unserem KonkurrentenDas Deutsche Theater gehörte wie die Kammerspiele des Deutschen Theaters und die Volksbühne (Theater am Bülowplatz) zu den Bühnen Max Reinhardts, die Maximilian Sladek für die Sommerspielzeit gepachtet hat – insofern war der Schwank, mit dem die Sommerspielzeit im Deutschen Theater eröffnet wurde, eine Konkurrenz zum anstehenden Wedekind-Zyklus in den Kammerspielen, der am 9.6.1916 begann. Die Presse meinte zu der Eröffnung: „Sommerspielzeit im Deutschen Theater, das bedeutet: Auch in diesem Hause herrschen nun für einige Zeit nur Frohsinn und Heiterkeit. Und von ebenso leichter wie harmloser Gattung. ‚Die Familie Schimek‘, der bekannte Schwank von Gustav Kadelburg, der gestern abend zum ersten Male im Deutschen Theater aufgeführt wurde“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 282, 3.6.1916, Morgen-Ausgabe, S. (2)].. Grüße und küsse die Kinder von mir und sei innigst geküßt von
Deinem
Frank


2.VI 16.


Postkarte


I.H.
Frau
Tilly Wedekind
München
Prinzregentenstraße 50

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse teilweise in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Poststempel Berlin: „6 – 7 V“ (= 6 bis 7 Uhr).

  • Schreibort

    Berlin
    2. Juni 1916 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    3. Juni 1916 (Samstag)

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
338
Briefnummer:
457
Kommentar:
Neuedition: Vinçon 2018, Bd. 1, S. 395 (Nr. 599).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 2.6.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

26.01.2023 22:41