Vergleichsansicht

Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.

Kennung: 3829

München, 10. Juli 1914 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


Freitag, 10.VII.14.


Geliebter Frank,

das ist der 3. Bogender dritte Briefbogen; der erste und zweite Briefbogen dürfte am Vortag beschrieben und nicht abgesandt worden sein (siehe unten). den ich beginne. Was soll ich schreiben, ohne durch irgend ein Wort die Sache noch schlimmer zu machen, wenn das möglich ist.

Wie mag es Dir gehen,? mit/Mir/ geht es nicht gut.

Gestern schrieb ich übrigens 12 SeitenHinweis auf einen bereits am Vortag erwähnten [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 9.7.1914] nicht überlieferten Brief; erschlossenes Korrespondenzstück: Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 9.7.1914. nicht 6 u. abends noch 4 Seitenvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 9.7.1914.. Aber was nützt das?

Was kann ich tun um diese schimpfliche Situation zu ändern?

Dass Du Dich aber doch auch irren kannst, siehst Du aus der Tatsache, dass Du ganz vergessen hast, dass ich zuerst von Gerhäuser’s Rache sprachAnspielung auf den Abend am 16.4.1914 mit Emil Gerhäuser im Stuttgarter Ratskeller: „Gerhäuser [...] fragt mich nach Paul Eger“ [Tb], eine Wedekind provozierende Frage „in Anwesenheit Tillys“ nach ihrem „ersten Liebhaber Paul Eger“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 249], den Frank und Tilly Wedekind als Rache werteten auf den Vorfall am 22.8.1913 in der Münchner Regina-Bar [vgl. Tb] – dort „hatte Tilly sich zu einer Anspielung auf die eheliche Untreue von Emil Gerhäuser hinreißen lassen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 249]. Soviel ich weiß, war ich es die sagte, wenn ich abreise hat er seinen Zweck erreicht u. die Gerhäuser | spielt die Gräfin WerdenfelsOttilie Gerhäuser hatte die Rolle der Gräfin Anna von Werdenfels im „Marquis von Keith“ in Nürnberg (Premiere: 31.10.1903) gespielt, Tilly Wedekind spielte sie bei den Gastspielen in Stuttgart (Premieren am 9.5.1912 und 19.4.1914) und seitdem in allen weiteren Auftritten mit ihrem Mann in diesem Stück..

Und nun sagst Du mir das alles, weil Du denkst, ich merke nichtsEs folgt ein Briefzitat [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 8.7.1914 (zweiter Brief)]. „weil mir diese Mittel unverständlich sind.“ Du sagstEs folgt ein Briefzitat [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 8.7.1914 (zweiter Brief)]. „ich befinde mich in einer Situation die ich von allen Seiten falsch beurteile.“ Und dabei habe ich zuerst so geurteilt wie Du jetzt.

Sage mir Frank wo ist da ein Ausweg? Langsam verwirren sich meine Begriffe; ich bin den ganzen Tag in meinem Zimmer u. kann mich zu nichts mehr entschließen.

Allen die was von mir wollen u. antelephonieren, sage ich sie sollen mich in Ruhe lassen.

Heute keine Nachricht, was wird morgen kommen? Ich lebe in einer fortwährenden Angst.

Frank, auf diese Weise, werden wir uns zu Grunde richten u. es nimmt kein gutes Ende! |

Meine Schwester Martha schrieb in ihrem Brief von Sonntagnicht überliefert. ob sie auf der Durchreise hierher kommen dürfte. (Sie ist nach Frankfurt eingeladenMartha Newes, inzwischen Schauspielerin am Albert-Theater (Direktion: Edgar Licho) in Dresden [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1915, S. 384], „war wegen eines Engagements nach Frankfurt eingeladen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 262]..) Als ich Dienstag antworteteHinweis auf ein nicht überliefertes Korrespondenzstück. sagte ich ja, ich würde mich freuen. Sie wusste damals nicht genau, ob sie über München kommt. Heute kam ein Telegrammvon Martha Newes, nicht überliefert. u. um 5 Uhr kam sie. Morgen Mittag um 2 fährt sie weiter. Ich bin froh, wenn sie wieder fort ist. Ich kann u. darf ja nicht mit ihr reden, so ist mir ihre Anwesenheit nur eine Qual.

Ich hoffe, Du bist nicht böse, wenn sie die eine Nacht in Deinem Zimmer schläft, Du hast es ja auch das letzte Mal erlaubt.

Den Kindern geht es Gottlob gut, morgen ist Anna Pamela’s letzter Schultag. Der Kleinen wechselten wir heute ihren Verband, doch ist noch nichts zu sehen u. merkt man noch nichts. | Beide waren Nachmittags mit AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125] spazieren. Sie sind sehr lieb.

Leb wohl geliebter Frank, sei innigst geküsst.

Deine Tilly


Die Kinder freuten sich sehr über die Tante MarthaTilly Wedekinds Schwester Martha Newes..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 18 x 18 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    10. Juli 1914 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Paris
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
338-339
Briefnummer:
485
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 10.7.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.12.2022 20:33
Kennung: 3829

München, 10. Juli 1914 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

T. W.


Freitag, 10.VII.14.


Geliebter Frank,

das ist der 3. Bogender dritte Briefbogen; der erste und zweite Briefbogen dürfte am Vortag beschrieben und nicht abgesandt worden sein (siehe unten). den ich beginne. Was soll ich schreiben, ohne durch irgend ein Wort die Sache noch schlimmer zu machen, wenn das möglich ist.

Wie mag es Dir gehen,? mit/Mir/ geht es nicht gut.

Gestern schrieb ich übrigens 12 SeitenHinweis auf einen bereits am Vortag erwähnten [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 9.7.1914] nicht überlieferten Brief; erschlossenes Korrespondenzstück: Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 9.7.1914. nicht 6 u. abends noch 4 Seitenvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 9.7.1914.. Aber was nützt das?

Was kann ich tun um diese schimpfliche Situation zu ändern?

Dass Du Dich aber doch auch irren kannst, siehst Du aus der Tatsache, dass Du ganz vergessen hast, dass ich zuerst von Gerhäuser’s Rache sprachAnspielung auf den Abend am 16.4.1914 mit Emil Gerhäuser im Stuttgarter Ratskeller: „Gerhäuser [...] fragt mich nach Paul Eger“ [Tb], eine Wedekind provozierende Frage „in Anwesenheit Tillys“ nach ihrem „ersten Liebhaber Paul Eger“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 249], den Frank und Tilly Wedekind als Rache werteten auf den Vorfall am 22.8.1913 in der Münchner Regina-Bar [vgl. Tb] – dort „hatte Tilly sich zu einer Anspielung auf die eheliche Untreue von Emil Gerhäuser hinreißen lassen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 249]. Soviel ich weiß, war ich es die sagte, wenn ich abreise hat er seinen Zweck erreicht u. die Gerhäuser | spielt die Gräfin WerdenfelsOttilie Gerhäuser hatte die Rolle der Gräfin Anna von Werdenfels im „Marquis von Keith“ in Nürnberg (Premiere: 31.10.1903) gespielt, Tilly Wedekind spielte sie bei den Gastspielen in Stuttgart (Premieren am 9.5.1912 und 19.4.1914) und seitdem in allen weiteren Auftritten mit ihrem Mann in diesem Stück..

Und nun sagst Du mir das alles, weil Du denkst, ich merke nichtsEs folgt ein Briefzitat [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 8.7.1914 (zweiter Brief)]. „weil mir diese Mittel unverständlich sind.“ Du sagstEs folgt ein Briefzitat [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 8.7.1914 (zweiter Brief)]. „ich befinde mich in einer Situation die ich von allen Seiten falsch beurteile.“ Und dabei habe ich zuerst so geurteilt wie Du jetzt.

Sage mir Frank wo ist da ein Ausweg? Langsam verwirren sich meine Begriffe; ich bin den ganzen Tag in meinem Zimmer u. kann mich zu nichts mehr entschließen.

Allen die was von mir wollen u. antelephonieren, sage ich sie sollen mich in Ruhe lassen.

Heute keine Nachricht, was wird morgen kommen? Ich lebe in einer fortwährenden Angst.

Frank, auf diese Weise, werden wir uns zu Grunde richten u. es nimmt kein gutes Ende! |

Meine Schwester Martha schrieb in ihrem Brief von Sonntagnicht überliefert. ob sie auf der Durchreise hierher kommen dürfte. (Sie ist nach Frankfurt eingeladenMartha Newes, inzwischen Schauspielerin am Albert-Theater (Direktion: Edgar Licho) in Dresden [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1915, S. 384], „war wegen eines Engagements nach Frankfurt eingeladen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 262]..) Als ich Dienstag antworteteHinweis auf ein nicht überliefertes Korrespondenzstück. sagte ich ja, ich würde mich freuen. Sie wusste damals nicht genau, ob sie über München kommt. Heute kam ein Telegrammvon Martha Newes, nicht überliefert. u. um 5 Uhr kam sie. Morgen Mittag um 2 fährt sie weiter. Ich bin froh, wenn sie wieder fort ist. Ich kann u. darf ja nicht mit ihr reden, so ist mir ihre Anwesenheit nur eine Qual.

Ich hoffe, Du bist nicht böse, wenn sie die eine Nacht in Deinem Zimmer schläft, Du hast es ja auch das letzte Mal erlaubt.

Den Kindern geht es Gottlob gut, morgen ist Anna Pamela’s letzter Schultag. Der Kleinen wechselten wir heute ihren Verband, doch ist noch nichts zu sehen u. merkt man noch nichts. | Beide waren Nachmittags mit AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125] spazieren. Sie sind sehr lieb.

Leb wohl geliebter Frank, sei innigst geküsst.

Deine Tilly


Die Kinder freuten sich sehr über die Tante MarthaTilly Wedekinds Schwester Martha Newes..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 18 x 18 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    10. Juli 1914 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Paris
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
338-339
Briefnummer:
485
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 10.7.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.12.2022 20:33