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Kennung: 3546

Lenzburg, 20. Juni 1913 (Freitag), Briefkarte

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Lenzburg, 20.VI.13. Geliebter Frank,

ich schicke diese KärtchenDer vorliegende Brief ist auf Briefkarten geschrieben. auf gut Glück ans Hotel de RussieWedekind hatte seiner Frau das Grand Hotel de Russie als seine Adresse in Rom angegeben [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 19.6.1913]. damit Du nicht zu lange ohne Nachricht bist. Gestern Mittag fing es an zu regnen u. regnete dann mit mehreren Pausen in Strömen. Wir saßen in der Laube die Kinder spielten, ich las in einem Manuscript von Fr. Dr. Pariser. Nach dem Caffée giengen wir auch spazieren, | nach dem Abendessen nochmals. Doch kamen wir da ordentlich in den Regen. Jetzt hab’ ich schon das 2. BuchDas zweite Buch, das Tilly Wedekind von Erna Pariser las, war das Manuskript ihres Schauspiels „Leda“ [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 18.6.1913], das erst 1915 unter ihrem Pseudonym Erna Ludwig im Münchner Delphin-Verlag gedruckt vorlag; das erste Buch dürfte ihr Lyrikband „Gedichte“ gewesen sein, der 1908 im Verlag R. Piper und Co. in München erschienen ist, ebenfalls unter dem Pseudonym Erna Ludwig. von Fr. Dr. Pariser gelesen, das 2. gefiel mir besser, doch ist es ziemlich unbeholfen in äusserlichen Dingen. Auch die Handlung ist oft etwas gewaltsam. Für die RegiebücherErhalten ist als Abschrift ein 1912 oder später zu datierendes durchschossenes Exemplar eines Regiebuchs zu „König Nicolo“ mit Eintragungen von der Hand Tilly Wedekinds [vgl. KSA 4, S. 648], das bei den nach Lenzburg versandten Regiebüchern dabei gewesen sein dürfte; erhalten sind ferner aus dem Jahr 1909 ein Regiebuch zu „Die junge Welt“ [vgl. KSA 2, S. 760f.] und aus dem Jahr 1910 ein Regiebuch zu „Der Liebestrank“ [vgl. KSA 2, S. 1114f.], außerdem ein Regiebuch zu „Der Marquis von Keith“ von 1909 [vgl. KSA 4, S. 559], das aber mit Sicherheit nicht nach Lenzburg geschickt wurde [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1913]. vielen Dank. Auch für Deine liebe Kartevgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 19.6.1913 (Postkarte)., die Du mir noch vor der Abreise schicktest. Hoffentlich hast Du eine gute Fahrt gehabt. |

II.
Von der Köchin„die Köchin Isabella“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912]. werde ich mir in München natürlich die Rechnungen vorlegen lassen. Es kann schon sein dass der Stoff für den Vorhang 18 M. gekostet hat. Ich glaube Du hast damals in Berlin für Anfertigung des Vorhang’s 45 oder 75 M. gezahlt. Ich fand es noch furchtbar viel. Nähen müssen sie ja den Vorhang selbst.

Übrigens was ich in dem Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 18.6.1913. zu schrei|ben vergaß. Ich wollte Dir erzählen dass mir eine Dame Blumen geschickt hat in Wien, dachte paarmal daran u. wollte Dir den Brief zeigenDer Brief von Helly Steglich an Tilly Wedekind ist nicht überliefert.. Immer vergaß ich es wieder.

Heute waren wir noch nicht draußen weil es immer noch regnet, wollen es aber doch noch versuchen. Von Mama herzlichste Grüße, Du sollst Dich nur vor der Malaria„eine in sumpfigen Gegenden namentlich warmer und tropischer Länder häufige Krankheit, [...] die [...] durch den Stich von Mücken (Moskitos) [...] auf Menschen übertragen wird. [...] Die jungen Stechmücken stechen, wenigstens in Italien, den Menschen zuerst in der zweiten Hälfte des Juni, und gegen Ende Juni kommen dort die ersten Malariainfektionen zur Beobachtung, deren Zahl im Juli und August bedeutend wächst.“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd. 13. Leipzig 1908, S. 160] in Acht nehmen. Viele Küsse von den Kindern. Innigen Kuss,
Deine Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Lenzburg
    20. Juni 1913 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Rom
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
245-246
Briefnummer:
377
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 20.6.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 16:42
Kennung: 3546

Lenzburg, 20. Juni 1913 (Freitag), Briefkarte

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Lenzburg, 20.VI.13. Geliebter Frank,

ich schicke diese KärtchenDer vorliegende Brief ist auf Briefkarten geschrieben. auf gut Glück ans Hotel de RussieWedekind hatte seiner Frau das Grand Hotel de Russie als seine Adresse in Rom angegeben [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 19.6.1913]. damit Du nicht zu lange ohne Nachricht bist. Gestern Mittag fing es an zu regnen u. regnete dann mit mehreren Pausen in Strömen. Wir saßen in der Laube die Kinder spielten, ich las in einem Manuscript von Fr. Dr. Pariser. Nach dem Caffée giengen wir auch spazieren, | nach dem Abendessen nochmals. Doch kamen wir da ordentlich in den Regen. Jetzt hab’ ich schon das 2. BuchDas zweite Buch, das Tilly Wedekind von Erna Pariser las, war das Manuskript ihres Schauspiels „Leda“ [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 18.6.1913], das erst 1915 unter ihrem Pseudonym Erna Ludwig im Münchner Delphin-Verlag gedruckt vorlag; das erste Buch dürfte ihr Lyrikband „Gedichte“ gewesen sein, der 1908 im Verlag R. Piper und Co. in München erschienen ist, ebenfalls unter dem Pseudonym Erna Ludwig. von Fr. Dr. Pariser gelesen, das 2. gefiel mir besser, doch ist es ziemlich unbeholfen in äusserlichen Dingen. Auch die Handlung ist oft etwas gewaltsam. Für die RegiebücherErhalten ist als Abschrift ein 1912 oder später zu datierendes durchschossenes Exemplar eines Regiebuchs zu „König Nicolo“ mit Eintragungen von der Hand Tilly Wedekinds [vgl. KSA 4, S. 648], das bei den nach Lenzburg versandten Regiebüchern dabei gewesen sein dürfte; erhalten sind ferner aus dem Jahr 1909 ein Regiebuch zu „Die junge Welt“ [vgl. KSA 2, S. 760f.] und aus dem Jahr 1910 ein Regiebuch zu „Der Liebestrank“ [vgl. KSA 2, S. 1114f.], außerdem ein Regiebuch zu „Der Marquis von Keith“ von 1909 [vgl. KSA 4, S. 559], das aber mit Sicherheit nicht nach Lenzburg geschickt wurde [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1913]. vielen Dank. Auch für Deine liebe Kartevgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 19.6.1913 (Postkarte)., die Du mir noch vor der Abreise schicktest. Hoffentlich hast Du eine gute Fahrt gehabt. |

II.
Von der Köchin„die Köchin Isabella“ [Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912]. werde ich mir in München natürlich die Rechnungen vorlegen lassen. Es kann schon sein dass der Stoff für den Vorhang 18 M. gekostet hat. Ich glaube Du hast damals in Berlin für Anfertigung des Vorhang’s 45 oder 75 M. gezahlt. Ich fand es noch furchtbar viel. Nähen müssen sie ja den Vorhang selbst.

Übrigens was ich in dem Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 18.6.1913. zu schrei|ben vergaß. Ich wollte Dir erzählen dass mir eine Dame Blumen geschickt hat in Wien, dachte paarmal daran u. wollte Dir den Brief zeigenDer Brief von Helly Steglich an Tilly Wedekind ist nicht überliefert.. Immer vergaß ich es wieder.

Heute waren wir noch nicht draußen weil es immer noch regnet, wollen es aber doch noch versuchen. Von Mama herzlichste Grüße, Du sollst Dich nur vor der Malaria„eine in sumpfigen Gegenden namentlich warmer und tropischer Länder häufige Krankheit, [...] die [...] durch den Stich von Mücken (Moskitos) [...] auf Menschen übertragen wird. [...] Die jungen Stechmücken stechen, wenigstens in Italien, den Menschen zuerst in der zweiten Hälfte des Juni, und gegen Ende Juni kommen dort die ersten Malariainfektionen zur Beobachtung, deren Zahl im Juli und August bedeutend wächst.“ [Meyers Großes Konversations-Lexikon. Bd. 13. Leipzig 1908, S. 160] in Acht nehmen. Viele Küsse von den Kindern. Innigen Kuss,
Deine Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Lenzburg
    20. Juni 1913 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Rom
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
245-246
Briefnummer:
377
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 20.6.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 16:42