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Kennung: 3517

München, 22. Mai 1907 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Langheinrich, Max

Koautoren*in

  • Seidlitz, Anna von

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
  • Wedekind, Tilly

Inhalt

Stimmung, Georg Fuchs, Zukunftsdrama, Guckkastenbühne, kein Pappdeckel…. eben Blech, viel Blech. Die Neuesten schwimmen in Entzücken.

In letzter Zeit habe ich viel über die Fabrikation von Stinkbomben nachgedacht. Weiter weiß ich eigentlich nichts von IsarathenIsar-Athen – Beiname Münchens (an der Isar gelegen) aufgrund des klassizistischen Städtebaukonzepts Ludwig I. von Bayern. zu berichten.

Riesig freuen würden wir uns alle wenn Du für einige Zeit hieherMax und Anna Langheinrich waren in München seit dem 6.4.1907 in der Theresienstraße 12 in der Maxvorstadt gemeldet [vgl. Stadtarchiv München, Polizeilicher Meldebogen DE-1992-PMB-L35 Max Langheinrich], im Adressbuch ist davon abweichend die Hausnummer 31 angegeben [vgl. Adreßbuch für München 1907, Teil I, S. 295]. kämst. Wir haben ein Haus mit einer Masse Zimmer, wo Du mit Frau und Kind wohl Platz fändest. Ich wünsche, daß Du Dich mit Frau und Kind gut erholst. Diesen Brief habe ich soeben meiner Gattin vorgelesen, die wohl noch einige Zeilen beifügen wird.

Mit vielen Empfehlungen an Frau Tilly & Anna Pamela Dein
getreuer Max Langheinrich


Liebe Frau Tilly!

Seit einem Monat wollte ich Ihnen täglich schreiben, um Ihnen für Ihren letzten BriefDer Brief Tilly Wedekinds an Anna Langheinrich ist nicht überliefert. zu danken, und Ihnen von uns Nachricht zu geben. Sie wissen ja noch garnichts n/N/äheres von unserem Frank AntonAnton Langheinrich, der gemeinsame Sohn von Anna Langheinrich (geb. von Seidlitz) und Max Langheinrich, ist am 11.3.1907 geboren., und der ist doch eine so wichtige Persönlichkeit, daß nicht nur bei uns das ganze Haus sich um ihn dreht, sondern auch die auswärtigen Freunde von ihm erfahren müssen. Also erstens im Allgemeinen: er ist süß. Sie wissen ja selbst, wie süß so ganz kleine Kinder sind. Zweitens im Besonderen: er hat rote Haare, sehr | lebhafte Augen und lacht meist ganz vergnügt in die Welt, wenn er nicht schläft. Meine Schwester, die selbst 5 Kinder hat, sagt, so etwas Braves habe sie noch nie gesehen. Wir fürchten schon, daß er mal Staatsanwalt wird. Obgleich er schon anfängt, ein Gesicht zu bekommen, haben wir doch noch keine Aehnlichkeiten an ihm entdecken können. Wie sieht Anna Pamela aus? Haben Sie nicht ein Bild von ihr? Sehr würden wir uns freuen, wenn Sie nach Ihrer Cannstätter CurEin Kuraufenthalt Tilly Wedekinds in Cannstatt ist nicht belegt. Frank Wedekind absolvierte vom 15. bis 18.7.1907 eine Kur in Frankfurt am Main [vgl. Tb]. für längere Zeit zu uns können, Sie könnten ganz ungeniert mit „Kind und Kegel“Redewendung: mit der ganzen Familie (eigentlich: mit ehelichem und unehelichem Kind). | in unserem Hause wohnen, die 2 Kleinen könnten mit ihren Wärterinnen in unserem Garten sitzen, und wenn Sie mit Wedekind ausgehn, wüßten Sie Ihre Kleine und Ihre AmmeTilly Wedekinds Amme hieß Agnes [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 12.7.1907] unter Aufsicht; da ich noch stille, bin ich sehr ans Haus gebunden, und würde gern ein zweites Püppchen in Pflege nehmen. Wedekind bekäme auch ein ganz ungestörtes Schreibzimmer, für etwaige unsterbliche Werke, die gerade in der Zeit zur Welt kommen wollten. Ich hoffe, Sie kommen, es wäre zu nett.

Wann bekommt man denn die „Musik“Wedekinds „Musik. Sittengemälde in vier Bildern“ erschien in vier Folgen vom 26.6.1907 bis 19.7.1907 in der Zeitschrift „Morgen“, die Erstausgabe 1908 im Verlag Albert Langen [vgl. KSA 6, S. 723f.]. zu lesen? Wir sind sehr gespannt! Herzliche Grüße, auch Ihrem Mann und der Tochter, von Ihrer Anna Langheinrich

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief ist nur fragmentarisch überliefert, der Briefanfang fehlt. Dem Brief Max Langheinrichs an Frank Wedekind folgt auf den Seiten 2 bis 4 des Doppelblatts der Brief Anna Langheinrichs an Tilly Wedekind.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 22.5.1907 ist als Ankerdatum gesetzt. Der Brief entstand nach dem Umzug der Langheinrichs in die Theresienstraße, wo sie seit dem 6.4.1907 gemeldet waren, und vor Wedekinds Besuch in München am 19.7.1907. Das gewählte Ankerdatum ist der Tag nach Wedekinds Rückkehr von seiner Wien-Budapest-Reise nach Berlin, wo ihn der Brief wahrscheinlich erreichte.

  • Schreibort

    München
    22. Mai 1907 (Mittwoch)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 95
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Max Langheinrich, Anna von Seidlitz an Frank Wedekind, Tilly Wedekind, 22.5.1907. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

25.10.2022 18:12
Kennung: 3517

München, 22. Mai 1907 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Langheinrich, Max

Koautoren*in

  • Seidlitz, Anna von

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
  • Wedekind, Tilly
 
 

Inhalt

Stimmung, Georg Fuchs, Zukunftsdrama, Guckkastenbühne, kein Pappdeckel…. eben Blech, viel Blech. Die Neuesten schwimmen in Entzücken.

In letzter Zeit habe ich viel über die Fabrikation von Stinkbomben nachgedacht. Weiter weiß ich eigentlich nichts von IsarathenIsar-Athen – Beiname Münchens (an der Isar gelegen) aufgrund des klassizistischen Städtebaukonzepts Ludwig I. von Bayern. zu berichten.

Riesig freuen würden wir uns alle wenn Du für einige Zeit hieherMax und Anna Langheinrich waren in München seit dem 6.4.1907 in der Theresienstraße 12 in der Maxvorstadt gemeldet [vgl. Stadtarchiv München, Polizeilicher Meldebogen DE-1992-PMB-L35 Max Langheinrich], im Adressbuch ist davon abweichend die Hausnummer 31 angegeben [vgl. Adreßbuch für München 1907, Teil I, S. 295]. kämst. Wir haben ein Haus mit einer Masse Zimmer, wo Du mit Frau und Kind wohl Platz fändest. Ich wünsche, daß Du Dich mit Frau und Kind gut erholst. Diesen Brief habe ich soeben meiner Gattin vorgelesen, die wohl noch einige Zeilen beifügen wird.

Mit vielen Empfehlungen an Frau Tilly & Anna Pamela Dein
getreuer Max Langheinrich


Liebe Frau Tilly!

Seit einem Monat wollte ich Ihnen täglich schreiben, um Ihnen für Ihren letzten BriefDer Brief Tilly Wedekinds an Anna Langheinrich ist nicht überliefert. zu danken, und Ihnen von uns Nachricht zu geben. Sie wissen ja noch garnichts n/N/äheres von unserem Frank AntonAnton Langheinrich, der gemeinsame Sohn von Anna Langheinrich (geb. von Seidlitz) und Max Langheinrich, ist am 11.3.1907 geboren., und der ist doch eine so wichtige Persönlichkeit, daß nicht nur bei uns das ganze Haus sich um ihn dreht, sondern auch die auswärtigen Freunde von ihm erfahren müssen. Also erstens im Allgemeinen: er ist süß. Sie wissen ja selbst, wie süß so ganz kleine Kinder sind. Zweitens im Besonderen: er hat rote Haare, sehr | lebhafte Augen und lacht meist ganz vergnügt in die Welt, wenn er nicht schläft. Meine Schwester, die selbst 5 Kinder hat, sagt, so etwas Braves habe sie noch nie gesehen. Wir fürchten schon, daß er mal Staatsanwalt wird. Obgleich er schon anfängt, ein Gesicht zu bekommen, haben wir doch noch keine Aehnlichkeiten an ihm entdecken können. Wie sieht Anna Pamela aus? Haben Sie nicht ein Bild von ihr? Sehr würden wir uns freuen, wenn Sie nach Ihrer Cannstätter CurEin Kuraufenthalt Tilly Wedekinds in Cannstatt ist nicht belegt. Frank Wedekind absolvierte vom 15. bis 18.7.1907 eine Kur in Frankfurt am Main [vgl. Tb]. für längere Zeit zu uns können, Sie könnten ganz ungeniert mit „Kind und Kegel“Redewendung: mit der ganzen Familie (eigentlich: mit ehelichem und unehelichem Kind). | in unserem Hause wohnen, die 2 Kleinen könnten mit ihren Wärterinnen in unserem Garten sitzen, und wenn Sie mit Wedekind ausgehn, wüßten Sie Ihre Kleine und Ihre AmmeTilly Wedekinds Amme hieß Agnes [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 12.7.1907] unter Aufsicht; da ich noch stille, bin ich sehr ans Haus gebunden, und würde gern ein zweites Püppchen in Pflege nehmen. Wedekind bekäme auch ein ganz ungestörtes Schreibzimmer, für etwaige unsterbliche Werke, die gerade in der Zeit zur Welt kommen wollten. Ich hoffe, Sie kommen, es wäre zu nett.

Wann bekommt man denn die „Musik“Wedekinds „Musik. Sittengemälde in vier Bildern“ erschien in vier Folgen vom 26.6.1907 bis 19.7.1907 in der Zeitschrift „Morgen“, die Erstausgabe 1908 im Verlag Albert Langen [vgl. KSA 6, S. 723f.]. zu lesen? Wir sind sehr gespannt! Herzliche Grüße, auch Ihrem Mann und der Tochter, von Ihrer Anna Langheinrich

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief ist nur fragmentarisch überliefert, der Briefanfang fehlt. Dem Brief Max Langheinrichs an Frank Wedekind folgt auf den Seiten 2 bis 4 des Doppelblatts der Brief Anna Langheinrichs an Tilly Wedekind.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 22.5.1907 ist als Ankerdatum gesetzt. Der Brief entstand nach dem Umzug der Langheinrichs in die Theresienstraße, wo sie seit dem 6.4.1907 gemeldet waren, und vor Wedekinds Besuch in München am 19.7.1907. Das gewählte Ankerdatum ist der Tag nach Wedekinds Rückkehr von seiner Wien-Budapest-Reise nach Berlin, wo ihn der Brief wahrscheinlich erreichte.

  • Schreibort

    München
    22. Mai 1907 (Mittwoch)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 95
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Max Langheinrich, Anna von Seidlitz an Frank Wedekind, Tilly Wedekind, 22.5.1907. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

25.10.2022 18:12