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Kennung: 3501

München, 30. August 1912 (Freitag), Briefkarte

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Freitag abends.

30.8.12.


Geliebter Frank,

Vormittags habe ich noch den fehlenden Stoff für die CostümeStoff für die Kostüme der Titelrolle in „Franziska“ (bei der Uraufführung am 30.11.1912 in den Münchner Kammerspielen von Tilly Wedekind gespielt), deren Anfertigung Frank Wedekind am 20.8.1912 bei dem Münchner Schneider Johann Nepomuk Mück in Auftrag gegeben hat: „Bestelle bei Mück Kostüm für Franziska“ [Tb]. besorgt. Nachmittags gieng ich mit Anna Pamela zu dem Orthopäden. Es ist gar nicht schlimm, doch meint er, dass | es gut wäre, wenn sie einige Monate hinkäme. Der neue Course fängt erst in 14 Tagen an. Sie soll dann 3mal in der Woche kommen, circa eine Stunde immer. Ihre Brust würde sich dann erweitern u. die Brustmuskel würden kräftiger. Ich glaube also schon, Frank, es wäre gut wenn wir sie eine Zeit lang hingehen ließen. Doch können wir ja darüber sprechen wenn | Du hier bist. Ich wollte es Dir nur mitteilen, damit Du weisst dass wir dort waren.

Nach Tisch war/hat/ Dr. Kutscher angerufen. Er kommt nächste Woche herein u. hofft, Dich bei der PremierePedro Calderón de la Barcas Versdrama „Der standhafte Prinz“ (1636) hatte neubearbeitet am 5.9.1912 am Münchner Hoftheater Premiere, als „1. Fest-Vorstellung: Der standhafte Prinz. Misterium in 3 Aufzügen nach Calderon von Georg Fuchs“ des „Vereins Münchener Volks-Festspiele“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 452, 5.9.1912, General-Anzeiger, S. 2]. In der Presse war angekündigt: „Die diesjährigen Münchner Volksfestspiele werden [...] während des Monats September im Münchner Hoftheater stattfinden, und zwar an fünf Abenden, an denen das Mysterium ‚Der standhafte Prinz‘ von Calderon in einer Neubearbeitung von Georg Fuchs zur Aufführung gelangen wird. Für die Münchner Volksfestspiele ist deshalb der ‚Standhafte Prinz‘ gewählt worden, weil dieses Mysterium so recht für die breitesten Volksmassen geschaffen ist. Wie groß das Interesse für die Münchner Volksfestspiele 1912 ist, geht daraus hervor, daß sich sämtliche Münchner Gewerkschaften mit ihren 66,000 Mitgliedern dem Münchner Volksfestspielverein korporativ angeschlossen haben.“ [Münchner Volksfestspiele 1912. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 401, 8.8.1012, Morgenblatt, S. 2] Wedekind hat die Premiere am 5.9.1912 mit seiner Frau besucht und den Abend anschließend mit Artur Kutscher und anderen im Ratskeller und in der Torggelstube verbracht: „Mit Tilly in Der Standhafte Prinz RK mit Henckels und Kutscher. T.St. Steinrück Ulmer Kutscher Mühsam Friedenthal.“ [Tb] vom „standhaften Prinzen“ zu sehen.

Um 6 Uhr traf ich mich mit Fr. Langheinrich im Zoologischen GartenTilly Wedekind besuchte mit Anna Langheinrich (geb. von Seidlitz) den Münchner Zoologischen Garten, der am 1.8.1911 eröffnet worden ist und eine Sehenswürdigkeit war.. Sie hatte auch angerufen | u. gefragt, ob ich nicht kommen könne. Wir aßen draußen u. jetzt um 9 Uhr bin ich zurückgekommen. Ich fürchte, wir haben morgen wieder schlechtes Wetter, man muss wirklich jeden schönen Tag ausnützen.

Hoffentlich kommst Du gut anWedekind ist dem Tagebuch zufolge am 30.8.1912 nach Hamburg abgereist („Tilly begleitet mich zum Bahnhof Fahrt nach Hamburg“), um dort an der Festvorstellung zur Eröffnung des Neubaus des Thalia-Theaters am 31.8.1912 teilzunehmen, bei der sein Einakter „Der Kammersänger“ gespielt wurde [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 31.8.1912]. Er war am 3.9.1912 zurück in München. u. unterhältst Dich gut.

[um 90 Grad gedreht im linken Rand:]

In treuer, inniger Liebe, Deine Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    30. August 1912 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Hamburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
234
Briefnummer:
357
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 30.8.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 15:53
Kennung: 3501

München, 30. August 1912 (Freitag), Briefkarte

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Freitag abends.

30.8.12.


Geliebter Frank,

Vormittags habe ich noch den fehlenden Stoff für die CostümeStoff für die Kostüme der Titelrolle in „Franziska“ (bei der Uraufführung am 30.11.1912 in den Münchner Kammerspielen von Tilly Wedekind gespielt), deren Anfertigung Frank Wedekind am 20.8.1912 bei dem Münchner Schneider Johann Nepomuk Mück in Auftrag gegeben hat: „Bestelle bei Mück Kostüm für Franziska“ [Tb]. besorgt. Nachmittags gieng ich mit Anna Pamela zu dem Orthopäden. Es ist gar nicht schlimm, doch meint er, dass | es gut wäre, wenn sie einige Monate hinkäme. Der neue Course fängt erst in 14 Tagen an. Sie soll dann 3mal in der Woche kommen, circa eine Stunde immer. Ihre Brust würde sich dann erweitern u. die Brustmuskel würden kräftiger. Ich glaube also schon, Frank, es wäre gut wenn wir sie eine Zeit lang hingehen ließen. Doch können wir ja darüber sprechen wenn | Du hier bist. Ich wollte es Dir nur mitteilen, damit Du weisst dass wir dort waren.

Nach Tisch war/hat/ Dr. Kutscher angerufen. Er kommt nächste Woche herein u. hofft, Dich bei der PremierePedro Calderón de la Barcas Versdrama „Der standhafte Prinz“ (1636) hatte neubearbeitet am 5.9.1912 am Münchner Hoftheater Premiere, als „1. Fest-Vorstellung: Der standhafte Prinz. Misterium in 3 Aufzügen nach Calderon von Georg Fuchs“ des „Vereins Münchener Volks-Festspiele“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 452, 5.9.1912, General-Anzeiger, S. 2]. In der Presse war angekündigt: „Die diesjährigen Münchner Volksfestspiele werden [...] während des Monats September im Münchner Hoftheater stattfinden, und zwar an fünf Abenden, an denen das Mysterium ‚Der standhafte Prinz‘ von Calderon in einer Neubearbeitung von Georg Fuchs zur Aufführung gelangen wird. Für die Münchner Volksfestspiele ist deshalb der ‚Standhafte Prinz‘ gewählt worden, weil dieses Mysterium so recht für die breitesten Volksmassen geschaffen ist. Wie groß das Interesse für die Münchner Volksfestspiele 1912 ist, geht daraus hervor, daß sich sämtliche Münchner Gewerkschaften mit ihren 66,000 Mitgliedern dem Münchner Volksfestspielverein korporativ angeschlossen haben.“ [Münchner Volksfestspiele 1912. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 401, 8.8.1012, Morgenblatt, S. 2] Wedekind hat die Premiere am 5.9.1912 mit seiner Frau besucht und den Abend anschließend mit Artur Kutscher und anderen im Ratskeller und in der Torggelstube verbracht: „Mit Tilly in Der Standhafte Prinz RK mit Henckels und Kutscher. T.St. Steinrück Ulmer Kutscher Mühsam Friedenthal.“ [Tb] vom „standhaften Prinzen“ zu sehen.

Um 6 Uhr traf ich mich mit Fr. Langheinrich im Zoologischen GartenTilly Wedekind besuchte mit Anna Langheinrich (geb. von Seidlitz) den Münchner Zoologischen Garten, der am 1.8.1911 eröffnet worden ist und eine Sehenswürdigkeit war.. Sie hatte auch angerufen | u. gefragt, ob ich nicht kommen könne. Wir aßen draußen u. jetzt um 9 Uhr bin ich zurückgekommen. Ich fürchte, wir haben morgen wieder schlechtes Wetter, man muss wirklich jeden schönen Tag ausnützen.

Hoffentlich kommst Du gut anWedekind ist dem Tagebuch zufolge am 30.8.1912 nach Hamburg abgereist („Tilly begleitet mich zum Bahnhof Fahrt nach Hamburg“), um dort an der Festvorstellung zur Eröffnung des Neubaus des Thalia-Theaters am 31.8.1912 teilzunehmen, bei der sein Einakter „Der Kammersänger“ gespielt wurde [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 31.8.1912]. Er war am 3.9.1912 zurück in München. u. unterhältst Dich gut.

[um 90 Grad gedreht im linken Rand:]

In treuer, inniger Liebe, Deine Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    30. August 1912 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Hamburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
234
Briefnummer:
357
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 30.8.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 15:53