Vergleichsansicht

Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.

Kennung: 349

München, 4. September 1912 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Salten, Felix

Inhalt

[1. Briefentwurf:]


Sehr verehrter Herr S

Eben lese ich mit großem Interesse Ihren Aufsatz Burgtheaterprobleme. Dieses Die Lösung dieses Problems liegt für mich seit Schlenthers Weggang darin daß Sie v. Hand Direktor des Burgtheaters werden in Ihrer Benennung zum Direktor. Dieser Überzeugung hätte ich längst | öffentlich Ausdruck gegeben wenn ich nicht fürchten müßte Ihrer Ernennung dadurch zu schaden.

Trotzdem glaube ich daß heute vielleicht eine von mir unterzeichnete Anregung nützlich sein könnte besonders wenn sie an einer so weit entfernten Stelle wie d im B. T. erschiene.

Um der Sache aber | auf keinen Fall zu schaden beeinträchtigen möchte ich die Anregung nicht ohne ihr vollkommenes Einverständnis geben. Um es kurz zu sagen: Wenn Sie mir 40–60 Zeilen (auch mehr, wenn es praktisch erscheint) senden wollen unter die ich nur meinen Namen zu setzen brauche, | so würde ich das nach vollzogener Abschrift gerne thun und die Anregung an die von Ihnen zur in Aussicht genommene Zeitung senden. So sehr gut hoch ich über Ihre literarischen Verdienste Bescheid zu wissen glaube schätze fürchte | ich eben doch, wenn ich die Anregung selbst abfasse aus Mangel an Sachkenntnis irgend eine Dummheit zu begehen. Sie sind an Ort und Stelle und wissen was noththut, was erwartet wird. Sie würden mich mit dieser kleinen | Hilfe einfach aus einer Verlegenheit befreien. Ich möchte gerne wirken öffentlich wirken aber es müßte auch zweckmäßig geschehen.

In Erwartung Ihrer geschätzten Nachricht Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
FrW


[2. Abgesandter Brief:]


Sehr verehrter Herr Salten!

Eben lese ich mit großer Freude Ihren Aufsatz „BurgtheaterproblemeFelix Salten: Das Burgtheaterproblem. Beiläufige Anmerkungen. In: Berliner Tageblatt, Jg. 44, Nr. 449, 3.9.1912, Abend-Ausgabe, S. (1-2). Saltens Artikel schließt an die aktuelle Diskussion um die Nachfolge von Alfred von Berger – der am 24.8.1912 gestorben war – als Direktor des Wiener Hofburgtheaters an. Entscheidender als die Frage, wer die Nachfolge Bergers antrete, sei dass das Burgtheater statt einseitig in seinen Traditionen zu verharren, die „Kraft zur Gegenwart“ und damit zugleich den Anschluss an die moderne Dichtung finde, die seit den 1890er Jahren den künstlerischen Aufstieg der Berliner Theater unter Otto Brahm und Max Reinhardt begleitet habe: „In Berlin wurde Anzengruber, auch für Wien, neu entdeckt. In Berlin wurden von Henrik Ibsen bis zu Bernard Shaw, von Maeterlinck bis Oskar Wilde neue dichterische Werte erkannt und aufgeschlossen; in Berlin wurden der Schauspielkunst neue Ausdrucksmittel gefunden. Die Menschenmassen, die hier unaufhörlich zusammenströmten, waren noch durch kein gemeinsames Kunsterinnern miteinander verbunden, waren keiner Jahrhunderte alten Tradition noch verpflichtet. Man könnte vielleicht sagen, darin sei eine gewisse Barbarei gelegen. Es hat sich aber gezeigt, daß eine ungeheure Kraft in diesem Zustand lag.“ Die weitere Existenz des Burgtheaters sei außerdem, wie bereits in der Vergangenheit, weniger von zeitlich begrenzten personellen Verhältnissen abhängig, sondern aufs engste mit der historischen Entwicklung von Staat und Gesellschaft verknüpft: „Das Burgtheater hat seine historische Bestimmung eingebüßt, nicht durch eigene Schuld, auch nicht durch das Verschulden seiner Direktoren. Sondern kraft einer Entwickelung, die gewaltiger war, als es jemals die Entwickelung eines Theaters sein kann. Und es wird widerum eine andere historische Bestimmung erhalten. Nicht durch eigenes Werben, und nicht durch den Willen eines Direktors. Vielmehr wird die Entwickelung der österreichischen Monarchie auch das Schicksal und die Stellung des Burgtheaters genau so wieder bestimmen, wie sie es seit 1850, seit 1866 und seit 1870 bestimmt hat.“ [ebd., S. (2)]. Erstaunlich ist, dass Salten mit keinem Wort darauf eingeht, dass bereits drei Tage zuvor, am 1.9.1912, der Schauspieler Hugo Thimig zum provisorischen Direktor des Burgtheaters bestellt worden war. Die definitive Berufung Thimigs erfolgte schließlich am 12.4.1914.“. Die Lösung dieses Problems liegt für mich seit Schlenthers WeggangDer Theaterkritiker Paul Schlenther war 1898 Direktor des Wiener Hofburgtheaters geworden. Infolge eines Theaterskandals, der im Oktober 1909 durch die fatal aufgenommene Premiere der Komödie „Hargudl am Bach oder Die Liga der Persönlichkeiten“ von Hans Müller ausgelöst wurde, reichte Schlenther seine Demission ein und schied zum 28.2.1910 aus dem Amt. Zu seinem Nachfolger wurde am 1.3.1910 Alfred von Berger berufen, der bisherige Direktor des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg und frühere Artistische Sekretär des Burgtheaters. in Ihrer Berufung zum DirektorSaltens Name scheint, soweit ermittelt, nicht unter den zahlreichen Kandidaten auf, die in den Wochen nach dem Tod Alfred von Bergers für das Amt des Burgtheaterdirektors in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. Dass bei ihm selbst, wie Wedekind vermutete, durchaus Ambitionen in dieser Richtung bestanden, legt ein Tagebucheintrag seines Freundes Arthur Schnitzler vom 14.3.1913 (zu dieser Zeit war längst Hugo Thimig als provisorischer Direktor im Amt) nahe: „Salten’s angebliche Burgdirectorchancen. Fürstin Windischgrätz [d.i. Elisabeth Marie Fürstin von Windisch-Graetz, geb. Erzherzogin von Österreich], Gräfin [Karoline von]Hadik[-Futak], die ihn fördern wollen. Glaubt er’s selbst? Nur die [jüdische] Religion Schwierigkeiten. Schon nach [Paul] Schlenthers Tod wäre einer aus dem Obersthofmeisteramt bei ihm gewesen … ob er sich – für die Directorchance ev. taufen ließe. Als ers strict ablehnte, habe jener Emissär geantwortet: ‚Vielleicht nützt Ihnen gerade das …‘“ [Arthur Schnitzler: Tagebuch 1913–1916. Hg. von der Kommission für literarische Bebrauchsformen bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien 1983, S. 24].. Dieser Überzeugung hätte ich längst öffentlich Ausdruck gegeben, wenn ich nicht fürchten müßte, meinen den Zweck damit zu verfehlen. Trotzdem glaube ich, daß heute vielleicht eine von mir unterzeichnete AnregungEine diesbezügliche Erklärung von Wedekind für Salten ist, soweit ermittelt, weder im „Berliner Tageblatt“ noch in einer anderen Zeitung erschienen. nützlich sein könnte, besonders wenn sie an einer so | weit entfernten Stelle wie im Berliner Tageblatt zuerst erschiene. Um den Erfolg aber auf keinen Fall zu beeinträchtigen, möchte ich die Anregung nicht ohne Ihr vollkommenes Einverständnis geben. Um es kurz zu sagen, verehrter Herr Salten, wenn Sie mir 40–60 Zeilen (auch mehr, wenn es praktisch erscheint) senden wollten, unter die ich nur meinen Namen zu setzen brauche, so würde ich n/d/as nach vollzogener Abschrift gerne thun und die Anregung an die von Ihnen in Aussicht genommene Zeitung senden. So sehr ich Ihre Kunst verehre, | fürchte ich eben doch, wenn ich die Anregung selbst abfasse, aus Mangel an Sachkenntnis irgend eine Dummheit zu schreiben. Sie sind an Ort und Stelle und wissen, worauf es ankommt, was nottut, was erwartet wird. Sie würden mich mit dieser kleinen Hülfe einfach aus einer Verlegenheit befreien. Ich möchte gerne öffentlich wirken, aber auch zweckmäßig wirken. Deshalb wende ich mich an Sie. Sollten Sie aber jetzt eine Aktion nicht für zweckmäßig halten, dann würde ich mich sehr freuen, wenn Sie später gelegentlich darauf zurückkommen wollten.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München, Prinzregentenstraße 50. 4.9.12.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 8 Blatt, davon 9 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
1. Briefentwurf: Bleistift. 2. Abgesandter Brief: Feder. Tinte.
Schriftträger:
1. Briefentwurf: Liniertes Papier. 6 Ringbuchblätter. 6 Seiten beschrieben. 5 x 7,5 cm. Gelocht. 2. Abgesandter Brief: Kariertes Papier. Doppelblatt. 2 Seiten beschrieben. Seitenmaß 14 x 21 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Briefentwurf: Auf Seite 1 vor Briefbeginn in anderem Zusammenhang Notiz von Wedekinds Hand: „Urväter Hausrat“. Durch einen durchgezogenen Strich über die Zeile vom Briefentwurf abgesetzt.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    4. September 1912 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Wien
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Wienbibliothek im Rathaus

Felderstraße 1
1082 Wien
Österreich

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Felix Salten
Signatur des Dokuments:
ZPH 1681
Standort:
Wienbibliothek im Rathaus (Wien)

Danksagung

Wir danken der Wienbibliothek im Rathaus für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstückes.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Felix Salten, 4.9.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

01.07.2019 09:48
Kennung: 349

München, 4. September 1912 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Salten, Felix
 
 

Inhalt

[1. Briefentwurf:]


Sehr verehrter Herr S

Eben lese ich mit großem Interesse Ihren Aufsatz Burgtheaterprobleme. Dieses Die Lösung dieses Problems liegt für mich seit Schlenthers Weggang darin daß Sie v. Hand Direktor des Burgtheaters werden in Ihrer Benennung zum Direktor. Dieser Überzeugung hätte ich längst | öffentlich Ausdruck gegeben wenn ich nicht fürchten müßte Ihrer Ernennung dadurch zu schaden.

Trotzdem glaube ich daß heute vielleicht eine von mir unterzeichnete Anregung nützlich sein könnte besonders wenn sie an einer so weit entfernten Stelle wie d im B. T. erschiene.

Um der Sache aber | auf keinen Fall zu schaden beeinträchtigen möchte ich die Anregung nicht ohne ihr vollkommenes Einverständnis geben. Um es kurz zu sagen: Wenn Sie mir 40–60 Zeilen (auch mehr, wenn es praktisch erscheint) senden wollen unter die ich nur meinen Namen zu setzen brauche, | so würde ich das nach vollzogener Abschrift gerne thun und die Anregung an die von Ihnen zur in Aussicht genommene Zeitung senden. So sehr gut hoch ich über Ihre literarischen Verdienste Bescheid zu wissen glaube schätze fürchte | ich eben doch, wenn ich die Anregung selbst abfasse aus Mangel an Sachkenntnis irgend eine Dummheit zu begehen. Sie sind an Ort und Stelle und wissen was noththut, was erwartet wird. Sie würden mich mit dieser kleinen | Hilfe einfach aus einer Verlegenheit befreien. Ich möchte gerne wirken öffentlich wirken aber es müßte auch zweckmäßig geschehen.

In Erwartung Ihrer geschätzten Nachricht Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
FrW


[2. Abgesandter Brief:]


Sehr verehrter Herr Salten!

Eben lese ich mit großer Freude Ihren Aufsatz „BurgtheaterproblemeFelix Salten: Das Burgtheaterproblem. Beiläufige Anmerkungen. In: Berliner Tageblatt, Jg. 44, Nr. 449, 3.9.1912, Abend-Ausgabe, S. (1-2). Saltens Artikel schließt an die aktuelle Diskussion um die Nachfolge von Alfred von Berger – der am 24.8.1912 gestorben war – als Direktor des Wiener Hofburgtheaters an. Entscheidender als die Frage, wer die Nachfolge Bergers antrete, sei dass das Burgtheater statt einseitig in seinen Traditionen zu verharren, die „Kraft zur Gegenwart“ und damit zugleich den Anschluss an die moderne Dichtung finde, die seit den 1890er Jahren den künstlerischen Aufstieg der Berliner Theater unter Otto Brahm und Max Reinhardt begleitet habe: „In Berlin wurde Anzengruber, auch für Wien, neu entdeckt. In Berlin wurden von Henrik Ibsen bis zu Bernard Shaw, von Maeterlinck bis Oskar Wilde neue dichterische Werte erkannt und aufgeschlossen; in Berlin wurden der Schauspielkunst neue Ausdrucksmittel gefunden. Die Menschenmassen, die hier unaufhörlich zusammenströmten, waren noch durch kein gemeinsames Kunsterinnern miteinander verbunden, waren keiner Jahrhunderte alten Tradition noch verpflichtet. Man könnte vielleicht sagen, darin sei eine gewisse Barbarei gelegen. Es hat sich aber gezeigt, daß eine ungeheure Kraft in diesem Zustand lag.“ Die weitere Existenz des Burgtheaters sei außerdem, wie bereits in der Vergangenheit, weniger von zeitlich begrenzten personellen Verhältnissen abhängig, sondern aufs engste mit der historischen Entwicklung von Staat und Gesellschaft verknüpft: „Das Burgtheater hat seine historische Bestimmung eingebüßt, nicht durch eigene Schuld, auch nicht durch das Verschulden seiner Direktoren. Sondern kraft einer Entwickelung, die gewaltiger war, als es jemals die Entwickelung eines Theaters sein kann. Und es wird widerum eine andere historische Bestimmung erhalten. Nicht durch eigenes Werben, und nicht durch den Willen eines Direktors. Vielmehr wird die Entwickelung der österreichischen Monarchie auch das Schicksal und die Stellung des Burgtheaters genau so wieder bestimmen, wie sie es seit 1850, seit 1866 und seit 1870 bestimmt hat.“ [ebd., S. (2)]. Erstaunlich ist, dass Salten mit keinem Wort darauf eingeht, dass bereits drei Tage zuvor, am 1.9.1912, der Schauspieler Hugo Thimig zum provisorischen Direktor des Burgtheaters bestellt worden war. Die definitive Berufung Thimigs erfolgte schließlich am 12.4.1914.“. Die Lösung dieses Problems liegt für mich seit Schlenthers WeggangDer Theaterkritiker Paul Schlenther war 1898 Direktor des Wiener Hofburgtheaters geworden. Infolge eines Theaterskandals, der im Oktober 1909 durch die fatal aufgenommene Premiere der Komödie „Hargudl am Bach oder Die Liga der Persönlichkeiten“ von Hans Müller ausgelöst wurde, reichte Schlenther seine Demission ein und schied zum 28.2.1910 aus dem Amt. Zu seinem Nachfolger wurde am 1.3.1910 Alfred von Berger berufen, der bisherige Direktor des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg und frühere Artistische Sekretär des Burgtheaters. in Ihrer Berufung zum DirektorSaltens Name scheint, soweit ermittelt, nicht unter den zahlreichen Kandidaten auf, die in den Wochen nach dem Tod Alfred von Bergers für das Amt des Burgtheaterdirektors in der Öffentlichkeit diskutiert wurden. Dass bei ihm selbst, wie Wedekind vermutete, durchaus Ambitionen in dieser Richtung bestanden, legt ein Tagebucheintrag seines Freundes Arthur Schnitzler vom 14.3.1913 (zu dieser Zeit war längst Hugo Thimig als provisorischer Direktor im Amt) nahe: „Salten’s angebliche Burgdirectorchancen. Fürstin Windischgrätz [d.i. Elisabeth Marie Fürstin von Windisch-Graetz, geb. Erzherzogin von Österreich], Gräfin [Karoline von]Hadik[-Futak], die ihn fördern wollen. Glaubt er’s selbst? Nur die [jüdische] Religion Schwierigkeiten. Schon nach [Paul] Schlenthers Tod wäre einer aus dem Obersthofmeisteramt bei ihm gewesen … ob er sich – für die Directorchance ev. taufen ließe. Als ers strict ablehnte, habe jener Emissär geantwortet: ‚Vielleicht nützt Ihnen gerade das …‘“ [Arthur Schnitzler: Tagebuch 1913–1916. Hg. von der Kommission für literarische Bebrauchsformen bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien 1983, S. 24].. Dieser Überzeugung hätte ich längst öffentlich Ausdruck gegeben, wenn ich nicht fürchten müßte, meinen den Zweck damit zu verfehlen. Trotzdem glaube ich, daß heute vielleicht eine von mir unterzeichnete AnregungEine diesbezügliche Erklärung von Wedekind für Salten ist, soweit ermittelt, weder im „Berliner Tageblatt“ noch in einer anderen Zeitung erschienen. nützlich sein könnte, besonders wenn sie an einer so | weit entfernten Stelle wie im Berliner Tageblatt zuerst erschiene. Um den Erfolg aber auf keinen Fall zu beeinträchtigen, möchte ich die Anregung nicht ohne Ihr vollkommenes Einverständnis geben. Um es kurz zu sagen, verehrter Herr Salten, wenn Sie mir 40–60 Zeilen (auch mehr, wenn es praktisch erscheint) senden wollten, unter die ich nur meinen Namen zu setzen brauche, so würde ich n/d/as nach vollzogener Abschrift gerne thun und die Anregung an die von Ihnen in Aussicht genommene Zeitung senden. So sehr ich Ihre Kunst verehre, | fürchte ich eben doch, wenn ich die Anregung selbst abfasse, aus Mangel an Sachkenntnis irgend eine Dummheit zu schreiben. Sie sind an Ort und Stelle und wissen, worauf es ankommt, was nottut, was erwartet wird. Sie würden mich mit dieser kleinen Hülfe einfach aus einer Verlegenheit befreien. Ich möchte gerne öffentlich wirken, aber auch zweckmäßig wirken. Deshalb wende ich mich an Sie. Sollten Sie aber jetzt eine Aktion nicht für zweckmäßig halten, dann würde ich mich sehr freuen, wenn Sie später gelegentlich darauf zurückkommen wollten.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München, Prinzregentenstraße 50. 4.9.12.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 8 Blatt, davon 9 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
1. Briefentwurf: Bleistift. 2. Abgesandter Brief: Feder. Tinte.
Schriftträger:
1. Briefentwurf: Liniertes Papier. 6 Ringbuchblätter. 6 Seiten beschrieben. 5 x 7,5 cm. Gelocht. 2. Abgesandter Brief: Kariertes Papier. Doppelblatt. 2 Seiten beschrieben. Seitenmaß 14 x 21 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Briefentwurf: Auf Seite 1 vor Briefbeginn in anderem Zusammenhang Notiz von Wedekinds Hand: „Urväter Hausrat“. Durch einen durchgezogenen Strich über die Zeile vom Briefentwurf abgesetzt.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    4. September 1912 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Wien
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Wienbibliothek im Rathaus

Felderstraße 1
1082 Wien
Österreich

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Felix Salten
Signatur des Dokuments:
ZPH 1681
Standort:
Wienbibliothek im Rathaus (Wien)

Danksagung

Wir danken der Wienbibliothek im Rathaus für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstückes.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Felix Salten, 4.9.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

01.07.2019 09:48