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Kennung: 3487

Lenzburg, 6. Juli 1912 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


Lenzburg, Samstag.
6.VII.12.


Geliebtester Frank,

nur noch rasch paar Zeilen, ich muss noch bischen an die Luft. Heute hat es wieder geregnet, der gestrige Tag war wie ausgesucht für’s Jugendfest. Wir waren schon um ½ 8 Uhr in der Kirche, sahen nachher den Zug, dann giengen wir zu Tisch. Nach Tisch gieng ich mit AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125] u. den beiden Kindern nach dem Festzug auf die Schü|tzen Matte„nordöstlich der Lenzburger Innenstadt gelegene Freifläche, traditionell als Festplatz des Jugendfestes genutzt.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 190]. Anna Pamela hat getanzt und fuhr Carussel, wir sahen das Manöver an, nun Du kennst es ja u. kannst Dir denken wie glücklich Anna Pamela war. Auch das Kleine hüpfte vor Freude.

Ich traf die junge Frau ZweifelGattin eines der zwei Söhne des Gründers der Malaga-Kellereien in Lenzburg Alfred Zweifel; die Söhne waren Alfred Zweifel (Sohn), verheiratet mit Else Zweifel (unklar, seit wann; vor 1920), und der jüngere Carl Zweifel, 1921 Heirat mit Barbara (Betty) Hermle, der weniger in Betracht kommt. mit Mann u. Kind, Frau Dr. Hämerli mit KinderSophie Haemmerli (geb. Marti) hatte vier Töchter., Henckell’s, es war sehr nett! Zum Schluss gab’s leider eine aufgeregte Scene. Anna Pamela u. ich hatten uns verloren u. sie war nach Hause gelaufen. Ich war natürlich sehr ängstlich. | Gottlob war nichts passiert. Ich sah mir nach dem Abendessen noch das Feuerwerk an, Anna Pamela war schon sehr müde u. gieng vorher zu Bett. Dann gieng ich auch schlafen. Ännchen hat noch lange im Gemeinde Saal getanzt. Wie es morgen wegen Luzern wird, weiß ich noch nicht. Die Züricher sollen nun eventuell morgen in 8 Tagen kommen, wenn sie’s nicht wieder verschieben.

Frau Henckell fragte mich gestern nochmals, doch lehnte ich ab, | weil ich ja nicht wusste, ob Dir’s recht ist. Vielleicht sehe ich sie heute noch.

Nun lebwohl, Anna Pamela muss auch noch baden.

Alle lassen Dich vielmals grüßen.

Innigste Küsse Dir Geliebter
von Deiner
Tilly


Innigsten Dank für Deinen lieben Briefvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 5.7.1912 (Brief).; wenn ich mich leicht aufrege ist das kein Wunder, bei allem was wir schon erlebt haben. Gerade der zu wenigen Nachrichten wegen. Mit Mieze werde ich mich schon vertragen Du brauchst keine Angst zu haben.

Innigst Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Lenzburg
    6. Juli 1912 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
228
Briefnummer:
346
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 6.7.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 15:42
Kennung: 3487

Lenzburg, 6. Juli 1912 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

T. W.


Lenzburg, Samstag.
6.VII.12.


Geliebtester Frank,

nur noch rasch paar Zeilen, ich muss noch bischen an die Luft. Heute hat es wieder geregnet, der gestrige Tag war wie ausgesucht für’s Jugendfest. Wir waren schon um ½ 8 Uhr in der Kirche, sahen nachher den Zug, dann giengen wir zu Tisch. Nach Tisch gieng ich mit AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125] u. den beiden Kindern nach dem Festzug auf die Schü|tzen Matte„nordöstlich der Lenzburger Innenstadt gelegene Freifläche, traditionell als Festplatz des Jugendfestes genutzt.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 190]. Anna Pamela hat getanzt und fuhr Carussel, wir sahen das Manöver an, nun Du kennst es ja u. kannst Dir denken wie glücklich Anna Pamela war. Auch das Kleine hüpfte vor Freude.

Ich traf die junge Frau ZweifelGattin eines der zwei Söhne des Gründers der Malaga-Kellereien in Lenzburg Alfred Zweifel; die Söhne waren Alfred Zweifel (Sohn), verheiratet mit Else Zweifel (unklar, seit wann; vor 1920), und der jüngere Carl Zweifel, 1921 Heirat mit Barbara (Betty) Hermle, der weniger in Betracht kommt. mit Mann u. Kind, Frau Dr. Hämerli mit KinderSophie Haemmerli (geb. Marti) hatte vier Töchter., Henckell’s, es war sehr nett! Zum Schluss gab’s leider eine aufgeregte Scene. Anna Pamela u. ich hatten uns verloren u. sie war nach Hause gelaufen. Ich war natürlich sehr ängstlich. | Gottlob war nichts passiert. Ich sah mir nach dem Abendessen noch das Feuerwerk an, Anna Pamela war schon sehr müde u. gieng vorher zu Bett. Dann gieng ich auch schlafen. Ännchen hat noch lange im Gemeinde Saal getanzt. Wie es morgen wegen Luzern wird, weiß ich noch nicht. Die Züricher sollen nun eventuell morgen in 8 Tagen kommen, wenn sie’s nicht wieder verschieben.

Frau Henckell fragte mich gestern nochmals, doch lehnte ich ab, | weil ich ja nicht wusste, ob Dir’s recht ist. Vielleicht sehe ich sie heute noch.

Nun lebwohl, Anna Pamela muss auch noch baden.

Alle lassen Dich vielmals grüßen.

Innigste Küsse Dir Geliebter
von Deiner
Tilly


Innigsten Dank für Deinen lieben Briefvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 5.7.1912 (Brief).; wenn ich mich leicht aufrege ist das kein Wunder, bei allem was wir schon erlebt haben. Gerade der zu wenigen Nachrichten wegen. Mit Mieze werde ich mich schon vertragen Du brauchst keine Angst zu haben.

Innigst Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Lenzburg
    6. Juli 1912 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
228
Briefnummer:
346
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 6.7.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 15:42