Vergleichsansicht

Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.

Kennung: 3474

Dresden, 29. Juni 1912 (Samstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

Postkarte


Frau Tilly Wedekind
im Steinbrüchli
in Lenzburg.
Ct. Aargau (Schweiz)


Geliebteste Tilly! Herzlichsten Dank für Deinen ausführlichen Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 27.6.1912.. Meine Kartenvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 25.-26.6.1912 und 27.6.1912. wirst Du nun auch erhalten haben. Morgen Sonntag fahre ich also nach München. Möglich daß ich in Bamberg aussteige und eine Nacht dort bleibe um mir die Stadt anzusehen. Montag Abend bin ich jedenfalls in München. Gestern waren wir also zu Dritt in HellerauWedekind notierte am 28.6.1912 den Besuch der ersten Vorstellung im Rahmen der Festspiele vom 28.6.1912 bis 11.7.1912 im Festspielhaus in Hellerau mit seiner Schwester und seinem Schwager: „Abend mit Mieze und Walter nach Hellerau.“ [Tb] Die Veranstaltung begann um 19 Uhr, Ende war 22 Uhr [vgl. Dresdner Neueste Nachrichten, Jg. 20, Nr. 160, 16.6.1912, 1. Ausgabe, S. 2]; die erste Vorstellung war ausverkauft [vgl. Dresdner Neueste Nachrichten, Jg. 20, Nr. 172, 28.6.1912, 1. Ausgabe, S. 3]. Die Presse berichtete: „Der erste Festtag der Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze ist gestern unter ehrenden Ovationen für ihre geistigen Urheber vorübergegangen. [...] Der von zahlreichen Künstlern und Kritikern, sowie von der Dresdner Gesellschaft voll besetzte, hochaufsteigende Zuschauerraum bot bei der strahlenden Lichtfülle des Hauses ein echt festliches Bild.“ [G.K.: Hellerauer Festspiele. In: Dresdner Nachrichten, Jg. 56, Nr. 177, 29.6.1912, S. (9)]. Der Erfolg des Abends war ein sehr großer: An | Bekannten traf ich den dicken LewinWedekind dürfte den mit Richard Strauss befreundeten Berliner Kaufmann und Kunstmäzen Willy Levin am 15.3.1906 bei einem Diner mit Max Reinhardt, Felix Hollaender und Else Heims im Restaurant F. W. Borchardt in Berlin kennengelernt haben: „Diner mit Lewin Reinhart Holländer und Else Heims bei Borchart.“[Tb] dort, der mich aufforderte ein Librettonicht realisiert. für R. Strauß zu schreiben. Außerdem Centa BréWedekind kannte die Schauspielerin Centa Bré seit seiner Tätigkeit als Dramaturg und Sekretär am Münchner Schauspielhaus 1898, wo sie seinerzeit ebenfalls engagiert war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 443]; inzwischen war sie am Hamburger Thalia-Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1913, S. 460] – in Hamburg spielte sie 1907 die Wendla Bergmann in „Frühlings Erwachen“ sowie 1911 die Simba im „Marquis von Keith“ und die Alma in „König Nicolo“ [vgl. Seehaus 1973, S. 322, 479, 524].. Nach der Heimfahrt waren Mieze, Walter und ich noch in einer Dresdener BierkneipeWedekind notierte am 28.6.1912 nach der Rückkehr aus Hellerau (siehe oben) in Dresden den Besuch der Schankwirtschaft Kneist (Inhaber: Paul Kneist) in der Dresdner Altstadt (große Brüdergasse 2) [vgl. Adreßbuch für Dresden 1912, Teil I, S. 472]: „Nachher bei Kneist“ [Tb].. Ich freue mich sehr, daß es Euch so gut geht und hoffe daß das Jugendfest für Anna Pamela jedenfalls eine Freude sein wird. Mieze und Eva wollen glaube ich erst nach dem Jugendfest eintreffen. Ich weiß es aber nicht bestimmt. Da es heute sehr heiß ist freue ich mich sehr auf die Münchner Bäder. Hier giebt es keine schönen Bäder im Freien. Besten Dank für das Telegramm von Gutmannnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emil Gutmann an Wedekind, 27.6.1912., das ich ziemlich überflüssig finde. Er hat mir schon einmal in Betreff Deutsches Volkstheater blauen Dunst vorgemachtWedekind hatte am 28.2.1910 in Wien das Deutsche Volkstheater aufgesucht [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.2.1910], in der Annahme, Emil Gutmann habe dort ein Gastspiel für ihn vereinbart, was nicht der Fall war [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 2.3.1910].. Ich habe von hier aus keine Geschäftsverhandlungen geführt und werde damit wohl auch warten, bis du zurück bist. Anna Pamela besten Dank für ihren Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 27.6.1912. Der Brief der fünfeinhalb Jahre alten Tochter dürfte von der Hand der Mutter geführt von ihr selbst zu Papier gebracht worden sein (und lag vermutlich dem Brief der Mutter vom 27.6.1912 bei).. Vielleicht fängt sie bald auch an wirklich zu schreiben. Küsse beide Kinder von mir, grüße Mama herzlichst und sei innigst umarmt von Deinem
Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten und einer aufgeklebten Briefmarke von je 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Schreibdatum ist durch den Inhalt der Postkarte belegt.

Uhrzeit im Postausgangsstempel Dresden: „5 – 6 N“ (= 17 bis 18 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Lenzburg: „VI“ (= 6 Uhr).

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
217-218
Briefnummer:
333
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.6.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 15:28
Kennung: 3474

Dresden, 29. Juni 1912 (Samstag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly
 
 

Inhalt

Postkarte


Frau Tilly Wedekind
im Steinbrüchli
in Lenzburg.
Ct. Aargau (Schweiz)


Geliebteste Tilly! Herzlichsten Dank für Deinen ausführlichen Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 27.6.1912.. Meine Kartenvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 25.-26.6.1912 und 27.6.1912. wirst Du nun auch erhalten haben. Morgen Sonntag fahre ich also nach München. Möglich daß ich in Bamberg aussteige und eine Nacht dort bleibe um mir die Stadt anzusehen. Montag Abend bin ich jedenfalls in München. Gestern waren wir also zu Dritt in HellerauWedekind notierte am 28.6.1912 den Besuch der ersten Vorstellung im Rahmen der Festspiele vom 28.6.1912 bis 11.7.1912 im Festspielhaus in Hellerau mit seiner Schwester und seinem Schwager: „Abend mit Mieze und Walter nach Hellerau.“ [Tb] Die Veranstaltung begann um 19 Uhr, Ende war 22 Uhr [vgl. Dresdner Neueste Nachrichten, Jg. 20, Nr. 160, 16.6.1912, 1. Ausgabe, S. 2]; die erste Vorstellung war ausverkauft [vgl. Dresdner Neueste Nachrichten, Jg. 20, Nr. 172, 28.6.1912, 1. Ausgabe, S. 3]. Die Presse berichtete: „Der erste Festtag der Bildungsanstalt Jaques-Dalcroze ist gestern unter ehrenden Ovationen für ihre geistigen Urheber vorübergegangen. [...] Der von zahlreichen Künstlern und Kritikern, sowie von der Dresdner Gesellschaft voll besetzte, hochaufsteigende Zuschauerraum bot bei der strahlenden Lichtfülle des Hauses ein echt festliches Bild.“ [G.K.: Hellerauer Festspiele. In: Dresdner Nachrichten, Jg. 56, Nr. 177, 29.6.1912, S. (9)]. Der Erfolg des Abends war ein sehr großer: An | Bekannten traf ich den dicken LewinWedekind dürfte den mit Richard Strauss befreundeten Berliner Kaufmann und Kunstmäzen Willy Levin am 15.3.1906 bei einem Diner mit Max Reinhardt, Felix Hollaender und Else Heims im Restaurant F. W. Borchardt in Berlin kennengelernt haben: „Diner mit Lewin Reinhart Holländer und Else Heims bei Borchart.“[Tb] dort, der mich aufforderte ein Librettonicht realisiert. für R. Strauß zu schreiben. Außerdem Centa BréWedekind kannte die Schauspielerin Centa Bré seit seiner Tätigkeit als Dramaturg und Sekretär am Münchner Schauspielhaus 1898, wo sie seinerzeit ebenfalls engagiert war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1899, S. 443]; inzwischen war sie am Hamburger Thalia-Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1913, S. 460] – in Hamburg spielte sie 1907 die Wendla Bergmann in „Frühlings Erwachen“ sowie 1911 die Simba im „Marquis von Keith“ und die Alma in „König Nicolo“ [vgl. Seehaus 1973, S. 322, 479, 524].. Nach der Heimfahrt waren Mieze, Walter und ich noch in einer Dresdener BierkneipeWedekind notierte am 28.6.1912 nach der Rückkehr aus Hellerau (siehe oben) in Dresden den Besuch der Schankwirtschaft Kneist (Inhaber: Paul Kneist) in der Dresdner Altstadt (große Brüdergasse 2) [vgl. Adreßbuch für Dresden 1912, Teil I, S. 472]: „Nachher bei Kneist“ [Tb].. Ich freue mich sehr, daß es Euch so gut geht und hoffe daß das Jugendfest für Anna Pamela jedenfalls eine Freude sein wird. Mieze und Eva wollen glaube ich erst nach dem Jugendfest eintreffen. Ich weiß es aber nicht bestimmt. Da es heute sehr heiß ist freue ich mich sehr auf die Münchner Bäder. Hier giebt es keine schönen Bäder im Freien. Besten Dank für das Telegramm von Gutmannnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Emil Gutmann an Wedekind, 27.6.1912., das ich ziemlich überflüssig finde. Er hat mir schon einmal in Betreff Deutsches Volkstheater blauen Dunst vorgemachtWedekind hatte am 28.2.1910 in Wien das Deutsche Volkstheater aufgesucht [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.2.1910], in der Annahme, Emil Gutmann habe dort ein Gastspiel für ihn vereinbart, was nicht der Fall war [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 2.3.1910].. Ich habe von hier aus keine Geschäftsverhandlungen geführt und werde damit wohl auch warten, bis du zurück bist. Anna Pamela besten Dank für ihren Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 27.6.1912. Der Brief der fünfeinhalb Jahre alten Tochter dürfte von der Hand der Mutter geführt von ihr selbst zu Papier gebracht worden sein (und lag vermutlich dem Brief der Mutter vom 27.6.1912 bei).. Vielleicht fängt sie bald auch an wirklich zu schreiben. Küsse beide Kinder von mir, grüße Mama herzlichst und sei innigst umarmt von Deinem
Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten und einer aufgeklebten Briefmarke von je 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Schreibdatum ist durch den Inhalt der Postkarte belegt.

Uhrzeit im Postausgangsstempel Dresden: „5 – 6 N“ (= 17 bis 18 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel Lenzburg: „VI“ (= 6 Uhr).

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
217-218
Briefnummer:
333
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.6.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.09.2023 15:28