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Kennung: 3460

Lenzburg, 22. Juni 1912 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


Lenzburg, 22.VI.12.


Geliebter Frank,

es ist herrlich hier; Sonne, blauer Himmel! Die Kinder sind so lieb, es ist eine Freude!

Nach dem Abendessen, schon um 7 Uhr, geh’ ich mit Anna Pamela noch ein halbe Stunde spazieren u. denke an unsre Abend Spaziergänge.

Den ganzen Tag sitzen wir unter den Linden u. tun mehr oder weniger gar nichts.

Am Mittwoch in München aß ich | im Victoria GartenTilly Wedekind traf am 19.6.1912 in München im Garten des Victoria – Café und Restaurant (Maximilianstraße 17) den aus Frankfurt am Main stammenden Schriftsteller und langjährigen „Redakteur der ‚Jugend‘“ [Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 140] Karl Ettlinger und dessen Frau Johanna Ettlinger (geb. Kretschmann). Das waren Bekannte, mit denen Frank Wedekind dem Tagebuch zufolge im Vorjahr mehrfach in der Torggelstube zusammen war – am 4.3.1911 („T.St. Mit Etlinger“), am 16.7.1911 („T.St. mit [...] Ettlinger und Frau“), am 31.7.1911 („T.St. mit Ettlinger und Frau dann mit Tilly allein“), am 4.8.1911 („Abends mit Tilly [...] Ettlinger und Frau in der T.St.“) – und am 14.10.1911 auch die Premiere von Karl Ettlingers Lustspiel „Die Hydra“ besucht hatte („Hydrapremiere von Etlinger“)., da kamen Herr u. Frau Etlinger. Sie lassen Dich grüßen. Sein Vater war gerade gestorben u. sie jammerte, dass sie einen Ausflug nicht mitmachen konnten.

Nachmittags als ich durch den Hofgarten gieng saßen daTilly Wedekind traf am 19.6.1912 im Münchner Hofgarten mit Gattin Anna Koebke (geb. Rankl) und der Tochter Anna Weber (geb. Koebke), unter dem Pseudonym Sybil Vane Schauspielerin am Leipziger Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1913, S. 515] und in erster Ehe mit Otto Weber verheiratet [vgl. Verlobte. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 255, 9.11.1907, Morgenblatt, S. 3], den Kammersänger Benno Koebke, bis 1.5.1907 Direktor des Münchner Lustspielhauses, seit 1908 Direktor des Stadttheaters in Bern, wo „Hofrat Benno Koebke“ [Neuer Theater-Almanach 1913, S. 323] auch die Oberregie führte. Wedekind hatte ihn und seine Frau im Zusammenhang seines Gastspielaufenthalts vom 5. bis 9.4.1912 in Bern („Erdgeist“-Gastspiel am 8.4.1912 im Stadttheater) dem Tagebuch zufolge mehrfach getroffen – so am 5.4.1912 („Fahrt München Bern mit Frau Hofrat Köbke. [...] Mit Köbkes [...] im Casino in Bern“), am 6.4.1912 („Mit Köpkes Mittagessen im Hotel. Mit Köbkes im Casino“) und am 8.4.1912 („mit [...] Köbke [...] im Casino“). Benno Koebke hat ihn im „Wedekindbuch“ gewürdigt [vgl. Friedenthal 1914, S. 274-276]. Tilly Wedekind traf im Münchner Hofgarten außerdem Otto Beck, Direktor des Stadttheaters in Bonn, wo „Hofrat Otto Beck“ [Neuer Theater-Almanach 1913, S. 332] auch die Oberregie führte. Wedekind hatte ihn dem Tagebuch zufolge am 17.6.1911 in der Münchner Torggelstube getroffen („T.St. mit [...] Hofrat Beck“) und dann im Zusammenhang seines Gastspielaufenthalts vom 18. bis 22.3.1912 in Bonn („Hidalla“-Gastspiel am 21.3.1912 im Stadttheater) am 19.3.1912 („Im Hotel mit Beck und Frau“) und 21.3.1912 („Beck und Frau“). Herr u. Frau Hofrat Koebke mit ihrer Tochter Frau Weber u. Hofrat Beck. Hofrat Koebke fragte ob man sich schon sehr beeilen müsse, um für den Winter abzuschließenGastspielverträge für die Winterspielzeit 1912/13.. | Frau Weber begleitete mich bis nach Hause u. war auch Donnerstag Früh am Bahnhof.

Ich denke bis Mitte JuliTilly Wedekind kehrte am 15.7.1912 mit den Kindern aus Lenzburg nach München zurück. bleiben wir hier. Ich hoffe, Mama behält uns solange. Ich glaube bis dahin habe ich mich genügend erholt, ich kann mich ja in München weiter erholen. Ich sehe fast schon wieder „blühend“ aus. Es ist wirklich nicht nötig, dass ich noch zu einem Arzt gehe, es fehlt mir gewiss nichts. | Ich hoffe also, dass Du Dich meinetwegen nicht mehr ängstigst u. erwarte Deine Nachricht, ob es Dir recht ist, dass wir Mitte Juli nach München gehen. Ich könnte dann an die Köchin Isabella schreiben, mit der ich in München gesprochen habe.

Wie geht es Dir? Was habt Ihr in Dresden schon alles unternommen? Grüße alle herzlichst von uns! In inniger Liebe, Tilly


Viele Grüße an Dich von Mama u. den Kindern.

Schönen Gruß Anna Pamela

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Den Gruß von Pamela Wedekind hat ihre Mutter geschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Lenzburg
    22. Juni 1912 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
211-212
Briefnummer:
325
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2023 23:50
Kennung: 3460

Lenzburg, 22. Juni 1912 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

T. W.


Lenzburg, 22.VI.12.


Geliebter Frank,

es ist herrlich hier; Sonne, blauer Himmel! Die Kinder sind so lieb, es ist eine Freude!

Nach dem Abendessen, schon um 7 Uhr, geh’ ich mit Anna Pamela noch ein halbe Stunde spazieren u. denke an unsre Abend Spaziergänge.

Den ganzen Tag sitzen wir unter den Linden u. tun mehr oder weniger gar nichts.

Am Mittwoch in München aß ich | im Victoria GartenTilly Wedekind traf am 19.6.1912 in München im Garten des Victoria – Café und Restaurant (Maximilianstraße 17) den aus Frankfurt am Main stammenden Schriftsteller und langjährigen „Redakteur der ‚Jugend‘“ [Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 140] Karl Ettlinger und dessen Frau Johanna Ettlinger (geb. Kretschmann). Das waren Bekannte, mit denen Frank Wedekind dem Tagebuch zufolge im Vorjahr mehrfach in der Torggelstube zusammen war – am 4.3.1911 („T.St. Mit Etlinger“), am 16.7.1911 („T.St. mit [...] Ettlinger und Frau“), am 31.7.1911 („T.St. mit Ettlinger und Frau dann mit Tilly allein“), am 4.8.1911 („Abends mit Tilly [...] Ettlinger und Frau in der T.St.“) – und am 14.10.1911 auch die Premiere von Karl Ettlingers Lustspiel „Die Hydra“ besucht hatte („Hydrapremiere von Etlinger“)., da kamen Herr u. Frau Etlinger. Sie lassen Dich grüßen. Sein Vater war gerade gestorben u. sie jammerte, dass sie einen Ausflug nicht mitmachen konnten.

Nachmittags als ich durch den Hofgarten gieng saßen daTilly Wedekind traf am 19.6.1912 im Münchner Hofgarten mit Gattin Anna Koebke (geb. Rankl) und der Tochter Anna Weber (geb. Koebke), unter dem Pseudonym Sybil Vane Schauspielerin am Leipziger Schauspielhaus [vgl. Neuer Theater-Almanach 1913, S. 515] und in erster Ehe mit Otto Weber verheiratet [vgl. Verlobte. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 60, Nr. 255, 9.11.1907, Morgenblatt, S. 3], den Kammersänger Benno Koebke, bis 1.5.1907 Direktor des Münchner Lustspielhauses, seit 1908 Direktor des Stadttheaters in Bern, wo „Hofrat Benno Koebke“ [Neuer Theater-Almanach 1913, S. 323] auch die Oberregie führte. Wedekind hatte ihn und seine Frau im Zusammenhang seines Gastspielaufenthalts vom 5. bis 9.4.1912 in Bern („Erdgeist“-Gastspiel am 8.4.1912 im Stadttheater) dem Tagebuch zufolge mehrfach getroffen – so am 5.4.1912 („Fahrt München Bern mit Frau Hofrat Köbke. [...] Mit Köbkes [...] im Casino in Bern“), am 6.4.1912 („Mit Köpkes Mittagessen im Hotel. Mit Köbkes im Casino“) und am 8.4.1912 („mit [...] Köbke [...] im Casino“). Benno Koebke hat ihn im „Wedekindbuch“ gewürdigt [vgl. Friedenthal 1914, S. 274-276]. Tilly Wedekind traf im Münchner Hofgarten außerdem Otto Beck, Direktor des Stadttheaters in Bonn, wo „Hofrat Otto Beck“ [Neuer Theater-Almanach 1913, S. 332] auch die Oberregie führte. Wedekind hatte ihn dem Tagebuch zufolge am 17.6.1911 in der Münchner Torggelstube getroffen („T.St. mit [...] Hofrat Beck“) und dann im Zusammenhang seines Gastspielaufenthalts vom 18. bis 22.3.1912 in Bonn („Hidalla“-Gastspiel am 21.3.1912 im Stadttheater) am 19.3.1912 („Im Hotel mit Beck und Frau“) und 21.3.1912 („Beck und Frau“). Herr u. Frau Hofrat Koebke mit ihrer Tochter Frau Weber u. Hofrat Beck. Hofrat Koebke fragte ob man sich schon sehr beeilen müsse, um für den Winter abzuschließenGastspielverträge für die Winterspielzeit 1912/13.. | Frau Weber begleitete mich bis nach Hause u. war auch Donnerstag Früh am Bahnhof.

Ich denke bis Mitte JuliTilly Wedekind kehrte am 15.7.1912 mit den Kindern aus Lenzburg nach München zurück. bleiben wir hier. Ich hoffe, Mama behält uns solange. Ich glaube bis dahin habe ich mich genügend erholt, ich kann mich ja in München weiter erholen. Ich sehe fast schon wieder „blühend“ aus. Es ist wirklich nicht nötig, dass ich noch zu einem Arzt gehe, es fehlt mir gewiss nichts. | Ich hoffe also, dass Du Dich meinetwegen nicht mehr ängstigst u. erwarte Deine Nachricht, ob es Dir recht ist, dass wir Mitte Juli nach München gehen. Ich könnte dann an die Köchin Isabella schreiben, mit der ich in München gesprochen habe.

Wie geht es Dir? Was habt Ihr in Dresden schon alles unternommen? Grüße alle herzlichst von uns! In inniger Liebe, Tilly


Viele Grüße an Dich von Mama u. den Kindern.

Schönen Gruß Anna Pamela

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Den Gruß von Pamela Wedekind hat ihre Mutter geschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Lenzburg
    22. Juni 1912 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
211-212
Briefnummer:
325
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2023 23:50