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Kennung: 3442

München, 18. Juni 1912 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


München, 18.VI.12.


Innigst geliebter Frank,

ich hatte eine ganz angenehme Fahrtvon Berlin nach München am 17.6.1912, da sie sich nach dem anstrengenden Gastspiel vom 1. bis 15.6.1912 am Deutschen Theater zu Berlin „krank“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 170] fühlte.; die jüngere der beiden Damen teilte mir/t/ mir das CoupeeCoupé, abgeschlossenes Eisenbahnabteil, hier: Schlafwagenabteil., u. es war gar nicht so unangenehm wie ich gefürchtet hatten. Sie war sehr rücksichtsvoll, fragte ob sie das Licht auslöschen soll u. wünschte mir sogar eine gute Nacht.

Ich frühstückte im Speisewagen | fuhr dann nach Hause, wusch u. friesierteSchreibversehen, statt: frisierte. mich, so vergieng der Vormittag. Mittags aß ich bei Frau Albubei der befreundeten Jenny Albu, der Gattin des Schriftstellers Eugen Albu (Kufsteinerstraße 2, 3. Stock) [vgl. Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 6]. die mich dann zu Dr. Hauschildzu dem Hausarzt Dr. med. Johannes Hauschildt (Nikolaistraße 7) [vgl. Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 233]. begleitete. Ich wollte das Urteil eines Arztes hören. Gott sei Dank hab’ ich nichts auf der Lunge, aber ich bin sehr herunter sagt Hauschild u. gründliche Erholung sei nötig. Ein paar Wochen in Lenzburg genügen nicht. |

Ich werde also vorläufig keine Mädchen aufnehmen, werde mich morgen mit Hilfe der Hausmeisterindie als „Hausmeisterin“ [Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 604] ausgewiesene Christine Schreier, die entweder schon in der Dachauerstraße 135 [vgl. ebd.] oder noch in der Heßstraße 80 [vgl. Adreßbuch für München 1912, Teil I, S. 585] wohnte – zuständig für das Haus Prinzregentenstraße 50 und wohl eine Verwandte des Tischlers Joseph Schreier (Prinzregentenstraße 50, 4. Stock) [vgl. Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 604], der im selben Haus wie Wedekind wohnte. reisefertig machen u. Donnerstagder 20.6.1912, an dem Tilly Wedekind mit den Kindern nach Lenzburg zu ihrer Schwiegermutter fuhr, um sich dort zu erholen. nach Lenzburg fahren, immer vorausgesetzt dass es Dir recht ist. Wenn ich mal mit Mama gesprochen habe, kann man weitere Beschlüsse fassen. Ich werde ja sehen wie lange sie uns behalten will, u. wvielleicht hast Du Dir dann | auch überlegt, wie wir es machen wollen. Ich glaube, wenn wir den ganzen Juli für Erholung rechnen, ist es nicht zu viel. Jedenfalls bleibe ich, wenn’s Dir recht ist, solange Mama mich behält in Lenzburg.

Heute ist der große TagDas Bankett zu Ehren Wedekinds am 18.6.1912 im Hotel Esplanade (Bellevuestraße 16-18a) in Berlin – er notierte: „Festessen im Esplanade Hotel.“ [Tb]! Ich denke viel an Dich Geliebter! Hoffentlich wird es eine recht schöne Feier! Ich hoffe, Dir nicht Angst zu machen, mir fehlt nichts, nur Kräfte. Besonders wenn wir im Winter wieder etwas unternehmen wollen.

Wie fühlst Du Dich?

[um 90 Grad gedreht am linken Rand:]

Grüße Bertl u. sei Du innigst geküsst Geliebter
von Deiner treuen Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    18. Juni 1912 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
205-206
Briefnummer:
315
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 18.6.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

08.10.2024 17:47
Kennung: 3442

München, 18. Juni 1912 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

T. W.


München, 18.VI.12.


Innigst geliebter Frank,

ich hatte eine ganz angenehme Fahrtvon Berlin nach München am 17.6.1912, da sie sich nach dem anstrengenden Gastspiel vom 1. bis 15.6.1912 am Deutschen Theater zu Berlin „krank“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 170] fühlte.; die jüngere der beiden Damen teilte mir/t/ mir das CoupeeCoupé, abgeschlossenes Eisenbahnabteil, hier: Schlafwagenabteil., u. es war gar nicht so unangenehm wie ich gefürchtet hatten. Sie war sehr rücksichtsvoll, fragte ob sie das Licht auslöschen soll u. wünschte mir sogar eine gute Nacht.

Ich frühstückte im Speisewagen | fuhr dann nach Hause, wusch u. friesierteSchreibversehen, statt: frisierte. mich, so vergieng der Vormittag. Mittags aß ich bei Frau Albubei der befreundeten Jenny Albu, der Gattin des Schriftstellers Eugen Albu (Kufsteinerstraße 2, 3. Stock) [vgl. Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 6]. die mich dann zu Dr. Hauschildzu dem Hausarzt Dr. med. Johannes Hauschildt (Nikolaistraße 7) [vgl. Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 233]. begleitete. Ich wollte das Urteil eines Arztes hören. Gott sei Dank hab’ ich nichts auf der Lunge, aber ich bin sehr herunter sagt Hauschild u. gründliche Erholung sei nötig. Ein paar Wochen in Lenzburg genügen nicht. |

Ich werde also vorläufig keine Mädchen aufnehmen, werde mich morgen mit Hilfe der Hausmeisterindie als „Hausmeisterin“ [Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 604] ausgewiesene Christine Schreier, die entweder schon in der Dachauerstraße 135 [vgl. ebd.] oder noch in der Heßstraße 80 [vgl. Adreßbuch für München 1912, Teil I, S. 585] wohnte – zuständig für das Haus Prinzregentenstraße 50 und wohl eine Verwandte des Tischlers Joseph Schreier (Prinzregentenstraße 50, 4. Stock) [vgl. Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 604], der im selben Haus wie Wedekind wohnte. reisefertig machen u. Donnerstagder 20.6.1912, an dem Tilly Wedekind mit den Kindern nach Lenzburg zu ihrer Schwiegermutter fuhr, um sich dort zu erholen. nach Lenzburg fahren, immer vorausgesetzt dass es Dir recht ist. Wenn ich mal mit Mama gesprochen habe, kann man weitere Beschlüsse fassen. Ich werde ja sehen wie lange sie uns behalten will, u. wvielleicht hast Du Dir dann | auch überlegt, wie wir es machen wollen. Ich glaube, wenn wir den ganzen Juli für Erholung rechnen, ist es nicht zu viel. Jedenfalls bleibe ich, wenn’s Dir recht ist, solange Mama mich behält in Lenzburg.

Heute ist der große TagDas Bankett zu Ehren Wedekinds am 18.6.1912 im Hotel Esplanade (Bellevuestraße 16-18a) in Berlin – er notierte: „Festessen im Esplanade Hotel.“ [Tb]! Ich denke viel an Dich Geliebter! Hoffentlich wird es eine recht schöne Feier! Ich hoffe, Dir nicht Angst zu machen, mir fehlt nichts, nur Kräfte. Besonders wenn wir im Winter wieder etwas unternehmen wollen.

Wie fühlst Du Dich?

[um 90 Grad gedreht am linken Rand:]

Grüße Bertl u. sei Du innigst geküsst Geliebter
von Deiner treuen Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    18. Juni 1912 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
205-206
Briefnummer:
315
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 18.6.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

08.10.2024 17:47