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Kennung: 3399

Bern, 16. Oktober 1882 (Montag), Brief

Autor*in

  • Mühlberg, Friedrich

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
  • Industria Aarau, (Verein)

Inhalt

Bern 16 Okt 1882


Lieber Wedekind!

Die Einladung nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind und Industria Aarau an Friedrich Mühlberg, 7.10.1882; Wedekind verantwortete die Einladung in seiner Funktion als Präses (I. Vorsitzender) der Schülerverbindung Industria Aarau.der Industria zu ihrem nächsten StiftungsfestAls Stiftungstag der Industria Aarau und Bern gilt ein Treffen am 3.7.1859 in Olten, dessen Wiederkehr jedes Jahr im Herbst gefeiert wurde [vgl. Chaudhuri 2009, S. 26 u. 38]. Das Fest, das am 18.10.1882, einem Mittwoch, stattfand [vgl. AIA, Protokollbuch Nr. 7, 1779-1883, Sitzung 442, 7.10.1882], musste Friedrich Mühlberg wegen seiner Verpflichtungen in Bern, die bis zum 23.10.1882 andauerten, absagen (siehe unten). verdanke(schweiz.) in formeller Weise für etwas danken. ich hiemit bestens und mit dem Ausdruck lebhafter Befriedigung über den gedeihlichen Fortbestand dieser Verbindung. IchFriedrich Mühlberg (vulgo: Dogg), 1855bis 1859 Schüler der Kantonsschule Aarau, gründete am 10.9.1857 auf seiner Bude mit einigen Freunden ein „naturwissenschaftliches Kränzchen“, den Vorläufer der Industria. Mühlberg war I. Aktuar (Schriftführer) der Vereinigung, die auch „Naturforschende Gesellschaft unter den Kantonsschülern“ genannt wurde [Chaudhuri 2009, S. 21f. u. 33]. habe seiner Zeit an derselben glückliche Stunden verlebt und verdanke ihr eine bedeutende geistige Anregung; ja ich kann sagen, dass ich darin gewissermassen den Grund zu meinem Beruf als Lehrer1862 (mit 22 Jahren) wurde der promovierte Naturwissenschaftler Friedrich Mühlberg Lehrer. Seit 1866 unterrichtete er nach einem eigens entwickelten didaktisch-methodischen Konzept Naturgeschichte an der Kantonsschule Aarau und war von 1879 bis 1884 Lehrer Wedekinds. Durch die Anschauung in der Natur sollte der Unterricht unterstützt und das forschende Beobachten angeregt werden. So wurden häufig Exkursionen in die Umgebung unternommen und, wenn das Wetter es zuließ, auch mehrtägige Forschungsreisen [vgl. Programm der Aargauischen Kantonsschule für das Schuljahr 1879/80, S. 26]. Jeder Schüler musste „ein systematisches und morphologisches Herbarium, eine Früchtesammlung und eine Mineralien- und Gesteinssammlung anlegen“ [Ammann/Hilfiker/Schaub 2001, S. (10)] und mit Hilfe der naturkundlichen Schulsammlungen (dem Grundstock des Aarauer Naturkundemuseums) bestimmen. Mühlberg war streng, sein Unterricht sehr anspruchsvoll [vgl. Ammann/Hilfiker/Schaub 2001]. gelegt habe, in dem ich fast zwei Jahre lang „Dux“Friedrich Mühlberg war 2 Jahre, vom 10.9.1857 bis zum 30.8.1859, dem Gründungstag der Industria Aarau, Mitglied des naturwissenschaftlichen Kränzchens. Das Amt des „Dux“, der wöchentlich zwei Exkursionen zu leiten hatte [vgl. Chaudhuri 2009, S. 24f.], wurde mit den ersten Statuten (19.5.1858) offiziell eingeführt. Mühlberg war vom 10.6.1858 bis zum 16.2.1859 Dux und wurde dann Präses. d.h. der Leiter der wissenschaftlichen ArbeitenZweck des Kränzchens war nach § 1 der Statuten „eine größere Ausbildung der Mitglieder, wo möglich in allen naturwißenschaftlichen Fächern“ [Chaudhuri 2009, S. 24 (Abb.)] Dazu bereiteten die Mitglieder in alphabetischer Reihenfolge für die wöchentlichen Sitzungen einen naturwissenschaftlichen Vortrag (schriftlich und mündlich) vor [vgl. Chaudhuri 2009, S. 22]. (soweit man diesen Ausdruck brauchen darf) des Vereins gewesen bin. Möge jedes Mitglied ähnlichen Gewinn aus diesem Vereinsleben ziehen, dies wird möglich, wenn jeder Einzelne die Devise der IndustriaFreundschaft und Wissenschaft, insbesondere Naturwissenschaft. stets treu im Auge behält.

Gerne hätte ich wieder einmal durch meine Anwesenheit an Einer StiftungsfeierFriedrich Mühlberg hatte zuletzt am 20. Gründungsfest (5.10.1879) in Olten teilgenommen und dort eine Rede über die Entstehung der Industria gehalten [vgl. Chaudhuri 2009, S. 46]. mein Interesse bethätigt; denn meine Liebe und mein Zutrauen zur Jugend mit ihren Vorzügen und Schwächen macht es mir sowohl zur Pflicht, mit dem Eifer der Begeisterung an jedem von Euch zu arbeiten, um aus den manchmal noch etwas ungeformten Blöken(schweiz.) Blöcken. mit kräftigem Hammer und scharfem Meisel Muster tüchtiger Menschen herauszubilden, als zum Vergnügen, Eure Freuden mit Euch zu theilen. Allein ich bin durch die eben stattfindenden medicinisch-|propaedeutischen PrüfungenFriedrich Mühlberg war an den Universitäten Bern und Basel Kommissionsmitglied für die eidgenössische Medizinalprüfung. Der leitende Ausschuß hatte als Herbsttermine für die propädeutischen Prüfungen in Bern festgelegt: für Mediziner 9.-16.10.1882 und für Tierärzte 16.-23.10.1882 [vgl. Der Bund, Jg. 32., Nr. 331, 1.12.1881, S. (2)]. in Bern daran verhindert und muss veste albo(lat.) mit weißer Weste. bitten, im Verein meine Abwesenheit zu entschuldigen. Aus der Ferne aber rufe ich der Industria im Ganzen u jedem Mitglied im Einzelnen ein lebhaftes Vivat! crescat! floreat!(lat.) Sie möge leben, wachsen und blühen! Leitspruch der Schülerverbindung Industria. zu

Euer freundschaftlich ergebener
F. Mühlberg


An Franklin Wedekind zu Händen des Kantonsschülervereins Industria.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Transkription und Beschreibung des Briefes (mit Ausnahme des Seitenmaßes) nach dem Faksimile.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Bern
    16. Oktober 1882 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Bern
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Amicitia et Scientia. Festschrift zur Hundertjahrfeier der Kantonsschülerverbindung Industria Aarau

Autor:
Karl Gautschi
Verlag:
Aarau: Buchdruckerei Aargauer Tagblatt AG 1959
Jahrgang:
1959
Kommentar:
Der Erstdruck bietet zwischen den Seiten 26 und 27 auf separatem Blatt ein Faksimile der Textseite des Briefs (keinen transkribierten Text).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Friedrich Mühlberg an Frank Wedekind, (Verein) Industria Aarau, 16.10.1882. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

01.12.2022 19:50
Kennung: 3399

Bern, 16. Oktober 1882 (Montag), Brief

Autor*in

  • Mühlberg, Friedrich

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
  • Industria Aarau, (Verein)
 
 

Inhalt

Bern 16 Okt 1882


Lieber Wedekind!

Die Einladung nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind und Industria Aarau an Friedrich Mühlberg, 7.10.1882; Wedekind verantwortete die Einladung in seiner Funktion als Präses (I. Vorsitzender) der Schülerverbindung Industria Aarau.der Industria zu ihrem nächsten StiftungsfestAls Stiftungstag der Industria Aarau und Bern gilt ein Treffen am 3.7.1859 in Olten, dessen Wiederkehr jedes Jahr im Herbst gefeiert wurde [vgl. Chaudhuri 2009, S. 26 u. 38]. Das Fest, das am 18.10.1882, einem Mittwoch, stattfand [vgl. AIA, Protokollbuch Nr. 7, 1779-1883, Sitzung 442, 7.10.1882], musste Friedrich Mühlberg wegen seiner Verpflichtungen in Bern, die bis zum 23.10.1882 andauerten, absagen (siehe unten). verdanke(schweiz.) in formeller Weise für etwas danken. ich hiemit bestens und mit dem Ausdruck lebhafter Befriedigung über den gedeihlichen Fortbestand dieser Verbindung. IchFriedrich Mühlberg (vulgo: Dogg), 1855bis 1859 Schüler der Kantonsschule Aarau, gründete am 10.9.1857 auf seiner Bude mit einigen Freunden ein „naturwissenschaftliches Kränzchen“, den Vorläufer der Industria. Mühlberg war I. Aktuar (Schriftführer) der Vereinigung, die auch „Naturforschende Gesellschaft unter den Kantonsschülern“ genannt wurde [Chaudhuri 2009, S. 21f. u. 33]. habe seiner Zeit an derselben glückliche Stunden verlebt und verdanke ihr eine bedeutende geistige Anregung; ja ich kann sagen, dass ich darin gewissermassen den Grund zu meinem Beruf als Lehrer1862 (mit 22 Jahren) wurde der promovierte Naturwissenschaftler Friedrich Mühlberg Lehrer. Seit 1866 unterrichtete er nach einem eigens entwickelten didaktisch-methodischen Konzept Naturgeschichte an der Kantonsschule Aarau und war von 1879 bis 1884 Lehrer Wedekinds. Durch die Anschauung in der Natur sollte der Unterricht unterstützt und das forschende Beobachten angeregt werden. So wurden häufig Exkursionen in die Umgebung unternommen und, wenn das Wetter es zuließ, auch mehrtägige Forschungsreisen [vgl. Programm der Aargauischen Kantonsschule für das Schuljahr 1879/80, S. 26]. Jeder Schüler musste „ein systematisches und morphologisches Herbarium, eine Früchtesammlung und eine Mineralien- und Gesteinssammlung anlegen“ [Ammann/Hilfiker/Schaub 2001, S. (10)] und mit Hilfe der naturkundlichen Schulsammlungen (dem Grundstock des Aarauer Naturkundemuseums) bestimmen. Mühlberg war streng, sein Unterricht sehr anspruchsvoll [vgl. Ammann/Hilfiker/Schaub 2001]. gelegt habe, in dem ich fast zwei Jahre lang „Dux“Friedrich Mühlberg war 2 Jahre, vom 10.9.1857 bis zum 30.8.1859, dem Gründungstag der Industria Aarau, Mitglied des naturwissenschaftlichen Kränzchens. Das Amt des „Dux“, der wöchentlich zwei Exkursionen zu leiten hatte [vgl. Chaudhuri 2009, S. 24f.], wurde mit den ersten Statuten (19.5.1858) offiziell eingeführt. Mühlberg war vom 10.6.1858 bis zum 16.2.1859 Dux und wurde dann Präses. d.h. der Leiter der wissenschaftlichen ArbeitenZweck des Kränzchens war nach § 1 der Statuten „eine größere Ausbildung der Mitglieder, wo möglich in allen naturwißenschaftlichen Fächern“ [Chaudhuri 2009, S. 24 (Abb.)] Dazu bereiteten die Mitglieder in alphabetischer Reihenfolge für die wöchentlichen Sitzungen einen naturwissenschaftlichen Vortrag (schriftlich und mündlich) vor [vgl. Chaudhuri 2009, S. 22]. (soweit man diesen Ausdruck brauchen darf) des Vereins gewesen bin. Möge jedes Mitglied ähnlichen Gewinn aus diesem Vereinsleben ziehen, dies wird möglich, wenn jeder Einzelne die Devise der IndustriaFreundschaft und Wissenschaft, insbesondere Naturwissenschaft. stets treu im Auge behält.

Gerne hätte ich wieder einmal durch meine Anwesenheit an Einer StiftungsfeierFriedrich Mühlberg hatte zuletzt am 20. Gründungsfest (5.10.1879) in Olten teilgenommen und dort eine Rede über die Entstehung der Industria gehalten [vgl. Chaudhuri 2009, S. 46]. mein Interesse bethätigt; denn meine Liebe und mein Zutrauen zur Jugend mit ihren Vorzügen und Schwächen macht es mir sowohl zur Pflicht, mit dem Eifer der Begeisterung an jedem von Euch zu arbeiten, um aus den manchmal noch etwas ungeformten Blöken(schweiz.) Blöcken. mit kräftigem Hammer und scharfem Meisel Muster tüchtiger Menschen herauszubilden, als zum Vergnügen, Eure Freuden mit Euch zu theilen. Allein ich bin durch die eben stattfindenden medicinisch-|propaedeutischen PrüfungenFriedrich Mühlberg war an den Universitäten Bern und Basel Kommissionsmitglied für die eidgenössische Medizinalprüfung. Der leitende Ausschuß hatte als Herbsttermine für die propädeutischen Prüfungen in Bern festgelegt: für Mediziner 9.-16.10.1882 und für Tierärzte 16.-23.10.1882 [vgl. Der Bund, Jg. 32., Nr. 331, 1.12.1881, S. (2)]. in Bern daran verhindert und muss veste albo(lat.) mit weißer Weste. bitten, im Verein meine Abwesenheit zu entschuldigen. Aus der Ferne aber rufe ich der Industria im Ganzen u jedem Mitglied im Einzelnen ein lebhaftes Vivat! crescat! floreat!(lat.) Sie möge leben, wachsen und blühen! Leitspruch der Schülerverbindung Industria. zu

Euer freundschaftlich ergebener
F. Mühlberg


An Franklin Wedekind zu Händen des Kantonsschülervereins Industria.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Transkription und Beschreibung des Briefes (mit Ausnahme des Seitenmaßes) nach dem Faksimile.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Bern
    16. Oktober 1882 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Bern
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Amicitia et Scientia. Festschrift zur Hundertjahrfeier der Kantonsschülerverbindung Industria Aarau

Autor:
Karl Gautschi
Verlag:
Aarau: Buchdruckerei Aargauer Tagblatt AG 1959
Jahrgang:
1959
Kommentar:
Der Erstdruck bietet zwischen den Seiten 26 und 27 auf separatem Blatt ein Faksimile der Textseite des Briefs (keinen transkribierten Text).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Friedrich Mühlberg an Frank Wedekind, (Verein) Industria Aarau, 16.10.1882. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

01.12.2022 19:50