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Kennung: 3381

Berlin, 29. März 1908 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

[1. Entwurf:]


Meine liebe Tilly!

Besorgte Gemüter glaubten lasen aus den folgenden Scenen (entnehmen zu können,) du hättest je zwischen meinem Beruf und mir gestanden, und beschwerten dir mit ihrer durch ihrer Besorgnis dein/das/ Herz. Wem die Scenen gefallen, dem liegt/en/ solche Gedanken fern. Aber den besorgten Gemütern schulde ich eine handgreifliche Beruhigung. In den langen Zeiten, die ich allein verbrachte, war es mir jedes dritte Jahr einmal möglich vergönnt, eine abgeschlossene Arbeit zu veröffentlichen. In den/Die/ zwei Jahren unseres Zusammenseins habe ich trugen mir drei abgeschlossenen Arbeiten Theaterstücke | Musik, Zensur und Oaha ein, an die ich vorher nie mit einem Gedanken gedacht hatte. Solche Die Solche Pralereien klingen/t/ nach Marktgeschrei. Aber dich bitte ich zu verzeihen daß ich an deiner Seite so viel Anregung zu künstlerischem Wirken fand.

Frank.


[2. Entwurf:]


Meine liebe Tilly!

Besorgte Gemüter lasen aus den folgenden Scenen, du hättest je einmal zwischen meinem/r/ Beruf Arbeit und mir gestanden, und beschwerten (dir) durch ihre Besorgnis dein das Herz. Wem die Scenen gefallen, dem liegt der Argwohn fern. Aber den besorgten Gemütern Lesern schulde ich eine handgreifliche b/B/eruhigung. In den langen Zeiten, die ich allein verbrachtezuerst „e“ gestrichen (zu „verbracht“), dann wieder hergestellt. habe, war es mir jedes dritte Jahr einmal möglich vergönnt, eine Arbeit zu veröffentlichen erscheinen zu lassen. Die zwei Jahre unseres Zusammenseins trugen mir drei Theaterstücke | „Musikunterstrichen, Unterstreichung getilgt.“, „Zensurunterstrichen, Unterstreichung getilgt.“ und „Oahaunterstrichen, Unterstreichung getilgt.“ ein, an die ich vorher nie mit einem Gedanken gedacht hatte. Solche Prahlerei gilt als Marktgeschrei. Aber dich bitte ich zu verzeihen daß ich an deiner Seite all die Anregung zu künstlerischem Wirken fand.irrtümlich nicht gestrichen. soviel Zeit zu selbständiger Arbeit Bethätigung fand.
Ich muß bin gewärtig sein, diese Aufzählung als Marktgeschrei gedeutet zu sehen. Aber dich bitte ich jedenfalls, zu verzeihen,

Frank.


[3. Druck:]


Meine liebe Tilly!

Besorgte Gemüter lasen aus diesen Szenen, du hättest je einmal zwischen meiner Arbeit und mir gestanden, und beschwerten dir durch ihre Besorgnisse das Herz. Wem die Szenen gefallen, dem liegt der Argwohn fern, aber den besorgten Lesern schulde ich eine Beruhigung. In den langen Jahren, die ich allein verlebte, war es mir jedes dritte Jahr einmal vergönnt, eine Arbeit erscheinen zu lassen; die zwei Jahreseit 1906 (eigentlich seit Ende 1905). unseres Zusammenseins trugen mir drei fertige Stücke „Musik“, „Zensur“ und „Oaha“ ein, an die ich vorher nie mit einem Gedanken gedacht hatte. Ich bin natürlich gewärtig, diese Aufzählung als Marktgeschrei gedeutet zu sehen. Aber dich bitte ich jedenfalls, zu verzeihen, daß ich an deiner Seite so viel Zeit zu selbständiger Betätigung fand.

Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10 x 16,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf, von vornherein als „Einleitung“ [Tb 29.3.1908] zur Buchausgabe von Wedekinds Einakter „Die Zensur“ [vgl. KSA 6, S. 206] in Form eines offenen Briefes konzipiert, ist in zwei Fassungen im Notizbuch überliefert, eine erste Fassung [Nb 53, Blatt 3v-4r] sowie stilistisch überarbeitet [Nb 53, Blatt 4v-5r] eine zweite Fassung [vgl. KSA 6, S. 837]. Der Briefentwurf enthält in beiden Fassungen Spuren von Radierungen mit dann darüber geschriebenem Text, wobei der ursprüngliche Wortlaut nicht mehr zu entziffern ist.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreibort und Schreibdatum sind durch Wedekinds Notiz vom 29.3.1908 belegt: „Einleitung zu Zensur […] geschrieben.“ [Tb] Ob der als offener Brief konzipierte Text der Adressatin vor der Drucklegung bekannt wurde, ist nicht belegt (darf aber angenommen werden).

  • Schreibort

    Berlin
    29. März 1908 (Sonntag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Die Zensur. Theodizee in einem Akt.

Autor:
Frank Wedekind
Verlag:
Berlin: Bruno Cassirer
Jahrgang:
1908
Seitenangabe:
(5)
Kommentar:
Der offene Brief im Erstdruck – der ersten Buchausgabe von Wedekinds Einakter „Die Zensur“ – ist vor dem Personenverzeichnis abgedruckt. – Neudruck (undatiert): GB 2, S. 211-212 (Nr. 320).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/53
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.3.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

04.09.2023 17:59
Kennung: 3381

Berlin, 29. März 1908 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly
 
 

Inhalt

[1. Entwurf:]


Meine liebe Tilly!

Besorgte Gemüter glaubten lasen aus den folgenden Scenen (entnehmen zu können,) du hättest je zwischen meinem Beruf und mir gestanden, und beschwerten dir mit ihrer durch ihrer Besorgnis dein/das/ Herz. Wem die Scenen gefallen, dem liegt/en/ solche Gedanken fern. Aber den besorgten Gemütern schulde ich eine handgreifliche Beruhigung. In den langen Zeiten, die ich allein verbrachte, war es mir jedes dritte Jahr einmal möglich vergönnt, eine abgeschlossene Arbeit zu veröffentlichen. In den/Die/ zwei Jahren unseres Zusammenseins habe ich trugen mir drei abgeschlossenen Arbeiten Theaterstücke | Musik, Zensur und Oaha ein, an die ich vorher nie mit einem Gedanken gedacht hatte. Solche Die Solche Pralereien klingen/t/ nach Marktgeschrei. Aber dich bitte ich zu verzeihen daß ich an deiner Seite so viel Anregung zu künstlerischem Wirken fand.

Frank.


[2. Entwurf:]


Meine liebe Tilly!

Besorgte Gemüter lasen aus den folgenden Scenen, du hättest je einmal zwischen meinem/r/ Beruf Arbeit und mir gestanden, und beschwerten (dir) durch ihre Besorgnis dein das Herz. Wem die Scenen gefallen, dem liegt der Argwohn fern. Aber den besorgten Gemütern Lesern schulde ich eine handgreifliche b/B/eruhigung. In den langen Zeiten, die ich allein verbrachtezuerst „e“ gestrichen (zu „verbracht“), dann wieder hergestellt. habe, war es mir jedes dritte Jahr einmal möglich vergönnt, eine Arbeit zu veröffentlichen erscheinen zu lassen. Die zwei Jahre unseres Zusammenseins trugen mir drei Theaterstücke | „Musikunterstrichen, Unterstreichung getilgt.“, „Zensurunterstrichen, Unterstreichung getilgt.“ und „Oahaunterstrichen, Unterstreichung getilgt.“ ein, an die ich vorher nie mit einem Gedanken gedacht hatte. Solche Prahlerei gilt als Marktgeschrei. Aber dich bitte ich zu verzeihen daß ich an deiner Seite all die Anregung zu künstlerischem Wirken fand.irrtümlich nicht gestrichen. soviel Zeit zu selbständiger Arbeit Bethätigung fand.
Ich muß bin gewärtig sein, diese Aufzählung als Marktgeschrei gedeutet zu sehen. Aber dich bitte ich jedenfalls, zu verzeihen,

Frank.


[3. Druck:]


Meine liebe Tilly!

Besorgte Gemüter lasen aus diesen Szenen, du hättest je einmal zwischen meiner Arbeit und mir gestanden, und beschwerten dir durch ihre Besorgnisse das Herz. Wem die Szenen gefallen, dem liegt der Argwohn fern, aber den besorgten Lesern schulde ich eine Beruhigung. In den langen Jahren, die ich allein verlebte, war es mir jedes dritte Jahr einmal vergönnt, eine Arbeit erscheinen zu lassen; die zwei Jahreseit 1906 (eigentlich seit Ende 1905). unseres Zusammenseins trugen mir drei fertige Stücke „Musik“, „Zensur“ und „Oaha“ ein, an die ich vorher nie mit einem Gedanken gedacht hatte. Ich bin natürlich gewärtig, diese Aufzählung als Marktgeschrei gedeutet zu sehen. Aber dich bitte ich jedenfalls, zu verzeihen, daß ich an deiner Seite so viel Zeit zu selbständiger Betätigung fand.

Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10 x 16,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf, von vornherein als „Einleitung“ [Tb 29.3.1908] zur Buchausgabe von Wedekinds Einakter „Die Zensur“ [vgl. KSA 6, S. 206] in Form eines offenen Briefes konzipiert, ist in zwei Fassungen im Notizbuch überliefert, eine erste Fassung [Nb 53, Blatt 3v-4r] sowie stilistisch überarbeitet [Nb 53, Blatt 4v-5r] eine zweite Fassung [vgl. KSA 6, S. 837]. Der Briefentwurf enthält in beiden Fassungen Spuren von Radierungen mit dann darüber geschriebenem Text, wobei der ursprüngliche Wortlaut nicht mehr zu entziffern ist.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreibort und Schreibdatum sind durch Wedekinds Notiz vom 29.3.1908 belegt: „Einleitung zu Zensur […] geschrieben.“ [Tb] Ob der als offener Brief konzipierte Text der Adressatin vor der Drucklegung bekannt wurde, ist nicht belegt (darf aber angenommen werden).

  • Schreibort

    Berlin
    29. März 1908 (Sonntag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Die Zensur. Theodizee in einem Akt.

Autor:
Frank Wedekind
Verlag:
Berlin: Bruno Cassirer
Jahrgang:
1908
Seitenangabe:
(5)
Kommentar:
Der offene Brief im Erstdruck – der ersten Buchausgabe von Wedekinds Einakter „Die Zensur“ – ist vor dem Personenverzeichnis abgedruckt. – Neudruck (undatiert): GB 2, S. 211-212 (Nr. 320).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/53
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.3.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

04.09.2023 17:59