Vergleichsansicht

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Kennung: 3312

München, 23. Mai 1900 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Oschwald, Walther

Inhalt

Lieber Walther,

ich danke dir für deine AufklärungHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben Walther Oschwalds; erschlossenes Korrespondenzstück: Walther Oschwald an Wedekind, 22.5.1900.. Du nennst es v/f/rivol, daß ich dir nicht vorher über die Angelegenheitendie Frage, ob Wedekind und seine Geschwister getauft seien [vgl. Wedekind an Walther Oschwald, 18.5.1900] und so ihre Identität in einer aktuellen Erbschaftsangelegenheit gegenüber dem Nachlassverwalter, dem Rechtsanwalt Hans Heiliger in Hannover, nachweisen können (siehe die vorangehende Korrespondenz Wedekinds mit seinem Schwager seit dem 6.1.1900). geschrieben; aber wie sollte ich dazu kommen, da ich mir denken muß daß du alles das am allerbesten von Mama selbstEmilie Wedekind hielt sich seit der Geburt ihrer Enkelin Eva Oschwald bei ihrer Tochter Erika und ihrem Schwiegersohn Walther Oschwald in Dresden auf. erfährst. Dann bitte ich dich zu bedenken, daß mir Heiliger nichts von einem Taufregister schriebnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Hans Heiliger an Wedekind, 6.4.1900. sondern mir die blanke Mittheilung machte, daß | er durch Dich wisse wir seien in der Gartenkirche getauftIm Unterschied zu Frank Wedekind war seine Schwester Erika getauft worden. Die Taufe erfolgte am 23.10.1869 in der Gartenkirche in Hannover mit den Taufzeuginnen Friedrike Kettler, Auguste Bansen und Anna Wallmann, wie das Geburts- und Taufbuch der Kirche verzeichnet [vgl. Kreter 1995, S. 78]. Dieser Umstand war Wedekind offenbar unbekannt. worden. Übrigens hätte auch dieses Mißverständnis keinerlei Verdacht in mir aufkommen lassen, wäre nicht noch die kindische Hebammengeschichtevgl. Wedekind an Walther Oschwald, 18.5.1900. dazu gekommen. Am besten ist es natürlich wenn Mama nichts davon erfahren hat. Dir gegenüber, aber nur dir gegenüber, muß ich zu meiner Entschuldigung anführen, daß gebrannte Kinder das Feuer scheuen. Sollte Mama von dem Inhalt unserer Corresponz/d/enz Kenntnis erhalten haben, | dann werde ich die Sache nach Kräften wieder gut zu machen suchen.

Sage Mieze bitte meine herzlichsten Gratulationen zu ihren großen Erfolgen in WiesbadenErika Wedekind war als Sopranistin bei den Wiesbadener Maifestspielen in Daniel-François-Esprit Aubers „Fra Diavolo“ aufgetreten: „Eine reiche Ernte begeisterten Beifalls heimste Frau Erika Wedekind ein, die uns als Zerline mit dem Perlenregen ihrer leichtflüssigen Coloratur freigebigst überschüttete. Mit geschmackvoller Decenz führte sie uns die pikante Auskleidescene vor Augen und war ganz das liebenswürdige, heiter lebendige Persönchen, das dem Componisten vorgeschwebt, wenn die Erscheinung auch nicht völlig dem Bilde entsprach, das wir uns von Zerline zu machen pflegen.“ [Leipziger Tageblatt, Jg. 94, Nr. 261, 24.5.1900, 3. Beilage, S. 4299] Außerdem wurde sie „vom Kaiser durch die persönliche Ueberreichung eines Armbandes ausgezeichnet“ [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 121, Nr. 147, 28.5.1900, Erstes Abendblatt, S. 2]..

Mit herzlichem Gruß Dein
Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 ist von fremder Hand mit Bleistift oben rechts die Zahl „20“ notiert; darüber mit Tinte von Walther Oschwald der Vermerk: „beantw. 24.V.00.“

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 23.5.1900 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum, damit der Brief am nächsten Tag von Walther Oschwald beantwortet werden konnte (einen Tag für den Postweg von München nach Dresden gerechnet). Als Schreibort wird der Wohnort Wedekinds angenommen.

  • Schreibort

    München
    23. Mai 1900 (Mittwoch)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Konvolut Burkhardt, Nidderau
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Walther Oschwald, 23.5.1900. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

16.07.2024 12:48
Kennung: 3312

München, 23. Mai 1900 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Oschwald, Walther
 
 

Inhalt

Lieber Walther,

ich danke dir für deine AufklärungHinweis auf ein nicht überliefertes Schreiben Walther Oschwalds; erschlossenes Korrespondenzstück: Walther Oschwald an Wedekind, 22.5.1900.. Du nennst es v/f/rivol, daß ich dir nicht vorher über die Angelegenheitendie Frage, ob Wedekind und seine Geschwister getauft seien [vgl. Wedekind an Walther Oschwald, 18.5.1900] und so ihre Identität in einer aktuellen Erbschaftsangelegenheit gegenüber dem Nachlassverwalter, dem Rechtsanwalt Hans Heiliger in Hannover, nachweisen können (siehe die vorangehende Korrespondenz Wedekinds mit seinem Schwager seit dem 6.1.1900). geschrieben; aber wie sollte ich dazu kommen, da ich mir denken muß daß du alles das am allerbesten von Mama selbstEmilie Wedekind hielt sich seit der Geburt ihrer Enkelin Eva Oschwald bei ihrer Tochter Erika und ihrem Schwiegersohn Walther Oschwald in Dresden auf. erfährst. Dann bitte ich dich zu bedenken, daß mir Heiliger nichts von einem Taufregister schriebnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Hans Heiliger an Wedekind, 6.4.1900. sondern mir die blanke Mittheilung machte, daß | er durch Dich wisse wir seien in der Gartenkirche getauftIm Unterschied zu Frank Wedekind war seine Schwester Erika getauft worden. Die Taufe erfolgte am 23.10.1869 in der Gartenkirche in Hannover mit den Taufzeuginnen Friedrike Kettler, Auguste Bansen und Anna Wallmann, wie das Geburts- und Taufbuch der Kirche verzeichnet [vgl. Kreter 1995, S. 78]. Dieser Umstand war Wedekind offenbar unbekannt. worden. Übrigens hätte auch dieses Mißverständnis keinerlei Verdacht in mir aufkommen lassen, wäre nicht noch die kindische Hebammengeschichtevgl. Wedekind an Walther Oschwald, 18.5.1900. dazu gekommen. Am besten ist es natürlich wenn Mama nichts davon erfahren hat. Dir gegenüber, aber nur dir gegenüber, muß ich zu meiner Entschuldigung anführen, daß gebrannte Kinder das Feuer scheuen. Sollte Mama von dem Inhalt unserer Corresponz/d/enz Kenntnis erhalten haben, | dann werde ich die Sache nach Kräften wieder gut zu machen suchen.

Sage Mieze bitte meine herzlichsten Gratulationen zu ihren großen Erfolgen in WiesbadenErika Wedekind war als Sopranistin bei den Wiesbadener Maifestspielen in Daniel-François-Esprit Aubers „Fra Diavolo“ aufgetreten: „Eine reiche Ernte begeisterten Beifalls heimste Frau Erika Wedekind ein, die uns als Zerline mit dem Perlenregen ihrer leichtflüssigen Coloratur freigebigst überschüttete. Mit geschmackvoller Decenz führte sie uns die pikante Auskleidescene vor Augen und war ganz das liebenswürdige, heiter lebendige Persönchen, das dem Componisten vorgeschwebt, wenn die Erscheinung auch nicht völlig dem Bilde entsprach, das wir uns von Zerline zu machen pflegen.“ [Leipziger Tageblatt, Jg. 94, Nr. 261, 24.5.1900, 3. Beilage, S. 4299] Außerdem wurde sie „vom Kaiser durch die persönliche Ueberreichung eines Armbandes ausgezeichnet“ [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 121, Nr. 147, 28.5.1900, Erstes Abendblatt, S. 2]..

Mit herzlichem Gruß Dein
Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 ist von fremder Hand mit Bleistift oben rechts die Zahl „20“ notiert; darüber mit Tinte von Walther Oschwald der Vermerk: „beantw. 24.V.00.“

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 23.5.1900 ist als Ankerdatum gesetzt – das späteste mögliche Schreibdatum, damit der Brief am nächsten Tag von Walther Oschwald beantwortet werden konnte (einen Tag für den Postweg von München nach Dresden gerechnet). Als Schreibort wird der Wohnort Wedekinds angenommen.

  • Schreibort

    München
    23. Mai 1900 (Mittwoch)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Konvolut Burkhardt, Nidderau
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Walther Oschwald, 23.5.1900. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

16.07.2024 12:48