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Kennung: 3277

München, 28. Februar 1910 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Koautoren*in

  • Wedekind, Pamela

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


Montag, 28.II.10.


Innigst geliebter Frank,

wir waren gestern ganz allein zu Hause und haben große Sehnsucht nach Dir gehabt. Während der Zeit Deines VortragesWedekinds von der Vereinigung der arbeitenden Frauen veranstaltete Lesung am 27.2.1910 im Festsaal des Ingenieurs- und Architektenvereins in Wien. waren meine Gedanken immer bei Dir. Wie geht es Dir, mein lieber Frank? Hier war heute im Gegensatz zu gestern sehr schönes Wetter. Ich hoffe von ganzem Herzen | dass Du auch schönes Wetter hast und Dich gut erholen kannst. Vormittag waren wir spazieren, Nachmittag war Anna Pamela mit AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125]. fort und ich war bei Stollbergbei Georg und Grete Stollberg (Cuvilliésstraße 31) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 600]. Die von Tilly Wedekind genannten Gäste waren der Verleger und Mitinhaber der „Münchner Neuesten Nachrichten“ Georg Hirth und dessen Gattin Elise Hirth (geb. Knorr), der Architekt und Bühnenbildner Ferdinand Götz und dessen Gattin (nicht identifiziert), die Schauspielerin und Sängerin Anny Wünsch, die gerade am Theater am Gärtnerplatz (Direktion: Georg Stollberg) in der Operette „Die geschiedene Frau“ (von Victor Leon, Musik von Leo Fall) ein Gastspiel hatte – „Anny Wünsch als Gast“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 89, 23.2.1910, Generalanzeiger, S. 2], der Schriftsteller Paul Gutmann (Mitarbeiter der von Georg Hirth verlegten und herausgegebenen Zeitschrift „Jugend“), der Schauspieler Arthur Dunjecki, der gerade im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) in dem Lustspiel „Im Klubsessel“ (von Carl Rößler und Ludwig Heller) auf der Bühne zu sehen war, und dessen Gattin, die Schauspielerin Anna Dunjecki (Anna Marinelli), sowie der Schriftsteller und Schauspieler Ludwig Heller, der in dem von ihm mitverfassten Lustspiel „Im Klubsessel“ (siehe unten) im Münchner Schauspielhaus ebenfalls mitspielte.. Zuerst waren Dr. Hirth und Frau da, er bat mich Dich zu grüßen. Dann kamen Architekt Götz und Frau, Frau Wünsch vom Gärtnter-Theater, Herr Paul Gutmann, Herr v. Dunieçki und Frau und Heller. Stollbergs baten mich auch | Dich zu grüßen. Es war sehr nett. Am Mittwoch geh’ ich vielleicht mit Frau Langheinrich in „KlubsesselDas Lustspiel „Im Klubsessel“ (1909) von Carl Rößler und Ludwig Heller, uraufgeführt am 15.1.1910 im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg), galt als „der neue Schlager des Schauspielhauses“ [Münchner Schauspielhaus. In: Münchner Stadtanzeiger, Jg. 22, Nr. 4, 21.1.1910, S. (6)].. Jetzt ist eine Einschreibe Brief aus Nürnbergnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Stadttheater Nürnberg an Wedekind, 26.2.1910. gekommen, sonst kam heute gar nichts. Ich sende ihn Dir weiter. Von dem Herrn Herzog hast Du bis jetzt nichts gehört? Glaubst Du nicht, dass er überhaupt erst jetzt zu Paul Cassirer gegangen ist, nachdem er mit Dir | gesprochenWedekind hat dem Tagebuch zufolge am 22.2.1910 („Vor dem Abendessen kommt Wilhelm Herzog“) und 23.2.1910 („Zum Thee kommt Wilh. Herzog“) in München mit Wilhelm Herzog gesprochen, der Lektor im Verlag Paul Cassirer war. Es dürfte um Wedekinds Verlagsangelegenheiten gegangen sein, um die Konflikte mit seinem Verleger Bruno Cassirer und einen möglichen Verlagswechsel zu dessen Vetter Paul Cassirer [vgl. Herzog 1959, S. 203-205]. hat? An Paul Cassirer willst Du nicht schreiben? Ich will natürlich nicht dreinsprechen, ich interessiere mich nur selbstverständlich sehr dafür.

Ich hoffe und wünsche sehr, morgen Nachricht von Dir zu bekommen. Geh’ ich Dir denn auch ein ganz klein bischen ab? Wem/n/ hast Du in Wien alles gesehen?

In treuer Liebe Deine Tilly


Viele Küsse meinem lieben Papa,
Anna Pamela

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Grußzeile der drei Jahre alten Tochter Pamela Wedekind ist von ihr selbst zu Papier gebracht (die Hand wohl von der Mutter geführt).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    28. Februar 1910 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Wien
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
150
Briefnummer:
218
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind, Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 28.2.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2023 21:26
Kennung: 3277

München, 28. Februar 1910 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Koautoren*in

  • Wedekind, Pamela

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

T. W.


Montag, 28.II.10.


Innigst geliebter Frank,

wir waren gestern ganz allein zu Hause und haben große Sehnsucht nach Dir gehabt. Während der Zeit Deines VortragesWedekinds von der Vereinigung der arbeitenden Frauen veranstaltete Lesung am 27.2.1910 im Festsaal des Ingenieurs- und Architektenvereins in Wien. waren meine Gedanken immer bei Dir. Wie geht es Dir, mein lieber Frank? Hier war heute im Gegensatz zu gestern sehr schönes Wetter. Ich hoffe von ganzem Herzen | dass Du auch schönes Wetter hast und Dich gut erholen kannst. Vormittag waren wir spazieren, Nachmittag war Anna Pamela mit AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125]. fort und ich war bei Stollbergbei Georg und Grete Stollberg (Cuvilliésstraße 31) [vgl. Adreßbuch für München 1910, Teil I, S. 600]. Die von Tilly Wedekind genannten Gäste waren der Verleger und Mitinhaber der „Münchner Neuesten Nachrichten“ Georg Hirth und dessen Gattin Elise Hirth (geb. Knorr), der Architekt und Bühnenbildner Ferdinand Götz und dessen Gattin (nicht identifiziert), die Schauspielerin und Sängerin Anny Wünsch, die gerade am Theater am Gärtnerplatz (Direktion: Georg Stollberg) in der Operette „Die geschiedene Frau“ (von Victor Leon, Musik von Leo Fall) ein Gastspiel hatte – „Anny Wünsch als Gast“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 89, 23.2.1910, Generalanzeiger, S. 2], der Schriftsteller Paul Gutmann (Mitarbeiter der von Georg Hirth verlegten und herausgegebenen Zeitschrift „Jugend“), der Schauspieler Arthur Dunjecki, der gerade im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg) in dem Lustspiel „Im Klubsessel“ (von Carl Rößler und Ludwig Heller) auf der Bühne zu sehen war, und dessen Gattin, die Schauspielerin Anna Dunjecki (Anna Marinelli), sowie der Schriftsteller und Schauspieler Ludwig Heller, der in dem von ihm mitverfassten Lustspiel „Im Klubsessel“ (siehe unten) im Münchner Schauspielhaus ebenfalls mitspielte.. Zuerst waren Dr. Hirth und Frau da, er bat mich Dich zu grüßen. Dann kamen Architekt Götz und Frau, Frau Wünsch vom Gärtnter-Theater, Herr Paul Gutmann, Herr v. Dunieçki und Frau und Heller. Stollbergs baten mich auch | Dich zu grüßen. Es war sehr nett. Am Mittwoch geh’ ich vielleicht mit Frau Langheinrich in „KlubsesselDas Lustspiel „Im Klubsessel“ (1909) von Carl Rößler und Ludwig Heller, uraufgeführt am 15.1.1910 im Münchner Schauspielhaus (Direktion: Georg Stollberg), galt als „der neue Schlager des Schauspielhauses“ [Münchner Schauspielhaus. In: Münchner Stadtanzeiger, Jg. 22, Nr. 4, 21.1.1910, S. (6)].. Jetzt ist eine Einschreibe Brief aus Nürnbergnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Stadttheater Nürnberg an Wedekind, 26.2.1910. gekommen, sonst kam heute gar nichts. Ich sende ihn Dir weiter. Von dem Herrn Herzog hast Du bis jetzt nichts gehört? Glaubst Du nicht, dass er überhaupt erst jetzt zu Paul Cassirer gegangen ist, nachdem er mit Dir | gesprochenWedekind hat dem Tagebuch zufolge am 22.2.1910 („Vor dem Abendessen kommt Wilhelm Herzog“) und 23.2.1910 („Zum Thee kommt Wilh. Herzog“) in München mit Wilhelm Herzog gesprochen, der Lektor im Verlag Paul Cassirer war. Es dürfte um Wedekinds Verlagsangelegenheiten gegangen sein, um die Konflikte mit seinem Verleger Bruno Cassirer und einen möglichen Verlagswechsel zu dessen Vetter Paul Cassirer [vgl. Herzog 1959, S. 203-205]. hat? An Paul Cassirer willst Du nicht schreiben? Ich will natürlich nicht dreinsprechen, ich interessiere mich nur selbstverständlich sehr dafür.

Ich hoffe und wünsche sehr, morgen Nachricht von Dir zu bekommen. Geh’ ich Dir denn auch ein ganz klein bischen ab? Wem/n/ hast Du in Wien alles gesehen?

In treuer Liebe Deine Tilly


Viele Küsse meinem lieben Papa,
Anna Pamela

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Grußzeile der drei Jahre alten Tochter Pamela Wedekind ist von ihr selbst zu Papier gebracht (die Hand wohl von der Mutter geführt).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    28. Februar 1910 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Wien
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
150
Briefnummer:
218
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind, Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 28.2.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2023 21:26