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Kennung: 3266

Berlin, 5. Februar 1910 (Samstag), Kartenbrief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

Kartenbrief


An
Frau Tilly Wedekind
in München
Wohnung (Straße und Hausnummer) Prinzregentenstrasse 50 |


Geliebteste Tilly! Herzlichsten Dank für Deinen Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 4.2.1910. der mich sehr erfreut hat. Ich freue mich so, daß es euch beiden gut geht. Ich fahre Morgen Sonntagder 6.2.1910, an dem Wedekind notierte: „Koffer gepackt, im Hotel diniert. Bei Cassirer Café getrunken. Im Lindenrestaurant zu Abend gegessen. Abfahrt nach Düsseldorf“ [Tb]. Abend nach Düsseldorf, bin übermorgender 7.2.1910, an dem Wedekind notierte: „Ankunft in Düsseldorf“ [Tb] – zum Gastspiel vom 14. bis 17.2.1910 im Lustspielhaus. früh dort. Theodor Wolff war gestern nachmittagam 4.2.1910, an dem Wedekind notierte: „Versuche vergeblich Theodor Wolff zu sprechen.“ [Tb] nicht zu treffen, ich dachte schon er will nicht. Um 10 Uhr22 Uhr. Wedekind notierte am 4.2.1910 zu seinem Besuch im Weinlokal Eugen Steinert (Kurfürstendamm 22): „Bei Steinert mit der ganzen Sezession“ [Tb]. ging ich zu Steinert. Gleich darauf kam die ganze Sezession, aber nur Herren und eine Anzahl Ungarischer Maler, die hier eine Ausstellung bei CassirerIm Kunstsalon Paul Cassirer (Victoriastraße 35) war vom 9.1.1910 bis 9.2.1910 die Gemäldesammlung der Hamburger Galerie Eduard L. Behrens – die Familie hatte „den gesamten Besitz der Kunsthandlung Cassirer leihweise zur Ausstellung überlassen“ [Aus dem Berliner Kunstleben. In: Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Jg. 49, Nr. 27, 2.2,1910, Unterhaltungsbeilage, S. (1)] – zu sehen. „Ungarische Maler waren in dieser Ausstellung nicht vertreten“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 118]. haben. Ich saß neben einem alten Herrnnicht identifiziert., der mit Makart und Böcklin in München studiert hat. Nachher gingen Cassirer Slevogt und ich ins Café SezessionWedekind notierte am 4.2.1910 den Besuch im Café Kutschera, genannt Café Secession (Bismarckstraße 109): „Im Sezessionskaffee mit Paul Cassirer und Slevogt.“ [Tb], wo der Fall Bruno CassirerWedekinds in seinen Notizbüchern unter dem Stichwort „Contra Cassirer“ [vgl. KSA 5/III, S. 126-141] dokumentierten Streitigkeiten mit seinem Verleger Bruno Cassirer. gründlich durchgesprochen wurde. |

HeuteWedekind notierte am 5.2.1910 seinen Besuch beim „Berliner Tageblatt“ (Jerusalemer Straße 46-49), sein Gespräch mit dem Chefredakteur Theodor Wolff und mit dem Feuilletonredakteur Fritz Engel, sowie ein anschließendes Bankett im Restaurant Kannenberg – Hotel Stadt Berlin (Dorotheenstraße 84): „Ich fahre zum Berliner Tageblatt. Theodor Wolff empfängt mich sehr liebenswürdig. Unterredung mit Fritz Engel. Banket der Ungarischen Maler.“ [Tb] Die ungarischen Maler (siehe oben) sind nicht identifiziert, Verbindungen zu Ungarn hatten durch ihre Herkunft aber die anwesenden Schriftsteller Ludwig Hatvany und Arthur Holitscher, Verbindungen zur Kunst der Feuilletonredakteur Fritz Stahl, seit 1897 Kunstkritiker des „Berliner Tageblatt“, und der Galerist Paul Cassirer. Frank Wedekind war schon einmal – gemeinsam mit Tilly Wedekind – auf einem Bankett in diesem Restaurant gewesen, das seinerzeit Artur Landsberger gegeben hatte, am 12.12.1907: „Dr. Landsberger giebt ein Banket bei Kannenberg.“ [Tb] ging ich direkt aus dem Bett aufs Berliner Tageblatt, wurde von Theodor Wolff mit offenen Armen empfangen, und hatte dann eine halbstündige Unterredung mit Fritz Engel. Ich glaube meine Absichten erreicht zu haben, nachher war ein Diner der Ungarischen Maler in der Dorotheenstraße bei Kannenberg, wo wir mit Landsberger waren. Hatwany Holitscher Fritz Stahl Cassirer und ich trangenSchreibversehen, statt: tranken. auf Dein Wohl. Heute AbendWedekind notierte am 5.2.1910 sein Treffen mit dem befreundeten Arthur Holitscher im Weinlokal Eugen Steinert (Kurfürstendamm 22): „Am Abend mit Holitscher bei Steinert.“ [Tb] haben Holitscher und ich uns zu Steinert verabredet. Vielleicht kommt noch Welti.

Und nun leb WohlSchreibversehen, statt: wohl., geliebteste Tilly, küsse Anapamela von mir. Bleibt gesund! Auf baldiges Wiedersehn
Dein Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12 x 8 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Kartenbrief ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 10 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Poststempels – 5.2.1910 – darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Poststempel Berlin: „8 – 9 N“ (= 20 bis 21 Uhr).

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
232-233
Briefnummer:
345
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Brief auf den 6.2.1910 datiert. – Neuedition: Vinçon 2018, Bd. 1, S. 143-144 (Nr. 207).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 5.2.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.09.2023 19:01
Kennung: 3266

Berlin, 5. Februar 1910 (Samstag), Kartenbrief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly
 
 

Inhalt

Kartenbrief


An
Frau Tilly Wedekind
in München
Wohnung (Straße und Hausnummer) Prinzregentenstrasse 50 |


Geliebteste Tilly! Herzlichsten Dank für Deinen Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 4.2.1910. der mich sehr erfreut hat. Ich freue mich so, daß es euch beiden gut geht. Ich fahre Morgen Sonntagder 6.2.1910, an dem Wedekind notierte: „Koffer gepackt, im Hotel diniert. Bei Cassirer Café getrunken. Im Lindenrestaurant zu Abend gegessen. Abfahrt nach Düsseldorf“ [Tb]. Abend nach Düsseldorf, bin übermorgender 7.2.1910, an dem Wedekind notierte: „Ankunft in Düsseldorf“ [Tb] – zum Gastspiel vom 14. bis 17.2.1910 im Lustspielhaus. früh dort. Theodor Wolff war gestern nachmittagam 4.2.1910, an dem Wedekind notierte: „Versuche vergeblich Theodor Wolff zu sprechen.“ [Tb] nicht zu treffen, ich dachte schon er will nicht. Um 10 Uhr22 Uhr. Wedekind notierte am 4.2.1910 zu seinem Besuch im Weinlokal Eugen Steinert (Kurfürstendamm 22): „Bei Steinert mit der ganzen Sezession“ [Tb]. ging ich zu Steinert. Gleich darauf kam die ganze Sezession, aber nur Herren und eine Anzahl Ungarischer Maler, die hier eine Ausstellung bei CassirerIm Kunstsalon Paul Cassirer (Victoriastraße 35) war vom 9.1.1910 bis 9.2.1910 die Gemäldesammlung der Hamburger Galerie Eduard L. Behrens – die Familie hatte „den gesamten Besitz der Kunsthandlung Cassirer leihweise zur Ausstellung überlassen“ [Aus dem Berliner Kunstleben. In: Norddeutsche Allgemeine Zeitung, Jg. 49, Nr. 27, 2.2,1910, Unterhaltungsbeilage, S. (1)] – zu sehen. „Ungarische Maler waren in dieser Ausstellung nicht vertreten“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 118]. haben. Ich saß neben einem alten Herrnnicht identifiziert., der mit Makart und Böcklin in München studiert hat. Nachher gingen Cassirer Slevogt und ich ins Café SezessionWedekind notierte am 4.2.1910 den Besuch im Café Kutschera, genannt Café Secession (Bismarckstraße 109): „Im Sezessionskaffee mit Paul Cassirer und Slevogt.“ [Tb], wo der Fall Bruno CassirerWedekinds in seinen Notizbüchern unter dem Stichwort „Contra Cassirer“ [vgl. KSA 5/III, S. 126-141] dokumentierten Streitigkeiten mit seinem Verleger Bruno Cassirer. gründlich durchgesprochen wurde. |

HeuteWedekind notierte am 5.2.1910 seinen Besuch beim „Berliner Tageblatt“ (Jerusalemer Straße 46-49), sein Gespräch mit dem Chefredakteur Theodor Wolff und mit dem Feuilletonredakteur Fritz Engel, sowie ein anschließendes Bankett im Restaurant Kannenberg – Hotel Stadt Berlin (Dorotheenstraße 84): „Ich fahre zum Berliner Tageblatt. Theodor Wolff empfängt mich sehr liebenswürdig. Unterredung mit Fritz Engel. Banket der Ungarischen Maler.“ [Tb] Die ungarischen Maler (siehe oben) sind nicht identifiziert, Verbindungen zu Ungarn hatten durch ihre Herkunft aber die anwesenden Schriftsteller Ludwig Hatvany und Arthur Holitscher, Verbindungen zur Kunst der Feuilletonredakteur Fritz Stahl, seit 1897 Kunstkritiker des „Berliner Tageblatt“, und der Galerist Paul Cassirer. Frank Wedekind war schon einmal – gemeinsam mit Tilly Wedekind – auf einem Bankett in diesem Restaurant gewesen, das seinerzeit Artur Landsberger gegeben hatte, am 12.12.1907: „Dr. Landsberger giebt ein Banket bei Kannenberg.“ [Tb] ging ich direkt aus dem Bett aufs Berliner Tageblatt, wurde von Theodor Wolff mit offenen Armen empfangen, und hatte dann eine halbstündige Unterredung mit Fritz Engel. Ich glaube meine Absichten erreicht zu haben, nachher war ein Diner der Ungarischen Maler in der Dorotheenstraße bei Kannenberg, wo wir mit Landsberger waren. Hatwany Holitscher Fritz Stahl Cassirer und ich trangenSchreibversehen, statt: tranken. auf Dein Wohl. Heute AbendWedekind notierte am 5.2.1910 sein Treffen mit dem befreundeten Arthur Holitscher im Weinlokal Eugen Steinert (Kurfürstendamm 22): „Am Abend mit Holitscher bei Steinert.“ [Tb] haben Holitscher und ich uns zu Steinert verabredet. Vielleicht kommt noch Welti.

Und nun leb WohlSchreibversehen, statt: wohl., geliebteste Tilly, küsse Anapamela von mir. Bleibt gesund! Auf baldiges Wiedersehn
Dein Frank.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12 x 8 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Kartenbrief ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 10 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Poststempels – 5.2.1910 – darf als Schreibdatum angenommen werden.

Uhrzeit im Poststempel Berlin: „8 – 9 N“ (= 20 bis 21 Uhr).

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
232-233
Briefnummer:
345
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Brief auf den 6.2.1910 datiert. – Neuedition: Vinçon 2018, Bd. 1, S. 143-144 (Nr. 207).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 5.2.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.09.2023 19:01