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Kennung: 3259

München, 2. Februar 1910 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


Mittwochder 2.2.1910..


Innigst geliebter Frank,

Dein Briefvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 1.2.1910. hat mich sehr erregt u. ich kann mir vorstellen in welcher Aufregung Du gestern Vormittag gewesen sein musst. Ich bin gespannt, was Cassirer jetzt beginnt. Bis jetzt ist kein Brief als der von der Banknicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Deutsche Bank Filiale München an Wedekind, 1.2.1910. – Wedekind war am 31.1.1910 in München vor seiner Abreise nach Berlin bei der Deutschen Bank: „Nehme Geld auf der Bank auf.“ [Tb] Er hat dort seinem Kontobuch zufolge 1000 Mark aufgenommen („DB aufgenommen 1000“). für Dich eingetroffen. | Ich habe Angst um Dich geliebter Frank, u. werde froh sein, wenn ich Dich glücklich wieder habe! Ich bekomme Herzklopfen, wenn ich an die Scene denke!

Hast Du Barnowsky schon gesprochen? Wie ist es mit Liebestrank? Hast Du sonst schon Leute gesehen? Wie findest Du Berlin? Du hast sicher in der | ZeitungBerliner Zeitungen meldeten in ihren Morgen-Ausgaben: „Dresden, 1. Februar. [...] Im Alter von 44 Jahren verschied heute abend 7 Uhr der Dichter Otto Julius Bierbaum nach schwerem chronischen Nierenleiden an Herzlähmung“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 53, 2.2.1910, Morgen-Ausgabe, S. 8]; „dieser Tod kommt als eine schmerzliche Überraschung“ [F.L. (Felix Lorenz): Otto Julius Bierbaum †. In: Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 58, 2.2.1910, Morgen-Ausgabe, S. (2)]. gelesen, oder von jemand gehört, dass Bierbaum gestorbenDer am 1.2.1910 in Dresden verstorbene Schriftsteller Otto Julius Bierbaum war mit Wedekind befreundet. Wedekind notierte am 2.2.1910 in Berlin: „Lese die Nachricht von Bierbaums Tod“ [Tb] – das war offenbar morgens [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 4.2.1910]. ist. Ich traf heute wie ich mit Anna Pamela spazieren gieng die Freundinnicht identifiziert; gemutmaßt wurde Elisabeth Stremel [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 112], die Gattin des Malers Max Stremel. von Gemma, ich weiß nicht wie sie heißt. Sie wollte gerade zur Bahn um nach Dresden zu fahren. Gemma ist erst gestern hingefahren. Es ist entsetzlich!

Gestern giengen wir auch Vor- u. Nachmittag spazieren u. | holten die Sandeldie mit Tilly Wedekind befreundete Schauspielerin Käthi Sandel, die seinerzeit in München gastierte. ab, die sich sehr liebSchreibversehen, statt: sehr lieb. mit Anna Pamela gespielt hat. Es geht uns gut u. sprechen wir sehr viel von Dir! Jetzt Nachmittag kam unvermutet Fr. v. JacobiLucy von Jacobi (geb. Goldberg), Schauspielerin, Journalistin, Schriftstellerin, gehörte wie ihr Mann Bernhard von Jacobi zu Wedekinds Münchner Freundeskreis.. Im übrigen habe ich angefangen zu rechnen. Eben habe ich Anna Pamela gebadet und werde dann auch selbst baden. Annapamela schickt ihrem lieben Papa viele Küsse.

Von ganzem Herzen umarmt u. küsst Dich
Deine Tilly


[Seite 4 am linken Rand um 90 Grad gedreht:]

Wie ist die AdresseDie Adresse des Schriftstellers Otto Julius Bierbaum und seiner Gattin Gemma Bierbaum (geb. Pruneti Lotti) in Dresden war Bernhardstraße 7 (1. Stock) [vgl. Adreßbuch für Dresden und seine Vororte1910, Teil I, S. 62]. von Gemma?

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Wedekind hat oben auf Seite 1 mit blauem Buntstift das Datum „2.2.10“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Schreibdatum ist durch den Briefinhalt belegt.

  • Schreibort

    München
    2. Februar 1910 (Mittwoch)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
138
Briefnummer:
200
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 2.2.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2023 21:03
Kennung: 3259

München, 2. Februar 1910 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

T. W.


Mittwochder 2.2.1910..


Innigst geliebter Frank,

Dein Briefvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 1.2.1910. hat mich sehr erregt u. ich kann mir vorstellen in welcher Aufregung Du gestern Vormittag gewesen sein musst. Ich bin gespannt, was Cassirer jetzt beginnt. Bis jetzt ist kein Brief als der von der Banknicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Deutsche Bank Filiale München an Wedekind, 1.2.1910. – Wedekind war am 31.1.1910 in München vor seiner Abreise nach Berlin bei der Deutschen Bank: „Nehme Geld auf der Bank auf.“ [Tb] Er hat dort seinem Kontobuch zufolge 1000 Mark aufgenommen („DB aufgenommen 1000“). für Dich eingetroffen. | Ich habe Angst um Dich geliebter Frank, u. werde froh sein, wenn ich Dich glücklich wieder habe! Ich bekomme Herzklopfen, wenn ich an die Scene denke!

Hast Du Barnowsky schon gesprochen? Wie ist es mit Liebestrank? Hast Du sonst schon Leute gesehen? Wie findest Du Berlin? Du hast sicher in der | ZeitungBerliner Zeitungen meldeten in ihren Morgen-Ausgaben: „Dresden, 1. Februar. [...] Im Alter von 44 Jahren verschied heute abend 7 Uhr der Dichter Otto Julius Bierbaum nach schwerem chronischen Nierenleiden an Herzlähmung“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 53, 2.2.1910, Morgen-Ausgabe, S. 8]; „dieser Tod kommt als eine schmerzliche Überraschung“ [F.L. (Felix Lorenz): Otto Julius Bierbaum †. In: Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 58, 2.2.1910, Morgen-Ausgabe, S. (2)]. gelesen, oder von jemand gehört, dass Bierbaum gestorbenDer am 1.2.1910 in Dresden verstorbene Schriftsteller Otto Julius Bierbaum war mit Wedekind befreundet. Wedekind notierte am 2.2.1910 in Berlin: „Lese die Nachricht von Bierbaums Tod“ [Tb] – das war offenbar morgens [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 4.2.1910]. ist. Ich traf heute wie ich mit Anna Pamela spazieren gieng die Freundinnicht identifiziert; gemutmaßt wurde Elisabeth Stremel [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 112], die Gattin des Malers Max Stremel. von Gemma, ich weiß nicht wie sie heißt. Sie wollte gerade zur Bahn um nach Dresden zu fahren. Gemma ist erst gestern hingefahren. Es ist entsetzlich!

Gestern giengen wir auch Vor- u. Nachmittag spazieren u. | holten die Sandeldie mit Tilly Wedekind befreundete Schauspielerin Käthi Sandel, die seinerzeit in München gastierte. ab, die sich sehr liebSchreibversehen, statt: sehr lieb. mit Anna Pamela gespielt hat. Es geht uns gut u. sprechen wir sehr viel von Dir! Jetzt Nachmittag kam unvermutet Fr. v. JacobiLucy von Jacobi (geb. Goldberg), Schauspielerin, Journalistin, Schriftstellerin, gehörte wie ihr Mann Bernhard von Jacobi zu Wedekinds Münchner Freundeskreis.. Im übrigen habe ich angefangen zu rechnen. Eben habe ich Anna Pamela gebadet und werde dann auch selbst baden. Annapamela schickt ihrem lieben Papa viele Küsse.

Von ganzem Herzen umarmt u. küsst Dich
Deine Tilly


[Seite 4 am linken Rand um 90 Grad gedreht:]

Wie ist die AdresseDie Adresse des Schriftstellers Otto Julius Bierbaum und seiner Gattin Gemma Bierbaum (geb. Pruneti Lotti) in Dresden war Bernhardstraße 7 (1. Stock) [vgl. Adreßbuch für Dresden und seine Vororte1910, Teil I, S. 62]. von Gemma?

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Wedekind hat oben auf Seite 1 mit blauem Buntstift das Datum „2.2.10“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Schreibdatum ist durch den Briefinhalt belegt.

  • Schreibort

    München
    2. Februar 1910 (Mittwoch)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
138
Briefnummer:
200
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 2.2.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

16.09.2023 21:03