Vergleichsansicht

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Kennung: 3216

Festung Königstein, 6. Januar 1900 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Oschwald, Walther

Inhalt

Lieber Walther,

ich beeile mich deine Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Walther Oschwald an Wedekind, 5.1.1900. zu beantworten. Vor allen Dingen meinen Dank für die GummischuheWedekind hatte aufgrund undichter Stiefel seinen Schwager um Gummiüberschuhe gebeten, außerdem um Briefpapier und Kuverts [vgl. Wedekind an Walther Oschwald, 27.12.1899]., die vollkommen ihren Zweck erfüllen (Papier habe ich schon hineingestopft) und für das Briefpapier.

Was Donald betrifft kann ich dein Verhalten nur billigen, aber reg dich doch nicht darüber auf! Er soll sich aufregen, je mehr desto besser. Derartige | TelegrammeDonald Wedekinds Telegramm an Walther Oschwald sowie dessen Antwort sind nicht überliefert. sind natürlich unmöglich. Ich bitte dich sowohl wie Mieze (an die er sich eventuell wieder wenden könnte) kein derartiges Telegramm zu beantworten. Ich werde Donald schreiben daß ich das gethan habe und daß ich die volle Verantwortung dafür übernehme, weil ein solcher Verkehr unwürdig und unanständig ist, und ihn selbst unmöglich macht. Wenn Du nun nicht den Verkehr mit ihm abgebrochen hättest dann hätte ich deinen Vorschlag betreffend sein ErbtheilWedekinds Tante Auguste Bansen, die jüngste Schwester seines Vaters, war am 15.12.1899 in Hannover kinderlos gestorben, so dass die Neffen und Nichten auf ein Erbe hofften [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 199f.]. Welchen Vorschlag Walther Oschwald in seinem Brief vom 5.1.1900 bezüglich Donald Wedekinds Anteil machte, ist nicht bekannt. mit allen Mitteln unterstützt. Jetzt nehme ich die Dinge | wie sie liegen und warte ab. Bei alledem kann ich Dir nicht verhehlen daß mir sein BriefAnscheinend hatte Walther Oschwald seine jüngste Korrespondenz mit Donald Wedekind an Frank Wedekind weitergeleitet, um seinen Kontaktabbruch zu rechtfertigen. Der genannte Brief Donald Wedekinds an Walther Oschwald ist nicht überliefert. den bei aller Naivetätn den Eindruck der Aufrichtigkeit macht.

Deinen Vorschlag betreffend die Vertretung in HannoverWalther Oschwald vertrat Wedekind als Jurist in der Erbschaftsangelegenheit seiner verstorbenen Tante gegenüber dem Nachlassverwalter, dem Rechtsanwalt Hans Heiliger (= Heiliger II) in Hannover (Georgstraße 7) [vgl. Adreßbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover 1900, Teil I, S. 752]. nehme ich mit großem Dank an. Aber es ist ja noch nicht so weit. Wenn das eintritt, dann laß es mich wissen damit ich Donald darüber schreibe und ihm den Kopf bei der Gelegenheit zurechtsetze.

Wenn du mich noch einmal besuchenWalther Oschwald hatte Wedekind auf der Festung Königstein sehr wahrscheinlich zuletzt am 20.10.1899 besucht. willst würde mir das eine große Freude sein; vielleicht bringst | du Mama oder Mieze oder alle Beide mit. Ich müßte es nur zwei Tage vorher wissen. Für das Anerbieten der Stiefel danke ich dir. Wenn es durchaus nicht mehr geht werde ich dir schreiben. Ich hoffen aber es langt noch für die vier WochenWedekinds verbleibende Haftzeit auf der Festung Königstein; er wurde am 3.2.1900 entlassen.. Ich muß mir doch in Dresden dies und jenes kaufen bevor ich nach Hamburg reiseWedekind plante, sich nach seiner Haftentlassung mit Carl Heine in Hamburg zu treffen [vgl. Wedekind an Otto Eisenschitz, 8.1.1900], der inzwischen dort wohnte (Eichenallee 11), verzeichnet als „Director des Carl Schultze-Theater“ [Hamburger Adreß-Buch 1900, Teil III, S. 256]. .

Grüße Mama und Mieze aufs beste und sei herzlich gegrüßt
von deinem
Frank


Festung Königstein
6. Januar 1900

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 ist von fremder Hand mit Bleistift die Ziffer „7“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Festung Königstein
    6. Januar 1900 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Festung Königstein
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Konvolut Burkhardt, Nidderau
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Walther Oschwald, 6.1.1900. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

16.07.2024 12:14
Kennung: 3216

Festung Königstein, 6. Januar 1900 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Oschwald, Walther
 
 

Inhalt

Lieber Walther,

ich beeile mich deine Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Walther Oschwald an Wedekind, 5.1.1900. zu beantworten. Vor allen Dingen meinen Dank für die GummischuheWedekind hatte aufgrund undichter Stiefel seinen Schwager um Gummiüberschuhe gebeten, außerdem um Briefpapier und Kuverts [vgl. Wedekind an Walther Oschwald, 27.12.1899]., die vollkommen ihren Zweck erfüllen (Papier habe ich schon hineingestopft) und für das Briefpapier.

Was Donald betrifft kann ich dein Verhalten nur billigen, aber reg dich doch nicht darüber auf! Er soll sich aufregen, je mehr desto besser. Derartige | TelegrammeDonald Wedekinds Telegramm an Walther Oschwald sowie dessen Antwort sind nicht überliefert. sind natürlich unmöglich. Ich bitte dich sowohl wie Mieze (an die er sich eventuell wieder wenden könnte) kein derartiges Telegramm zu beantworten. Ich werde Donald schreiben daß ich das gethan habe und daß ich die volle Verantwortung dafür übernehme, weil ein solcher Verkehr unwürdig und unanständig ist, und ihn selbst unmöglich macht. Wenn Du nun nicht den Verkehr mit ihm abgebrochen hättest dann hätte ich deinen Vorschlag betreffend sein ErbtheilWedekinds Tante Auguste Bansen, die jüngste Schwester seines Vaters, war am 15.12.1899 in Hannover kinderlos gestorben, so dass die Neffen und Nichten auf ein Erbe hofften [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 199f.]. Welchen Vorschlag Walther Oschwald in seinem Brief vom 5.1.1900 bezüglich Donald Wedekinds Anteil machte, ist nicht bekannt. mit allen Mitteln unterstützt. Jetzt nehme ich die Dinge | wie sie liegen und warte ab. Bei alledem kann ich Dir nicht verhehlen daß mir sein BriefAnscheinend hatte Walther Oschwald seine jüngste Korrespondenz mit Donald Wedekind an Frank Wedekind weitergeleitet, um seinen Kontaktabbruch zu rechtfertigen. Der genannte Brief Donald Wedekinds an Walther Oschwald ist nicht überliefert. den bei aller Naivetätn den Eindruck der Aufrichtigkeit macht.

Deinen Vorschlag betreffend die Vertretung in HannoverWalther Oschwald vertrat Wedekind als Jurist in der Erbschaftsangelegenheit seiner verstorbenen Tante gegenüber dem Nachlassverwalter, dem Rechtsanwalt Hans Heiliger (= Heiliger II) in Hannover (Georgstraße 7) [vgl. Adreßbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover 1900, Teil I, S. 752]. nehme ich mit großem Dank an. Aber es ist ja noch nicht so weit. Wenn das eintritt, dann laß es mich wissen damit ich Donald darüber schreibe und ihm den Kopf bei der Gelegenheit zurechtsetze.

Wenn du mich noch einmal besuchenWalther Oschwald hatte Wedekind auf der Festung Königstein sehr wahrscheinlich zuletzt am 20.10.1899 besucht. willst würde mir das eine große Freude sein; vielleicht bringst | du Mama oder Mieze oder alle Beide mit. Ich müßte es nur zwei Tage vorher wissen. Für das Anerbieten der Stiefel danke ich dir. Wenn es durchaus nicht mehr geht werde ich dir schreiben. Ich hoffen aber es langt noch für die vier WochenWedekinds verbleibende Haftzeit auf der Festung Königstein; er wurde am 3.2.1900 entlassen.. Ich muß mir doch in Dresden dies und jenes kaufen bevor ich nach Hamburg reiseWedekind plante, sich nach seiner Haftentlassung mit Carl Heine in Hamburg zu treffen [vgl. Wedekind an Otto Eisenschitz, 8.1.1900], der inzwischen dort wohnte (Eichenallee 11), verzeichnet als „Director des Carl Schultze-Theater“ [Hamburger Adreß-Buch 1900, Teil III, S. 256]. .

Grüße Mama und Mieze aufs beste und sei herzlich gegrüßt
von deinem
Frank


Festung Königstein
6. Januar 1900

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Auf Seite 1 ist von fremder Hand mit Bleistift die Ziffer „7“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Festung Königstein
    6. Januar 1900 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Festung Königstein
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Konvolut Burkhardt, Nidderau
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Walther Oschwald, 6.1.1900. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

16.07.2024 12:14