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Kennung: 3196

Berlin, 14. Januar 1908 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Koautoren*in

  • Wedekind, Pamela

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

T. W.


Dienstagder 14.1.1908..


Geliebter Frank,

beiliegenden Briefdie Beilage zum vorliegenden Brief; vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 11.1.1908. schrieb ich Samstagder 11.1.1908. abend, nachdem ich einen andernBrief nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 11.1.1908. eben an Dich weggeschickt hatte. Und nun schreibst Du mir ja heuteEs folgt ein Zitat aus Wedekinds letzter Postkarte [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 12.1.1908]. „Interressiert Dich das Alles? Ich schreibe ins’ Blaue hinein.“

Frank ich möchte Dir nicht die Stimmung verderben, Du hast heute u. übermorgendie dritte Vorstellung am 14.1.1908 und die vierte und letzte Vorstellung am 16.1.1908 [vgl. Tb] der am 11.1.1908 im Nürnberger Intimen Theater uraufgeführten Inszenierung von „Musik“, in der Wedekind die Rolle des Franz Lindekuh spielte. | zu spielen. Wir können ja auch mündlich darüber verhandeln. Aber wenn du findest, dass ich keinen Anteil nehme an Dir u. Deiner Arbeit, wenn Du nicht ganz sicher bist, dass ich mich dafür interessiere, dann bitte ich Dich Dir jemanden zu suchen, der mehr Verständniss für Dich hat. Dann bin ich Deiner nicht würdig.

O, Geliebter, guter Frank, versteh’ mich bitte nicht falsch – | Aber es empört sich etwas in mir, wenn ich denke dass Du mich neben Dir herschleppst, ohne das zu finden bei mir, was Du brauchst.

Fritzi Schaffer war soviel ich weiß in Wien am Volkstheater u. ist noch sehr jungFritzi Schaffer, Schauspielerin im Ensemble von Emil Meßthalers Intimen Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 504], die in der Nürnberger „Musik“-Inszenierung die Rolle der Musikschülerin Klara Hühnerwadel spielte, war davor am Neuen Schauspielhaus in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 295], davor am Deutschen Volkstheater in Wien [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 581]; sie war erst 18 Jahre alt (geboren am 30.4.1889) und drei Jahre jünger als Tilly Wedekind (geboren am 11.4.1886)..

Wie war denn Hedwig LangeHedwig Lange, Schauspielerin im Ensemble von Emil Meßthalers Intimen Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 504], spielte in der Nürnberger „Musik“-Inszenierung die Rolle der Else Reißner. Wedekind war mit ihr seit einigen Jahren bekannt, er hat am 30.6.1905 ihren Namen notiert: „Hedwig Lange.“ [Tb]? Das Stück wurde wohl zu ernst aufgefasst? |

Ich glaube ich komme mit dem Geld aus, Du brauchst mir nichts zu schicken. Ich danke Dir herzlich.

Anna Pamela hat ein neues Kunststück gelernt. Sie kann Flöte blasen.

Wann kommst Du denn, mein lieber Frank? Freitag Früh oder abends? Wenn es Dir recht ist, hole ich Dich ab. Von ganzem Herzen umarmt u. küsst Dich
Deine Tilly


Viele Küsse Deine Anna Pamela


[Beilage:]


Samstag.


Geliebter Frank,

Gesternam 10.1.1908. war ich Nachmittag’s bei Weltibei Wedekinds altem Freund, dem Schriftsteller Dr. phil. Heinrich Welti in Berlin (Lützowstraße 20) [vgl. Berliner Adreßbuch 1908, Teil I, S. 2784], der mit der Opernsängerin Emilie Herzog verheiratet war.. Frau Herzog gab gerade eine Stunde, kam aber doch u. war sehr liebenswürdig. Ich glaub’ ich habe mich nicht so ungeschickt benommen, wie wenn Du dabei bist. Vor Dir habe ich eben den meisten Respect.

Adele hat natürlich abgeschrie|benabgesagt. da sie Stunde hatte. Ich gieng mit Frau Schwarz. Vorher aß ich bei ihrvermutlich bei Clara Auguste Schwarz (geb. Hartmann), der ersten Ehefrau des Berliner Porträt- und Genremalers Alfred Schwarz (Viktoria Luise-Platz 11) [vgl. Berliner Adreßbuch 1908, Teil I, S. 2413], mit dem Wedekind bekannt war [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 4.2.1910].; dann fuhren wir zusammen nach Hause. Es war wirklich sehr schön! Ich werde der Herzog noch ein paar Zeilen schreiben.

Heute war ich Nachmittags wegen der Gasrechnung u. einen Augenblick bei Fr. Durieux. Sie schrieb mir, | dass sie zu Bett liegt.

Anna Pamela ruft immerzu nach Dir, sucht in Deinem Wohnzimmer nach Dir u. wenn sie es leer findet, geht sie zur Tür u. will in Dein Schlafzimmer. Sie kann es nicht begreifen, wenn ich ihr sage, dass Du weggefahren bist, u. lacht wenn ich den Zug nachmache. | Du spielst jetzt ebendie Rolle des Franz Lindekuh bei der Uraufführung von „Musik“ am 11.1.1908 am Intimen Theater (Direktion: Emil Meßthaler) in Nürnberg.. – Wenn Du Kritikender Uraufführung von „Musik“ am 11.1.1908 in Nürnberg. hast sende sie mir bitte.

Der Herrnicht identifiziert. war hier u. wird in 8 Tagen wieder kommen.

Nun kann ich Dir nur noch sagen, dass ich Dich sehr lieb habe, wenn es Dich nicht langweilt.

Deine Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 8 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Brief: Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht. Beilage: Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Grußzeilen der dreizehn Monate alten Tochter Pamela Wedekind sind von ihr selbst zu Papier gebracht (die Hand wohl von der Mutter geführt). Wedekind hat oben auf Seite 1 mit Bleistift „Musikvorstellung in Nürnberg“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 14.1.1908 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, wie der Briefinhalt belegt.

  • Schreibort

    Berlin
    14. Januar 1908 (Dienstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
88-90
Briefnummer:
116
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind, Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 14.1.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

01.10.2024 15:40
Kennung: 3196

Berlin, 14. Januar 1908 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Koautoren*in

  • Wedekind, Pamela

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

T. W.


Dienstagder 14.1.1908..


Geliebter Frank,

beiliegenden Briefdie Beilage zum vorliegenden Brief; vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 11.1.1908. schrieb ich Samstagder 11.1.1908. abend, nachdem ich einen andernBrief nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 11.1.1908. eben an Dich weggeschickt hatte. Und nun schreibst Du mir ja heuteEs folgt ein Zitat aus Wedekinds letzter Postkarte [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 12.1.1908]. „Interressiert Dich das Alles? Ich schreibe ins’ Blaue hinein.“

Frank ich möchte Dir nicht die Stimmung verderben, Du hast heute u. übermorgendie dritte Vorstellung am 14.1.1908 und die vierte und letzte Vorstellung am 16.1.1908 [vgl. Tb] der am 11.1.1908 im Nürnberger Intimen Theater uraufgeführten Inszenierung von „Musik“, in der Wedekind die Rolle des Franz Lindekuh spielte. | zu spielen. Wir können ja auch mündlich darüber verhandeln. Aber wenn du findest, dass ich keinen Anteil nehme an Dir u. Deiner Arbeit, wenn Du nicht ganz sicher bist, dass ich mich dafür interessiere, dann bitte ich Dich Dir jemanden zu suchen, der mehr Verständniss für Dich hat. Dann bin ich Deiner nicht würdig.

O, Geliebter, guter Frank, versteh’ mich bitte nicht falsch – | Aber es empört sich etwas in mir, wenn ich denke dass Du mich neben Dir herschleppst, ohne das zu finden bei mir, was Du brauchst.

Fritzi Schaffer war soviel ich weiß in Wien am Volkstheater u. ist noch sehr jungFritzi Schaffer, Schauspielerin im Ensemble von Emil Meßthalers Intimen Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 504], die in der Nürnberger „Musik“-Inszenierung die Rolle der Musikschülerin Klara Hühnerwadel spielte, war davor am Neuen Schauspielhaus in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 295], davor am Deutschen Volkstheater in Wien [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 581]; sie war erst 18 Jahre alt (geboren am 30.4.1889) und drei Jahre jünger als Tilly Wedekind (geboren am 11.4.1886)..

Wie war denn Hedwig LangeHedwig Lange, Schauspielerin im Ensemble von Emil Meßthalers Intimen Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 504], spielte in der Nürnberger „Musik“-Inszenierung die Rolle der Else Reißner. Wedekind war mit ihr seit einigen Jahren bekannt, er hat am 30.6.1905 ihren Namen notiert: „Hedwig Lange.“ [Tb]? Das Stück wurde wohl zu ernst aufgefasst? |

Ich glaube ich komme mit dem Geld aus, Du brauchst mir nichts zu schicken. Ich danke Dir herzlich.

Anna Pamela hat ein neues Kunststück gelernt. Sie kann Flöte blasen.

Wann kommst Du denn, mein lieber Frank? Freitag Früh oder abends? Wenn es Dir recht ist, hole ich Dich ab. Von ganzem Herzen umarmt u. küsst Dich
Deine Tilly


Viele Küsse Deine Anna Pamela


[Beilage:]


Samstag.


Geliebter Frank,

Gesternam 10.1.1908. war ich Nachmittag’s bei Weltibei Wedekinds altem Freund, dem Schriftsteller Dr. phil. Heinrich Welti in Berlin (Lützowstraße 20) [vgl. Berliner Adreßbuch 1908, Teil I, S. 2784], der mit der Opernsängerin Emilie Herzog verheiratet war.. Frau Herzog gab gerade eine Stunde, kam aber doch u. war sehr liebenswürdig. Ich glaub’ ich habe mich nicht so ungeschickt benommen, wie wenn Du dabei bist. Vor Dir habe ich eben den meisten Respect.

Adele hat natürlich abgeschrie|benabgesagt. da sie Stunde hatte. Ich gieng mit Frau Schwarz. Vorher aß ich bei ihrvermutlich bei Clara Auguste Schwarz (geb. Hartmann), der ersten Ehefrau des Berliner Porträt- und Genremalers Alfred Schwarz (Viktoria Luise-Platz 11) [vgl. Berliner Adreßbuch 1908, Teil I, S. 2413], mit dem Wedekind bekannt war [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 4.2.1910].; dann fuhren wir zusammen nach Hause. Es war wirklich sehr schön! Ich werde der Herzog noch ein paar Zeilen schreiben.

Heute war ich Nachmittags wegen der Gasrechnung u. einen Augenblick bei Fr. Durieux. Sie schrieb mir, | dass sie zu Bett liegt.

Anna Pamela ruft immerzu nach Dir, sucht in Deinem Wohnzimmer nach Dir u. wenn sie es leer findet, geht sie zur Tür u. will in Dein Schlafzimmer. Sie kann es nicht begreifen, wenn ich ihr sage, dass Du weggefahren bist, u. lacht wenn ich den Zug nachmache. | Du spielst jetzt ebendie Rolle des Franz Lindekuh bei der Uraufführung von „Musik“ am 11.1.1908 am Intimen Theater (Direktion: Emil Meßthaler) in Nürnberg.. – Wenn Du Kritikender Uraufführung von „Musik“ am 11.1.1908 in Nürnberg. hast sende sie mir bitte.

Der Herrnicht identifiziert. war hier u. wird in 8 Tagen wieder kommen.

Nun kann ich Dir nur noch sagen, dass ich Dich sehr lieb habe, wenn es Dich nicht langweilt.

Deine Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 8 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Brief: Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17,5 cm. Mit aufgeprägtem Monogramm. Gelocht. Beilage: Doppelblatt. Seitenmaß 13 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Grußzeilen der dreizehn Monate alten Tochter Pamela Wedekind sind von ihr selbst zu Papier gebracht (die Hand wohl von der Mutter geführt). Wedekind hat oben auf Seite 1 mit Bleistift „Musikvorstellung in Nürnberg“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 14.1.1908 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, wie der Briefinhalt belegt.

  • Schreibort

    Berlin
    14. Januar 1908 (Dienstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
88-90
Briefnummer:
116
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind, Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 14.1.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

01.10.2024 15:40