Vergleichsansicht

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Kennung: 3190

München, 25. Mai 1908 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Scherek, Jakob
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr

Ich kenne Ihr Drama Wahn schon seit einem vollen Jahrseit Frühjahr 1907 (siehe die Datierungsüberlegungen zum vorliegenden Brief). „Wahn. Drama in vier Akten und einem Vorspiel“ (1907) von Jakob Scherek ist bei Richard Wöpke in Gotha und Leipzig verlegt worden. und glaube daß es auf der Bühne sehr originell und vor allem auch sehr dramatisch wirken würde, vorausgesetzt daß die Darstellung nicht | realistisch sondern ein wenig stilisiert ist. Ich habe mich auch Direktor Stollberg gegenüber schon vor einem Jahr dahin ausgesprochen. Wenn ich noch mehr für das Stück thun kann wird es immer mit Freuden geschehen. Vielleicht sehen wir uns hierWedekind nahm wohl an, Jakob Scherek werde München besuchen. gelegentlich im Cafe Stephanieeines der Münchner Stammlokale Wedekinds, der das Café Stefanie (Amalienstraße 14) erstmals am 2.2.1905 ausdrücklich notiert hat [vgl. Tb]..

Mit ergebenstem Gruß
Ihr
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief ist nach dem online zugänglichen Faksimile im Autografenhandel [Zwiggelaar Auctions, Amsterdam): https://www.invaluable.com/auction-lot/manuscripts-frank-wedekind-1-autographed-letter-280-c-07a46b88cd (zuletzt abgerufen 22.8.2022)] wiedergegeben, danach auch die Beschreibung der Materialität (Maße nach einem Vergleichsbrief). In der Quelle ist der Brief auf „circa 1908“ datiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 25.5.1908 ist als Ankerdatum gesetzt. Dem Brief zufolge kannte Wedekind das Drama „Wahn“ (1907) „schon seit einem vollen Jahr“ und wohl nicht erst, seit es als Buchausgabe vorlag. Es war im Herbst 1907 als erschienen gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 74, Nr. 261, 8.11.1907, S. 11830], lag aber bereits im Spätsommer vor und hatte durch ein Zensurverbot von sich reden gemacht. „Das Drama ‚Wahn‘ [...], dessen Aufführung das Breslauer Polizeipräsidium verboten hat, ist jetzt als Buchausgabe erschienen“ und „die Zensur“ habe „durch ihr Verbot [...] für das jetzt erschienene Buch die beste Reklame gemacht“ [Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, Jg. 17, Nr. 36, 3.9.1907, S. 276]. Erich Ziegel hatte am Breslauer Sommertheater die Inszenierung des Dramas geplant [vgl. Schäfer 2018, S. 301], die nicht realisiert werden konnte. „Das Drama ‚Wahn‘ von Jakob Scherek, das den Ritualmord behandelt, ist von dem Breslauer Polizeipräsidenten aus ‚Gründen der öffentlichen Ordnung‘ verboten worden.“ [Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, Jg. 17, Nr. 18, 1.5.1907, S. 139] Das Stück dürfte Wedekind mit seiner Sensibilität für Zensurverbote im Frühjahr 1907 ein Begriff gewesen sein, zumal er mit Erich Ziegel, dem Direktor des Breslauer Sommertheaters, gut bekannt war und dort vom 23. bis 25.8.1906 ein „Hidalla“-Gastspiel hatte, das in der „Breslauer Zeitung“ – Jakob Scherek war von 1898 bis 1906 Redakteur der „Breslauer Zeitung“ [vgl. Brümmer 1913, Bd. 6, S. 164; Schäfer 2018, S. 300] – als „literarische Sensation“ [KSA 6, S. 569] besprochen wurde. Insofern dürfte der Brief im Frühjahr 1908 geschrieben worden sein, dem Briefinhalt zufolge in München, wo Wedekind sich vom 13. bis 21.4.1908 und dann wieder vom 24.5.1908 bis 7.6.1908 aufhielt [vgl. Tb].

Empfangsort war wohl Königsberg, wo Jakob Scherek von 1906 bis 1910 stellvertretender Chefredakteur der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ war [vgl. Jacob Toury: Wer war Jakob Scherek? In: Bulletin des Leo Baeck Instituts 75 (1986), S. 3-28, hier S. 9-11].

  • Schreibort

    München
    25. Mai 1908 (Montag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Königsberg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Jakob Scherek, 25.5.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.10.2024 15:31
Kennung: 3190

München, 25. Mai 1908 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Scherek, Jakob
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr

Ich kenne Ihr Drama Wahn schon seit einem vollen Jahrseit Frühjahr 1907 (siehe die Datierungsüberlegungen zum vorliegenden Brief). „Wahn. Drama in vier Akten und einem Vorspiel“ (1907) von Jakob Scherek ist bei Richard Wöpke in Gotha und Leipzig verlegt worden. und glaube daß es auf der Bühne sehr originell und vor allem auch sehr dramatisch wirken würde, vorausgesetzt daß die Darstellung nicht | realistisch sondern ein wenig stilisiert ist. Ich habe mich auch Direktor Stollberg gegenüber schon vor einem Jahr dahin ausgesprochen. Wenn ich noch mehr für das Stück thun kann wird es immer mit Freuden geschehen. Vielleicht sehen wir uns hierWedekind nahm wohl an, Jakob Scherek werde München besuchen. gelegentlich im Cafe Stephanieeines der Münchner Stammlokale Wedekinds, der das Café Stefanie (Amalienstraße 14) erstmals am 2.2.1905 ausdrücklich notiert hat [vgl. Tb]..

Mit ergebenstem Gruß
Ihr
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief ist nach dem online zugänglichen Faksimile im Autografenhandel [Zwiggelaar Auctions, Amsterdam): https://www.invaluable.com/auction-lot/manuscripts-frank-wedekind-1-autographed-letter-280-c-07a46b88cd (zuletzt abgerufen 22.8.2022)] wiedergegeben, danach auch die Beschreibung der Materialität (Maße nach einem Vergleichsbrief). In der Quelle ist der Brief auf „circa 1908“ datiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 25.5.1908 ist als Ankerdatum gesetzt. Dem Brief zufolge kannte Wedekind das Drama „Wahn“ (1907) „schon seit einem vollen Jahr“ und wohl nicht erst, seit es als Buchausgabe vorlag. Es war im Herbst 1907 als erschienen gemeldet [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 74, Nr. 261, 8.11.1907, S. 11830], lag aber bereits im Spätsommer vor und hatte durch ein Zensurverbot von sich reden gemacht. „Das Drama ‚Wahn‘ [...], dessen Aufführung das Breslauer Polizeipräsidium verboten hat, ist jetzt als Buchausgabe erschienen“ und „die Zensur“ habe „durch ihr Verbot [...] für das jetzt erschienene Buch die beste Reklame gemacht“ [Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, Jg. 17, Nr. 36, 3.9.1907, S. 276]. Erich Ziegel hatte am Breslauer Sommertheater die Inszenierung des Dramas geplant [vgl. Schäfer 2018, S. 301], die nicht realisiert werden konnte. „Das Drama ‚Wahn‘ von Jakob Scherek, das den Ritualmord behandelt, ist von dem Breslauer Polizeipräsidenten aus ‚Gründen der öffentlichen Ordnung‘ verboten worden.“ [Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, Jg. 17, Nr. 18, 1.5.1907, S. 139] Das Stück dürfte Wedekind mit seiner Sensibilität für Zensurverbote im Frühjahr 1907 ein Begriff gewesen sein, zumal er mit Erich Ziegel, dem Direktor des Breslauer Sommertheaters, gut bekannt war und dort vom 23. bis 25.8.1906 ein „Hidalla“-Gastspiel hatte, das in der „Breslauer Zeitung“ – Jakob Scherek war von 1898 bis 1906 Redakteur der „Breslauer Zeitung“ [vgl. Brümmer 1913, Bd. 6, S. 164; Schäfer 2018, S. 300] – als „literarische Sensation“ [KSA 6, S. 569] besprochen wurde. Insofern dürfte der Brief im Frühjahr 1908 geschrieben worden sein, dem Briefinhalt zufolge in München, wo Wedekind sich vom 13. bis 21.4.1908 und dann wieder vom 24.5.1908 bis 7.6.1908 aufhielt [vgl. Tb].

Empfangsort war wohl Königsberg, wo Jakob Scherek von 1906 bis 1910 stellvertretender Chefredakteur der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ war [vgl. Jacob Toury: Wer war Jakob Scherek? In: Bulletin des Leo Baeck Instituts 75 (1986), S. 3-28, hier S. 9-11].

  • Schreibort

    München
    25. Mai 1908 (Montag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Königsberg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Jakob Scherek, 25.5.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.10.2024 15:31