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Kennung: 3095

Nürnberg, 15. Januar 1908 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly

Inhalt

Hotel Föttinger
Inhaber: Ferdinand Messerschmitt und Bapt. Ultsch
Weinrestaurant und Weinhandlung
Telephon No. 389 Ecke Königsstraße und Klaragasse Telephon No. 389
Weingroßhandlung J. B. Messerschmitt, Bamberg-Nürnberg.


Nürnberg, den   190


Innigst geliebte Tilly,

Wie soll ich Dir auf Deine beiden lieben Briefevgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 14.1.1908 – mit Beilage, ein am 11.1.1908 geschriebener Brief. antworten. Ich müßte ja ein ganzes Buch voll schreiben. Nur das eine brauchst Du nicht zu fürchten, daß Du an meiner Seite nichts zu thun haben wirst. Für April sind wir schon für eine ganze Woche hierher engagiertDas Gastspiel in Nürnberg kam nicht zustande.. Ich habe nur deshalb noch nicht definitiv zugesagt, weil ich LeipzigWedekind war vom 30.3.1908 bis 4.4.1908 in Leipzig [vgl. Tb]. abwarten will. Aber die Tage sind schon festgelegt. Ich lege Dir hier die wichtigste KritikWedekind hatte in seinem Kartenbrief vom Vortag bereits angekündigt, er werde die „wichtigste Kritik“ [Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 14.1.1908] über die Nürnberger Inszenierung von „Musik“ nach Berlin schicken (die Beilage zum vorliegenden Brief), vermutlich die Besprechung in der Nürnberger Zeitung „Fränkischer Kurier“ [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 80] (Nr. 23 vom 13.1.1907), in der es heißt: „Der Beifall wuchs von Akt zu Akt: nach dem 3. Akt wurde der Dichter, der selber eine der Nebenrollen spielte, stürmisch gerufen, doch erst nach dem Schlußakt leistete er den Hervorrufen Folge und wurde nun mit Beifall überschüttet. [...] Auch die meisterhafte Darstellung trug mit zu dem durchschlagenden Erfolge des Stückes das ihrige bei, Frl. Schaffer spielte die weibliche Hauptrolle wahrhaft ergreifend.“ [KSA 6, S. 799] über Musik bei. Näheres über die Vorstellung zu schreiben bitte ich Dir mir zu erlassen, da ich jede freie Stunde an meinem Stück schreibeWedekind schrieb an seinem neuen Stück „Oaha“ [vgl. KSA 8, S. 396f.].. Gestern standen ausführliche BesprechungenDie „Münchner Neuesten Nachrichten“ eröffneten ihre Besprechung mit dem Hinweis: „Wedekinds ‚Musik‘ hatte am Samstag im Intimen Theater in Nürnberg seine Uraufführung und, wie schon telegraphisch gemeldet, einen unbestrittenen Erfolg.“ [Wedekinds „Musik“. In: Münchner Neuesten Nachrichten, Jg. 61, Nr. 19, 14.1.1908, Vorabendblatt, S. 2] Die „Frankfurter Zeitung“ (Nr. 4 vom 14.1.1908) meinte: „Die Aufführung des Intimen Theaters, an der Herr Wedekind sich als Franz Lindekuh selbst beteiligte, war vorzüglich.“ [KSA 6, S. 798] Im „Berliner Tageblatt“ hieß es: „Frank Wedekind kann mit der Aufnahme, die sein jüngstes Werk ‚Musik‘ bei der Uraufführung in Meßthalers Intimem Theater in Nürnberg gefunden hat, sehr zufrieden sein, denn es war ein rauschender Theatererfolg, von keiner Seite bestritten. Das lag weniger an der Dichtung selbst [...]; der Beifall galt in viel höherem Maße der hervorragend guten Darstellung und der Persönlichkeit des Dichters, der durch seine Mitwirkung dem Abend einen besonderen Reiz verlieh.“ [Martin Boelitz: Uraufführung von Wedekinds „Musik“. In: Berliner Tageblatt, Jg. 37, Nr. 22, 13.1.1908, Abend-Ausgabe, S. (3)] in Münchner Neuesten, Frankfurter Zeitung und Berliner Tageblatt. Die SchafferFritzi Schaffer, Schauspielerin im Ensemble von Emil Meßthalers Intimen Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 504], die in der Nürnberger „Musik“-Inszenierung die Rolle der Musikschülerin Klara Hühnerwadel spielte, war davor am Neuen Schauspielhaus in Berlin engagiert gewesen [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 295], davor am Deutschen Volkstheater in Wien [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 581] und davor an den Vereinigten Theatern in Graz [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 413]. war in Wien und Graz. Näheres weiß ich nicht von ihr, da ich mit den Schauspielern noch nicht gesellschaftlich zusammen gewesen bin. – Ich | fahre morgen Nacht 1 UhrWedekind notierte am 16.1.1908 seine nächtliche Abreise von Nürnberg (nach der vierten Vorstellung von „Musik“ und einem anschließenden Beisammensein mit Emil Meßthaler und der jungen Schauspielerin Gussy Holl im Hotel): „Musik. 4 Darauf mit Meßthaler und Frl. Holl im Grand Hotel. Fahre 12 Uhr 55. nach Berlin.“ [Tb] hier weg und bin Freitagder 17.1.1908, an dem Wedekind notierte: „Ankunft in Berlin.“ [Tb] Morgens zwischen 8 und 9 Uhr in Berlin. Daß Du mich abholst hat wol nicht viel Zweck, da ich vom Bahnhof sofort nach Hause zu fahren. Ich freue mich innig, Dich wiederzuhaben. Küsse Anna Pamela
Dein Frank.


15.1.8.


Langheinrichs sind heute früh um acht Uhr zurückgereist. Wir hatten Dir eine Karte geschriebeneine Bildpostkarte gemeinsam mit Anna und Max Langheinrich [vgl. Frank Wedekind, Anna von Seidlitz, Max Langheinrich an Tilly Wedekind, 14.1.1908]., die ich aber aufzugeben vergaß, da wir uns schon ein Uhr trennten.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 21 x 28 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Nürnberg
    15. Januar 1908 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
197-198
Briefnummer:
307
Kommentar:
Neuedition: Vinçon 2018, Bd.1, S. 91 (Nr. 118).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 15.1.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

04.09.2023 13:18
Kennung: 3095

Nürnberg, 15. Januar 1908 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Wedekind, Tilly
 
 

Inhalt

Hotel Föttinger
Inhaber: Ferdinand Messerschmitt und Bapt. Ultsch
Weinrestaurant und Weinhandlung
Telephon No. 389 Ecke Königsstraße und Klaragasse Telephon No. 389
Weingroßhandlung J. B. Messerschmitt, Bamberg-Nürnberg.


Nürnberg, den   190


Innigst geliebte Tilly,

Wie soll ich Dir auf Deine beiden lieben Briefevgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 14.1.1908 – mit Beilage, ein am 11.1.1908 geschriebener Brief. antworten. Ich müßte ja ein ganzes Buch voll schreiben. Nur das eine brauchst Du nicht zu fürchten, daß Du an meiner Seite nichts zu thun haben wirst. Für April sind wir schon für eine ganze Woche hierher engagiertDas Gastspiel in Nürnberg kam nicht zustande.. Ich habe nur deshalb noch nicht definitiv zugesagt, weil ich LeipzigWedekind war vom 30.3.1908 bis 4.4.1908 in Leipzig [vgl. Tb]. abwarten will. Aber die Tage sind schon festgelegt. Ich lege Dir hier die wichtigste KritikWedekind hatte in seinem Kartenbrief vom Vortag bereits angekündigt, er werde die „wichtigste Kritik“ [Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 14.1.1908] über die Nürnberger Inszenierung von „Musik“ nach Berlin schicken (die Beilage zum vorliegenden Brief), vermutlich die Besprechung in der Nürnberger Zeitung „Fränkischer Kurier“ [vgl. Vinçon 2018, Bd. 2, S. 80] (Nr. 23 vom 13.1.1907), in der es heißt: „Der Beifall wuchs von Akt zu Akt: nach dem 3. Akt wurde der Dichter, der selber eine der Nebenrollen spielte, stürmisch gerufen, doch erst nach dem Schlußakt leistete er den Hervorrufen Folge und wurde nun mit Beifall überschüttet. [...] Auch die meisterhafte Darstellung trug mit zu dem durchschlagenden Erfolge des Stückes das ihrige bei, Frl. Schaffer spielte die weibliche Hauptrolle wahrhaft ergreifend.“ [KSA 6, S. 799] über Musik bei. Näheres über die Vorstellung zu schreiben bitte ich Dir mir zu erlassen, da ich jede freie Stunde an meinem Stück schreibeWedekind schrieb an seinem neuen Stück „Oaha“ [vgl. KSA 8, S. 396f.].. Gestern standen ausführliche BesprechungenDie „Münchner Neuesten Nachrichten“ eröffneten ihre Besprechung mit dem Hinweis: „Wedekinds ‚Musik‘ hatte am Samstag im Intimen Theater in Nürnberg seine Uraufführung und, wie schon telegraphisch gemeldet, einen unbestrittenen Erfolg.“ [Wedekinds „Musik“. In: Münchner Neuesten Nachrichten, Jg. 61, Nr. 19, 14.1.1908, Vorabendblatt, S. 2] Die „Frankfurter Zeitung“ (Nr. 4 vom 14.1.1908) meinte: „Die Aufführung des Intimen Theaters, an der Herr Wedekind sich als Franz Lindekuh selbst beteiligte, war vorzüglich.“ [KSA 6, S. 798] Im „Berliner Tageblatt“ hieß es: „Frank Wedekind kann mit der Aufnahme, die sein jüngstes Werk ‚Musik‘ bei der Uraufführung in Meßthalers Intimem Theater in Nürnberg gefunden hat, sehr zufrieden sein, denn es war ein rauschender Theatererfolg, von keiner Seite bestritten. Das lag weniger an der Dichtung selbst [...]; der Beifall galt in viel höherem Maße der hervorragend guten Darstellung und der Persönlichkeit des Dichters, der durch seine Mitwirkung dem Abend einen besonderen Reiz verlieh.“ [Martin Boelitz: Uraufführung von Wedekinds „Musik“. In: Berliner Tageblatt, Jg. 37, Nr. 22, 13.1.1908, Abend-Ausgabe, S. (3)] in Münchner Neuesten, Frankfurter Zeitung und Berliner Tageblatt. Die SchafferFritzi Schaffer, Schauspielerin im Ensemble von Emil Meßthalers Intimen Theater [vgl. Neuer Theater-Almanach 1908, S. 504], die in der Nürnberger „Musik“-Inszenierung die Rolle der Musikschülerin Klara Hühnerwadel spielte, war davor am Neuen Schauspielhaus in Berlin engagiert gewesen [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 295], davor am Deutschen Volkstheater in Wien [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 581] und davor an den Vereinigten Theatern in Graz [vgl. Neuer Theater-Almanach 1905, S. 413]. war in Wien und Graz. Näheres weiß ich nicht von ihr, da ich mit den Schauspielern noch nicht gesellschaftlich zusammen gewesen bin. – Ich | fahre morgen Nacht 1 UhrWedekind notierte am 16.1.1908 seine nächtliche Abreise von Nürnberg (nach der vierten Vorstellung von „Musik“ und einem anschließenden Beisammensein mit Emil Meßthaler und der jungen Schauspielerin Gussy Holl im Hotel): „Musik. 4 Darauf mit Meßthaler und Frl. Holl im Grand Hotel. Fahre 12 Uhr 55. nach Berlin.“ [Tb] hier weg und bin Freitagder 17.1.1908, an dem Wedekind notierte: „Ankunft in Berlin.“ [Tb] Morgens zwischen 8 und 9 Uhr in Berlin. Daß Du mich abholst hat wol nicht viel Zweck, da ich vom Bahnhof sofort nach Hause zu fahren. Ich freue mich innig, Dich wiederzuhaben. Küsse Anna Pamela
Dein Frank.


15.1.8.


Langheinrichs sind heute früh um acht Uhr zurückgereist. Wir hatten Dir eine Karte geschriebeneine Bildpostkarte gemeinsam mit Anna und Max Langheinrich [vgl. Frank Wedekind, Anna von Seidlitz, Max Langheinrich an Tilly Wedekind, 14.1.1908]., die ich aber aufzugeben vergaß, da wir uns schon ein Uhr trennten.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 21 x 28 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Nürnberg
    15. Januar 1908 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
197-198
Briefnummer:
307
Kommentar:
Neuedition: Vinçon 2018, Bd.1, S. 91 (Nr. 118).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 320
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 15.1.1908. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

04.09.2023 13:18