Vergleichsansicht

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Kennung: 2942

Berlin, 15. November 1905 (Mittwoch), Zettel

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

IduschkaIda Orloff – sie „wurde allgemein ‚Iduschka‘ genannt“ und war eine ihrer „besten Freundinnen“ [Wedekind 1969, S. 40], erinnerte sich Tilly Wedekind – hatte am 29.5.1905 in der Wiener Premiere der „Büchse der Pandora“ die Rolle der Kadidja di Santa Croce gespielt [vgl. KSA 3/I, S. 548]; Frank Wedekind hat sie in diesem Zusammenhang kennengelernt. hatte leider schon ihrem BruderRudolf Weißbeck (Rudolf Siegler von Eberswald), k.k. Leutnant aus Wien, war zu Besuch bei seiner Schwester Ida Orloff in Berlin. versprochen in den WintergartenDer Wintergarten in Berlin (Dorotheenstraße 25-29) war ein 2.200 Personen fassendes Varietétheater [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Anhang: Wegweiser für die Reise, S. 51], Geschäftsführer: Max Winter und Eduard Elkan [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 2495], das gerade eine besondere Attraktion hatte, wie die Presse berichtete: „Im Wintergarten übt la belle Otéro, deren Name über die ganze Welt bekannt ist, einen fascinirenden Zauber aus. Mit echt südlichem Temperament und entzückender Grazie singt, tanzt und spielt die Spanierin.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 533, 12.11.1905, Morgen-Ausgabe, S. 6] Die als Ikone der europäischen Belle Époque berühmte spanische Tänzerin Agustina del Carmen Otero Iglesias – Künstlername: La Belle Otéro – stand auch am 15.11.1905 auf dem Programm. Während Tilly Newes im Kleinen Theater auf der Bühne stand (siehe unten), ging Wedekind allein in den Wintergarten, wie er am 15.11.1905 notierte: „Im Wintergarten treffe ich Albert Heine und Saufe mit ihm die ganze Nacht bei Habel Stallmann und im Lindenkasino.“ [Tb] Mit Tilly Newes besuchte er das Varietétheater dem Tagebuch zufolge dann am 23.11.1905 („Abends mit Tilli und Ihrer Mutter im Wintergarten“) und 15.12.1905 („Mit Tilly im Wintergarten“). zu gehen, also ist nichts für heute. Und ich habe ja ganz vergessen, dass heute GhettoTilly Newes spielte in dem Trauerspiel „Ghetto“ (1898, deutsch 1903) von Herman Heijermans, das am 11.11.1905 am Kleinen Theater in Berlin Premiere gehabt hatte, die Rolle der Rose, „das Christenmädchen, die weibliche Hauptrolle“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 46]; sie hatte ganz vergessen, dass am 15.11.1905 (Mittwoch) anstatt am 14.11.1905 (Dienstag) eine Vorstellung angesetzt war: „Im Kleinen Theater findet in Abänderung des Spielplanes die nächste Aufführung des Trauerspiels ‚Ghetto‘ von Heyermans am Mittwoch statt. Dienstag wird Wedekinds ‚Hidalla‘, mit dem Autor in der Hauptrolle, gegeben. Weitere Wiederholungen von ‚Ghetto‘ folgen am Donnerstag, Sonnabend, Sonntag Abend und nächsten Montag“ [Berliner Tageblatt, Jg. 34, Nr. 581, 14.11.1905, Morgen-Ausgabe, S. (3)]. Die Presse urteilte, „Tilli Niemann“ sei als Rose anfangs gut gewesen „im Offenbaren scheuer Befangenheit, verhaltener und gedämpfter Innigkeit des Gefühls. Später, als die Leidenschaft ihr Recht verlangte, wollten die Mittel der sympathischen Anfängerin noch nicht recht ausreichen“ [M.J. (= Monty Jacobs): Zum ersten Male: Ghetto, ein Trauerspiel in drei Aufzügen von Hermann Heyermans. In: Berliner Tageblatt, Jg. 34, Nr. 578, 12.11.1905, Sonntags-Ausgabe, S. (2)]. „Nur Tilli Niemann fand in der Rolle der armen gequälten christlichen Magd so schlichte Töne, die zum Herzen gingen.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 533, 12.11.1905, Morgen-Ausgabe, S. 7] „Tilli Niemann hob die undankbare Rolle des Dienstmädchens durch die schlicht sympathische Art ihrer Darstellung.“ [Unterhaltungsblatt des Vorwärts, Jg. 22, Nr. 222, 14.11.1905, S. 888] Wedekind hat die Premiere besucht und war anschließend mit Tilly Newes zusammen, wie er am 11.11.1905 notierte: „Abends Premiere von Ghetto. Nachher mit Tilly [...] bei Habel dann Stallmann. Tilli kommt zu mir, bleibt bis 7.“ [Tb] ist u. ich spiele! Hoffentlich findest Du diese Zeilen, damit Du nicht umsonst zu mir gehst.

Herzlichst Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Oben auf den Zettel ist mit Kopierstift von fremder Hand „05?“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 15.11.1905 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, dem Inhalt des Zettels und seiner Kontexte zufolge.

  • Schreibort

    Berlin
    15. November 1905 (Mittwoch)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
26
Briefnummer:
16
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Zettel auf „nach dem 11.11.1905“ datiert.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 15.11.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

31.08.2023 12:11
Kennung: 2942

Berlin, 15. November 1905 (Mittwoch), Zettel

Autor*in

  • Wedekind, Tilly

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

IduschkaIda Orloff – sie „wurde allgemein ‚Iduschka‘ genannt“ und war eine ihrer „besten Freundinnen“ [Wedekind 1969, S. 40], erinnerte sich Tilly Wedekind – hatte am 29.5.1905 in der Wiener Premiere der „Büchse der Pandora“ die Rolle der Kadidja di Santa Croce gespielt [vgl. KSA 3/I, S. 548]; Frank Wedekind hat sie in diesem Zusammenhang kennengelernt. hatte leider schon ihrem BruderRudolf Weißbeck (Rudolf Siegler von Eberswald), k.k. Leutnant aus Wien, war zu Besuch bei seiner Schwester Ida Orloff in Berlin. versprochen in den WintergartenDer Wintergarten in Berlin (Dorotheenstraße 25-29) war ein 2.200 Personen fassendes Varietétheater [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Anhang: Wegweiser für die Reise, S. 51], Geschäftsführer: Max Winter und Eduard Elkan [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 2495], das gerade eine besondere Attraktion hatte, wie die Presse berichtete: „Im Wintergarten übt la belle Otéro, deren Name über die ganze Welt bekannt ist, einen fascinirenden Zauber aus. Mit echt südlichem Temperament und entzückender Grazie singt, tanzt und spielt die Spanierin.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 533, 12.11.1905, Morgen-Ausgabe, S. 6] Die als Ikone der europäischen Belle Époque berühmte spanische Tänzerin Agustina del Carmen Otero Iglesias – Künstlername: La Belle Otéro – stand auch am 15.11.1905 auf dem Programm. Während Tilly Newes im Kleinen Theater auf der Bühne stand (siehe unten), ging Wedekind allein in den Wintergarten, wie er am 15.11.1905 notierte: „Im Wintergarten treffe ich Albert Heine und Saufe mit ihm die ganze Nacht bei Habel Stallmann und im Lindenkasino.“ [Tb] Mit Tilly Newes besuchte er das Varietétheater dem Tagebuch zufolge dann am 23.11.1905 („Abends mit Tilli und Ihrer Mutter im Wintergarten“) und 15.12.1905 („Mit Tilly im Wintergarten“). zu gehen, also ist nichts für heute. Und ich habe ja ganz vergessen, dass heute GhettoTilly Newes spielte in dem Trauerspiel „Ghetto“ (1898, deutsch 1903) von Herman Heijermans, das am 11.11.1905 am Kleinen Theater in Berlin Premiere gehabt hatte, die Rolle der Rose, „das Christenmädchen, die weibliche Hauptrolle“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 46]; sie hatte ganz vergessen, dass am 15.11.1905 (Mittwoch) anstatt am 14.11.1905 (Dienstag) eine Vorstellung angesetzt war: „Im Kleinen Theater findet in Abänderung des Spielplanes die nächste Aufführung des Trauerspiels ‚Ghetto‘ von Heyermans am Mittwoch statt. Dienstag wird Wedekinds ‚Hidalla‘, mit dem Autor in der Hauptrolle, gegeben. Weitere Wiederholungen von ‚Ghetto‘ folgen am Donnerstag, Sonnabend, Sonntag Abend und nächsten Montag“ [Berliner Tageblatt, Jg. 34, Nr. 581, 14.11.1905, Morgen-Ausgabe, S. (3)]. Die Presse urteilte, „Tilli Niemann“ sei als Rose anfangs gut gewesen „im Offenbaren scheuer Befangenheit, verhaltener und gedämpfter Innigkeit des Gefühls. Später, als die Leidenschaft ihr Recht verlangte, wollten die Mittel der sympathischen Anfängerin noch nicht recht ausreichen“ [M.J. (= Monty Jacobs): Zum ersten Male: Ghetto, ein Trauerspiel in drei Aufzügen von Hermann Heyermans. In: Berliner Tageblatt, Jg. 34, Nr. 578, 12.11.1905, Sonntags-Ausgabe, S. (2)]. „Nur Tilli Niemann fand in der Rolle der armen gequälten christlichen Magd so schlichte Töne, die zum Herzen gingen.“ [Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 533, 12.11.1905, Morgen-Ausgabe, S. 7] „Tilli Niemann hob die undankbare Rolle des Dienstmädchens durch die schlicht sympathische Art ihrer Darstellung.“ [Unterhaltungsblatt des Vorwärts, Jg. 22, Nr. 222, 14.11.1905, S. 888] Wedekind hat die Premiere besucht und war anschließend mit Tilly Newes zusammen, wie er am 11.11.1905 notierte: „Abends Premiere von Ghetto. Nachher mit Tilly [...] bei Habel dann Stallmann. Tilli kommt zu mir, bleibt bis 7.“ [Tb] ist u. ich spiele! Hoffentlich findest Du diese Zeilen, damit Du nicht umsonst zu mir gehst.

Herzlichst Tilly

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 11 x 17,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Oben auf den Zettel ist mit Kopierstift von fremder Hand „05?“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 15.11.1905 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, dem Inhalt des Zettels und seiner Kontexte zufolge.

  • Schreibort

    Berlin
    15. November 1905 (Mittwoch)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Briefwechsel 1905‒1918. Band 1: Briefe

Autor:
Frank Wedekind, Tilly Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon
Verlag:
Göttingen: Wallstein
Jahrgang:
2018
Seitenangabe:
26
Briefnummer:
16
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Zettel auf „nach dem 11.11.1905“ datiert.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 221
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 15.11.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

31.08.2023 12:11