Vergleichsansicht

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Kennung: 286

Dresden, 14. September 1884 (Sonntag), Postkarte

Autor*in

  • Greyerz, Minna von

Adressat*in

  • Wedekind, Emilie (Mati)
  • Wedekind, Friedrich Wilhelm
  • Wedekind, Erika (Mieze)
  • Wedekind, Donald (Doda)
  • Wedekind, Frank
  • Wedekind, Armin (Hami)
  • Wedekind, Emilie
 
 

Inhalt

DEUTSCHE REICHSPOST
POSTKARTE


An
Familie Wedekind
auf Schloß Lenzburg
Schweiz |


Meine Lieben! Fröhlichen guten Morgen rufe ich Euch zu; mich selbst hat Armins Briefnicht überliefert. wieder so vergnügt gemacht, ich erhielt ihn soeben als Sonntagsmorgengruß. Herzlichen Dank dafür,/./ Wann wird sich Bab/Fran/klin herablassen seinem Beispiel zu folgen? Und Mietzelefamiliärer Kosename von Erika Wedekind. & Dodafamiliärer Kosename von Donald Wedekind.? Grüßt mir alle lieben Bekannten die Euch als zu besuchen kommen. Ich kann gar nicht recht schreiben, es schwatzen Alle um mich herum – entsetzlich! – Wie Ihr bereits aus meinen vorigen Briefennicht überlieferte Korrespondenzstücke an Mitglieder der Familie Wedekind. – Minna von Greyerz war Ende August 1884 von Lenzburg nach Dresden gezogen, um dort am "Königlichen Conservatorium für Musik" Klavier und Gesang (für künftige Lehrerinnen) zu studieren. ersehen konntet, geht es mir so weit recht gut, nicht daß mir nichts mehr zu wünschen übrig bliebe, im Gegentheil, man macht in einer Großstadt plötzlich andre Ansprüche, hat mehr Bedürfnisse, es steigern sich die Wünsche in geistiger Beziehung besonders. Wenn Ihr mich nun spielen u singen hörtet, ihr würdet beinah auf den Kopf stehen, denn ich übe nicht anders, denn jede Anfängerin u das ist vorderhand schrecklich langweilig, wenigstens fürs Clavier besonders langweilig. In den übrigen FächerSchreibversehen, statt: Fächern. giebt es meist viel zu schreiben. Daneben giebt es natürlich viel Abwechslung, man sieht u hört so viel im Tag, wie in Lenzburg kaum in einem Monat. Sob/e/ben komme ich aus der katholischen KircheWie die Presse berichtete gab am 14.9.1884 der Dirigent der Kirchenmusik Prof. Dr. Wüllner nach mehrjähriger Tätigkeit sein Abschiedskonzert in der Katholischen Hofkirche [vgl. Dresdner Nachrichten, Jg. 29, Nr. 258, 14.9.1884, S. 3]. u habe die Cmoll MesseBeethoven hat 2 Messen komponiert, eine C-Dur Messe und die unter dem Namen „Missa solemnis“ bekannte Messe in D-Dur. Letztere hörte Minna von Greyerz, wie aus dem gedruckten Konzert-Programm hervorgeht: „Heute (Sonntag) kommen in der Katholischen Hofkirche zur Aufführung: Missa von Beethoven, ‚Ave Maria‘ von Cherubini, ‚Laudate‘ von Mozart, Vesper für 8 Stimmen von Kretschmer.“ [Dresdner Nachrichten, Jg. 29, Nr. 258, 14.9.1884, S. 3]. von Beethoven gehört, doch wurde leider der musikalische Genuß durch die beklemmenden, beengende Ceremonien ziemlich gedämpft, denn ich stand im Menschengedränge u mußte somit zusehen, statt wie ich lieber gewollt hätte, mich in einen stillen Winkel zu setzen. Vorhin bekam ich auch von AnnyAnny Barck aus Freiburg im Breisgau, die im Sommer 1883 zu Besuch in Lenzburg war; die Korrespondenz der Freundinnen ist nicht ermittelt. wieder Nachrichten. Ach nicht wahr ich bekomme von Euch Allen, (vielleicht gar von Onkel WFrank Wedekinds Vater Friedrich Wilhelm. Briefe auf den 27 Oktober? Denn an diesem, meinem JahrestageAm 27.10.1884 wurde Minna von Greyerz 23 Jahre alt. schmachte ich um so mehr nach Nachrichten von zu Haus, als ich dies Mal still und unf einsam mein Wiegenfest begehen werde. Verzeiht daß ich Euch nicht mehr erzählt habe. Nächste Woche könnt ihr wieder Briefe bei Mutterle holen. Hat Franklin O. Plümachers BuchOlga Plümachers philosophische Untersuchung „Der Pessimismus in Vergangenheit und Gegenwart“ (1884), von dem sie je ein Exemplar an Frank Wedekind und an seine Mutter Emilie schenkte. geholt? Sonst hole er’s bei uns zu Hause. Mit herzlichen Grüßen an Euch Alle
Eure Minna.


[Am linken Rand um 90 Grad gedreht:]

Dresden Sonntag Sept. 1884.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 7 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit 1 aufgedruckten und 1 aufgeklebten Briefmarke von je 5 Pfennig versehen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 14.9.1884 ist durch inhaltliche Implikationen und den Postausgangsstempel als Schreibdatum sicher erschlossen.

Uhrzeit im Postausgangsstempel: „9 – 9 ½ N.“ (= 21-21.30).

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
Wedekind-Archiv B, Schachtel 11, Mappe 6, Autographen
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Minna von Greyerz an Emilie (Mati) Wedekind, Friedrich Wilhelm Wedekind, Erika (Mieze) Wedekind, Donald (Doda) Wedekind, Frank Wedekind, Armin (Hami) Wedekind, Emilie Wedekind, 14.9.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

03.01.2024 13:46
Kennung: 286

Dresden, 14. September 1884 (Sonntag), Postkarte

Autor*in

  • Greyerz, Minna von

Adressat*in

  • Wedekind, Emilie (Mati)
  • Wedekind, Friedrich Wilhelm
  • Wedekind, Erika (Mieze)
  • Wedekind, Donald (Doda)
  • Wedekind, Frank
  • Wedekind, Armin (Hami)
  • Wedekind, Emilie
 
 

Inhalt

DEUTSCHE REICHSPOST
POSTKARTE


An
Familie Wedekind
auf Schloß Lenzburg
Schweiz |


Meine Lieben! Fröhlichen guten Morgen rufe ich Euch zu; mich selbst hat Armins Briefnicht überliefert. wieder so vergnügt gemacht, ich erhielt ihn soeben als Sonntagsmorgengruß. Herzlichen Dank dafür,/./ Wann wird sich Bab/Fran/klin herablassen seinem Beispiel zu folgen? Und Mietzelefamiliärer Kosename von Erika Wedekind. & Dodafamiliärer Kosename von Donald Wedekind.? Grüßt mir alle lieben Bekannten die Euch als zu besuchen kommen. Ich kann gar nicht recht schreiben, es schwatzen Alle um mich herum – entsetzlich! – Wie Ihr bereits aus meinen vorigen Briefennicht überlieferte Korrespondenzstücke an Mitglieder der Familie Wedekind. – Minna von Greyerz war Ende August 1884 von Lenzburg nach Dresden gezogen, um dort am "Königlichen Conservatorium für Musik" Klavier und Gesang (für künftige Lehrerinnen) zu studieren. ersehen konntet, geht es mir so weit recht gut, nicht daß mir nichts mehr zu wünschen übrig bliebe, im Gegentheil, man macht in einer Großstadt plötzlich andre Ansprüche, hat mehr Bedürfnisse, es steigern sich die Wünsche in geistiger Beziehung besonders. Wenn Ihr mich nun spielen u singen hörtet, ihr würdet beinah auf den Kopf stehen, denn ich übe nicht anders, denn jede Anfängerin u das ist vorderhand schrecklich langweilig, wenigstens fürs Clavier besonders langweilig. In den übrigen FächerSchreibversehen, statt: Fächern. giebt es meist viel zu schreiben. Daneben giebt es natürlich viel Abwechslung, man sieht u hört so viel im Tag, wie in Lenzburg kaum in einem Monat. Sob/e/ben komme ich aus der katholischen KircheWie die Presse berichtete gab am 14.9.1884 der Dirigent der Kirchenmusik Prof. Dr. Wüllner nach mehrjähriger Tätigkeit sein Abschiedskonzert in der Katholischen Hofkirche [vgl. Dresdner Nachrichten, Jg. 29, Nr. 258, 14.9.1884, S. 3]. u habe die Cmoll MesseBeethoven hat 2 Messen komponiert, eine C-Dur Messe und die unter dem Namen „Missa solemnis“ bekannte Messe in D-Dur. Letztere hörte Minna von Greyerz, wie aus dem gedruckten Konzert-Programm hervorgeht: „Heute (Sonntag) kommen in der Katholischen Hofkirche zur Aufführung: Missa von Beethoven, ‚Ave Maria‘ von Cherubini, ‚Laudate‘ von Mozart, Vesper für 8 Stimmen von Kretschmer.“ [Dresdner Nachrichten, Jg. 29, Nr. 258, 14.9.1884, S. 3]. von Beethoven gehört, doch wurde leider der musikalische Genuß durch die beklemmenden, beengende Ceremonien ziemlich gedämpft, denn ich stand im Menschengedränge u mußte somit zusehen, statt wie ich lieber gewollt hätte, mich in einen stillen Winkel zu setzen. Vorhin bekam ich auch von AnnyAnny Barck aus Freiburg im Breisgau, die im Sommer 1883 zu Besuch in Lenzburg war; die Korrespondenz der Freundinnen ist nicht ermittelt. wieder Nachrichten. Ach nicht wahr ich bekomme von Euch Allen, (vielleicht gar von Onkel WFrank Wedekinds Vater Friedrich Wilhelm. Briefe auf den 27 Oktober? Denn an diesem, meinem JahrestageAm 27.10.1884 wurde Minna von Greyerz 23 Jahre alt. schmachte ich um so mehr nach Nachrichten von zu Haus, als ich dies Mal still und unf einsam mein Wiegenfest begehen werde. Verzeiht daß ich Euch nicht mehr erzählt habe. Nächste Woche könnt ihr wieder Briefe bei Mutterle holen. Hat Franklin O. Plümachers BuchOlga Plümachers philosophische Untersuchung „Der Pessimismus in Vergangenheit und Gegenwart“ (1884), von dem sie je ein Exemplar an Frank Wedekind und an seine Mutter Emilie schenkte. geholt? Sonst hole er’s bei uns zu Hause. Mit herzlichen Grüßen an Euch Alle
Eure Minna.


[Am linken Rand um 90 Grad gedreht:]

Dresden Sonntag Sept. 1884.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 7 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit 1 aufgedruckten und 1 aufgeklebten Briefmarke von je 5 Pfennig versehen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 14.9.1884 ist durch inhaltliche Implikationen und den Postausgangsstempel als Schreibdatum sicher erschlossen.

Uhrzeit im Postausgangsstempel: „9 – 9 ½ N.“ (= 21-21.30).

Informationen zum Standort

Aargauer Kantonsbibliothek

Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Wedekind-Archiv
Signatur des Dokuments:
Wedekind-Archiv B, Schachtel 11, Mappe 6, Autographen
Standort:
Aargauer Kantonsbibliothek (Aarau)

Danksagung

Wir danken der Aargauer Kantonsbibliothek für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Minna von Greyerz an Emilie (Mati) Wedekind, Friedrich Wilhelm Wedekind, Erika (Mieze) Wedekind, Donald (Doda) Wedekind, Frank Wedekind, Armin (Hami) Wedekind, Emilie Wedekind, 14.9.1884. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

03.01.2024 13:46