Vergleichsansicht

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Kennung: 2821

Franzensbad, 28. Juli 1905 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Denk, Berthe Marie

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

FranzensbadVilla Wilhelm Tell

Juli 05.


Mein Liebster!

Ich habe Deine beiden Briefenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Berthe Marie Denk, 16.7.1905 (sowie ein weiterer nicht überlieferter Brief). erhalten, da es mir aber mit meiner Gesundheit nicht sehr rosig geht, so bin ich immer sehr schlecht gelaunt u. habe zu gar nichts Lust! Bin seit ein paar Tagen hier u. nehme BäderFranzensbad war ein „überwiegend von Frauen besuchter Badeort mit zwölf Mineralquellen zum Trinken und Baden“ [Karl Baedeker: Handbuch für Reisende. Süddeutschland. Oberrhein, Baden, Württemberg, Bayern und die angrenzenden Teile von Österreich. Leipzig 1906, S. 346]., die mich wieder derart angreifen, dass ich mich kaum auf | den Beinen halten kann. Ich will Dir aber wirklich nicht so viel unerfreuliches von mir sagen! ‒

In was trittst Du denn auf im Intimen TheaterWedekind hatte einen Gastspielvertrag am Intimen Theater (dem früheren Kabarett Die Sieben Tantenmörder), wo er vom 6.7.1905 – „von heute Donnerstag, 6. Juli, ab finden Vorstellungen statt mit Frank Wedekind als Gast und der beliebten Mary Irber im Münchener Künstlerkabarett (Intimes Theater, Parterre-Kaim-Saal)“ [Intimes Theater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 313, 7.7.1905, General-Anzeiger, S. 6] – bis 31.7.1905 täglich auftrat [vgl. Tb].? Bist Du schon mägerermagerer. Wedekind fand sich zu korpulent und suchte abzunehmen.? Meinetwegen brauchst Du nicht mägerer zu werden, denn Dein Bauch passt zu Deinem Schlemmer Cäsarenschädel sehr gut! Mir gefällst Du wie Du bist, wenn Du es wissen willst! Ich hei|rate Dich auch ganz bestimmt! ‒ ‒

Du, ich freu mich so kindisch auf meinen CardinalBerthe Marie Denk bezieht sich auf Raffaels Bildnis des Tommaso Inghirami in roter Robe, das Wedekind ihr kopieren zu lassen versprochen hat – sie hatte schon zweimal nachgefragt [vgl. Berthe Marie Denk an Wedekind, 7.7.1905 und 11.7.1905] und Wedekind hatte ihr erklärt, die Kopie sei noch nicht fertig [vgl. Wedekind an Berthe Marie Denk, 14.7.1905]., ist esdas Bild. bald fertig? ‒

Ich bleibe 4 – 5 Wochen hier, dann gehe ich zur Nachcur nach Steiermark! Auch gehe ich alle Tage mit einem Roman zu Bett! Ich möchte so gerne ganz gesund werden! Meine rechte Lunge ist wieder sehr launisch! ‒ Was hast Du denn noch für ein schöneres Geschenk für mich bereit? Du schriebst | einmalvgl. Wedekind an Berthe Marie Denk, 14.7.1905. so was ähnliches davon! ‒

Gehst Du noch öfters in die Odeon BarBerthe Marie Denk hat während ihres viertägigen Besuchs bei Wedekind in München (28.6.1905 bis 1.7.1905) mit ihm zweimal die Odeon Bar (Briennerstraße 4) aufgesucht, so dem Tagebuch zufolge am 29.6.1905 („Diner in der Odeonsbar“) und 1.7.1905 („Wir dinieren in der Odeonsbar [...].Wir fahren zum Bahnhof, dann ich in die Odeonsbar. Sie reist ab nach Wien“).? ‒

Was macht Basil? Denk Dir, ich habe total vergessen wie die alleBerthe Marie Denk hat während ihres Besuchs bei Wedekind in München (28.6.1905 bis 1.7.1905), als sie mit ihm dem Tagebuch zufolge am 28.6.1905 offenbar nach dem Hoftheater-Restaurant das Münchner Hoftheater aufsuchte („Hoftheaterrestaurant. Dann zu Basil. Grete Swoboda Anna Feldhammer Buschbek, Waldau e.ct.“), Fritz Basil kennengelernt, den Regisseur und Hofschauspieler, der Wedekind Schauspielunterricht erteilte, sowie die Hofschauspielerin Margarete Swoboda, den für die Kostüme am Hoftheater verantwortlichen Maler Hermann Buschbek und den Hofschauspieler Gustav Waldau [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 182], außerdem Anna Feldhammer, ehemals Mitglied des Münchner Hofschauspiels [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 438], die nun als Schauspielerin am Schillertheater in Berlin tätig war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 275]. aussahen! Ich kann mir keines der Gesichter vergegenwärtigen! Nur die schielenden Augen von Frl. Feldhammer verfolgen mich! ‒

Nun leb wohl u. schreibe mir bald!

Deine
Braut.


Bitte schreibe Frau nicht Fräulein auf die Adresse.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Wedekind hat oben auf Seite 1 mit blauem Buntstift das Datum „29.7.5“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 28.7.1905 ist als Ankerdatum gesetzt – das wahrscheinliche Schreibdatum nach Wedekinds auf dem Brief notiertem Empfangsdatum 29.7.1905, einen Tag für den Postweg von Franzensbad nach München gerechnet. Monat („Juli“) und Jahr („05“) sind durch den Brief belegt.

  • Schreibort

    Franzensbad
    28. Juli 1905 (Freitag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Franzensbad
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    29. Juli 1905 (Samstag)

Erstdruck

Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur, Heft 131/132: Frank Wedekind

Titel des Aufsatzes:
Eine Liebe von Frank. Der Briefwechsel zwischen Frank Wedekind und Berthe Marie Denk
Herausgeber:
Elinor Waldmann
Verlag:
München: edition text + kritik
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
110-111
Briefnummer:
16
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Brief auf den 29.7.1905 datiert.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 31
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Berthe Marie Denk an Frank Wedekind, 28.7.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

27.10.2024 12:32
Kennung: 2821

Franzensbad, 28. Juli 1905 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Denk, Berthe Marie

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

FranzensbadVilla Wilhelm Tell

Juli 05.


Mein Liebster!

Ich habe Deine beiden Briefenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Berthe Marie Denk, 16.7.1905 (sowie ein weiterer nicht überlieferter Brief). erhalten, da es mir aber mit meiner Gesundheit nicht sehr rosig geht, so bin ich immer sehr schlecht gelaunt u. habe zu gar nichts Lust! Bin seit ein paar Tagen hier u. nehme BäderFranzensbad war ein „überwiegend von Frauen besuchter Badeort mit zwölf Mineralquellen zum Trinken und Baden“ [Karl Baedeker: Handbuch für Reisende. Süddeutschland. Oberrhein, Baden, Württemberg, Bayern und die angrenzenden Teile von Österreich. Leipzig 1906, S. 346]., die mich wieder derart angreifen, dass ich mich kaum auf | den Beinen halten kann. Ich will Dir aber wirklich nicht so viel unerfreuliches von mir sagen! ‒

In was trittst Du denn auf im Intimen TheaterWedekind hatte einen Gastspielvertrag am Intimen Theater (dem früheren Kabarett Die Sieben Tantenmörder), wo er vom 6.7.1905 – „von heute Donnerstag, 6. Juli, ab finden Vorstellungen statt mit Frank Wedekind als Gast und der beliebten Mary Irber im Münchener Künstlerkabarett (Intimes Theater, Parterre-Kaim-Saal)“ [Intimes Theater. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 58, Nr. 313, 7.7.1905, General-Anzeiger, S. 6] – bis 31.7.1905 täglich auftrat [vgl. Tb].? Bist Du schon mägerermagerer. Wedekind fand sich zu korpulent und suchte abzunehmen.? Meinetwegen brauchst Du nicht mägerer zu werden, denn Dein Bauch passt zu Deinem Schlemmer Cäsarenschädel sehr gut! Mir gefällst Du wie Du bist, wenn Du es wissen willst! Ich hei|rate Dich auch ganz bestimmt! ‒ ‒

Du, ich freu mich so kindisch auf meinen CardinalBerthe Marie Denk bezieht sich auf Raffaels Bildnis des Tommaso Inghirami in roter Robe, das Wedekind ihr kopieren zu lassen versprochen hat – sie hatte schon zweimal nachgefragt [vgl. Berthe Marie Denk an Wedekind, 7.7.1905 und 11.7.1905] und Wedekind hatte ihr erklärt, die Kopie sei noch nicht fertig [vgl. Wedekind an Berthe Marie Denk, 14.7.1905]., ist esdas Bild. bald fertig? ‒

Ich bleibe 4 – 5 Wochen hier, dann gehe ich zur Nachcur nach Steiermark! Auch gehe ich alle Tage mit einem Roman zu Bett! Ich möchte so gerne ganz gesund werden! Meine rechte Lunge ist wieder sehr launisch! ‒ Was hast Du denn noch für ein schöneres Geschenk für mich bereit? Du schriebst | einmalvgl. Wedekind an Berthe Marie Denk, 14.7.1905. so was ähnliches davon! ‒

Gehst Du noch öfters in die Odeon BarBerthe Marie Denk hat während ihres viertägigen Besuchs bei Wedekind in München (28.6.1905 bis 1.7.1905) mit ihm zweimal die Odeon Bar (Briennerstraße 4) aufgesucht, so dem Tagebuch zufolge am 29.6.1905 („Diner in der Odeonsbar“) und 1.7.1905 („Wir dinieren in der Odeonsbar [...].Wir fahren zum Bahnhof, dann ich in die Odeonsbar. Sie reist ab nach Wien“).? ‒

Was macht Basil? Denk Dir, ich habe total vergessen wie die alleBerthe Marie Denk hat während ihres Besuchs bei Wedekind in München (28.6.1905 bis 1.7.1905), als sie mit ihm dem Tagebuch zufolge am 28.6.1905 offenbar nach dem Hoftheater-Restaurant das Münchner Hoftheater aufsuchte („Hoftheaterrestaurant. Dann zu Basil. Grete Swoboda Anna Feldhammer Buschbek, Waldau e.ct.“), Fritz Basil kennengelernt, den Regisseur und Hofschauspieler, der Wedekind Schauspielunterricht erteilte, sowie die Hofschauspielerin Margarete Swoboda, den für die Kostüme am Hoftheater verantwortlichen Maler Hermann Buschbek und den Hofschauspieler Gustav Waldau [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 182], außerdem Anna Feldhammer, ehemals Mitglied des Münchner Hofschauspiels [vgl. Neuer Theater-Almanach 1904, S. 438], die nun als Schauspielerin am Schillertheater in Berlin tätig war [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 275]. aussahen! Ich kann mir keines der Gesichter vergegenwärtigen! Nur die schielenden Augen von Frl. Feldhammer verfolgen mich! ‒

Nun leb wohl u. schreibe mir bald!

Deine
Braut.


Bitte schreibe Frau nicht Fräulein auf die Adresse.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 12,5 x 20 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Wedekind hat oben auf Seite 1 mit blauem Buntstift das Datum „29.7.5“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 28.7.1905 ist als Ankerdatum gesetzt – das wahrscheinliche Schreibdatum nach Wedekinds auf dem Brief notiertem Empfangsdatum 29.7.1905, einen Tag für den Postweg von Franzensbad nach München gerechnet. Monat („Juli“) und Jahr („05“) sind durch den Brief belegt.

  • Schreibort

    Franzensbad
    28. Juli 1905 (Freitag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Franzensbad
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    29. Juli 1905 (Samstag)

Erstdruck

Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur, Heft 131/132: Frank Wedekind

Titel des Aufsatzes:
Eine Liebe von Frank. Der Briefwechsel zwischen Frank Wedekind und Berthe Marie Denk
Herausgeber:
Elinor Waldmann
Verlag:
München: edition text + kritik
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
110-111
Briefnummer:
16
Kommentar:
Im Erstdruck ist der Brief auf den 29.7.1905 datiert.
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 31
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Berthe Marie Denk an Frank Wedekind, 28.7.1905. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

27.10.2024 12:32