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Kennung: 2819

Straßburg, 29. November 1882 (Mittwoch), Postkarte

Autor*in

  • Schmidt, Carl

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

WELTPOSTVEREIN. (UNION POSTALE UNIVERSELLE.)
POSTKARTE AUS DEUTSCHLAND.
(ALLEMAGNE.)


An Herrn Franklin Wedekind.
GymnasiastWedekind besuchte die III. Klasse des Gymnasiums der Kantonsschule Aarau.
Aarau.
Schweiz. |


Mein Lieber!

Zu einem Briefe bringe ich es nicht, allein auf diese Carte will ich so viel wie möglich schreiben. Es ist für mich eine ausgemachte Sache, dass du mich in den Neujahrferien besuchstCarl Schmidt hatte die Einladung an Wedekind kurz nach Ankunft in Straßburg ausgesprochen [vgl. Carl Schmidt an Wedekind, 18.10.1882] und kam in der weiteren Korrespondenz immer wieder darauf zu sprechen.. Mehr wie 20 Frs kostet dich ein dreitägiger Aufenthalt sammt Reise hieher nicht. Du schläfst u issest bei mir. Dieses Neujahrgeschenk erbitte dir von deinem Papa. Denke dir, wie schön es wäre einige Stunden zusammen durchzuschwindelndurchmogeln; durchlügen., zu jubeln in die oede Welt hinein. Ich habe so etwas nöthig. Von Arbeit bin ich ganz gehörig bedrängt, bin aber zufrieden theilweise oft recht froelich. Ich habe nur Collegien oder SeminarienCarl Schmidt studierte Naturwissenschaften an der Universität Straßburg., keine Laboratorien, also meine ganze Thätigkeit ist eine aufsaugende, ein Buch um’s andere wird tropfenweise eingenommen. Dass diese Art u Weise die Natur zu studiren äusserst langweilig unter Umständen ist, begreifst du, da du ja natürlich auch keine andere kennst. Nächsten Sommer aber, werde ich beinahe nur practisch arbeiten. Nun, wie dem auch sei, ich finde es wenigstens jede Woche 2 mal für nöthig den Bücherstaub hinabzuschwenken, freilich am andern Tage geht es dann wieder immer im alten Gleise weiter. Professoren u Hülfsmittel in jeder Beziehung könnte ich nicht besser wünschen. – Es thut mir leid, dass ich dir mit jenem AuftrageWedekind sollte ein gebrauchtes Exemplar der neuesten Auflage (1881) von Prantls „Lehrbuch der Botanik“ für mittlere und höhere Lehranstalten einem jüngeren Kantonsschüler abkaufen und Carl Schmidt nach Straßburg schicken [vgl. Carl Schmidt an Wedekind, 1.11.1882]. umsonst Mühen u. Kosten verursacht habe, kannst du das gewünschte Buch IV. Aufl. auftreiben, so gieb es Fritz Kraft, der es dann von zu HauseWedekinds Klassenkamerad Fritz Kraft kam, wie Carl Schmidt, aus Brugg. mit anderem Zeugs schicken lassen kann. Auch an Fr. Kraft meinen Dank. – Ueberlege dir die Geschichte genau, Zeit, meinen Plan aus/z/uführen hast du, das Geld ist auch kein Vermögen, das du nicht aufbringen könntest, Nutzen u Vergnügen für Dich u mich sind gross! – Sei überzeugt, dass ich oft an dich denke, dir alles Gute wünsche u dein alter Carl bleibe.


Wo der FuchsStraße in Straßburg; Adresse von Carl Schmidt; (frz.) Rue renard préchant aux canards. den Enten predigt

29. Nov. 82


[Am rechten Rand um 90 Grad gedreht:]


Mein Lieber! Habe Geduld, nächstes Frühjahr bist du ja schon in der QuartaDie IV. Klasse (lat. Quarta), in die Wedekind im April 1883 versetzt wurde, war die Abschlussklasse der Gymnasiasten. Wedekind erhielt das Maturazeugnis am 10.4.1884 [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 27]. u dann ist es bald fertig.


[Am linken Rand um 270 Grad gedreht:]


Grüsse an die BruggerDas waren Wedekinds Klassenkameraden Fritz Kraft und Jakob Horlacher (III. Klasse) sowie Hermann Blattner aus der I. Klasse des Gymnasiums und Emil Wespi, ein Schüler der II. Klasse der Gewerbeschule [vgl. Programm der Aargauischen Kantonsschule. Schuljahr 1882/83, S. 11f.]..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 9 x 14 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 10 Pfennig frankiert. Wedekind hat mit Bleistift das Datum „29.II.82“ auf die Vorderseite der Postkarte notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel: „10 – 11 V“ (= 10 bis 11 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel: „IX“ (= 9 Uhr).

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 157
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Carl Schmidt an Frank Wedekind, 29.11.1882. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

25.03.2024 11:58
Kennung: 2819

Straßburg, 29. November 1882 (Mittwoch), Postkarte

Autor*in

  • Schmidt, Carl

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

WELTPOSTVEREIN. (UNION POSTALE UNIVERSELLE.)
POSTKARTE AUS DEUTSCHLAND.
(ALLEMAGNE.)


An Herrn Franklin Wedekind.
GymnasiastWedekind besuchte die III. Klasse des Gymnasiums der Kantonsschule Aarau.
Aarau.
Schweiz. |


Mein Lieber!

Zu einem Briefe bringe ich es nicht, allein auf diese Carte will ich so viel wie möglich schreiben. Es ist für mich eine ausgemachte Sache, dass du mich in den Neujahrferien besuchstCarl Schmidt hatte die Einladung an Wedekind kurz nach Ankunft in Straßburg ausgesprochen [vgl. Carl Schmidt an Wedekind, 18.10.1882] und kam in der weiteren Korrespondenz immer wieder darauf zu sprechen.. Mehr wie 20 Frs kostet dich ein dreitägiger Aufenthalt sammt Reise hieher nicht. Du schläfst u issest bei mir. Dieses Neujahrgeschenk erbitte dir von deinem Papa. Denke dir, wie schön es wäre einige Stunden zusammen durchzuschwindelndurchmogeln; durchlügen., zu jubeln in die oede Welt hinein. Ich habe so etwas nöthig. Von Arbeit bin ich ganz gehörig bedrängt, bin aber zufrieden theilweise oft recht froelich. Ich habe nur Collegien oder SeminarienCarl Schmidt studierte Naturwissenschaften an der Universität Straßburg., keine Laboratorien, also meine ganze Thätigkeit ist eine aufsaugende, ein Buch um’s andere wird tropfenweise eingenommen. Dass diese Art u Weise die Natur zu studiren äusserst langweilig unter Umständen ist, begreifst du, da du ja natürlich auch keine andere kennst. Nächsten Sommer aber, werde ich beinahe nur practisch arbeiten. Nun, wie dem auch sei, ich finde es wenigstens jede Woche 2 mal für nöthig den Bücherstaub hinabzuschwenken, freilich am andern Tage geht es dann wieder immer im alten Gleise weiter. Professoren u Hülfsmittel in jeder Beziehung könnte ich nicht besser wünschen. – Es thut mir leid, dass ich dir mit jenem AuftrageWedekind sollte ein gebrauchtes Exemplar der neuesten Auflage (1881) von Prantls „Lehrbuch der Botanik“ für mittlere und höhere Lehranstalten einem jüngeren Kantonsschüler abkaufen und Carl Schmidt nach Straßburg schicken [vgl. Carl Schmidt an Wedekind, 1.11.1882]. umsonst Mühen u. Kosten verursacht habe, kannst du das gewünschte Buch IV. Aufl. auftreiben, so gieb es Fritz Kraft, der es dann von zu HauseWedekinds Klassenkamerad Fritz Kraft kam, wie Carl Schmidt, aus Brugg. mit anderem Zeugs schicken lassen kann. Auch an Fr. Kraft meinen Dank. – Ueberlege dir die Geschichte genau, Zeit, meinen Plan aus/z/uführen hast du, das Geld ist auch kein Vermögen, das du nicht aufbringen könntest, Nutzen u Vergnügen für Dich u mich sind gross! – Sei überzeugt, dass ich oft an dich denke, dir alles Gute wünsche u dein alter Carl bleibe.


Wo der FuchsStraße in Straßburg; Adresse von Carl Schmidt; (frz.) Rue renard préchant aux canards. den Enten predigt

29. Nov. 82


[Am rechten Rand um 90 Grad gedreht:]


Mein Lieber! Habe Geduld, nächstes Frühjahr bist du ja schon in der QuartaDie IV. Klasse (lat. Quarta), in die Wedekind im April 1883 versetzt wurde, war die Abschlussklasse der Gymnasiasten. Wedekind erhielt das Maturazeugnis am 10.4.1884 [vgl. Vinçon 2021, Bd. 2, S. 27]. u dann ist es bald fertig.


[Am linken Rand um 270 Grad gedreht:]


Grüsse an die BruggerDas waren Wedekinds Klassenkameraden Fritz Kraft und Jakob Horlacher (III. Klasse) sowie Hermann Blattner aus der I. Klasse des Gymnasiums und Emil Wespi, ein Schüler der II. Klasse der Gewerbeschule [vgl. Programm der Aargauischen Kantonsschule. Schuljahr 1882/83, S. 11f.]..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 9 x 14 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 10 Pfennig frankiert. Wedekind hat mit Bleistift das Datum „29.II.82“ auf die Vorderseite der Postkarte notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Uhrzeit im Postausgangsstempel: „10 – 11 V“ (= 10 bis 11 Uhr). Uhrzeit im Posteingangsstempel: „IX“ (= 9 Uhr).

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 157
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Carl Schmidt an Frank Wedekind, 29.11.1882. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

25.03.2024 11:58