Bitte wählen Sie je ein Dokument für die linke und rechte Seite über die Eingabefelder aus.
Mein
lieber Frank!
Vor wenigen Tagen erhielt ich von Kurt Wolff, Leipzig
Nachricht Der Brief Kurt Wolffs an Friedrich Strindberg ist nicht überliefert. Friedrich Strindberg hatte beim Leipziger Kurt Wolff Verlag wegen einer Publikation seines Stücks „Menschenrecht“ angefragt [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 29.4.1914]., daß er infolge vollständiger Überfüllung mich vorläufig nicht
verlegen kann. Von einem Wiener BesuchDie Identität des Ehepaars ist nicht ermittelt, vermutlich die Eltern von Friedrich Strindbergs Wiener Mitschülers [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 9.5.1914]. hörte ich von Deinem
Nunmehr werde ich mich – aber erst mit Deiner Erlaubnis – an
R. M. Meyer, Berlin wenden, an den gepriesenen Verleger Gemeint ist hier der Schriftsteller und Verleger Alfred Richard Meyer, dessen Initialen Friedrich Strindberg mit denen des Berliner Germanisten Richard Moritz Meyer verwechselte. Meyer führte seit 1907 den A. R. Meyer Verlag in Berlin-Wilmersdorf. Dort erschienen 1913 die „Hebräischen Balladen“ von Else Lasker-Schüler, die auf den Umschlagseiten der „Fackel“ wiederholt mit Annoncen beworben wurden. von Else
Lasker-Schüler. Da Kraus ihn einst im Zusammenhang günstig für „Anfänger“
besprachÄußerungen von Karl Kraus über den A. R. Meyer Verlag ließen sich nicht nachweisen., | stach er mir in die Augen. Jedoch kann ich und werde es eventuell
tun,
Gleichzeitig habe ich in den letzten Tagen den Plan eines
Stückes von einer Ausführung dieses Vorhabens ist nichts bekannt. gefaßt, das aber objektiv sein soll – im höchsten Grad! „Epiphaniachristliches Fest von der Erscheinung des Herrn am 6. Januar..“
Die Ruhe einer jungen Ehe scheitert an der Frau, deren „Menschwerdung“So auch der Alternativtitel von Friedrich Strindbergs nicht überliefertem Dramenmanuskript „Triton“ [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 5.12.1913], das „das Übergehen von Gott zu Mensch von Natur zum Leiden“ [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 25.11.1913] thematisierte. Friedrich Strindberg hatte seinem Vater das Stück am 26.12.1913 vorgelesen [vgl. Tb]. im 2.
Akt den Höhepunkt bildet. Den dritten Akt schließt eine Bluttat des wahnsinnig
gewordenen Mannes, der erst durch den Mord seiner Frau die Besinnung und
Ver|nunft erhält und so als „gesunde Bestie“zeitgenössisch verbreitetes Schlagwort für die animalische Natur des Menschen. sich verantworten muß über das,
was er als Wahnsinniger angestellt.
Mit der Ausarbeitung warte ich, unterdrücke sogar das heiße
„Muß“, da wir in den jetzigen Tagen viel zu lernen haben. Anfangs Juli haben
wir
Ich hätte gerne Lust im „Kain“ Die erste Seite der von Erich Mühsam begründeten Zeitschrift „Kain“ trug seit ihrer ersten Nummer vom April 1911 den Hinweis: „Die Beiträge dieser Zeitschrift sind vom Herausgeber. Mitarbeiter dankend verbeten.“ einen von mir geschriebenen
Aufsatz „Fatieren“bekennen, angeben, in Österreich auch: Steuer erklären. Der Aufsatz ist nicht überliefert. zu veröffentlichen, wäre nicht der HackenSchreibversehen, statt: Haken. in der Person Th. Manns, der erst vor kurzem als MitarbeiterZu der katholischen Monatsschrift „Über den Wassern“ steuerte Thomas Mann zu den ersten vier Heften des Jahrgangs 1913/14 seinen Aufsatz „Versuch über das Theater“ (1907) bei [vgl. Über den Wassern, Jg. 7, H. 1, Oktober 1913, S. 14–23; H. 2, November 1913, S. 94–100; H. 3, Dezember 1913, S. 161–168 und H. 4, Januar 1914, S. 238–244]. Die von Expeditus Schmidt 1908 begründete Zeitschrift erschien seit Herbst 1913 unter der Redaktion von Dr. Johannes Eckardt im Görres Verlag Bamberg.
einer kath.
Literaturzeitung Unwillen hervorriefGegen die liberalere Ausrichtung der katholischen Zeitschrift „Über den Wassern“ seit 1913 unter ihrem neuen Redakteur Johannes Eckardt, der zunehmend auch nichtkatholische und jüdische Autorinnen und Autoren als Beiträger verpflichtete, polemisierte ein mehrteiliger Aufsatz [Franz Eichert: Die Selbstvergiftung des katholischen Schrifttums. In: Der Gral. Monatsschrift für Kunstpflege im katholischen Geiste, Jg. 8, Heft 7, 1.4.1914, S. 424–434; Heft 8, 1.5.1914, S. 483–492; Heft 10, 1.7.1914, S. 617–627; Heft 11, 1.8.1914, S. 689–698]: „Die berechtigte Selbstachtung sträubt sich dagegen, daß katholische Zeitschriften von Autoren, die mit ihrem ganzen Schaffen der katholischen Geisteswelt so fremd und feindlich gegenüberstehen, wie […] ein Thomas Mann, […] die jedenfalls auf unsere religiösen Anschauungen nur mit mitleidigem Achselzucken oder gar mit Hohn und Spott herabsehen, von unsern katholischen Zeitschriften um das Almosen ihrer Mitarbeit angegangen werden.“ [S. 484f.] Bei Thomas Mann finde man „die ‚Poesie‘ der verfaulten Dekadenz“ [S. 485], die in einer solchen Zeitschrift zur „Irreführung des katholischen Publikums“ beitrage. Die „Beurteilung literarischer Fragen im Lichte und im Geiste katholischer Weltanschauung“ sei „von vornherein überall da ausgeschlossen […], wo nichtkatholischen, ihrer Geistesrichtung nach freisinnigen und im kirchlichen Sinne ungläubigen Autoren die Behandlung solcher Fragen […] zugeschoben wird (z. B. Thomas Mann, Versuch über das Theater […]).“ [S. 488]. | Denn Th. M. ist des wegen, d. h. wegen der Art, wie er es tat, unglimpflich
beschrieben worden. – Doch die Sache muß noch sehr durchgedacht werden und die
erste Bedingung ist: mit allen gut, praktisch auszukommen.
Indem ich Dir nun schreibe bitte ich Dich, ob Du vergessen
kannst, woran ich vielleicht schuld war Wedekind hatte einen Erpresserbrief wegen einer angeblichen Affäre mit einer Kellnerin erhalten und führte dies auf die literarischen Aktivitäten seines Sohnes zurück [vgl. Wedekind an Friedrich Strindberg, 8.5.1914]. und was ich nicht nannte, um jede
Erinnerung zu vermeiden.
Mit dieser stillen Bitte grüßt Dich
von ganzem Herzen in Liebe
Dein Friedrich
Strindberg
Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben
Man darf annehmen, dass Friedrich Strindberg aufgrund des Kontaktabbruchs durch Wedekind nicht unterrichtet war von dessen Berlin-Aufenthalt vom 22.5.1914 bis 16.6.1914 [vgl. Tb], den Brief also nach München sandte.
Salzburg
24. Mai 1914 (Sonntag)
Sicher
Salzburg
Datum unbekannt
Datum unbekannt
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia
Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13
Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.
Friedrich Strindberg an Frank Wedekind, 24.5.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (26.11.2025).
Tilman Fischer