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Kennung: 2662

Mondsee, 6. April 1914 (Montag), Brief

Autor*in

  • Strindberg, Friedrich

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Mondsee 6.4.14.


Lieber Frank!

Wie gesagt ist auch alles eingetretenvermutlich Friedrich Strindbergs planmäßig verlaufene Reise von München nach Mondsee am Abend zuvor..

Große Beunruhigung der beiden alten DamenVermutlich war, wie schon zum Jahresende 1913, Melanie Samek, die Zwillingsschwester von Friedrich Strindbergs Großmutter Marie Uhl, über die Ostertage bei ihr zu Besuch in Mondsee., da sie mich in einem Nachtlokal in München im Geiste gesehen hatten, vereckelte natürlich den Empfang. Doch am MorgenFriedrich Strindberg war demnach am 5.4.1914 mit einem Nachtzug wieder aus München, wohin er tags zuvor gereist war [vgl. Tschurtschenthaler an Wedekind, 4.4.1914], abgefahren und in Mondsee eingetroffen. war wieder alles vergessen. Meine Schwester fährt nach SchwedenKerstin Strindberg hatte die Absicht das Grab ihres Vaters August Strindberg auf dem Stockholmer Nordfriedhof zu besuchen [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 29.3.1914]. und Dr. SulzbachDer Journalist und Verleger Ernst Sulzbach und Kerstin Strindberg heirateten 1917. ist zufällig zurselben Zeit in Stockholm. Also Freude den beiden. Ich fange schon am AbschreibenNachdem Friedrich Strindberg seinem Vater am Abend zuvor aus seinem Stück „Menschenrecht“ vorgelesen hatte (siehe unten), hat Wedekind offenbar angeboten von einer Reinschrift des Stücks Kopien anfertigen zu lassen [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 11.4.1914]. an; Karl Kraus bat ich schon heute morgen brieflichDer Brief Friedrich Strindbergs an Karl Kraus ist nicht nachgewiesen., ob er die Güte haben werde, es dann, wenn es fertig ist, durchzulesen, etwa gar – wenn es gefällt,– zu verwenden. Beiliegend sende ich 12 Ansichtskarten von mirWedekind hatte seinem Sohn Geld geschickt, damit er Photographien von sich anfertigen lassen konnte [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 22.3.1914]., die leider etwas verbogen sind, sonst aber angehen.

Herzlichen Dank noch für den letzten, schö|nen AbendZum 5.4.1914 notierte Wedekind im Tagebuch: „Unterredung mit Friedrich Strindberg. Ich bestelle ihn in den Ratskeller. Mit Friedrich Strindberg im Ratskeller. Er liest mir sein Drama ‚Menschenrecht‘ vor. Café R.“, an den ich lange zurückdenken werde. Mein PlanWeitere Angaben zu Handlung und Darstellungsweise des nicht überlieferten Stücks finden sich in einem früheren Brief [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 17.2.1914]. geht im Stück dahin, Lida, das Mädchen, eine Freundin Margits, im letzten Teil mit Kurt untergehen zu lassen; Kurt kommt natürlich wieder davon. Es ist eine Natur, die alles überwindet. Auch etwas mehr Sarkasmus kommt hinein; sonst wirkt es gar – i/a/m Schluß – unreif. In dem Zwischenakt, (Episode) zwischen Pastor u. Paula, wegen der l/L/ebensfreude der kleinen Margit werde ich eine dauernde Ehe skizzieren, die der Spießer-Pastor mit einer Frau hat; sie müssen streiten, denn Sklavinnen eckeln mich an! Sie sollen streiten und zeigen wie dumm dies ist; sie wollen streiten, weil sie immer aufeinander stoßen.

Noch viele Grüße
in dauernder Liebe
Friedrich.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Mondsee
    6. April 1914 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Mondsee
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Friedrich Strindberg an Frank Wedekind, 6.4.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

24.10.2024 11:10
Kennung: 2662

Mondsee, 6. April 1914 (Montag), Brief

Autor*in

  • Strindberg, Friedrich

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Mondsee 6.4.14.


Lieber Frank!

Wie gesagt ist auch alles eingetretenvermutlich Friedrich Strindbergs planmäßig verlaufene Reise von München nach Mondsee am Abend zuvor..

Große Beunruhigung der beiden alten DamenVermutlich war, wie schon zum Jahresende 1913, Melanie Samek, die Zwillingsschwester von Friedrich Strindbergs Großmutter Marie Uhl, über die Ostertage bei ihr zu Besuch in Mondsee., da sie mich in einem Nachtlokal in München im Geiste gesehen hatten, vereckelte natürlich den Empfang. Doch am MorgenFriedrich Strindberg war demnach am 5.4.1914 mit einem Nachtzug wieder aus München, wohin er tags zuvor gereist war [vgl. Tschurtschenthaler an Wedekind, 4.4.1914], abgefahren und in Mondsee eingetroffen. war wieder alles vergessen. Meine Schwester fährt nach SchwedenKerstin Strindberg hatte die Absicht das Grab ihres Vaters August Strindberg auf dem Stockholmer Nordfriedhof zu besuchen [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 29.3.1914]. und Dr. SulzbachDer Journalist und Verleger Ernst Sulzbach und Kerstin Strindberg heirateten 1917. ist zufällig zurselben Zeit in Stockholm. Also Freude den beiden. Ich fange schon am AbschreibenNachdem Friedrich Strindberg seinem Vater am Abend zuvor aus seinem Stück „Menschenrecht“ vorgelesen hatte (siehe unten), hat Wedekind offenbar angeboten von einer Reinschrift des Stücks Kopien anfertigen zu lassen [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 11.4.1914]. an; Karl Kraus bat ich schon heute morgen brieflichDer Brief Friedrich Strindbergs an Karl Kraus ist nicht nachgewiesen., ob er die Güte haben werde, es dann, wenn es fertig ist, durchzulesen, etwa gar – wenn es gefällt,– zu verwenden. Beiliegend sende ich 12 Ansichtskarten von mirWedekind hatte seinem Sohn Geld geschickt, damit er Photographien von sich anfertigen lassen konnte [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 22.3.1914]., die leider etwas verbogen sind, sonst aber angehen.

Herzlichen Dank noch für den letzten, schö|nen AbendZum 5.4.1914 notierte Wedekind im Tagebuch: „Unterredung mit Friedrich Strindberg. Ich bestelle ihn in den Ratskeller. Mit Friedrich Strindberg im Ratskeller. Er liest mir sein Drama ‚Menschenrecht‘ vor. Café R.“, an den ich lange zurückdenken werde. Mein PlanWeitere Angaben zu Handlung und Darstellungsweise des nicht überlieferten Stücks finden sich in einem früheren Brief [vgl. Friedrich Strindberg an Wedekind, 17.2.1914]. geht im Stück dahin, Lida, das Mädchen, eine Freundin Margits, im letzten Teil mit Kurt untergehen zu lassen; Kurt kommt natürlich wieder davon. Es ist eine Natur, die alles überwindet. Auch etwas mehr Sarkasmus kommt hinein; sonst wirkt es gar – i/a/m Schluß – unreif. In dem Zwischenakt, (Episode) zwischen Pastor u. Paula, wegen der l/L/ebensfreude der kleinen Margit werde ich eine dauernde Ehe skizzieren, die der Spießer-Pastor mit einer Frau hat; sie müssen streiten, denn Sklavinnen eckeln mich an! Sie sollen streiten und zeigen wie dumm dies ist; sie wollen streiten, weil sie immer aufeinander stoßen.

Noch viele Grüße
in dauernder Liebe
Friedrich.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Mondsee
    6. April 1914 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    Mondsee
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Friedrich Strindberg an Frank Wedekind, 6.4.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
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Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

24.10.2024 11:10