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Kennung: 2648

München, 8. April 1911 (Samstag), Sonstiges

Autor*in

  • Basil, Fritz

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Vor 2 Jahren, vielleicht auch noch vor 1 JahrDie Münchner Zensurbehörde hatte am 24.5.1910 eine öffentliche Aufführung von „Tod und Teufel“ („Totentanz“) untersagt, nachdem sie Gutachten eingeholt hatte [vgl. Meyer 1982, S. 215-217], darunter auch ein am 20.4.1910 angefragtes Gutachten von Fritz Basil, der sich in seiner undatierten Stellungnahme gegen eine öffentliche Aufführung aussprach: „Wedekind will sicher moralisch und sittlich wirken, verfolgt sein Ziel aber auf ganz falschem Wege; ich muß mich dem Urteil des Herrn Weigand anschließen, daß man einem Publikum in öffentlicher Aufführung dieses Stück nicht vorsetzen darf, es eignet sich höchstens für eine intime Darstellung.“ [KSA 6, S. 686] wäre ich gegen eine öffentliche Aufführung des „Totentanzes“ gewesen – das Theaterpublikum war damals noch nicht reif genug, um Wirklichkeit und Theorie darin zu unterscheiden. – Jetzt liegt die Sache anders und besonders in München: Wedekind, der „Theoretiker und Moralist„Theoretiker“ und „Moralist“ – beide Charakterisierungen des Autors sind in der zeitgenössischen Wedekind-Rezeption zu finden.“, hat sich seine große Gemeinde hier geschaffen, sie wächst von Jahr zu Jahr, das beweisen die ausverkauften Häuser des Schauspielhauses im Monat JuliSpielzeit der beiden Wedekind-Zyklen am Münchner Schauspielhaus; der erste Wedekind-Zyklus fand im vorvorigen Jahr statt (1. bis 30.7.1909), der zweite im Vorjahr (1. bis 31.7.1910).. Dieser Gemeinde, meine ich, kann man den „Totentanz“ oder „Mephistos TodWedekind hat in einem Briefentwurf einmal bekannt, als möglichen Titel für „Totentanz“ habe ihm anfänglich „Mephistos Tod“ vorgeschwebt, was er aber aus mehreren Gründen wieder verworfen habe [vgl. Wedekind an Victor Barnowsky, 4.6.1907].“ – diesen Untertitel würde ich zu größerem Verständnisse entschieden hinzufügen – getrost in die Hände legen und es wird erschütternd auf sie wirken als eine fern von der Wirklichkeit auf Theorien aufgebaute Menschheitstragödie.

BasilFritz Basil ist außer als Hofschauspieler ausgewiesen als „K. Regisseur“ [Adreßbuch für München 1911, Teil I, S. 25], also als königlicher Regisseur, genau genommen war er als Regisseur am Münchner Hoftheater königlich bayrischer Regisseur.,
kgl. b. Reg.


München, April 1911.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 13 x 33 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Fritz Basils handschriftliches Gutachten ist in Wedekinds Nachlass erhalten, möglicherweise eine Beilage zu einem nicht überlieferten Brief, vielleicht aber auch persönlich übergeben. Es ist als „Brief“ [Meyer 1982, S. 220] bezeichnet worden.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 8.4.1911 ist als Ankerdatum gesetzt – abgeleitet von Wedekinds Notiz an diesem Tag: „Besuch bei Basil im Theater wegen Gutachten“ [Tb], wobei unklar ist, ob Wedekind das Gutachten von Fritz Basil am 8.4.1911 persönlich übergeben wurde oder er es mit ihm lediglich verabredet hat (und es dann schriftlich übermittelt eine Beilage gewesen sein kann zu einem nicht überlieferten Begleitschreiben). Es wurde angenommen, Wedekind habe Fritz Basil bei seinem Besuch am 8.4.1911 um ein „Gutachten zu ‚Totentanz‘“ gebeten, „das er im Laufe des April erhielt. [...] Von Basil [...] erhielt er den folgenden Brief:“ [Meyer 1982, S. 219f.] (es folgt ein Zitat des Gutachtens). Monat und Jahr sowie der Schreibort sind durch das Gutachten belegt („München, April 1911“).

  • Schreibort

    München
    8. April 1911 (Samstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 10
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Fritz Basil an Frank Wedekind, 8.4.1911. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

20.09.2024 12:16
Kennung: 2648

München, 8. April 1911 (Samstag), Sonstiges

Autor*in

  • Basil, Fritz

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Vor 2 Jahren, vielleicht auch noch vor 1 JahrDie Münchner Zensurbehörde hatte am 24.5.1910 eine öffentliche Aufführung von „Tod und Teufel“ („Totentanz“) untersagt, nachdem sie Gutachten eingeholt hatte [vgl. Meyer 1982, S. 215-217], darunter auch ein am 20.4.1910 angefragtes Gutachten von Fritz Basil, der sich in seiner undatierten Stellungnahme gegen eine öffentliche Aufführung aussprach: „Wedekind will sicher moralisch und sittlich wirken, verfolgt sein Ziel aber auf ganz falschem Wege; ich muß mich dem Urteil des Herrn Weigand anschließen, daß man einem Publikum in öffentlicher Aufführung dieses Stück nicht vorsetzen darf, es eignet sich höchstens für eine intime Darstellung.“ [KSA 6, S. 686] wäre ich gegen eine öffentliche Aufführung des „Totentanzes“ gewesen – das Theaterpublikum war damals noch nicht reif genug, um Wirklichkeit und Theorie darin zu unterscheiden. – Jetzt liegt die Sache anders und besonders in München: Wedekind, der „Theoretiker und Moralist„Theoretiker“ und „Moralist“ – beide Charakterisierungen des Autors sind in der zeitgenössischen Wedekind-Rezeption zu finden.“, hat sich seine große Gemeinde hier geschaffen, sie wächst von Jahr zu Jahr, das beweisen die ausverkauften Häuser des Schauspielhauses im Monat JuliSpielzeit der beiden Wedekind-Zyklen am Münchner Schauspielhaus; der erste Wedekind-Zyklus fand im vorvorigen Jahr statt (1. bis 30.7.1909), der zweite im Vorjahr (1. bis 31.7.1910).. Dieser Gemeinde, meine ich, kann man den „Totentanz“ oder „Mephistos TodWedekind hat in einem Briefentwurf einmal bekannt, als möglichen Titel für „Totentanz“ habe ihm anfänglich „Mephistos Tod“ vorgeschwebt, was er aber aus mehreren Gründen wieder verworfen habe [vgl. Wedekind an Victor Barnowsky, 4.6.1907].“ – diesen Untertitel würde ich zu größerem Verständnisse entschieden hinzufügen – getrost in die Hände legen und es wird erschütternd auf sie wirken als eine fern von der Wirklichkeit auf Theorien aufgebaute Menschheitstragödie.

BasilFritz Basil ist außer als Hofschauspieler ausgewiesen als „K. Regisseur“ [Adreßbuch für München 1911, Teil I, S. 25], also als königlicher Regisseur, genau genommen war er als Regisseur am Münchner Hoftheater königlich bayrischer Regisseur.,
kgl. b. Reg.


München, April 1911.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 13 x 33 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Fritz Basils handschriftliches Gutachten ist in Wedekinds Nachlass erhalten, möglicherweise eine Beilage zu einem nicht überlieferten Brief, vielleicht aber auch persönlich übergeben. Es ist als „Brief“ [Meyer 1982, S. 220] bezeichnet worden.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 8.4.1911 ist als Ankerdatum gesetzt – abgeleitet von Wedekinds Notiz an diesem Tag: „Besuch bei Basil im Theater wegen Gutachten“ [Tb], wobei unklar ist, ob Wedekind das Gutachten von Fritz Basil am 8.4.1911 persönlich übergeben wurde oder er es mit ihm lediglich verabredet hat (und es dann schriftlich übermittelt eine Beilage gewesen sein kann zu einem nicht überlieferten Begleitschreiben). Es wurde angenommen, Wedekind habe Fritz Basil bei seinem Besuch am 8.4.1911 um ein „Gutachten zu ‚Totentanz‘“ gebeten, „das er im Laufe des April erhielt. [...] Von Basil [...] erhielt er den folgenden Brief:“ [Meyer 1982, S. 219f.] (es folgt ein Zitat des Gutachtens). Monat und Jahr sowie der Schreibort sind durch das Gutachten belegt („München, April 1911“).

  • Schreibort

    München
    8. April 1911 (Samstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 10
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Fritz Basil an Frank Wedekind, 8.4.1911. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

20.09.2024 12:16