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Kennung: 2607

München, 22. März 1914 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Frankfurter, Eugen

Inhalt

München, Prinzregentenstraße 50.

22.III.14.


Sehr geehrter Herr GeheimratEugen Frankfurter trug den Titel Geheimer Kommissionsrat.!

Erlauben Sie, Ihnen für den freundlichen Abschluß des GastspielsFrank und Tilly Wedekind waren vom 15. bis 22.4.1914 in Stuttgart zu ihrem Gastspiel am Königlichen Hoftheater, wo sie „Erdgeist“ (am 18.4.1914), „Marquis von Keith“ (am 19.4.1914) sowie „Die Zensur“ und „Der Kammersänger“ (am 21.4.1914) spielten. Das Stuttgarter Hoftheater sandte den Gastspielvertrag am 30.3.1914 an Eugen Frankfurter, der „den von dem Künstlerpaar Wedekind unterzeichneten Gastspielvertrag“ am 3.4.1914 an den Intendanten Joachim Gans Edler zu Putlitz zurücksandte [Staatsarchiv Ludwigsburg, Akte Frank Wedekind, E 18 VI Bü 1305]. verbindlichen Dank zu sagen. Wollen Sie zugleich gestatten, der Königlichen Hoftheater Intendanz ergebenst in Vorschlag zu bringen, statt des Einakters „Die Zensur“, den Sie die Güte haben zur Aufführung anzunehmen, inliegendes kleines Versdrama: „Der | Stein der Weisen“ zu spielen. Das Thema der beiden Einakter ist ungefähr das gleiche. Nur glaube ich es in dem Versdrama bunter, amüsanter, weniger persönlich, mehr ins allgemein menschliche gestaltet zu haben. Ebenso wie in „Die Zensur“ ist auch in „Der Stein der Weisen“ nur ein einziger MitspielerDie Rollen des Famulus Leonhard, des fahrenden Schülers Kunz von Blutenburg, der Geisterscheinung Lamia und des Narren Guendolin sollte Tilly Wedekind spielen, die Rolle des Nekromanten Basilius Valentinus dürfte Frank Wedekind für sich vorgesehen haben (er spielte sie in den Inszenierungen 1911 in Wien und München) – es blieb also noch die Rolle des Pater Porphyrion in „Der Stein der Weisen“ aus dem Ensemble des Stuttgarter Hoftheaters zu besetzen. erforderlich, da die vier Rollen: Leonhard, Kunz, Lamia und Guendolin von meiner Frau dargestellt werden. Was der Einakter an AusstattungWedekind hat in den Entwürfen zu seinem Versdrama „Der Stein der Weisen“ in Bezug auf den Faust-Stoff „Das Puppenspiel vom Dr. Faust“ [KSA 6, S. 900] notiert, dessen spätmittelalterliche Handlungszeit historisch ungefähr derjenigen von Goethes „Faust“ entspricht (mit der Alchimie auch dessen Themen). „Der Stein der Weisen oder Laute, Armbrust und Peitsche. Eine Geisterbeschwörung“ (1912 unter diesem Titel in den „Gesammelten Werken“) benötigt als Ausstattung der „Szenerie“ zufolge für das „Turmgemach“ als Handlungsort: „ein vierkantiger Tisch, von drei hochlehnigen Sesseln umgeben“, „eine Ottomane“, davor „auf einem Fußgestell großer Himmelsglobus“ sowie ein „Quadrant.“ [KSA 6, S. 236] Das ist ungefähr auch die für Fausts Studierzimmer benötigte Ausstattung für eine Inszenierung von Goethes Tragödie, die am Stuttgarter Hoftheater sicherlich aufgeführt worden sein dürfte. benötigt wäre alles aus „Faust“ vorhanden. | Bis jetzt wurde „Der Stein der Weisen“ in Wien, München und anderen Städten im ganzen 15 mal von uns gespielt„Der Stein der Weisen“ hatte am 23.1.1911 an der Kleinen Bühne in Wien Uraufführung (sechs weitere Vorstellungen vom 24. bis 29.1.1911), das Stück wurde am Münchner Schauspielhaus im Rahmen des Wedekind-Zyklus gespielt (Vorstellungen am 4. und 5.2.1911 sowie am 9.3.1911), dann am 8.3.1914 bei einem Gastspiel am Bremer Schauspielhaus – alle elf Vorstellungen bis dahin mit Frank und Tilly Wedekind. Frank Wedekind hat das Stück außerdem bei Lesungen in München (11.6.1909), Hamburg (26.11.1909) und Wien (27.2.1910) präsentiert..

Der gütigen EntscheidungDie Intendanz des Stuttgarter Hoftheaters blieb bei der Entscheidung für „Die Zensur“ [vgl. Königliches Hoftheater Stuttgart an Wedekind, 24.3.1914]. der Königlichen Hoftheater Intendanz entgegen harrend mit dem Ausdruck ausgezeichneter Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 15,5 x 19 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    22. März 1914 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Staatsarchiv Ludwigsburg / Landesarchiv Baden-Württemberg

Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Akte Wedekind, Frank
Signatur des Dokuments:
E 18 VI Bü 1305, 1 Bü [Blatt 36-37; Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-324754-70]
Kommentar:
Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-324754
Standort:
Staatsarchiv Ludwigsburg / Landesarchiv Baden-Württemberg (Ludwigsburg)

Danksagung

Wir danken dem Staatsarchiv Ludwigsburg / Landesarchiv Baden-Württemberg für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Eugen Frankfurter, 22.3.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

05.06.2024 17:27
Kennung: 2607

München, 22. März 1914 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Frankfurter, Eugen
 
 

Inhalt

München, Prinzregentenstraße 50.

22.III.14.


Sehr geehrter Herr GeheimratEugen Frankfurter trug den Titel Geheimer Kommissionsrat.!

Erlauben Sie, Ihnen für den freundlichen Abschluß des GastspielsFrank und Tilly Wedekind waren vom 15. bis 22.4.1914 in Stuttgart zu ihrem Gastspiel am Königlichen Hoftheater, wo sie „Erdgeist“ (am 18.4.1914), „Marquis von Keith“ (am 19.4.1914) sowie „Die Zensur“ und „Der Kammersänger“ (am 21.4.1914) spielten. Das Stuttgarter Hoftheater sandte den Gastspielvertrag am 30.3.1914 an Eugen Frankfurter, der „den von dem Künstlerpaar Wedekind unterzeichneten Gastspielvertrag“ am 3.4.1914 an den Intendanten Joachim Gans Edler zu Putlitz zurücksandte [Staatsarchiv Ludwigsburg, Akte Frank Wedekind, E 18 VI Bü 1305]. verbindlichen Dank zu sagen. Wollen Sie zugleich gestatten, der Königlichen Hoftheater Intendanz ergebenst in Vorschlag zu bringen, statt des Einakters „Die Zensur“, den Sie die Güte haben zur Aufführung anzunehmen, inliegendes kleines Versdrama: „Der | Stein der Weisen“ zu spielen. Das Thema der beiden Einakter ist ungefähr das gleiche. Nur glaube ich es in dem Versdrama bunter, amüsanter, weniger persönlich, mehr ins allgemein menschliche gestaltet zu haben. Ebenso wie in „Die Zensur“ ist auch in „Der Stein der Weisen“ nur ein einziger MitspielerDie Rollen des Famulus Leonhard, des fahrenden Schülers Kunz von Blutenburg, der Geisterscheinung Lamia und des Narren Guendolin sollte Tilly Wedekind spielen, die Rolle des Nekromanten Basilius Valentinus dürfte Frank Wedekind für sich vorgesehen haben (er spielte sie in den Inszenierungen 1911 in Wien und München) – es blieb also noch die Rolle des Pater Porphyrion in „Der Stein der Weisen“ aus dem Ensemble des Stuttgarter Hoftheaters zu besetzen. erforderlich, da die vier Rollen: Leonhard, Kunz, Lamia und Guendolin von meiner Frau dargestellt werden. Was der Einakter an AusstattungWedekind hat in den Entwürfen zu seinem Versdrama „Der Stein der Weisen“ in Bezug auf den Faust-Stoff „Das Puppenspiel vom Dr. Faust“ [KSA 6, S. 900] notiert, dessen spätmittelalterliche Handlungszeit historisch ungefähr derjenigen von Goethes „Faust“ entspricht (mit der Alchimie auch dessen Themen). „Der Stein der Weisen oder Laute, Armbrust und Peitsche. Eine Geisterbeschwörung“ (1912 unter diesem Titel in den „Gesammelten Werken“) benötigt als Ausstattung der „Szenerie“ zufolge für das „Turmgemach“ als Handlungsort: „ein vierkantiger Tisch, von drei hochlehnigen Sesseln umgeben“, „eine Ottomane“, davor „auf einem Fußgestell großer Himmelsglobus“ sowie ein „Quadrant.“ [KSA 6, S. 236] Das ist ungefähr auch die für Fausts Studierzimmer benötigte Ausstattung für eine Inszenierung von Goethes Tragödie, die am Stuttgarter Hoftheater sicherlich aufgeführt worden sein dürfte. benötigt wäre alles aus „Faust“ vorhanden. | Bis jetzt wurde „Der Stein der Weisen“ in Wien, München und anderen Städten im ganzen 15 mal von uns gespielt„Der Stein der Weisen“ hatte am 23.1.1911 an der Kleinen Bühne in Wien Uraufführung (sechs weitere Vorstellungen vom 24. bis 29.1.1911), das Stück wurde am Münchner Schauspielhaus im Rahmen des Wedekind-Zyklus gespielt (Vorstellungen am 4. und 5.2.1911 sowie am 9.3.1911), dann am 8.3.1914 bei einem Gastspiel am Bremer Schauspielhaus – alle elf Vorstellungen bis dahin mit Frank und Tilly Wedekind. Frank Wedekind hat das Stück außerdem bei Lesungen in München (11.6.1909), Hamburg (26.11.1909) und Wien (27.2.1910) präsentiert..

Der gütigen EntscheidungDie Intendanz des Stuttgarter Hoftheaters blieb bei der Entscheidung für „Die Zensur“ [vgl. Königliches Hoftheater Stuttgart an Wedekind, 24.3.1914]. der Königlichen Hoftheater Intendanz entgegen harrend mit dem Ausdruck ausgezeichneter Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 15,5 x 19 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    22. März 1914 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Nürnberg
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Staatsarchiv Ludwigsburg / Landesarchiv Baden-Württemberg

Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Akte Wedekind, Frank
Signatur des Dokuments:
E 18 VI Bü 1305, 1 Bü [Blatt 36-37; Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-324754-70]
Kommentar:
Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-324754
Standort:
Staatsarchiv Ludwigsburg / Landesarchiv Baden-Württemberg (Ludwigsburg)

Danksagung

Wir danken dem Staatsarchiv Ludwigsburg / Landesarchiv Baden-Württemberg für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Eugen Frankfurter, 22.3.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

05.06.2024 17:27