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Kennung: 2530

München, 18. Februar 1909 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Goldschmidt, Léon
  • Literarische Gesellschaft zu Hamburg, (Verein)

Inhalt

[1. Briefentwurf:]


Literarische Gesellschaft


Fr.W. sendet an den Vorstand der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg folgende Zeilen:


Sehr geehrter Herr!

Auch Sie beehren mich mit der Anfrage, ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten Vortragsabend nicht einige Lieder zur Laute vortragen singen würde wolle könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid Antwort daraufzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. geben als wie ich was ich fr auf die nämliche Fragedurch vorangestellte Ziffer („I“) von der Zeile darunter an diese Stelle umgestellt; Beginn der durch drei Ziffern markierten Umstellung der ursprünglichen Reihenfolge („dem Vorstand des Göthebundes in Dresden auf die nämliche Frage erwidern“). demdurch vorangestellte Ziffer („II“) mit den nachfolgenden Worten in der Zeile darunter („Vorstand des Göthebundes in Dresden“) an diese Stelle umgestellt. Vorstand des Göthebundes in Dresden geben erwiderndurch vorangestellte Ziffer („III“) an diese Stelle verwiesen. mußte. Sollte Wenn sich/die/ hamburger Polizeibehörde die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten „Totentanz[“] und „Die Büchse der Pandorazu gestattet, dann würde ich mir es mir zur größten | Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute vorzutrage/zu singen/. Solange aber die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten polizeilichirrtümlich nicht gestrichen. verboten wird

Solange diese Aufführungen meiner Stücke aber nochzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. polizeilich verboten sindzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. werden würde ich durch mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung, die ich für meine ernsten Arbeiten fordern muß, beeinträchtigen.
nur die Würdigung beeinträchtigen die ich als Dramatiker für meine ernsten Arbeiten zu fordernzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. beanspruchen genötigt bin.

In vorzüglicher Hochschätzung
ergebenst
Frank Wedekind.


[2. Druck „Neue Hamburger Zeitung“:]


Frank Wedekind sendet an den VorstandVorstandsmitglieder der 1891 gegründeten Literarischen Gesellschaft zu Hamburg, die sich der literarischen Moderne verpflichtete sah [vgl. Léon Goldschmidt: Die litterarische Gesellschaft zu Hamburg. Ein Rückblick auf die ersten zehn Jahre ihres Bestehens. Hamburg 1901] und Vortragsabende veranstaltete (meist im Conventgarten), waren 1909 Léon Goldschmidt (1. Vorsitzender), Carl Müller-Rastatt (2. Vorsitzender), Fritz Winter (3. Vorsitzender), dazu drei für die Schriftführung zeichnende Personen, ein Schatzmeister, ein Bibliothekar und als Beisitzer zwölf weitere Personen [vgl. Hamburger Adressbuch 1909, Teil V, S. 133]. der „Literarischen Gesellschaft“ in Hamburg folgende Zeilen:


Sehr geehrter HerrLéon Goldschmidt, Hamburger Buchhändler und Verleger sowie langjähriger 1. Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg (seit 1902) und Gründungsmitglied des Vereins; mit ihm hat Wedekind zuvor schon korrespondiert [vgl. Wedekind an Léon Goldschmidt, 5.8.1908]. Korrespondenzadresse war seine Verlagsbuchhandlung in Hamburg (Bleichenbrücke 6) [vgl. Hamburger Adressbuch 1909, Teil V, S. 133].!

Auch Sie beehren mich mit der Anfragenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Léon Goldschmidt an Wedekind, 16.2.1909., ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten VortragsabendEine Lesung Wedekinds war zunächst für den 1.10.1908 geplant gewesen [vgl. Wedekind an Léon Goldschmidt, 5.8.1908], dann angekündigt für den 11.3.1909: „Die Literarische Gesellschaft zu Hamburg veröffentlicht ihren Vortragsplan für den kommenden Winter. Sie plant folgende Veranstaltungen: [...] Donnerstag, 11. März 1909: Vorlesung des Herrn Frank Wedekind aus seinen Dichtungen. [...] Sämtliche Veranstaltungen finden im großen Saale des Conventgartens statt“ [General-Anzeiger für Hamburg-Altona, Jg. 21, Nr. 213, 10.9.1908, S. 4]; sie kam aber nicht zustande. Wedekind allerdings las „Totentanz“ sowie „Der Stein der Weisen“ dann am 26.11.1909 in Hamburg bei seinem „Vortrag im Conventgarten“ [Tb], dem üblichen Veranstaltungsort der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg – ob von ihr veranstaltet, ist unklar, da sie weder in den Besprechungen des Vortragsabends [vgl. C.M.R. (= Carl Müller-Rastatt, Vorstandsmitglied der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg): Frank Wedekind. In: Hamburgischer Correspondent, Jg. 179, Nr. 604, 28.11.1909, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. (1); Altonaer Nachrichten, Jg. 60, Nr. 557, 28.11.1909, Morgen-Ausgabe, S. (2)], noch in der Ankündigung der Veranstaltung erwähnt ist [vgl. Hamburgischer Correspondent, Jg. 179, Nr. 591, 21.11.1909, Morgen-Ausgabe, 4. Beilage, S. 4] nicht einige Lieder zur Laute singen könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid darauf geben, als was ich auf die nämliche Frage dem Goethebund in Dresden erwidern mußtevgl. Wedekind an Dresdner Goethebund, 8.2.1909.. Wenn die Hamburger Polizeibehörde die öffentliche AufführungDie Zensur hat „Totentanz“ für Hamburg nicht freigegeben (das Stück wurde erst 1920 in Hamburg aufgeführt), Wedekind las „Totentanz“ aber am 26.11.1909 bei seinem Vortragsabend in Hamburg (siehe oben). Die Tragödie „Die Büchse der Pandora“ hatte am 23.4.1911 am Thalia-Theater in Hamburg unter der Regie von Leopold Jeßner Premiere (insgesamt fünf öffentliche Vorstellungen) [vgl KSA 3/II, S. 1266]. meiner ernsten Arbeiten „Totentanz“ und „Die Büchse der Pandora“ gestattet, dann würde ich es mir zur größten Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute zu singen. Solange die Aufführungen meiner Stücke aber polizeilich verboten sind, würde mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung beeinträchtigen, die ich für meine ernsten Arbeiten zu fordern genötigt werde.

In vorzüglicher Hochschätzung ergebenst
Frank Wedekind.


[3. Druck „Hamburgischer Correspondent“:]


Frank Wedekind sendet an den Vorstand der „Literarischen Gesellschaft“ in Hamburg folgende Zeilen: Sehr geehrter Herr! Auch Sie beehren mich mit der Anfrage, ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten Vortragsabend nicht einige Lieder zur Laute singen könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid darauf geben, als was ich auf die nämliche Frage dem Goethebund in Dresden erwidern mußte. Wenn die Hamburger Polizeibehörde die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten „Totentanz“ und „Die Büchse der Pandora“ gestattet, dann würde ich es mir zur größten Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute zu singen. Solange die Aufführungen meiner Stücke aber polizeilich verboten sind, würde mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung beeinträchtigen, die ich für meine ernsten Arbeiten zu fordern genötigt werde. In vorzüglicher Hochschätzung ergebenst Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10 x 16,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf (teilweise über nicht mehr lesbaren ausradierten Text geschrieben) steht auf zwei nebeneinander liegenden Seiten (in umgekehrter Reihenfolge des Seitenverlaufs beschrieben), die jeweils oben überschrieben sind mit „Literarische Gesellschaft“ (hier nur einmal wiedergegeben), im Notizbuch [Nb 56, Blatt 63r, 62v]; ein fingierter redaktioneller Text [Blatt 63r] ist zum Auftakt gleich mitentworfen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreibort und Schreibdatum sind durch das Tagebuch belegt. Wedekind notierte am 18.2.1909: „Schreibe Zeitungsnotiz für Hamburg nieder“ [Tb]; ein auf der Grundlage des Briefentwurfs verfasster Brief ist nicht überliefert, er dürfte aber geschrieben und an den Vorsitzenden der Literarische Gesellschaft zu Hamburg gesandt worden sein – nicht nur an die Hamburger Presse [vgl. Wedekind an Neue Hamburger Zeitung, 19.2.1909; Wedekind an Hamburgischer Correspondent, 19.2.1909].

  • Schreibort

    München
    18. Februar 1909 (Donnerstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Hamburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Neue Hamburger Zeitung

Verlag:
Hamburg : Girardet
Datum der Zeitung:
1909
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Neue Hamburger Zeitung, Jg. 14, Nr. 88, 22.2.1909, Abend-Ausgabe, S. (2); zugleich erschien der offene Brief, ebenfalls mit den von Wedekind formulierten einleitenden Worten als redaktionelle Einleitung, in einer weiteren Zeitung: Hamburgischer Correspondent, Jg. 179, Nr. 36, 22.2.1909, Abend-Ausgabe, Beilage, S. 2. ‒ Der Briefentwurfs liegt im Auszug gedruckt vor; bereinigt nach der letzten Textschicht wiedergegeben, ohne die einleitenden Worte, die in den beiden Erstdrucken wie eine redaktionelle Einleitung aussehen, ohne Anrede und Grußformel [vgl. KSA 3/II, S. 1266; KSA 6, S. 678].
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/56
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Léon Goldschmidt, (Verein) Literarische Gesellschaft zu Hamburg, 18.2.1909. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.01.2024 17:48
Kennung: 2530

München, 18. Februar 1909 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Goldschmidt, Léon
  • Literarische Gesellschaft zu Hamburg, (Verein)
 
 

Inhalt

[1. Briefentwurf:]


Literarische Gesellschaft


Fr.W. sendet an den Vorstand der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg folgende Zeilen:


Sehr geehrter Herr!

Auch Sie beehren mich mit der Anfrage, ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten Vortragsabend nicht einige Lieder zur Laute vortragen singen würde wolle könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid Antwort daraufzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. geben als wie ich was ich fr auf die nämliche Fragedurch vorangestellte Ziffer („I“) von der Zeile darunter an diese Stelle umgestellt; Beginn der durch drei Ziffern markierten Umstellung der ursprünglichen Reihenfolge („dem Vorstand des Göthebundes in Dresden auf die nämliche Frage erwidern“). demdurch vorangestellte Ziffer („II“) mit den nachfolgenden Worten in der Zeile darunter („Vorstand des Göthebundes in Dresden“) an diese Stelle umgestellt. Vorstand des Göthebundes in Dresden geben erwiderndurch vorangestellte Ziffer („III“) an diese Stelle verwiesen. mußte. Sollte Wenn sich/die/ hamburger Polizeibehörde die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten „Totentanz[“] und „Die Büchse der Pandorazu gestattet, dann würde ich mir es mir zur größten | Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute vorzutrage/zu singen/. Solange aber die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten polizeilichirrtümlich nicht gestrichen. verboten wird

Solange diese Aufführungen meiner Stücke aber nochzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. polizeilich verboten sindzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. werden würde ich durch mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung, die ich für meine ernsten Arbeiten fordern muß, beeinträchtigen.
nur die Würdigung beeinträchtigen die ich als Dramatiker für meine ernsten Arbeiten zu fordernzuerst gestrichen, durch Unterpunktung wiederhergestellt. beanspruchen genötigt bin.

In vorzüglicher Hochschätzung
ergebenst
Frank Wedekind.


[2. Druck „Neue Hamburger Zeitung“:]


Frank Wedekind sendet an den VorstandVorstandsmitglieder der 1891 gegründeten Literarischen Gesellschaft zu Hamburg, die sich der literarischen Moderne verpflichtete sah [vgl. Léon Goldschmidt: Die litterarische Gesellschaft zu Hamburg. Ein Rückblick auf die ersten zehn Jahre ihres Bestehens. Hamburg 1901] und Vortragsabende veranstaltete (meist im Conventgarten), waren 1909 Léon Goldschmidt (1. Vorsitzender), Carl Müller-Rastatt (2. Vorsitzender), Fritz Winter (3. Vorsitzender), dazu drei für die Schriftführung zeichnende Personen, ein Schatzmeister, ein Bibliothekar und als Beisitzer zwölf weitere Personen [vgl. Hamburger Adressbuch 1909, Teil V, S. 133]. der „Literarischen Gesellschaft“ in Hamburg folgende Zeilen:


Sehr geehrter HerrLéon Goldschmidt, Hamburger Buchhändler und Verleger sowie langjähriger 1. Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg (seit 1902) und Gründungsmitglied des Vereins; mit ihm hat Wedekind zuvor schon korrespondiert [vgl. Wedekind an Léon Goldschmidt, 5.8.1908]. Korrespondenzadresse war seine Verlagsbuchhandlung in Hamburg (Bleichenbrücke 6) [vgl. Hamburger Adressbuch 1909, Teil V, S. 133].!

Auch Sie beehren mich mit der Anfragenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Léon Goldschmidt an Wedekind, 16.2.1909., ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten VortragsabendEine Lesung Wedekinds war zunächst für den 1.10.1908 geplant gewesen [vgl. Wedekind an Léon Goldschmidt, 5.8.1908], dann angekündigt für den 11.3.1909: „Die Literarische Gesellschaft zu Hamburg veröffentlicht ihren Vortragsplan für den kommenden Winter. Sie plant folgende Veranstaltungen: [...] Donnerstag, 11. März 1909: Vorlesung des Herrn Frank Wedekind aus seinen Dichtungen. [...] Sämtliche Veranstaltungen finden im großen Saale des Conventgartens statt“ [General-Anzeiger für Hamburg-Altona, Jg. 21, Nr. 213, 10.9.1908, S. 4]; sie kam aber nicht zustande. Wedekind allerdings las „Totentanz“ sowie „Der Stein der Weisen“ dann am 26.11.1909 in Hamburg bei seinem „Vortrag im Conventgarten“ [Tb], dem üblichen Veranstaltungsort der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg – ob von ihr veranstaltet, ist unklar, da sie weder in den Besprechungen des Vortragsabends [vgl. C.M.R. (= Carl Müller-Rastatt, Vorstandsmitglied der Literarischen Gesellschaft zu Hamburg): Frank Wedekind. In: Hamburgischer Correspondent, Jg. 179, Nr. 604, 28.11.1909, Morgen-Ausgabe, 1. Beilage, S. (1); Altonaer Nachrichten, Jg. 60, Nr. 557, 28.11.1909, Morgen-Ausgabe, S. (2)], noch in der Ankündigung der Veranstaltung erwähnt ist [vgl. Hamburgischer Correspondent, Jg. 179, Nr. 591, 21.11.1909, Morgen-Ausgabe, 4. Beilage, S. 4] nicht einige Lieder zur Laute singen könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid darauf geben, als was ich auf die nämliche Frage dem Goethebund in Dresden erwidern mußtevgl. Wedekind an Dresdner Goethebund, 8.2.1909.. Wenn die Hamburger Polizeibehörde die öffentliche AufführungDie Zensur hat „Totentanz“ für Hamburg nicht freigegeben (das Stück wurde erst 1920 in Hamburg aufgeführt), Wedekind las „Totentanz“ aber am 26.11.1909 bei seinem Vortragsabend in Hamburg (siehe oben). Die Tragödie „Die Büchse der Pandora“ hatte am 23.4.1911 am Thalia-Theater in Hamburg unter der Regie von Leopold Jeßner Premiere (insgesamt fünf öffentliche Vorstellungen) [vgl KSA 3/II, S. 1266]. meiner ernsten Arbeiten „Totentanz“ und „Die Büchse der Pandora“ gestattet, dann würde ich es mir zur größten Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute zu singen. Solange die Aufführungen meiner Stücke aber polizeilich verboten sind, würde mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung beeinträchtigen, die ich für meine ernsten Arbeiten zu fordern genötigt werde.

In vorzüglicher Hochschätzung ergebenst
Frank Wedekind.


[3. Druck „Hamburgischer Correspondent“:]


Frank Wedekind sendet an den Vorstand der „Literarischen Gesellschaft“ in Hamburg folgende Zeilen: Sehr geehrter Herr! Auch Sie beehren mich mit der Anfrage, ob ich an dem von der Literarischen Gesellschaft in Hamburg veranstalteten Vortragsabend nicht einige Lieder zur Laute singen könne. Zu meinem größten Bedauern kann ich Ihnen keinen anderen Bescheid darauf geben, als was ich auf die nämliche Frage dem Goethebund in Dresden erwidern mußte. Wenn die Hamburger Polizeibehörde die öffentliche Aufführung meiner ernsten Arbeiten „Totentanz“ und „Die Büchse der Pandora“ gestattet, dann würde ich es mir zur größten Ehre anrechnen, vor den Gästen der Literarischen Gesellschaft meine Lieder zur Laute zu singen. Solange die Aufführungen meiner Stücke aber polizeilich verboten sind, würde mein Auftreten mit der Laute nur die Würdigung beeinträchtigen, die ich für meine ernsten Arbeiten zu fordern genötigt werde. In vorzüglicher Hochschätzung ergebenst Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Notizbuchblätter. 10 x 16,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Briefentwurf (teilweise über nicht mehr lesbaren ausradierten Text geschrieben) steht auf zwei nebeneinander liegenden Seiten (in umgekehrter Reihenfolge des Seitenverlaufs beschrieben), die jeweils oben überschrieben sind mit „Literarische Gesellschaft“ (hier nur einmal wiedergegeben), im Notizbuch [Nb 56, Blatt 63r, 62v]; ein fingierter redaktioneller Text [Blatt 63r] ist zum Auftakt gleich mitentworfen.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreibort und Schreibdatum sind durch das Tagebuch belegt. Wedekind notierte am 18.2.1909: „Schreibe Zeitungsnotiz für Hamburg nieder“ [Tb]; ein auf der Grundlage des Briefentwurfs verfasster Brief ist nicht überliefert, er dürfte aber geschrieben und an den Vorsitzenden der Literarische Gesellschaft zu Hamburg gesandt worden sein – nicht nur an die Hamburger Presse [vgl. Wedekind an Neue Hamburger Zeitung, 19.2.1909; Wedekind an Hamburgischer Correspondent, 19.2.1909].

  • Schreibort

    München
    18. Februar 1909 (Donnerstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Hamburg
    Datum unbekannt

Erstdruck

Neue Hamburger Zeitung

Verlag:
Hamburg : Girardet
Datum der Zeitung:
1909
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Neue Hamburger Zeitung, Jg. 14, Nr. 88, 22.2.1909, Abend-Ausgabe, S. (2); zugleich erschien der offene Brief, ebenfalls mit den von Wedekind formulierten einleitenden Worten als redaktionelle Einleitung, in einer weiteren Zeitung: Hamburgischer Correspondent, Jg. 179, Nr. 36, 22.2.1909, Abend-Ausgabe, Beilage, S. 2. ‒ Der Briefentwurfs liegt im Auszug gedruckt vor; bereinigt nach der letzten Textschicht wiedergegeben, ohne die einleitenden Worte, die in den beiden Erstdrucken wie eine redaktionelle Einleitung aussehen, ohne Anrede und Grußformel [vgl. KSA 3/II, S. 1266; KSA 6, S. 678].
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/56
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Léon Goldschmidt, (Verein) Literarische Gesellschaft zu Hamburg, 18.2.1909. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.01.2024 17:48