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Kennung: 2451

München, 20. Mai 1886 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Vogelsang, Arthur

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

M. d. 20.V.86 Mittags


Lieber Freund!

Du bist mir„Du bist mir nah und doch so fern“ – Vers aus der ersten Strophe des Volkslieds „Ich kenn ein Auge“ (Text: Eduard Maria Oettinger, Musik: Johann Friedrich Reichardt), das in zahlreichen Volksliedsammlungen enthalten ist; Hinweis auf die äußere Entfernung: Wedekinds Adresse – Schellingstraße 27 (3. Stock) – lag etwa 3 Kilometer entfernt von der neuen Wohnung des befreundeten Medizinstudenten Arthur Vogelsangs in der Heustraße 1a (1. Stock, rechts). zwar nah, aber doch so fern, sonst würde ich in Deine Bude steigen, so muß ich Dich schriftlich bemühen. Ich hätte Dich nämlich mit einer Bitte angehen wollen. Du weißt, wirSchweizer in München, die zum 500jährigen Jubiläum der Schlacht bei Sempach eine Festveranstaltung planten. In der Presse erschien ein Aufruf: „Schweizer in München! Die hiesigen Schweizervereine (Unterstützungsverein und Studirende) veranstalten Samstag den 3. Juli i. J. unter dem Ehrenpräsidium des eidg. Consulats im Café Victoria, Maximilianstraße, eine einfache Feier zum 500jährigen Jubiläum der Schlacht bei Sempach. Wir erlauben uns hiemit die verehrl. Herren Landsleute zu diesem patriotischen Fest freundlichst einzuladen. – Beginn Abends 8 Uhr. Der Festausschuss.“ [Neueste Nachrichten und Münchner Anzeiger, Jg. 39, Nr. 182, 1.7.1886, S. 5] wollen die Winkelried v Sempacherfeiernach dem Schweizer Nationalhelden Arnold Winkelried oder der Schlacht bei Sempach (9.7.1386), die sich am 9.7.1886 zum 500. Mal jährte, benannte Feier., auch hier in München festlich begehen. Der UnterstützungsvereinSchweizerischer Unterstützungs-Verein (Schillerstraße 45) [vgl. Adreßbuch für München 1886, Teil III, S. 80], gegründet 1848 als Schweizer Gesellschaft in München. wünscht etwas gediegenes, überläßt aber der Studentenschaft, von der aus die Anregung gegangen, die ganze Arrangirung & Führung. Ich möchte die Sache nächsten SamstagAm 29.5.1886 tagte die Festkommission, zu der Arthur Vogelsang und der Festredner Eugen Curti, ein Jurastudent, gehörten [vgl. Arthur Vogelsang an Wedekind, 4.6.1886]. zur Discussion bringen & denke mir einen Commersin der Studentensprache: festliches Trinkgelage zu offiziellen Anlässen. mit einem feierlichen ersten Akt: Festrede, Gesangsvorträge patriot. Lieder durch einen | aus Schweizern gebildeten & eingeübten (vielleicht durch GmürRudolf Gmür, später ein berühmter Schweizer Opernsänger, studierte 1886 an der Königlichen Musikschule in München (Prof. Hans Hasselbeck) Gesang.) Gesangschor, in Aussicht gestellt ist auch eine Darstellung des Winkelriedin/den/kmales in Stans1865 eingeweihtes Denkmal zu Ehren Arnold Winkelrieds, eine Dreipersonenskulptur. als lebendes Bildein durch lebende Personen nachgestelltes Kunstwerk (tableau vivante).. Das würden wir den Akademikernden Studierenden an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. überlaßen

Aber eine dichterische Schöpfung würde dem ganzen erst die rechte Weihe geben z.B. als Prolog!

Es kämen etwa 200-250 Schweizer zusammen, der ConsulGottfried Fischer (aus Tennwil im Aargau), der von 1881 bis 1910 Honorar-Konsul des Schweizerischen Generalkonsulats in München war [vgl. https://dodis.ch/R1212]. nimmt sich der Sache sehr an & unter den Studirenden findet sie sympathische Aufnahme. Darf ich Dich im Hinblick auf die patriotische Bedeutung des Festes bitten, Dich mit der besagten DichtungWedekind schrieb, wie gewünscht [vgl. auch Arthur Vogelsang an Wedekind, 4.6.1886], den „Prolog zum Winkelriedcommers in Muenchen 3 Juli 1886.“ [KSA 1/I, S. 238-242; vgl. KSA 1/II, S. 1977]. zu befaßen? Das Fest würde erst am 3. JuliDie Presse berichtete: „Letzten Samstag den 3. Juli feierten die Schweizer in München, etwa 150 Mann (Künstler, Gewerbetreibende und Studirende), im festlich geschmückten Saale des Café Victoria das fünfhundertjährige Jubiläum der Schlacht bei Sempach. Unter dem Ehrenpräsidium des schweiz. Konsuls Fischer und unter der trefflichen Leitung des cand med. Vogelsang gestaltete sich die Feier zu einer erhebenden Kundgebung der Vaterlandsliebe und des Opfersinns der Schweizer im Ausland. Reden Toaste, musikalische und Gesangsvorträge in Solo, Quartett und Gesammtchor: alles half in seltener Harmonie dazu, die an sich einfache Festlichkeit in schönster Weise vor sich gehen zu lassen. […] Cand. jur. Wedekind erntete mit seinem in feurigem Vortrag gesprochenen selbstgedichteten Prolog einen rauschenden Beifall […]. Nicht minder erfreute uns cand. jur. Curti mit seiner Festrede. […] Von ergreifendem Eindruck war auch das lebende Bild, während des Absingens des Sempacherliedes dargestellt.“ [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 66, Nr. 188, 8.7.1886, S. (2)] oder so etwas stattfinden. Also Zeit genug wäre vorhanden. Falls Du Son/ams/tags nicht kommen könntest, bitte ich Dich mir sonst wie Antwort zu geben. |

Da ich seit 1. Mai eine andere Wohnung bezogen, lautet meine Adreße:

A.V. HeustraßeHeustraße 1a (1. Stock, rechts). – Zuvor wohnte Arthur Vogelsang in der Ludwigstraße 17 (1. Stock), keine 10 Minuten Fußweg von Wedekinds „Bude“ in der Schellingstraße 27 entfernt [vgl. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1885/86, S. 90]. 1a I rechts.Heustraße 1a (1. Stock, rechts). – Zuvor wohnte Arthur Vogelsang in der Ludwigstr. 17 (1. Stock), keine 10 Minuten Fußweg von Wedekinds „Bude“ in der Schellingstr. 27 entfernt [vgl. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1885/86, S. 90].

Es grüßt Dich bestens
Dein A. Vogelsang

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Latein.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß: 13 x 21 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    20. Mai 1886 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 176
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Arthur Vogelsang an Frank Wedekind, 20.5.1886. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

16.08.2024 12:28
Kennung: 2451

München, 20. Mai 1886 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Vogelsang, Arthur

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

M. d. 20.V.86 Mittags


Lieber Freund!

Du bist mir„Du bist mir nah und doch so fern“ – Vers aus der ersten Strophe des Volkslieds „Ich kenn ein Auge“ (Text: Eduard Maria Oettinger, Musik: Johann Friedrich Reichardt), das in zahlreichen Volksliedsammlungen enthalten ist; Hinweis auf die äußere Entfernung: Wedekinds Adresse – Schellingstraße 27 (3. Stock) – lag etwa 3 Kilometer entfernt von der neuen Wohnung des befreundeten Medizinstudenten Arthur Vogelsangs in der Heustraße 1a (1. Stock, rechts). zwar nah, aber doch so fern, sonst würde ich in Deine Bude steigen, so muß ich Dich schriftlich bemühen. Ich hätte Dich nämlich mit einer Bitte angehen wollen. Du weißt, wirSchweizer in München, die zum 500jährigen Jubiläum der Schlacht bei Sempach eine Festveranstaltung planten. In der Presse erschien ein Aufruf: „Schweizer in München! Die hiesigen Schweizervereine (Unterstützungsverein und Studirende) veranstalten Samstag den 3. Juli i. J. unter dem Ehrenpräsidium des eidg. Consulats im Café Victoria, Maximilianstraße, eine einfache Feier zum 500jährigen Jubiläum der Schlacht bei Sempach. Wir erlauben uns hiemit die verehrl. Herren Landsleute zu diesem patriotischen Fest freundlichst einzuladen. – Beginn Abends 8 Uhr. Der Festausschuss.“ [Neueste Nachrichten und Münchner Anzeiger, Jg. 39, Nr. 182, 1.7.1886, S. 5] wollen die Winkelried v Sempacherfeiernach dem Schweizer Nationalhelden Arnold Winkelried oder der Schlacht bei Sempach (9.7.1386), die sich am 9.7.1886 zum 500. Mal jährte, benannte Feier., auch hier in München festlich begehen. Der UnterstützungsvereinSchweizerischer Unterstützungs-Verein (Schillerstraße 45) [vgl. Adreßbuch für München 1886, Teil III, S. 80], gegründet 1848 als Schweizer Gesellschaft in München. wünscht etwas gediegenes, überläßt aber der Studentenschaft, von der aus die Anregung gegangen, die ganze Arrangirung & Führung. Ich möchte die Sache nächsten SamstagAm 29.5.1886 tagte die Festkommission, zu der Arthur Vogelsang und der Festredner Eugen Curti, ein Jurastudent, gehörten [vgl. Arthur Vogelsang an Wedekind, 4.6.1886]. zur Discussion bringen & denke mir einen Commersin der Studentensprache: festliches Trinkgelage zu offiziellen Anlässen. mit einem feierlichen ersten Akt: Festrede, Gesangsvorträge patriot. Lieder durch einen | aus Schweizern gebildeten & eingeübten (vielleicht durch GmürRudolf Gmür, später ein berühmter Schweizer Opernsänger, studierte 1886 an der Königlichen Musikschule in München (Prof. Hans Hasselbeck) Gesang.) Gesangschor, in Aussicht gestellt ist auch eine Darstellung des Winkelriedin/den/kmales in Stans1865 eingeweihtes Denkmal zu Ehren Arnold Winkelrieds, eine Dreipersonenskulptur. als lebendes Bildein durch lebende Personen nachgestelltes Kunstwerk (tableau vivante).. Das würden wir den Akademikernden Studierenden an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in München. überlaßen

Aber eine dichterische Schöpfung würde dem ganzen erst die rechte Weihe geben z.B. als Prolog!

Es kämen etwa 200-250 Schweizer zusammen, der ConsulGottfried Fischer (aus Tennwil im Aargau), der von 1881 bis 1910 Honorar-Konsul des Schweizerischen Generalkonsulats in München war [vgl. https://dodis.ch/R1212]. nimmt sich der Sache sehr an & unter den Studirenden findet sie sympathische Aufnahme. Darf ich Dich im Hinblick auf die patriotische Bedeutung des Festes bitten, Dich mit der besagten DichtungWedekind schrieb, wie gewünscht [vgl. auch Arthur Vogelsang an Wedekind, 4.6.1886], den „Prolog zum Winkelriedcommers in Muenchen 3 Juli 1886.“ [KSA 1/I, S. 238-242; vgl. KSA 1/II, S. 1977]. zu befaßen? Das Fest würde erst am 3. JuliDie Presse berichtete: „Letzten Samstag den 3. Juli feierten die Schweizer in München, etwa 150 Mann (Künstler, Gewerbetreibende und Studirende), im festlich geschmückten Saale des Café Victoria das fünfhundertjährige Jubiläum der Schlacht bei Sempach. Unter dem Ehrenpräsidium des schweiz. Konsuls Fischer und unter der trefflichen Leitung des cand med. Vogelsang gestaltete sich die Feier zu einer erhebenden Kundgebung der Vaterlandsliebe und des Opfersinns der Schweizer im Ausland. Reden Toaste, musikalische und Gesangsvorträge in Solo, Quartett und Gesammtchor: alles half in seltener Harmonie dazu, die an sich einfache Festlichkeit in schönster Weise vor sich gehen zu lassen. […] Cand. jur. Wedekind erntete mit seinem in feurigem Vortrag gesprochenen selbstgedichteten Prolog einen rauschenden Beifall […]. Nicht minder erfreute uns cand. jur. Curti mit seiner Festrede. […] Von ergreifendem Eindruck war auch das lebende Bild, während des Absingens des Sempacherliedes dargestellt.“ [Neue Zürcher Zeitung, Jg. 66, Nr. 188, 8.7.1886, S. (2)] oder so etwas stattfinden. Also Zeit genug wäre vorhanden. Falls Du Son/ams/tags nicht kommen könntest, bitte ich Dich mir sonst wie Antwort zu geben. |

Da ich seit 1. Mai eine andere Wohnung bezogen, lautet meine Adreße:

A.V. HeustraßeHeustraße 1a (1. Stock, rechts). – Zuvor wohnte Arthur Vogelsang in der Ludwigstraße 17 (1. Stock), keine 10 Minuten Fußweg von Wedekinds „Bude“ in der Schellingstraße 27 entfernt [vgl. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1885/86, S. 90]. 1a I rechts.Heustraße 1a (1. Stock, rechts). – Zuvor wohnte Arthur Vogelsang in der Ludwigstr. 17 (1. Stock), keine 10 Minuten Fußweg von Wedekinds „Bude“ in der Schellingstr. 27 entfernt [vgl. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1885/86, S. 90].

Es grüßt Dich bestens
Dein A. Vogelsang

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Latein.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß: 13 x 21 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    20. Mai 1886 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 176
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Arthur Vogelsang an Frank Wedekind, 20.5.1886. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Anke Lindemann

Zuletzt aktualisiert

16.08.2024 12:28