Sehr geehrter Herr DoctorDr. phil. Erich Freund, der Vorsitzende der Freien literarischen Vereinigung zu Breslau [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1905, Sp. *25], der Wedekind zu einem Leseabend eingeladen hatte [vgl. Wedekind an Erich Freund, 30.8.1905]; zum Vorstand der 1896 gegründeten Freien literarischen Vereinigung (Geschäftsstelle: Ring 28, 2. Stock) gehörten außerdem der Rechtsanwalt Hermann Armer (Geschäftsleiter), der Schriftsteller Carl Biberfeld, der Redakteur Dr. Hermann Hamburger, der Universitätsprofessor Dr. Werner Sombart und der Redakteur Dr. Oskar Wilda, Vereinzweck waren „Veranstaltungen von litterarisch-künstlerischen Vortragsabenden und Theateraufführungen“ [Adressbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Breslau für das Jahr 1905, Teil III, S. 106].!
Besten Dank für Ihre
freundlichen Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Erich Freund an Wedekind, 8.11.1905.. Natürlich werde ich am 20.am 20.11.1905, an dem Wedekinds von der Freien literarischen Vereinigung zu Breslau veranstalteter Leseabend in Breslau stattfand, zu dem er an diesem Tag von Berlin anreiste: „Fahre Mittags nach Breslau [...], wohne bei Riegners. Vortrag Eingenommen M 400 Abends mit Marie Meier Dr. Freund Prof Sombart e.ct. bei Riegners“ [Tb]. Wedekind logierte in Riegner’s Hotel, ein Hotel mit Gastwirtschaft, wo er nach der Lesung in geselliger Runde mit Marie Meier, Erich Freund (Vorsitzender der Freien literarischen Vereinigung) und Werner Sombart (Vorstandsmitglied der Freien literarischen Vereinigung) zusammen war; nach einem Frühstück mit dem Hotelinhaber reiste er am 21.11.1905 zurück nach Berlin: „Frühstück in Gesellschaft von Paul Riegner, gehe zum Bahnhof Rückfahrt nach Berlin“ [Tb]. pünktlich dort seinin Breslau. Wedekinds Lesung am 20.11.1905 fand vermutlich wie im Fall von Thomas Mann (siehe unten) im Saal der Gesellschaft der Freunde statt.. Wenn wir
uns um 4 Uhr bei Riegnersum 16 Uhr in Riegner’s Hotel (Königstraße 4). Ort und Uhrzeit für das Treffen des Veranstalters mit seinen Lesegästen dürften üblich gewesen sein; auch Thomas Mann notierte für seine Lesung am 13.12.1905 in Breslau das „Hôtel Riegner“ und „Dr. Freund kommt […] nachm. gegen 4 Uhr ins Hôtel. Saal der Gesellschaft der Freunde, Graupen No 3/4“ [Thomas Mann: Notizbücher 1-6. Hg. von Hans Wysling und Yvonne Schmidlin. Frankfurt am Main 1991, S. 303] | treffen können
wird es mich sehr freuen. Mein Programm wird wie schon gesagt sein:
Scenen aus So ist das Leben
GedichteWedekind las am 20.11.1905 in Breslau nach Szenen aus „So ist das Leben“ die Gedichte „An eine Grausame Geliebte“, „Das arme Mädchen“, „Der Taler“ und „Die sieben Heller“ [vgl. KSA 1/I, S. 947, KSA 1/II, S. 1134, 1285, 1371] sowie die Erzählung „Rabbi Esra“ [vgl. KSA 6, S. 346].
Rabbi Esra
Doch halte ich es für besser, das Programm | nicht zu veröffentlichen
Weil das Gebotene so
mehr den Charakter der Überraschung wahrt.
Also auf baldiges
Wiedersehn mit ergebenstem Gruß
Ihr
Frank Wedekind.
9.11.5